Hogan / Century / Andrew/Douglas Hogan/Century | Jagd auf El Chapo | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Hogan / Century / Andrew/Douglas Hogan/Century Jagd auf El Chapo

Wie ein Undercoveragent den mächtigen Drogenbaron fasste

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-95967-749-3
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Andrew Hogan ist der Special Agent, der den mächtigen und legendären Drogenboss Joaquín Archivaldo Guzmán-Loera, kurz El Chapo, ins Gefängnis gebracht hat. Zunächst kannte Hogan El Chapo nur aus eingängigen mexikanischen Liedern über den Mann, den keine Gefängniswände halten können und der an der Spitze des größten Drogenkartells Mexikos die Fäden zieht. Aber während der acht Jahre dauernden Undercoverarbeit gelangt Merell in den inneren Kreis - und bringt El Chapo schließlich auf spektakuläre Weise zu Fall.
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PROLOG
EL NIÑO DE LA TUNA
PHOENIX, ARIZONA 30. Mai 2009 Es war kurz nach Mitternacht in Mariscos Navolato, einem schummrigen mexikanischen Schuppen an der North 67th Avenue im Stadtteil Maryvale in West Phoenix, als ich die Legende über Chapo Guzmán zum ersten Mal hörte. Mein Partner Diego Contreras, der zusammen mit mir bei der DEA Narcotic Task Force arbeitete, schmetterte mir gerade die Übersetzung eines Songs ins Ohr: Cuando nació preguntó la partera Le dijo como le van a poner? Por apellido él será Guzmán Loera Y se llamará Joaquin. »Als er auf die Welt kam, fragte die Hebamme: ›Und, wie wollt ihr ihn nennen?‹«, brüllte Diego, sein Atem heiß und scharf von dem Glas Don Julio, das er gerade heruntergekippt hatte. »Mit Nachnamen heißt er Guzmán Loera, und sie werden ihn Joaquín nennen …« Diego und ich arbeiteten seit Anfang 2007 zusammen bei der Phoenix Task Force, zwei Jahre später waren wir schon wie Brüder. Ich war der einzige Weiße in dieser Mainacht in Mariscos Navolato und spürte, wie alle mich von oben bis unten musterten. Doch da ich direkt neben Diego saß, nahm ich die Sache locker. Diego hatte mich gleich am Anfang unserer Bekanntschaft in die mexikanische Kultur in Phoenix eingeführt. Wir hatten bei einer señora in der gemütlichen Küche, die auch als Behelfsrestaurant diente, birria von Plastiktellern gegessen, hatten mango raspados bei einem Verkäufer bestellt, der sein Wägelchen durch die Straßen schob, während wir die ganze Zeit alle Narcocorridos1 anhörten, die es in Diegos CD-Sammlung gab. Obwohl ich eindeutig nicht aus Mexiko stammte, erklärte mir Diego, ich würde mich langsam in einen güero verwandeln – einen hellhäutigen, blonden, blauäugigen Mexikaner –, und bald würde mich niemand mehr für einen gringo halten. Dröhnender norteño erfüllte den Raum – gespielt von Los Jaguares de Culiacán, einer vierköpfigen Band, die direkt aus der von Gewalt beherrschten Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa kam und auf Tour im Südwesten war. Das polkaähnliche oompa-loompa der Tuba und des Akkordeons hatte eine fremde und doch ansteckende Anziehungskraft. Ich konnte nur wenig Spanisch, aber Diego brachte mir eine ganz neue Sprache bei: den Slang der Barrios, der Narcos, den aus den »Kriegsgebieten« wie Ciudad Juárez, Tijuana und Culiacán. Was diese Narcocorridos so krass machte, wie mir Diego erklärte, waren nicht die ausgelassene Tuba, das Akkordeon und die Gitarre, sondern die mitreißenden Geschichten, von denen die Lieder erzählten, und die