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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Haber Forever Yours

Deutsche Ausgabe. Die aufregende Biografie des Sunrise Avenue Frontmanns. Für alle Fans des Finnen, seiner Band und The Voice of Germany. SPIEGEL-Bestseller

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-7453-1249-2
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Leben von Samu Haber, dem beliebten The-Voice-of-Germany-Coach und charismatischen Frontmann von Sunrise Avenue, gleicht einer Achterbahnfahrt: Als die Plattenfirmen sein Potenzial nicht erkennen, erkämpft sich der Sohn eines Deutschen und einer Finnin kurzerhand selbst seinen Platz auf dem Musikmarkt. Doch der Erfolg fordert seinen Tribut: Burn-out, zerbrochene Beziehungen, künstlerische Krisen und Verhöre durch die Kriminalpolizei inklusive. Die schonungslos ehrliche Lebensbeichte eines Jungen, der auszog, seine Träume zu verwirklichen, und den seine Liebe zur Musik durch alle harten Zeiten hindurch gerettet hat.
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1983
Durch den Fausthandschuh hindurch drücke ich Sannas Hand ganz fest und versuche, mich gerade zu halten. Ich muss selbstbewusst wirken, aber vor allem muss sich mein Griff stark anfühlen. Wir bibbern beide vor Kälte, aber wenn meine Hand ruhig genug bleibt, weiß Sanna, dass alles in Ordnung ist. Der wirbelnde Wind peitscht uns trockenen Schnee ins Gesicht. Wir stehen wie alle zwei Wochen auf dem Supermarktparkplatz in Espoo und warten. An der einen Hand halte ich Sanna, in der anderen meinen Eishockeyschläger und auf dem Rücken trage ich den Wochenendrucksack, den unsere Mutter gepackt hat. Neben mir auf dem eis- und schneebedeckten Asphalt steht die Eishockeytasche mit der Ausrüstung. Sie ist größer als ich. Sanna ist fünf. Sie sagt nichts. Ich weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, aber vorsichtshalber drücke ich die Hand meiner Schwester noch ein wenig fester. Samu ist da. Alles wird gut, auch wenn es jetzt ein bisschen kalt ist. Die Scheidung liegt erst einige Monate zurück. Papa und Mama möchten sich lieber nicht begegnen. Der Schnee wirbelt im Wind. Wir müssen nur noch eine kleine Weile warten. Ich bin sieben und verstehe noch längst nicht alles, aber ich weiß, dass ich jetzt für Sanna verantwortlich bin. Im Vergleich zu mir ist sie ein Kleinkind. Meine Schwester ist noch nicht einmal in einem Sportverein, anders als ich. Ich spiele als Verteidiger im Verein Karakallion Pallo. Ich besuche die Grundschule in Viherlaakso. Ich kann lesen und schreiben. Also muss ich auch fähig sein, mich um meine Schwester zu kümmern. Als unsere Eltern sich scheiden ließen, wurden Sanna und ich unzertrennlich. Zank und Reibereien waren seitdem Geschichte. So dachte ich jedenfalls – ich war schließlich derjenige, der die Situation immer hatte eskalieren lassen. Als Erstling der Familie wurde ich von meinen Eltern nach Strich und Faden verwöhnt. Auch als Sanna geboren wurde, wollte ich weiterhin jede Aufmerksamkeit für mich haben. Von allen. Und ich tat mein Bestes, um sie zu bekommen. Ich war zwei und Sanna ein Baby, als ich Mama fragte, ob wir ihr beide gemeinsam gegen den Kopf treten könnten. Sanna ist zu jung, um über ihre Gefühle zu reden, aber über meine weiß ich Bescheid. Die Scheidung unserer Eltern ist schwer für mich. Auf einmal ist so vieles offen. Fast alles eigentlich. Wer erledigt dies? Wer ist dafür verantwortlich? Wer tut, wer holt, wer entscheidet? Am meisten Sorgen mache ich mir allerdings um meinen