Hautzinger | Akute Depression | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 40, 125 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Hautzinger Akute Depression

E-Book, Deutsch, Band 40, 125 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8444-3167-4
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Niedergeschlagenheit, emotionale Leere, Antriebslosigkeit, Interessenverlust und zahlreiche körperliche Beschwerden sind wesentliche Merkmale von akuten Depressionen. Sie gehören zu den häufigsten psychischen Beeinträchtigungen und können in allen Lebensphasen auftreten. Akute Depressionen zählen mit zu den häufigsten Gründen für Krankschreibung, Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung und haben damit gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Inzwischen liegen erfolgreiche psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten vor, die u.a. Eingang in die Nationale Versorgungsleitlinie unipolare Depression gefunden haben und über die in der Neubearbeitung dieses Bandes berichtet wird.
Der Band beschreibt die Symptomatik akuter Depressionen und geht dabei auch auf die neuen Diagnosekriterien und -kategorien nach ICD-11 ein. Zudem wird aktuelles Wissen zur Ätiologie, zu diagnostischen Verfahren, zur Psychotherapieforschung sowie zur Wirksamkeit von Behandlungen vermittelt. Ausführlich wird anschließend die Behandlung akuter depressiver Episoden und dysphorischer Zustände vorgestellt. Hierbei werden insbesondere die Behandlungsphasen und -elemente der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und Interpersonellen Psychotherapie (IPT) aufgezeigt, da sich diese empirisch bewährt haben. Ziel ist es, die depressive Spirale zu stoppen und umzukehren, die depressive Symptomatik zu lindern und die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Der Band vermittelt die Standards erfolgreicher Therapie akuter Depressionen.
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Zielgruppe


Psychotherapeut_innen, Klinische Psycholog_innen, Psychiater_innen, Berater_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Weitere Infos & Material