rücksichtslose Killerattitüde, die die Strophen zum Ausdruck brachten. Eine dunkelhaarige Kellnerin in hautengen weißen Jeans und High Heels brachte uns einen Eimer mit eiskalten Flaschen La Cerveza del Pacifico. Ich griff mir eine aus dem Eis und löste die feuchte Ecke des kanariengelben Labels ab. Pacifico – der Stolz von Mazatlán. Ich lachte in mich hinein. Wir befanden uns zwar im Herzen von West Phoenix, doch für mich fühlte es sich an, als wären wir irgendwie über die Grenze geschlüpft und würden 800 Meilen weiter südlich in Sinaloa sitzen. In der Bar wimmelte es von Drogenhändlern – Diego und ich schätzten, dass drei Viertel der Leute in den Handel mit Kokain und Meth verwickelt waren. Die Drogenhändler mittleren Alters waren leicht an ihren Cowboyhüten und Alligatorstiefeln zu erkennen – manche arbeiteten auch legal als Viehrancher. Dann gab es die jungen Narcos – die neue Generation –, die aussahen wie Collegekids aus Arizona, mit ihren Lacoste-Shirts und den Designerjeans. Allerdings trugen die meisten protzige Uhren, die sich ein 20 – Jähriger normalerweise nicht leisten konnte. Am Rand der Tanzfläche entdeckte ich ein paar Männer, die aussahen, als hätten sie bereits getötet; Vollstrecker des Kartells, mit stahlhartem Blick. An der Bar hingegen saßen Dutzende braver, hart arbeitender Bürger – Anstreicher, Sekretärinnen, Landschaftsarchitekten, Chefs, Kindermädchen, die einfach nur den Klang dieser Drogenballaden aus Sinaloa liebten. Diego und ich hatten den ganzen Tag mit einer nervtötenden Observation verbracht, und nach zehn Stunden ohne Essen kippte ich hastig das erste Pacifico hinunter und atmete langsam aus, als ich spürte, wie es in meinem Magen aufschlug. »Mis hijos son mi alegría también mi tristeza«, schrie Diego so laut, dass mir fast das Trommelfell platzte. »Meine Söhne machen mir Freude, aber auch Kummer.« »Edgar, te voy a extrañar«, schmetterte Diego gemeinsam mit dem Bandleader der Jaguares. »Edgar, ich werde dich vermissen.« Fragend warf ich einen Blick zu Diego. »Edgar ist einer der Söhne von Chapo. Er wurde auf einem Parkplatz in Culiacán niedergeschossen«, erklärte Diego. »Er war der Lieblingssohn, offenbar sein Erbe. Als Edgar ermordet wurde, ist Chapo ausgerastet. Dieser pinche cabrón hat eine Menge Leute fertiggemacht …« Es war erstaunlich, wie Diego einen Raum beherrschte. Nicht durch seine Größe – er maß höchstens 1,64 Meter –, sondern durch sein Selbstbewusstsein und seinen Charme. Ich bemerkte, dass eine der Tänzerinnen mit ihm flirtete, obwohl sie mit ihrem Partner, der Alligatorstiefel trug, auf der Tanzfläche herumwirbelte. Diego war kein typischer Drogen-Cop mit T-Shirt und ausgebeulten Jeans. Oft trug er ein frisch gebügeltes Hemd, egal ob zu Hause oder bei der Arbeit auf der Straße. Diego nötigte jedem sofort Respekt ab, wenn er sprach, vor allem auf Spanisch. Geboren am Stadtrand von Mexico City, kam er als Kind mit seiner Familie nach Tucson. Später zog er nach Phoenix und wurde 2001 Streifenpolizist beim Mesa Police Departement. Genau wie ich hatte er sich einen Ruf als aggressiver Straßenbulle verdient. Diego war so geschickt darin, Drogenermittlungen durchzuführen, dass er 2006 zum Detective befördert wurde. Ein Jahr später wurde er von seinem Chief für einen Eliteauftrag bei der DEA Phoenix Narcotic Task Force Team 3 ausgewählt. Genau in der Zeit habe ich ihn kennengelernt. Als wir Partner wurden, war von Beginn an klar, dass wir uns