Heitkamp / Daut / Heidemann | German Kaiju | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 378 Seiten

Heitkamp / Daut / Heidemann German Kaiju

E-Book, Deutsch, 378 Seiten

ISBN: 978-3-945230-39-8
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Markus Heitkamp erfüllt sich mit Hilfe des Leseratten Verlages einen Traum. Als bekennender Nerd und extremer Kaiju-Fanatiker wollte er schon immer in einer exklusiven Auswahl an Geschichten zusammen mit der Creme der phantastischen Literatur Deutschland zerstören. So kam es zu dem Projekt und dann zu dem Buch "German Kaiju", eine Hommage an all die irrwitzigen japanischen Monsterfilme. Nach dem Buch ist nichts mehr, wie es war.
Heitkamp / Daut / Heidemann German Kaiju jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Nakama, der Schrecken vom Mond
        Im nervösen Flackern der Kathodenstrahlröhren hält Wotans Auge seine ewige Wacht. Die stählerne Kugel beobachtet durch einen Kranz hochwertiger Zeiss-Objektive die Nachrichtenprogramme auf allen hundertzwanzig Schwarzweiß-Monitoren gleichzeitig, während ihren empfindlichen Mikrofonen kein Wort der Kommentatoren entgeht. »… soeben erfahren, hat Armin Strohm vom Balkon des Frankfurter Römers eine Hakenkreuz-Fahne entrollt. Damit tritt die Besetzung des Rathauses in eine kritische Phase …« Wotans Auge rotiert und fährt eines der Objektive in Richtung des Monitors aus, dessen Lautsprecher diese Nachricht verkündet hat. Auf dem Pol der Kugel beginnt eine kleine rote Lampe zu blinken. Ein zweiter Bildschirm zeigt das Rathaus aus einer leicht verschobenen Perspektive. Schnitt. Das Hakenkreuz füllt das Bild. »… après la victoire électorale du RDV, Armin Strohm a occupé le Römer …« Ein Monitor nach dem anderen infiziert sich mit dem Nazi-Symbol. Aus der erregt klingenden Moderation des Al-Jazeera-Sprechers sticht der deutsche Name hervor wie Blut auf einem weißen Laken: »Armin Strohm!« Die Kugel dreht sich hektisch. Sämtliche Objektive sind ausgefahren. »… seine Partei, die sich Retter des Deutschen Volkes nennt, hatte bei der gestrigen Bundestagswahl überraschend die meisten Stimmen geholt.« »But who is this man? Armin Strohm, who turned thirty-one just two weeks ago …« »… Armin Strohm …« »… gibt es in Deutschland knapp neunzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder eine große Zustimmung für nationalsozialistisches …« »… Armin Strohm!« »Armin Strohm.« »Strohm.« Die Rotation des Auges stoppt abrupt. Aus dem Blinken der Lampe ist ein permanentes Glühen geworden. In den Elektronenrechnerbänken, die Wotans Gehirn bilden, läuft das Erweckungsprotokoll an. Ein Regiment von Lochstreifendruckern stanzt Kommandos in Endlosfolien, die sich über Walzen und Umlenkrollen in die angrenzende Kaverne schlängeln und in Lesegeräte einfädeln. In der Mitte der gewaltigen Höhlung ruht das Produkt, das die menschenleere Fabrik in Jahrzehnten der ständigen Selbstverbesserung gefertigt hat. Aus dem Boden rund um die titanische Konstruktion wachsen Rohre empor und verbinden sich mit Tankstutzen und Schmiernippeln. Mechanische Greifarme montieren Hitzeschildkacheln und füllen Magazine und Fächer mit Plutoniumbatterien, Nullpunktgeneratoren und panzerbrechender Munition. Von der Kavernendecke schwebt in einer Halteklammer ein Aggregat von der Größe eines Kohlewaggons herab: ein hochkomprimiertes Elektronenhirn. Behutsam wird es in eine Aussparung im Kopf der Maschine eingepasst. Gefechtsmaske und Sturmhaube senken sich darüber und