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E-Book

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Herger Kreative Intelligenz

Wie ChatGPT und Co die Welt verändern werden

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-86470-929-6
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Über ChatGPT hat man viel gelesen in der letzten Zeit: die künstliche Intelligenz, die ganze Bücher schreiben kann und der bereits jetzt unterstellt wird, Legionen von Autoren, Textern und Übersetzern arbeitslos zu machen. Und ChatGPT ist nicht allein, die KI-Familie wächst beständig. So malt DALL-E Bilder, Face Generator simuliert Gesichter und MusicLM komponiert Musik. Was erleben wir da? Das Ende der Zivilisation oder den Beginn von etwas völlig Neuem? Zukunftsforscher Dr. Mario Herger ordnet die neuesten Entwicklungen aus dem Silicon Valley ein und zeigt auf, welche teils bahnbrechenden Veränderungen unmittelbar vor der Tür stehen.
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EINLEITUNG
Die Anzahl der Transistoren auf einem Mikroprozessor
verdoppelt sich alle 18 Monate. – Gordon Moore (Mitgründer von Intel) Die Menge an Intelligenz im Universum
verdoppelt sich alle 18 Monate. – Sam Altman (Mitgründer von OpenAI) Die Menge an Hype um künstliche Intelligenz
verdoppelt sich alle 18 Monate. – Gary Marcus (NYU-Professor und KI-Experte) Élise stürmte in das Zimmer ihres Papas und hielt ihm stolz ihr neuestes Werk vor die Nase. Ein Nintendo-Controller aus Lego-Steinen war ihr ganzer Stolz, was man ihr an ihrem strahlenden Gesicht ansah. „Welches Videospiel spielst du denn damit?“, fragte ihr Papa amüsiert. „Oh, ich habe da ein Spiel namens Lava Ball. Man muss einem heißen Lavastein ausweichen, indem man darüberspringt oder zur Seite läuft.“ Die 5¾-Jährige legte nicht nur bei ihrer Altersangabe Wert auf Präzision, sie hatte auch genaue Vorstellungen, wie das Spiel funktionieren würde. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass ihr Papa den Vorschlag machen würde, die Videospielidee in die Realität umzusetzen. „Ja, aber wie?“ Ganz einfach, denn Papa hatte ein Ass im Ärmel. Im Februar 2023, als sich diese Szene zu Hause bei meinem ehemaligen Arbeitskollegen abspielte, waren gerade mehrere besondere Arten von künstlichen Intelligenzen auf den Markt gekommen. Diese KIs ermöglichen es, mit wenigen Texteingaben Bilder, Texte oder Softwarecode zu erzeugen. ChatGPT heißt dieses KI-Phänomen, das seit der Markteinführung Menschen weltweit fasziniert. Élise konnte nicht programmieren und interessierte sich auch nicht wirklich für Technologie, aber sie sprühte vor Kreativität. Ihr Lego-Videospielcontroller und die Spielidee demonstrierten das deutlich. Zum Glück war ihr Papa als Informatiker bei SAP bereits bestens vertraut mit diesen neuen KIs, denn er hatte seit ihrem Erscheinen mit ihnen experimentiert. So fiel es ihm leicht, ChatGPT mit einer anderen KI, die Sprache in Text übersetzte, zu verknüpfen und damit seiner Tochter zu ermöglichen, dem System gesprochene Anweisungen zu diktieren. Und das tat Élise sogleich. Wie hoch die Spielfigur springen und wie sie ausweichen sollte, führte die sportliche Kleine dem Papa vor. Auch, wie rasch und wie viele Lavasteine auf einmal rollen sollten, sagte sie dem System. Besonders wichtig war, welche Farbe die Lavasteine haben mussten und wie die Spielfigur auszusehen hatte. Alles Spielregel- und Designentscheidungen, die sie herunterbrach und dem System mitteilte. Papa half nach, indem