Heiden | Bergkristall - Folge 266 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 266, 64 Seiten

Reihe: Bergkristall

Heiden Bergkristall - Folge 266

Wenn Liebe in den Sternen steht

E-Book, Deutsch, Band 266, 64 Seiten

Reihe: Bergkristall

ISBN: 978-3-7325-3571-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Die Wahrsagerin sieht die Brauneggers an und blickt dann auf die kleine Silvia, die der ganze Stolz ihrer Eltern ist.

"Du wirst das schönste Madel weit und breit werden", prophezeit sie dem Kind. "Die Männer werden dich begehren, du jedoch wirst dein Herz nur dem einen schenken, der dich auf Händen trägt. Aber ein Schatten wird auf eurem Glück liegen, denn deinem Geliebten gehören nur die Sterne am Himmel." Damit wendet sie sich ab und geht langsam davon.

"Hat man schon einmal solchen Unfug gehört?" Schorsch Braunegger schüttelt den Kopf.
"Ich bin mir nicht so sicher, ob es Unfug ist." Die Stimme seiner Frau klingt ganz merkwürdig. Es ist, als ahnt Hedwig, dass die Weissagung sich eines fernen Tages bewahrheiten soll ...
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Sie stand im hellen Sonnenlicht und sah so hinreißend schön aus, dass Thomas für drei Sekunden die Augen schloss und überwältigt aufseufzte. Manchmal konnte er sein Glück kaum fassen. „Träum net!“, mahnte der Braunegger-Schorsch reichlich unfreundlich. „Gib mir die Zange her, bevor du einschläfst!“ Der Bauer schaute missbilligend der hektischen Suchaktion seines Gehilfen zu. „Ich seh die Zange nirgends“, erklärte Thomas. „Wo hast du sie denn fallen lassen?“ „Du bist zu nix nütze!“, rief Schorsch grimmig aus und blies erbost die Wangen auf. „Bloß den Madeln hinterherstarren, dass dir die Augen aus dem Kopf fallen, das kannst du.“ Nicht den Madeln, korrigierte Thomas Köhler belustigt im Stillen, nur einem Madel, der einzigen Frau, der jemals sein Herz gehören würde. Sie hieß Silvia Braunegger und war leider die Tochter dieses grimmigen Zeitgenossen, der sie obendrein noch bewachte wie einen kostbaren Goldschatz. Darin, dass es sich bei dem Madel um eine Kostbarkeit handelte, stimmte Thomas seinem Arbeitgeber ja auch begeistert zu. Aber wozu taugte ein solches Kleinod wie die Silvia, wenn sie ständig vom eifersüchtigen Vater unter Verschluss gehalten wurde? „Hier ist die Zange!“, rief Thomas triumphierend. „Beim letzten Pfahl ist sie dir aus der Hand gefallen.“ Schorsch Braunegger knurrte etwas Unverständliches vor sich hin und nahm das Werkzeug mit einer unwirschen Bewegung entgegen. Er konnte es nicht ausstehen, wenn ihm sein Knecht widersprach, auch nicht, wenn dieser im Recht war. Die beiden reparierten seit den frühen Morgenstunden den Weidezaun. Strahlend und verheißungsvoll war die Sonne heraufgezogen und hatte das liebliche Großweidener Tal in eine alpine Traumlandschaft verwandelt. Ein warmer Altweibersommer entschädigte die Alpenbewohner und Urlauber für die anhaltende Schlechtwetterperiode, die vorausgegangen war. Ganz bewusst atmete der junge Bursch die gute und klare Luft ein, bevor er mit ein paar gezielten Schlägen einen der schweren Eisenpfähle in den Erdboden rammte. Missmutig und verdrossen spannte der Braunegger-Bauer einen neuen Draht in die Zwischenräume. Obwohl der Köhler-Thomas kräftig anpacken konnte und auch sonst nicht auf der faulen Haut lag, verspürte Silvias Vater in der Nähe dieses Burschen immer ein ungutes Gefühl, was er sich aber nicht so recht erklären konnte. Deshalb blieb er auf der Hut, um