verkapseln es hermetisch. Während die Konstruktion auf Rollen in den Schleusentunnel gezogen wird, sendet Wotan Befehlsfolgen im Binärcode. Die Antwort erfolgt Sekunden später. Sein Kind meldet Einsatzbereitschaft. Freie Energie flutet den aus exotischen Metallen geschmiedeten Leib. Augenlinsen vom vierfachen Durchmesser eines Flak-Scheinwerfers glimmen in düsterem Rot auf. Ihr Blick brennt sich in die auseinander gleitenden Schotthälften, von denen Mondstaub in die Schleuse herabrieselt. Dahinter leuchtet vor dem Schwarz des Alls die blau-weiße Halbkugel der Erde. Die Operation Ewiges Reich hat begonnen.   Der Zugriff erfolgte schnell und präzise. Auf allen live übertragenden Sendern war die Erstürmung des Balkons durch eine GSG9-Einheit zu sehen. Strohms Leibwächter beschäftigten die Beamten gerade lange genug, um dem Rechtspopulisten zu einem letzten Aufruf »an alle mit aufrechter, deutscher Gesinnung« zu verhelfen. »Das, Kameraden, ist das wahre Gesicht der Demokratie! Polizeigewalt gegen gewählte Volksvertreter, finanziert von ausländischen Geheimdiensten und Großkonzernen. Das ist das letzte Aufbäumen des maroden Systems, das euch …« Ein Beamter entriss Strohm das Megaphon, drehte ihm die Arme auf den Rücken und ließ die Handschellen zuschnappen. Zwei weitere entfernten das Hakenkreuz-Banner. Unter ihnen verwandelte sich der Römerberg in einen Hexenkessel. Aus der Menge heraus feuerte jemand eine Pistole ab; das Projektil schlug oberhalb des Balkons in die Fassade ein. Die letzten beiden Elite-Polizisten, die nach hinten sichernd vom Balkon abrückten, zogen die Türen zu. Die plötzliche Stille im Kaisersaal währte nur Sekunden. »Sie verlieren alle ihren Job«, kreischte Strohm. »Das wird ein Nachspiel haben!« »Armin Strohm«, sagte die Kommandeurin der Einsatztruppe. »Ich verhafte Sie wegen Landfriedensbruch, Volksverhetzung, Anstiftung zur Gewalt, Gründung einer terroristischen Vereinigung und Verwendung nationalsozialistischer Symbole.« Strohm starrte verblüfft in das schwarze Visier, in dem sich sein Gesicht spiegelte: eingefallene Wangen, große Augen, die lange, schmale Nase. »Eine Frau?«, gackerte er. »Bei der GSG9? Soll das ein Witz sein? Für wen mussten Sie dafür die Beine breit machen?«   Ich sollte ihn gleich hier erschießen, ging Nasrin Akbay durch den Kopf. Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass ich Muslima bin? »Möchten Sie diese Bemerkung vor Gericht wiederholen?« »Welches Gericht? Ich genieße Immunität.« »Sie hätten warten sollen, bis Sie als Abgeordneter vereidigt sind.« Die Kommandeurin schob Strohm zusammen mit den anderen Verhafteten aus dem Saal. »Sie wissen genau, dass die linksreaktionären Kräfte eine Koalition der Verlierer verabredet haben. Das Mandat zur Regierungsbildung liegt bei der RDV! Wir müssen den Willen des Volkes … hey! Wo bringen Sie meine Leute hin?« Die Frage sollte lauten, wo wir dich hinbringen, dachte Nasrin Akbay grimmig. Während der Rest der Einheit über die Treppe nach unten lief, blieb sie mit zwei Mann Flankenschutz im zweiten Obergeschoss. »Paket ist bereit zur Übergabe«, funkte sie die verabredete Meldung. Sie nickte den Kameraden zu. »Weiter!« Ihr Weg führte sie über die sogenannte Seufzerbrücke in die benachbarte Kämmerei. Strohm wand sich in ihrem Griff. »Meine Anwälte warten nur darauf, Sie fertigzumachen.« »Wer soll die bezahlen? Ihr nobler Förderer von Heeren?« An seinem Gesicht sah sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. »Wissen Sie was?