er aus diesen Anweisungen an ChatGPT dieselbe auch gleich Python-Softwarecode erstellen ließ, der nach einigen einfachen Korrekturen das tat, was die kleine Videospieldesignerin mit den großen Visionen vom Spiel wollte. Nach nur einer halben Stunde – gerade ausreichend für die Aufmerksamkeitsspanne einer mit der Erkundung der Welt immens beschäftigten 5¾-Jährigen – war das Videospiel fertig. Die Kreatorin strahlte vor Freude. Die KI hatte ihr erlaubt, ohne Programmierkenntnisse oder echtem Interesse an Technik ihre Kreativität auszudrücken. Wir können heute nur beschränkt abschätzen, wie sehr sich diese Erfahrung auf ihr Selbstbewusstsein und ihren weiteren Werdegang auswirken wird. Aus Gesprächen mit Informatikkolleginnen weiß ich jedoch, dass ihre Erfahrungen, dass ein Computer aus ein paar Zeilen Text genau das machte, was diese als 8-Jährige oder 12-Jährige der Maschine aufgetragen hatten, in ihnen ein Gefühl großer Befriedigung aufkommen ließen und sie schlagartig viele Möglichkeiten für sich sahen. Élises Geschichte ist beileibe nicht die einzige dieser Art, die in den letzten Monaten geschildert wurde. Eltern, die mit ihren Kindern dank solcher KI-Werkzeuge Kartenspiele erstellten, Geschichte lernten oder sich neue Videospiele ausdachten, Entwickler, die nur noch die Hälfte der Zeit für die Erstellung von Software benötigten – Derartiges begann sich in diversen Posts in den sozialen Medien zu häufen. Bilder und Videos von Leuten, die nie auch nur einen Pinsel angefasst oder einen Film gedreht hatten, waren von professionellen Werken kaum zu unterscheiden. Die Quintessenz dieser Geschichten ist, dass die neuen KI-Werkzeuge die Barriere für Kreativität so niedrig setzen, dass selbst Vorschulkinder und Laien sie bedienen und ihre Kreativität ausleben können. Erwachsene, die Berührungsängste mit ihnen haben, werden durch die Kinder motiviert, sich selbst heranzutrauen. Weil die Hürden so niedrig sind und die Möglichkeiten, was mit diesen KI-Werkzeugen gemacht werden kann, so weitgespannt sind, gibt es keine Ausreden mehr für all jene, die zuständig dafür sind, ihre Organisation oder die Gesellschaft in die Zukunft zu führen, sich mit künstlichen Intelligenzen nun nicht ernsthaft auseinanderzusetzen. Das unterscheidet KI auch von anderen Technologien, die als „das nächste große Ding, das die Welt verändern wird“ vollmundig angepriesen wurden und dann so schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren, oder immer noch in dem ewigen Zyklus von „verfügbar in den nächsten 10 bis 20 Jahren“ hängen. Fliegende Autos, Metaverse, Krypto, kalte Fusion oder ewiges Leben gehören dazu. Als hilfreich erweist sich dabei das von der venezolanischen Techno-Ökonomin Carlota Perez erstellte Framework, in dem sie für die Bestimmung einer wahren technologischen Revolution drei Kriterien anlegt, die diese erfüllen muss:1 1.Entstehen einer Mehrzwecktechnologie (General Purpose/Multi-Purpose-Technologie); 2.Änderung der Kostenstruktur durch billige Schlüsselressourcen; 3.Entstehen einer oder mehrerer Infrastrukturen. Im 19. Jahrhundert war eine solche Mehrzweckressource die Dampfmaschine, im 20. Jahrhundert die Elektrizität. Mehrzweckressourcen fanden ihren Einsatz in allen möglichen Bereichen, wie etwa in Bergwerken, in Fabriken und in Lokomotiven. Kostengünstige Energieformen wie Kohle, Öl oder Wasserkraft wurden zu den wichtigsten Schlüsselressourcen, die die Preise von Gütern oder Mobilität drastisch senken und die Fertigungs- oder