in unseren Stärken ergänzten. Diego hatte ein angeborenes Gefühl für die Straße. Ständig hatte er jemanden in der Mangel. Einen vertraulichen Informanten, einen Gauner – und selbst seine Freunde. Oft jonglierte er mit vier Handys gleichzeitig. In der Rolle als Undercover-Ermittler blühte Diego richtig auf. Er stand an vorderster Front und bestritt die Gespräche allein. Auch ich liebte es, auf der Straße zu arbeiten, hielt mich jedoch immer im Hintergrund, so wie an diesem Abend auch. Während ich an unserem Tisch saß, merkte ich mir jedes Detail, studierte jedes Gesicht und prägte es mir ein. Ich wollte nicht im Rampenlicht stehen. Meine Arbeit hinter den Kulissen sprach für sich selbst. Diego und ich hatten gerade damit begonnen, eine Bande von jungen Narcos aus Phoenix ins Visier zu nehmen. Sie standen im Verdacht, Kokain, Meth und große Ladungen von cajeta – hochwertiges mexikanisches Marihuana –, die in Sattelschleppern transportiert wurden, für das Sinaloa-Kartell zu vertreiben. Obwohl wir nicht vorhatten, die Zielpersonen an diesem Abend hochzunehmen, war Diego gekleidet wie ein Narco-Junior, mit schwarzem Hemd von Calvin Klein, das über seiner mitternachtsblauen Jeans hing. Dazu trug er eine Uhr von Movado mit schwarzem Ziffernblatt und schwarze Ledersneakers von Puma. Ich sah mehr wie ein Collegeschüler aus Kalifornien aus, mit meiner schwarzen Hurley-Baseballmütze, dem schlichten grauen T-Shirt und den passenden Schuhen von Diesel. Meine Söhne machen mir Freude, aber auch Kummer, wiederholte ich im Stillen. Der Text dieses derzeit beliebtesten Narcocorridos – Roberto Tapias El Niño de La Tuna – enthielt sehr viel emotionale Schlagkraft. Ich sah die Leidenschaft in den Blicken der Leute, die jedes Wort mitsangen. Es schien, als wäre El Chapo für sie eine Mischung aus Robin Hood und Al Capone. Ich sah zu Diego hinüber und nickte, als würde ich voll und ganz verstehen, dabei hatte ich bis jetzt keinen blassen Schimmer. Ich war ein junger Special Agent aus Kansas, der mit harter Kost wie Metallica, Tim McGraw und George Strait aufgewachsen war. Und ich hatte an diesem Abend mit Diego in Mariscos Navolato eine Menge zu verarbeiten. Auf den fünf Flachbildschirmen, die oben an den Wänden hingen, lief ein wichtiges mexikanisches Primera-División-Fußballmatch – Mérida stand gegen Querétaro offenbar eins zu null in Führung, was mir allerdings ziemlich egal war. Die Jukebox war voller CDs mit banda und ranchera. Die Wände waren gepflastert mit Postern von Modelo, Tecate, Dos Equis und Pacifico, selbst gemachtem Flan und bevorstehenden Norteño-Konzerten. Dazwischen hingen Tafeln, auf denen in Handschrift die Spezialitäten des Marisco angeboten wurden, wie zum Beispiel almeja Reyna, ein beliebtes Muschelgericht aus Sinaloa. »El Chapo?« Der Kleine – sollte das ein bedrohlich klingender Spitzname sein? Wie war es möglich, dass ein Junge mit schlechter Schulbildung aus der winzigen Stadt La Tuna in den Bergen der...


Hogan, Andrew
Andrew Hogan ist der Special Agent der amerikanischen Drogenvollzugsbehörde DEA, der die Ermittlungen gegen El Chapo Guzmán geleitet und ihn verhaftet hat. Hogan arbeitet jetzt in der Privatwirtschaft und lebt an einem geheimen Ort.

Century, Douglas
Douglas Century ist Autor und Co-Autor von verschiedenen Bestsellern, er war 2003 Finalist für den Edgar Eward in der Kategorie Bestes Sachbuch Kriminalität.


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