nötigenfalls sofort einschreiten zu können. Schorschs Hauptsorge galt seiner einzigen Tochter Silvia. Das blitzgescheite, fleißige und bildschöne Madel war in der ganzen Gegend beliebt. Das gefiel dem Schorsch. Und es gefiel ihm auch wieder nicht. In seinem Herzen wusste er, dass Silvia natürlich heiraten und Kinder kriegen würde. Mit ihren dreiundzwanzig Jahren war sie durchaus alt und reif genug, um eine eigene Familie zu gründen. Bewerber gab es im Großweidener Tal genug, unter ihnen stattliche Burschen, die zum Teil schon den Hof ihres Vaters übernommen hatten. Andererseits hatte der Schorsch an jedem der Bewerber etwas auszusetzen. Im Grunde war ihm keiner gut genug für sein Madel. Und weil sein Kind etwas ganz Besonderes war, musste der passende Bursch dafür erst noch gebacken werden. „Was willst du eigentlich, Papa?“, hatte sein Töchterchen erst vor Kurzem mit keckem Augenaufschlag von ihm wissen wollen. „Soll ich heiraten oder doch lieber eine alte Jungfer werden? Dann hast du mich aber dein Lebtag lang am Hals.“ Wie immer, wenn ihm keine passende Antwort einfiel, hatte er sich aufs Knurren verlegt. Damit war für ihn jede Diskussion beendet. „So, das wäre geschafft“, sagte Thomas abschließend, nachdem sie noch eine weitere Stunde schweigend gearbeitet hatten. Aber auch diese Bemerkung missfiel dem Schorsch, weil er der Meinung war, diese Feststellung stehe nur ihm, dem Bauern, zu. Während er noch angestrengt über eine deftige Zurechtweisung nachdachte, suchte Thomas schon das Werkzeug zusammen, schulterte es und machte sich pfeifend auf den Heimweg. Dem Schorsch blieb nichts anderes übrig, als seinem aufmüpfigen Knecht zu folgen. „Dein loses Mundwerk wird dich noch um Kopf und Kragen bringen“, prophezeite der Schorsch schließlich mit grimmigem Gesichtsausdruck, als sie den Hof erreichten. Doch Thomas reagierte nicht, weil er keinen Streit wollte. Solche Sprüche kannte er vom Braunegger zur Genüge. Seit er auf dem Hof arbeitete, bekam er Schorschs Weisheiten zu hören, und er hatte sich längst abgewöhnt, dem Bauern Widerpart zu bieten. Dennoch fragte sich der Köhler-Thomas immer öfter besorgt, wie es denn nun weitergehen sollte. Entweder musste Schorsch eines Tages die Wahrheit erfahren, oder aber das Versteckspiel ging immer weiter. Beide Möglichkeiten verursachten dem stattlichen Mannsbild erhebliche Magenschmerzen. Viel hätte er darum gegeben, einen Blick in die Zukunft werfen zu können. *** Sonntagnachmittags gaben sich auf dem Braunegger-Hof die Burschen der Umgebung die Türklinke in die Hand. Silvia empfing sie alle mit einem strahlenden Lächeln, bat sie, am Stubentisch Platz zu nehmen, und bot ihnen Bier oder Likör an. Häufig ging es recht lustig zu unter den jungen Leuten. Silvia war gern fröhlich. Und immer, wenn jemand witzige Geschichten erzählte, konnte man überall auf dem Hof ihr glockenhelles Lachen hören. Natürlich auch Thomas, der sich von Herzen mit dem Madel freute, wusste er doch, dass keiner der Kandidaten in die engere Wahl kam. Manchmal aber zog sich das Gespräch in der Bauernstube wie Strudelteig, besonders dann, wenn – wie im Augenblick – der Pichlkostner-Ferdi zu Besuch war. Dieser Bewerber zeichnete sich durch große Schweigsamkeit aus, was ihm zwar die Achtung des Braunegger eintrug, aber keineswegs Silvias Interesse. Immer wieder warf das Madel verstohlene Blicke auf die Uhr, seufzte gelegentlich unüberhörbar oder deutete ein kleines Gähnen an. „Du, Ferdi, sei net bös, aber ich muss noch in den Stall“, sagte sie in diesem Augenblick zu dem großen, stämmigen Burschen mit dem runden Kindergesicht. „Du kannst ruhig bleiben“, entschied der Braunegger, der wieder einmal dabeisaß, um auf seine Silvia aufzupassen, obwohl es ihn herzlich wenig interessierte, was die beiden jungen Leute sich zu sagen hatten. „Die Stallarbeit übernimmt der Thomas.