Transportgeschwindigkeit erhöhen konnten. Parallel dazu entstand mit Schienenstrecken und Stromleitungen die notwendige Infrastruktur, die den Einsatz in großflächigem Maßstab und in allen Industrien und Gesellschaften für wirtschaftliche, militärische oder private Zwecke ermöglichte. Auch Computer in allen möglichen Formen sind eine solche Mehrzweckressource, deren Datenspeicher oder Prozessoren immer billiger und leistungsfähiger werden und dank des Internets und Mobilfunks schier unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten bieten. Abbildung 1: Die 6. Welle des Kondratjew-Schumpeter-Zyklus der Technologie- und Innovationsrevolution Technologierevolutionen unterliegen einem Zyklus, den schon der sowjetische Ökonom Nikolai Kondratjew 1926 entdeckt hatte und den der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter erweiterte.2 Mit der Entdeckung oder Entwicklung jeder neuen Mehrzwecktechnologie steigt die Innovationsgeschwindigkeit bis zu einer Spitze an und fällt dann wieder ab. Mit jeder neuen Mehrzwecktechnologie wiederholt sich der Zyklus. Die Zyklen profitieren von den vorherigen und damit wird jede Zyklusdauer kürzer. Innovation geschieht rascher, wird schneller umgesetzt und fällt dann steiler ab als in vorherigen Zyklen. In den folgenden Kapiteln werde ich aufschlüsseln, wie und warum künstliche Intelligenz eine Mehrzweckressource darstellt, die dank billiger Schlüsselressourcen und durch bereits vorhandene und entstehende Infrastruktur ihre transformative Macht im Dienst und zum Wohl – und in einigen Fällen, wenn wir nicht aufpassen, auch vielleicht zum Schaden – der Menschen entfalten wird. Und doch gibt es einen großen Unterschied zu den Technologierevolutionen der Vergangenheit. Das Entstehen der Infrastruktur nahm einige Zeit in Anspruch. Eisenbahnschienen zu verlegen, das Stromnetz mit den Verteilersystemen und Generatoren aufzubauen, Breitbandleitungen, Satelliten und Internetanschlüsse bereitzustellen – all dies nahm Jahre und Jahrzehnte in Anspruch. Künstliche Intelligenzen, wie sie in diesem Buch besprochen werden und wie sie seit Ende 2022 vielerorts den öffentlichen Diskurs bestimmen, sind verhältnismäßig „einfach“ aufzusetzen und mit bereits bestehender Infrastruktur verknüpfbar. Genau das beschert uns eine explosionsartige Entwicklung der Zahl von KI-Anwendungen, die selbst diejenige von Smartphones und deren Apps um ein Vielfaches übertrifft. Und die deshalb auch zu einer gewissen Verwirrung und Überforderung geführt hat. Dieses Buch soll...


Herger, Mario
Dr. Mario Herger ist Technologietrendforscher und lebt seit 2001 im Silicon Valley. Der ehemalige SAP-Entwicklungsleiter und -Innovationsstratege berät Firmen, wie sie den innovativen und unternehmerischen Spirit des Silicon Valley auf ihre Organisationen übertragen können. Herger ist zudem erfolgreicher Buchautor. Im Plassen Verlag und bei Books4Success sind bereits zahlreiche Titel von ihm erschienen, zuletzt „Cyberf*cked“ im November 2022.

Dr. Mario Herger ist Technologietrendforscher und lebt seit 2001 im Silicon Valley. Der ehemalige SAP-Entwicklungsleiter und -Innovationsstratege berät Firmen, wie sie den innovativen und unternehmerischen Spirit des Silicon Valley auf ihre Organisationen übertragen können. Herger ist zudem erfolgreicher Buchautor. Im Plassen Verlag und bei Books4Success sind bereits zahlreiche Titel von ihm erschienen, zuletzt "Cyberf*cked" im November 2022.


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