Hart | Redemption Road - Straße der Vergeltung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

Hart Redemption Road - Straße der Vergeltung

Thriller

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

ISBN: 978-3-641-19424-6
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Junge wartet mit einer Waffe auf den Mann, der seine Mutter getötet hat. Eine Polizistin, die in Schwierigkeiten steckt, wird nach einer brutalen Schießerei mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Nach dreizehn Jahren im Gefängnis wird ein Polizist in die Freiheit entlassen - doch für wie lange?
John Hart beschreibt eine Stadt am Abgrund. Ihre Einwohner scheinen alle auf der Straße der Verdammnis unterwegs zu sein. Voller Geheimnisse, Verrat und nervenzerfetzender Spannung: Mit seinem neuen Buch beweist John Hart, dass er ein Meister des Thrillers aus den Südstaaten der USA ist.Ausgezeichnet mit dem renommierten Edgar-Allan-Poe-Award für 'Der dunkle Fluss' und 'Das letzte Kind'.

John Hart, geboren 1965 in North Carolina, arbeitete als Rechtsanwalt, bevor er sich seinen Traum erfüllte und seinen ersten Roman schrieb - »Der König der Lügen«. Es folgten »Der dunkle Fluss« und 'Das letzte Kind', die beide mit dem renommierten Edgar-Allan-Poe-Award ausgezeichnet wurden. John Hart lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Rowan County, North Carolina.
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GESTERN Die Frau war eine seltene Schönheit insofern, als sie nichts von ihrer Vollkommenheit wusste. Er hatte sie lange genug beobachtet, um das zu ahnen, aber erst als er sie kennenlernte, hatte sich erwiesen, dass er instinktiv richtiglag. Sie war bescheiden und schüchtern und leicht zu beeinflussen. Vielleicht war sie unsicher oder nicht besonders intelligent. Vielleicht war sie auch einsam oder nicht sicher, wo in dieser schwierigen Welt ihr Platz war. Im Grunde war es egal. Ihr Aussehen stimmte, und das lag an den Augen. Sie leuchteten, als sie auf dem Gehweg herankam, in ihrem Sommerkleid, das locker um ihre Knie schwang, aber nicht unschicklich aussah. Ihm gefiel, wie das Kleid wehte und wie hübsch sie Arme und Beine bewegte. Sie war hellhäutig und still. Das Haar hätte ihm anders ein bisschen besser gefallen, aber es war okay. Eigentlich ging es um die Augen. Sie mussten klar und tief und arglos sein, deshalb musterte er sie eingehend, um sich zu vergewissern, dass sich in den paar Tagen, seitdem sie sich verabredet hatten, alles unverändert war. Sie schaute sich zaghaft um, und aus der Ferne spürte er die Unzufriedenheit, die aus schlechten Männerbeziehungen und einem sinnlosen Job resultierte. Sie hatte sich mehr vom Leben erhofft. Er begriff das wie wohl die wenigsten Männer. »Hallo, Ramona.« Sie scheute merklich zurück, als sie einander jetzt so nah waren. Ihre Wimpern berührten dunkel den geschwungenen Wangenknochen, und sie legte den Kopf schräg, sodass er ihren makellosen Kiefer aus dem Auge verlor. »Ich bin froh, dass wir uns dazu entschlossen haben«, sagte er. »Ich glaube, es wird ein sinnvoll verwendeter Nachmittag werden.« »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.« Sie errötete, den Blick immer noch gesenkt. »Ich weiß, Sie sind sehr beschäftigt.« »Die Zukunft ist für uns alle wichtig, das Leben und wie man es lebt, der Beruf, die Familie, die persönliche Zufriedenheit. Da kommt es darauf an, alles zu planen und zu durchdenken. Und das muss niemand allein tun, nicht in einer Stadt wie dieser. Wir kennen einander hier. Wir helfen einander. Das werden Sie verstehen, wenn Sie länger hier sind. Die Menschen sind nett. Nicht nur ich.