“ Gelegentlich nickte der Bauer auch ein, wobei sein Kopf auf die Brust fiel. Da er aber um keinen Preis der Welt wichtige Momente verschlafen wollte, stützte er das kantige Kinn in die Hand, wechselte von rechts nach links und versuchte krampfhaft, dem Gespräch der jungen Leute zu folgen. Wenn er wenigstens rauchen dürfte! Dann hätte sich das „Aussitzen“ auf der Ofenbank viel besser ertragen lassen. Aber seine Frau hatte ihm strengstens untersagt, in der guten Stube seine heißgeliebte Pfeife anzustecken. Wenn er es trotzdem tat, konnte sie richtig ungemütlich werden und schimpfte wie ein Rohrspatz über den unerträglichen Gestank. Ihm blieb dann nur noch mit eingezogenem Kopf die Flucht ins Freie. Da er aber jetzt unbedingt wieder einmal dem Madel und seinem Besucher beisitzen musste, verzichtete er heldenhaft auf Tabak und Qualm. Schließlich stand der Ferdi auf, verabschiedete sich hölzern vom Bauern und seiner schönen Tochter, um hinaus zu stapfen. „Der Kerl kriegt ja den Mund net auf“, fasste der Schorsch zusammen. „Was will er überhaupt?“ „Gute Frage, Papa“, stimmte Silvia dem Vater fröhlich zu. „Woher soll ich das wissen? Ehrlich gesagt, mich interessiert’s auch net.“ „Würdest du ihn denn wollen?“, forschte der Bauer nach. „Ich könnte ja mit ihm reden.“ „Untersteh dich, Papa! Willst du wirklich den Ferdi zum Schwiegersohn?“ „Warum net?“ Der Schorsch zog die Schultern hoch. „Der Pichlkostner ist kräftig und gesund und arbeitet für zwei. Außerdem ist er wohlhabend. Genau so einen Burschen braucht der Hof.“ Silvia setzte sich auf die Tischkante. „Und ob er mir gefällt, spielt wohl überhaupt keine Rolle?“ Schorsch schnaufte kurz auf, dann erhob er sich ebenfalls, um die Stube zu verlassen. Seine Anwesenheit war ja nun nicht mehr erforderlich, der Wunsch nach einer Pfeife wurde in ihm übermächtig. Und der fragende Blick aus Silvias großen blauen Augen war ihm von Herzen unangenehm. Silvia aber dachte nicht länger über den langweiligen Sonntagnachmittag nach, sondern ging in die Küche, um ihrer Mutter bei den Essensvorbereitungen zu helfen. „Ist er endlich weg?“, erkundigte sich Mutter Hedwig. „Der hat vielleicht ein Sitzfleisch, das glaubst du ja net.“ „Dabei weiß ich net einmal, was er überhaupt von mir will. Manchmal schaut er mich so merkwürdig an, aber er bringt einfach kein Wort heraus.“ „Er will dich heiraten, daran gibt’s keinen Zweifel, Kind. Am liebsten würd er dich mit seinen Blicken verschlingen. Manche Burschen tun zwar sehr überheblich, besonders, wenn sie mit ihresgleichen über die Madeln reden, aber in Wirklichkeit sind sie doch sehr schüchtern und können schon gar net ihre Gefühle ausdrücken. Der Pichlkostner gehört dazu. Ein Spätzünder ist er.“ „Mag ja sein“, meinte Silvia leichthin. „Aber ich mag ihn trotzdem net heiraten. Liebe muss doch auch dabei sein, oder?“ Die Bäuerin seufzte und legte für einen Augenblick den Arm um die Schultern ihrer Einzigen. Manchmal war sie versucht, ihrem Kind von der Wahrsagerin zu erzählen, die vor zwanzig Jahren auf dem Braunegger-Hof erschienen und erst nach...


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