|1|Einführung
Fallbeispiel: 29-jährige Patientin mit der Diagnose „Depressive Episode, schwergradig, ohne psychotische Symptome (ICD-11: 6A70.3)“ Die 29-jährige Patientin wurde nach einem Suizidversuch mit Tabletten an den Weihnachtstagen von einer Nachbarin in die psychiatrische Klinik gebracht und dort notfallmäßig aufgenommen. Die Suizidhandlung war die Folge des Endes einer Beziehung zum „Mann ihres Lebens“. Die Trennung lag über sechs Monate zurück. Trotz antidepressiver Medikamente, die ihr vom Hausarzt verschrieben worden waren, war die Patientin sehr antriebslos und depressiv verstimmt. Sie hielt sich am liebsten im Bett auf, war seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Auf Befragen, wie es ihr gehe, sagt sie, sie wisse nicht, wie es mit ihrem Leben weitergehen könne. Sie sei gescheitert und kann ihrer Familie nicht mehr unter die Augen treten. Alles sei ohne Sinn. Sie war hoffnungslos, voller Selbstzweifel, hatte keinen Appetit und bereits stark abgenommen. Die Patientin wurde als zweites Kind einer mittelständischen Familie geboren und wuchs in einer Kleinstadt auf. Der Vater ist Elektroingenieur, die Mutter Hausfrau. Sie hat einen älteren Bruder, der mit seiner Familie in der Nähe der Eltern lebt. Sie beschreibt die Herkunftsfamilie als äußerst harmonisch. Nachbarn hätten die Eltern gefragt, „wie diese es denn geschafft hätten, solch brave Kinder aufzuziehen“. Auch während der Pubertät sei sie ein „gutes Kind“ gewesen. Zu familiären Spannungen sei es nie gekommen. Die Patientin besuchte die Grundschule, danach das Gymnasium. Zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr habe sie extreme Schwierigkeiten mit ihren Klassenkameradinnen gehabt. Sie sei zwar nur einmal von einer Klassenkameradin verprügelt worden, das Schlimmste sei jedoch gewesen, dass die Mitschüler sie als Streberin verachtet hätten und eifersüchtig gewesen seien, weil die Lehrer sie wegen ihrer guten schulischen Leistungen gemocht hätten. Sie sei Außenseiterin gewesen und habe auch im Gegensatz zu anderen Mitschülerinnen keinen Freund gehabt. Ohne den Rückhalt der Familie hätte sie diese Zeit nicht überstanden. Sie habe sich nach dem Abitur für ein Stipendium an einer Universität in den USA qualifiziert. Sie habe dort den Abschluss zum „Bachelor of Business Administration“ gemacht und danach angefangen, bei einer Fluggesellschaft zu arbeiten. Vor zwei Jahren habe sie |2|sich bei der Lufthansa beworben und ist dort bis heute tätig. Ihr Lebensziel sei es jedoch, eine Familie zu haben, die ähnlich harmonisch sei wie ihre Herkunftsfamilie. Die gescheiterte Beziehung habe vor ca. zwei Jahren begonnen. Der Mann hat sie wegen einer anderen Frau verlassen. Die aktuellen Problembereiche sind die akute depressive Verstimmung mit Antriebs- und Perspektivlosigkeit vor dem Hintergrund der sozialen Isolation, der hoffnungslosen Kognitionen und der Entwurzelung aus dem sozialen Umfeld. Es dominieren Gedanken wie „Ich weiß nicht, wie ich ohne ihn leben soll“, „Ich kann niemandem mehr trauen“, „Ich kann meiner Familie nicht mehr unter die Augen treten“, „Alles ist mein Fehler“, „Ich werde nie eine Familie, Kinder haben“. Sie zieht sich völlig zurück, pflegt nicht mal mehr Kontakt zur eigenen Familie, isst nichts mehr, raucht nur noch, isoliert sich völlig, ist permanent angespannt, verzweifelt und hoffnungslos. Eine akute Depression ist gekennzeichnet durch die Beeinträchtigung der Stimmung, Gefühle der Niedergeschlagenheit, Ängste, Verlust der Freude, emotionale Leere, Antriebslosigkeit, Interesseverlust und zahlreiche körperliche Beschwerden. Depressionen gehen mit Beeinträchtigungen der gesamten Lebensführung und hohem Leidensdruck einher, da von Depressionen in zentraler Weise das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl berührt wird. Rechnet man mildere Formen depressiver Beeinträchtigungen sowie resignativ-depressive Reaktionen bei anderen psychischen und körperlichen Erkrankungen mit, dann sind Depressionen vermutlich die häufigsten und in allen Lebensabschnitten vorkommenden psychischen Beeinträchtigungen. Viele der genannten Gefühlszustände und Beschwerden kennen jedoch alle Menschen. Sie sind, wenn sie eine bestimmte Dauer und/oder Intensität nicht überschreiten, normale, gesunde Reaktionen auf die Erfahrungen von beispielsweise Verlusten, Misserfolgen, Enttäuschungen, Belastungen, Zeiten der Ziellosigkeit, der Einsamkeit oder der Erschöpfung. Wann und wodurch die Grenze zwischen diesen normalen Reaktionen und den als klinisch auffällig betrachteten Symptomen überschritten wird, gehört unverändert zu den ungelösten Fragen im Zusammenhang mit depressiven Störungen. In diesem Buch geht es um die akute Depression. Eine akute Depression kann diagnostisch als einzelne oder wiederholt auftretende „depressive Episode“ (6A70, 6A71), als Dysthyme Störung (6A72), als Prämenstruelle dysphorische Störung (GA34.41), als Sonstige näher bezeichnete depressive Störung (6A7Y) oder als Nicht näher bezeichnete depressive Störung (6A7Z) diagnostisch nach ICD-11 verschlüsselt werden (vgl. Kasten). |3|Diagnostische Kategorien depressiver Störungen nach ICD-11 (6A7)1 Einzelne depressive Episode (6A70) Einzelne depressive Episode, leichtgradig (6A70.0) Einzelne depressive Episode, mittelgradig, ohne psychotische Symptome (6A70.1) Einzelne depressive Episode, mittelgradig, mit psychotischen Symptomen (6A70.2) Einzelne depressive Episode, schwergradig, ohne psychotische Symptome (6A70.3) Einzelne depressive Episode, schwergradig, mit psychotischen Symptomen (6A70.4) Einzelne depressive Episode, Schweregrad nicht näher bezeichnet (6A70.5) Einzelne depressive Episode, gegenwärtig in Teilremission (6A70.6) Einzelne depressive Episode, gegenwärtig in Vollremission (6A70.7) Rezidivierende Depressive Störung (6A71) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig leichtgradige Episode (6A71.0) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode, ohne psychotische Symptome (6A71.1) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode, mit psychotischen Symptomen (6A71.2) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwergradige Episode, ohne psychotische Symptome (6A71.3) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwergradige Episode, mit psychotischen Symptomen (6A71.4) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtige Episode, Schweregrad nicht näher bezeichnet (6A71.5) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig in Teilremission (6A71.6) Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig in Vollremission (6A71.7) Dysthyme Störung (6A72) Zusatzcodierungen für Symptomatik und Verlauf Depressive Episode mit ausgeprägten Angstsymptomen (6A80.0) Depressive Episode mit Panikattacken (6A80.1) ...


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