« Sie nickte, aber er wusste, was sie tief im Innern empfand. Sie waren einander wie zufällig begegnet, und sie fragte sich, warum sie so schnell Zutrauen gefasst hatte, vor allem zu einem Fremden. Aber das war sein Talent – sein Gesicht und seine sanfte Art und wie sie ihm vertrauten. Manche Frauen brauchten das: Geduld, eine Schulter zum Anlehnen. Wenn sie erst begriffen hatten, dass er keine romantischen Interessen verfolgte, war es einfach. Er war verlässlich und freundlich. Sie hielten ihn für einen Mann von Welt. »Dann sind Sie bereit?« Er öffnete die Wagentür, und einen Moment lang sah sie beunruhigt aus. Ihr Blick wanderte über Brandlöcher und rissiges Vinyl. »Der ist geliehen«, sagte er. »Ich bitte um Entschuldigung, aber mein normales Auto ist in der Werkstatt.« Sie nagte an der Unterlippe, und der Muskel der einen glatten Wade spannte sich. Das Armaturenbrett war fleckig, der Bodenbelag verschlissen. Sie brauchte noch einen Schubs. »Wir wollten das eigentlich morgen tun, erinnern Sie sich? Am Spätnachmittag? Kaffee und ein bisschen plaudern?« Beim Lächeln bildeten sich Fältchen in seinem Gesicht. »Wenn der Plan nicht geändert worden wäre, hätte ich den anderen Wagen. Aber Sie wollten einen anderen Tag vereinbaren. Sozusagen in letzter Minute, und wir tun es doch eigentlich für Sie …« Er ließ seine Worte in der Schwebe, damit sie sich daran erinnerte, dass sie dieses Treffen vorgeschlagen hatte, nicht umgekehrt. Sie nickte abschließend, weil es stimmte und weil sie nicht wirken wollte wie jemand, der sich für etwas so Bedeutungsloses wie ein Auto interessierte – nicht, wenn sie zu pleite war, um sich selbst eins zu kaufen. »Meine Mutter kommt morgen früh aus Tennessee.« Sie warf einen Blick zurück auf das Apartmenthaus, und neue Falten zeigten sich an ihren Mundwinkeln. »Damit habe ich nicht gerechnet.« »Ja.« »Und sie ist meine Mom.« »Das haben Sie mir erzählt. Ich weiß.« Ein frustrierter Unterton schlich sich in seine Stimme, eine leise Ungeduld. Er lächelte, um seiner Reaktion die Schärfe zu nehmen, aber er hatte nicht die geringste Lust darauf, sich an die Hinterwäldlerwurzeln erinnern zu lassen, die dieses Mädchen mit irgendeinem Hinterwäldlerkaff verbanden. »Der Wagen gehört meinem Neffen«, erklärte er. »Er ist auf dem College.« »Das erklärt es.« Sie meinte den Geruch und den Schmutz, doch sie lachte jetzt, und so lachte er auch. »Die jungen Leute«, sagte er. »Ja, genau.« Er verbeugte sich spielerisch und sagte etwas von einer Kutsche. Sie lachte, aber er achtete nicht mehr darauf. Sie saß schon im Wagen. »Ich mag Sonntage.« Sie richtete sich auf, als er sich hinter das Steuer schob. »Die Stille, die Ruhe. Keine Erwartungen.« Sie strich sich das Kleid glatt und zeigte ihm die Augen. »Lieben Sie den Sonntag nicht?« »Doch, natürlich«, sagte er, obwohl es ihm völlig egal war. »Haben Sie Ihrer Mutter erzählt, dass wir uns treffen?« »Natürlich nicht«, sagte das Mädchen. »Das gäbe eine Million Fragen. Sie würde sagen, ich sei aufmerksamkeitsbedürftig oder verantwortungslos und ich hätte besser sie anrufen sollen.« »Vielleicht unterschätzen Sie sie.« »Nicht meine Mutter. Nein.