Vater. Als Diplom-Ingenieur, noch dazu deutsch-finnischer Herkunft, stellt er seine Gefühle nicht zur Schau. Aber ich habe schon als kleiner Junge gespürt, dass unter der Schale ein empfindsamer Mensch steckt. Nach der Scheidung fragte ich Mama oft, wie es Papa geht. Fast jeden Tag überlegte ich, ob wir zu dritt für ihn kochen und ihm das Essen vorbeibringen sollten. Dann könnten wir auch nachsehen, ob bei ihm alles in Ordnung ist. Papas Auszug bedeutete auch, dass kein Mann mehr im Haus war. Das bedrückte mich enorm, aber ich wagte nicht, es laut auszusprechen, und ich konnte es auch nicht. All das, was Papa erledigt hatte … Irgendwer musste das ja jetzt übernehmen. Mama, ich und Sanna – es war klar, wer nun die Verantwortung hatte. Ich musste die ganze Zeit wachsam sein, denn jederzeit konnte irgendetwas anfallen. Das war wohl menschlich. Vor allem in Anbetracht meines Wesens. Bestimmt war ich nicht das einzige Kind, das in einer entsprechenden Situation so empfand. Außerdem hatte ich von klein an zugeschaut, wenn Papa und Opa alles Mögliche bauten, reparierten und bastelten. Aus dem Nichts zogen sie Häuser und Hütten hoch. Brachten Dinge in Ordnung. Immer war irgendetwas in Arbeit und immer wurde es fertig. Papas Ausbildung gab den Dingen eine bestimmte Richtung; wahrscheinlich wurden Steckdosen deshalb so ein Riesending für mich. Das werde ich nie vergessen. Sie standen für alles, was Papa konnte – wahnsinnig tolle Sachen. Obwohl es schon lange her ist, erinnere ich mich gut daran, wie er mich beim Anschließen einer Lampe warnte: Das hier nicht anfassen, da ist Strom drin, und der kann Schlimmes anrichten. Wenn damit was passiert, geht Papa kaputt, sagte er. Ich lernte also, dass Strom sehr wichtig ist, dass man mit ihm aber vorsichtig sein muss. Ich wollte nicht, dass Papa kaputtgeht. Und dann war Papa weg. Eines Nachmittags fand ich mich mit einem Schraubenzieher in der Hand vor einer Steckdose wieder und überlegte, wie dieses lebensgefährliche Ding zu reparieren sein könnte. Ich hatte diesen Job zu beherrschen, damit es Mama und meiner Schwester gutging. Die Scheidung lag schon eine Weile zurück und die Situation hatte sich in mancherlei Hinsicht beruhigt, nur nicht in meinem Inneren. Eines Abends rollte ich mich schließlich auf Mamas Schoß zusammen und fing an zu weinen. Ich kann diese Männersachen nicht, Mama. Ich kann keine Steckdosen. Ich weiß nicht, was man mit denen macht. Ich kann nichts reparieren. Ich kann die Sachen nicht, die Papa immer für uns gemacht hat. Ich bin doch erst acht. Damals konnte ich das nicht verstehen, aber heute sehe ich ganz deutlich, weshalb ich so reagierte und wie mein Weltbild zustande gekommen war. Papa hatte alles im Griff. Er wusste immer, was zu tun war und welches Projekt als Nächstes anstand. Für mich war klar, dass er überdurchschnittlich intelligent war. Ich erinnere mich gut daran, wie er mir Jahre später für die Abiprüfungen Nachhilfe in Mathe gab. Die Aufgaben waren für ihn so lächerlich einfach, dass ich mich beinahe schämte, weil ich mir so beschränkt vorkam. Bis zur Scheidung führten wir ein ganz normales Leben. Papa war beim Staat angestellt, Arbeitszeit von acht bis vier. Mama hatte die Handelshochschule bis fast zum Abschluss besucht und war danach bei einer Importfirma namens Työväline gelandet. Von der Firma ist mir nur eins in Erinnerung geblieben: dass dort ein Mann ums Leben kam, weil ein Traktor ihm über den Kopf fuhr. Das fand ich irrsinnig aufregend. In Mamas Firma kommen Leute um! Unsere Familie war nicht sonderlich