«, sagte sie in fröhlichem Tonfall. »In diesem Moment findet eine Razzia bei der Teutonischen Bank wegen des Verdachts der illegalen Parteienfinanzierung statt. Vielleicht dürfen Sie und von Heeren sich eine Zelle teilen.« Strohm presste die Lippen aufeinander. Auf dem Dach wartete ein Helikopter. Es dauerte keine zehn Sekunden, den schimpfenden und bockenden Strohm an die Beamten in der Maschine zu übergeben. Nicht einmal Nasrin wusste, wohin er gebracht wurde, nur dass dieses Vorgehen gewaltbereite Rechtsextremisten von Befreiungsversuchen abhalten sollte. Erst als sie wieder alleine auf dem Dach waren und ihre Einheit meldete, das Rathaus unbehelligt verlassen zu haben, fiel die Anspannung von ihr ab. Sie ließ das Panorama der beleuchteten Skyline auf sich wirken. Frankfurt hatte sie schon immer fasziniert; die Stadt, die sich höher als jede andere aus der Asche erhoben hatte, in die Menschen wie Strohm sie einst geworfen hatten. »Verdammt! Was ist das denn?« Nasrin folgte den Blicken ihrer Begleiter Richtung Süden. Eine flammende Spur zog sich über den Himmel und näherte sich rasend schnell dem Boden. »Allah!«, stieß sie hervor. »Ist das ein Flugzeug?« Das höhere Dach des Römers verhinderte die weitere Beobachtung. »Gehen wir«, ordnete Nasrin an. »Wir werden früh genug erfahren, was passiert ist.«   Auf der Isenburger Schneise waren an diesem Abend nur wenige Autos unterwegs. Eines davon gehörte Tobias Dankert. Die Druckwelle erwischte ihn unvorbereitet. Sie knickte Bäume wie Grashalme und jagte eine Wolke aus Staub, Schutt und abgerissenen Ästen über die Straße. »Scheiße!« Mit durchgetretener Bremse brachte der junge Gärtner den Toyota schlingernd zum Stehen. Als der Staub sich setzte, fiel der Lichtkegel des Scheinwerfers auf einen Baumstamm, der einen Meter vor dem Wagen die Fahrbahn versperrte. »Hab ich ein Schwein«, murmelte Tobias. Er öffnete die Tür. Der Wind trug den Gestank nach Rauch und heißem Metall durch den zerstörten Wald. Und ein metallisches Geräusch, das ihn an einen anfahrenden Güterzug erinnerte, langgezogen und klagend. »Alter, was geht denn da ab?« In dieser Situation tat Tobias das, was jeder Mann mit gesundem Menschenverstand tun würde: Er zückte sein Handy, startete eine Videoaufnahme und marschierte auf die Feuer zu.   Ein Gebirge schien aus dem Boden gewachsen zu sein, schrundig wie Hochofenschlacke und heiß wie Lava. Es hatte einen haushohen Wall lockerer Erde aufgeworfen und alles Brennbare entzündet, das nicht von der Druckwelle fortgeschleudert worden war. »Also, ein Flugzeug ist das schon mal nicht«, kommentierte Tobias, während er sich den Wall hinauf kämpfte. »Hat auf jeden Fall ein bisschen zu lange auf dem Grill gelegen.« Er versuchte die Maße abzuschätzen. Von einem Ende zum anderen erstreckte sich das rätselhafte Objekt bestimmt über hundert Meter. Die höchste Stelle ragte mindestens vierzig Meter über ihm auf. Ein lautes Knacken ließ ihn zusammenzucken. In der Wand vor ihm hatte sich ein Spalt aufgetan,...


Markus Heitkamp erfüllt sich mit Hilfe des Leseratten Verlages einen Traum. Als bekennender Nerd und extremer Kaiju-Fanatiker wollte er schon immer in einer exklusiven Auswahl an Geschichten zusammen mit der Creme der phantastischen Literatur Deutschland zerstören. So kam es zu dem Projekt und dann zu dem Buch "German Kaiju", eine Hommage an all die irrwitzigen japanischen Monsterfilme. Nach dem Buch ist nichts mehr, wie es war.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.