« Er nickte, als verstehe er ihre Vereinsamung. Die Mutter erdrückend, der Vater distanziert oder tot. Er drehte den Zündschlüssel, und es gefiel ihm, wie sie dasaß – mit geradem Rücken, die Hände sittsam im Schoß gefaltet. »Die Menschen, die uns lieben, neigen dazu, zu sehen, was sie sehen wollen, nicht das, was wir wirklich sind. Ihre Mutter sollte genauer hinschauen. Ich glaube, sie wäre angenehm überrascht.« Diese Bemerkung machte sie glücklich. Er fuhr los und redete genug, um dafür zu sorgen, dass sie es blieb. »Was ist mit Ihren Freunden?«, fragte er. »Arbeitskollegen? Wissen die Bescheid?« »Sie wissen nur, dass ich mich heute mit jemandem treffe und dass es privat ist.« Sie lächelte und zeigte ihm die warmen, tiefgründigen Augen, die ihn überhaupt erst angezogen hatten. »Sie sind sehr neugierig.« »Das glaube ich«, sagte er, und sie lächelte zum zweiten Mal. Sie brauchte ein Dutzend Minuten, bis sie die erste sinnvolle Frage stellte. »Moment mal. Ich dachte, wir wollten Kaffee trinken.« »Vorher fahre ich mit Ihnen woandershin.« »Was meinen Sie damit?« »Es ist eine Überraschung.« Sie reckte den Hals, als die Stadt hinter ihnen versank. Felder und Wälder erstreckten sich in alle Himmelsrichtungen. Anscheinend bekam die leere Straße eine neue Bedeutung. Sie hob die Finger und berührte ihren Hals, ihre Wange. »Meine Freunde erwarten mich.« »Ich dachte, Sie hätten ihnen nichts erzählt?« »Habe ich das gesagt?« Er sah sie an, ohne zu antworten. Der Himmel draußen war violett, und die Sonne leuchtete orangegelb zwischen den Bäumen auf. Der Stadtrand lag weit hinter ihnen, und eine verlassene Kirche stand still auf einer Anhöhe in der Ferne. Der Turm war eingestürzt, als habe er das Gewicht des dunkler werdenden Himmels nicht mehr tragen können. »Ich liebe Kirchenruinen«, sagte er. »Was?« »Sehen Sie sie nicht?« Er streckte den Zeigefinger aus, und sie starrte das uralte Gemäuer an, das verbogene Kreuz. »Ich verstehe nicht.« Sie war beunruhigt, bemühte sich aber, so zu tun, als wäre alles normal. Er beobachtete die Schwarzdrosseln, die sich auf der Ruine niederließen. Kurze Zeit später bat sie ihn, sie nach Hause zu bringen. »Ich fühle mich nicht wohl.« »Wir sind fast da.« Jetzt hatte sie Angst, das merkte er – Angst vor seinen Worten und der Kirche und dem seltsamen flachen Pfeifen, das zischend zwischen seinen Lippen hervorkam. »Sie haben sehr ausdrucksvolle Augen«, sagte er. »Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?« »Ich glaube, mir wird schlecht.« »Das wird es schon nicht.« Er bog auf einen Kiesweg ab, und die Welt bestand aus Bäumen und Dämmerung und der Hitze ihrer Haut. Als sie an einem offenen Gatter in einem rostigen Zaun vorbeikamen, fing sie an zu weinen, erst leise, dann lauter. »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte er. »Warum tun Sie das?« »Was tue ich denn?« Sie weinte heftiger, rührte sich jedoch nicht. Der Wagen rollte zwischen den Bäumen hervor auf eine Lichtung, die unter Unkraut, alten Maschinen und rostigem Metall erstickte. Ein leerer Silo ragte rund und streifig in die Höhe. Der obere Rand war vom Licht der...


Hart, John
John Hart, geboren 1965 in North Carolina, arbeitete als Rechtsanwalt, bevor er sich seinen Traum erfüllte und seinen ersten Roman schrieb – »Der König der Lügen«. Es folgten »Der dunkle Fluss« und "Das letzte Kind", die beide mit dem renommierten Edgar-Allan-Poe-Award ausgezeichnet wurden. John Hart lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Rowan County, North Carolina.


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