groß. Mama, Opa und Oma auf der einen Seite und aus Papas Familie ein paar wenige Habers: ein Onkel und die Großeltern. Abgesehen von den gemeinsamen Bauarbeiten war Opa aus ganz anderem Holz geschnitzt als Papa. Mathematik interessierte ihn nicht die Bohne, dafür war er musikalisch. Er spielte Akkordeon, arbeitete sein Leben lang als Sortierer bei der Post, schrieb Lieder und trank gerne mal einen. Eine neuere Version des Schlagersängers Olavi Virta. Opa hatte gute Witze auf Lager und war für jeden Unsinn zu haben. Unter anderem wurde er seinerzeit Zweiter bei der Wahl zur Miss Punkaharju. Geborgenheit. Das verbinde ich mit ihm. Ich identifizierte mich stark mit Opa, auf andere Weise als mit meinem Vater. Dank Opa wurde bei uns immer gesungen oder Quatsch gemacht. Einige meiner Freunde wollten lieber nicht bei uns im Auto mitfahren, weil die Karre der Habers immer zwischen zwei Fahrspuren hin- und herschlingerte. Das Radio war voll aufgedreht und alle schmetterten im Chor, egal, welcher Song lief. Da war keine Zeit, auf die weißen Linien zu achten. Zu der Zeit war Musik noch kein zentraler Teil meines Lebens. Die absolute Nummer eins war der Sport. Eishockey und Fußball – vor allem aber Eishockey. Ich wollte von klein auf Eishockey spielen und dadurch etwas erreichen. Was genau dieser Traum beinhaltete, war unklar, aber die Suche nach dem Erfolg begann 1983 im Verein Karakallion Pallo. Zuerst übte ich, mich auf den Schläger zu lehnen, dann lernte ich allmählich auch Schlittschuhlaufen. Auf einem Eisfeld im Freien, die Mütze quoll unter dem Helm hervor und unter der Spielausrüstung kratzten die dicken langen Unterhosen. Bis zur Revolution der Funktionswäsche sollte es noch Jahrzehnte dauern. Gut am Eishockey war auch, dass daraus etwas Gemeinsames zwischen mir und meiner Mutter entstand. Ich durfte spielen und Mama hatte nach der Scheidung etwas zu tun. Eine Zeit lang war sie Teammanagerin und Schatzmeisterin oder irgend so was. Ich wiederum fand in der Eishockeyclique einen neuen Freundeskreis. Und in der Schule war ich plötzlich einen Tick cooler: Die anderen fanden es cool, wenn einer Eishockey spielte. Und ich spielte. Viel. Eigentlich tat ich nichts anderes. Jeden Tag nach der Schule direkt aufs Eis, zwischendurch irgendwo irgendwas essen, dann wieder zurück. Wir spielten so lange, wie am Feld die Lampen brannten. Und wenn sie ausgingen, saßen wir eine Weile im Schnee, warteten darauf, dass sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnten, und machten weiter. Wenn man gar nichts mehr sehen konnte, spielten wir mit einem gelben Tennisball. Je neuer und sauberer, desto besser war er zu sehen. Mein schönster Lebensinhalt waren die Auswärtsspiele mit der Mannschaft. Ich spreche nicht von Busreisen quer durch Finnland, sondern von einem stinknormalen Spiel gegen die EPS in Espoonlahti. Die paar Kilometer legten wir gemeinsam in den Autos der Eltern zurück, es waren also nicht gerade Expeditionen in ferne Länder, aber trotzdem hatten diese Tage eine unerklärliche Magie. Auch wenn als Umkleidekabine nur eine ungeheizte Baracke am...


Samu Haber wurde 1976 in Helsinki geboren. In den 2000er-Jahren begann der sensationelle Aufstieg seiner Band »Sunrise Avenue« mit Nummer-1-Hits in Deutschland und vielen anderen Ländern. Fast ohne Deutschkenntnisse wurde der sympathische Finne fünfmal Juror bei der Musikcastingshow »The Voice of Germany«, wo er mit seiner ehrlichen Art zu den beliebtesten Coaches der Sendung zählt.


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