Jacob / Melchers | Ratgeber Schematherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 38, 87 Seiten

Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie

Jacob / Melchers Ratgeber Schematherapie

Eigene Verhaltensmuster verstehen und verändern

E-Book, Deutsch, Band 38, 87 Seiten

Reihe: Ratgeber zur Reihe Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8444-3230-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Warum reagieren wir manchmal ganz traurig, wenn eigentlich gar nichts Besonderes vorgefallen ist? Warum machen uns bestimmte Kleinigkeiten unfassbar ärgerlich, obwohl wir sonst meistens dazu neigen, es allen recht machen zu wollen? Solche und ähnliche Fragen beschäftigen viele Menschen. Mal fühlen wir uns kompetent und selbstsicher, mal ängstlich, mal platzt uns der Kragen. Meistens können wir das relativ gut steuern. Was aber, wenn solche Zustände plötzlich ganz intensiv werden, ohne dass wir es verstehen, wenn wir nicht wissen, wie wir sie beeinflussen können oder wenn sie nicht zur Situation passen, in der wir uns gerade befinden? Die Neuauflage des Ratgebers vermittelt Informationen über typische innere Zustände, sogenannte „Schemamodi“, die unser Erleben, unsere Gefühle und unser Handeln stark beeinflussen. Der Ratgeber nimmt dabei Bezug auf die Schematherapie, eine aktuelle Entwicklung in der Psychotherapie.
Zunächst werden die für die Schematherapie zentralen Konzepte erläutert. Anhand anschaulicher Fallbeispiele werden dann typische innere Zustände („Schemamodi“), die vielen Menschen Schwierigkeiten bereiten, illustriert. Darauf aufbauend wird aufgezeigt, wie solche Schemamodi entstehen, wie man sie erkennen kann und wodurch sie aktiviert werden bzw. wann sie typischerweise auftreten. Der Ratgeber stellt eine Vielzahl praktischer Übungen und Möglichkeiten vor, die dabei helfen können, eigene problematische Schemamodi zu verändern, zu reduzieren oder besser zu steuern. Zudem wird erläutert, was man aktiv dafür tun kann, hilfreiche Schemamodi häufiger zu erleben.
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Zielgruppe


Menschen, die eine Schematherapie machen; Menschen, die mehr über ihre Verhaltensmuster bzw. Schemata erfahren möchten, Psychotherapeut_innen, Psychiater_innen.

Weitere Infos & Material


|19|2  Kindmodi
Als „Kindmodus“ wird ein emotionaler Zustand bezeichnet, in dem man sich sehr verletzlich, traurig, zurückgewiesen, alleine oder auch ärgerlich oder trotzig fühlt. In vielen therapeutischen Ansätzen werden solche Anteile als „innere Kind-Anteile“ bezeichnet. Wenn solche Anteile aktiviert sind, fühlt man sich manchmal tatsächlich wie ein Kind, das von seinen Gefühlen überwältigt ist, sich nicht beherrschen kann und wenig erwachsene Kontrolle über die Situation hat. Je stärker ein Schema ausgeprägt ist, umso stärker sind auch die Kindmodi, die zu diesem Schema gehören. Sicher kennen Sie es auch, dass solche kindlichen Zustände emotional ganz unterschiedliche Qualitäten haben können. In der Schematherapie werden drei Arten von Kindmodi unterschieden. Von „verletzlichen“ Kindmodi sprechen wir, wenn sich Menschen schwach, angreifbar, traurig, hilflos oder ängstlich fühlen. Manchmal steht jedoch auch Ärger, Wut oder Trotz im Vordergrund; die Person benimmt sich bockig oder nimmt sich einfach impulsiv, was sie möchte. Entsprechend nennen wir dies einen „ärgerlichen“ oder „trotzigen“ Kindmodus. Schließlich können wir uns auch in kindlicher Weise heiter, fröhlich oder glücklich fühlen. Dann wird in der Schematherapie vom „glücklichen“ Kindmodus“ gesprochen. Kindmodi erkennen Verletzlicher Kindmodus: traurig, einsam, verlassen, verzweifelt, hilflos, beschämt, unsicher, ängstlich Ärgerlicher Kindmodus: wütend, ärgerlich, trotzig, ungeduldig, impulsiv, undiszipliniert Glücklicher Kindmodus: leicht, glücklich, neugierig, sicher, freudig Fallbeispiel: Tom (Forts.) Bei Tom haben wir seinen verletzlichen, einsamen Kindmodus schon kennengelernt. Er wird z.?B. ausgelöst, wenn Tom beobachtet, wie andere sich unterhalten, ohne ihn einzubeziehen, oder wenn er sich in beruflichen |20|Fragen mal unsicher fühlt. Dann fühlt er sich einsam und befürchtet Bloßstellung und Abwertung. Manchmal fühlt Tom jedoch auch unglaubliche, heiße Wut in sich hochsteigen und hat in so einem Zustand bereits mehrfach laut fluchend und Türen schlagend seinen Arbeitsplatz verlassen. Dies ist Toms ärgerlicher, impulsiver Kindmodus, der auf die Bühne tritt, wenn Tom sich von Vorgesetzten oder Kollegen ungerecht behandelt fühlt. Tom spürt in diesem Modus die gleiche Wut und Ohnmacht wie als Neunjähriger, wenn sein Vater ihn nachts umher schickte oder wenn er von Mitschülern auf dem Schulhof gepeinigt wurde. 2.1  Verletzliche Kindmodi
Wenn Sie in einem verletzlichen Kindmodus sind, fühlen Sie sich traurig, einsam, ängstlich; vielleicht auch beschämt, unsicher oder hilflos. Natürlich sind dies alles ganz normale menschliche Gefühle. In einer furchterregenden Situation ist es beispielsweise normal, sich ängstlich zu fühlen. Von einem Kindmodus würden wir dann sprechen, wenn die Situation selbst eigentlich gar nicht so bedrohlich oder unangenehm ist, wie es sich im Moment anfühlt. Fallbeispiel: Anja Anja (45) reagiert mit körperlicher Anspannung, Angst und Misstrauen, wenn ihr jemand freundschaftlich den Arm um die Schultern legt. Hier meldet sich Anjas missbrauchter Kindmodus. Fallbeispiel: Alexander Alexander (55) hat gerne Ordnung. In seiner Wohnung hat alles seinen festen Platz. Wenn Alexander etwas nicht gleich findet, reagiert er panisch und fängt eine hektische Suche an. Selbst nach Auffinden des Gegenstandes braucht er eine Weile, bis er sich beruhigen kann. Diese übermäßige Angst ist ein Zeichen von Alexanders ängstlichem Kindmodus. Fallbeispiel: Pia Unter Gleichaltrigen fühlt Pia (19) sich oft unwohl und fremd. Selbst wenn sie zu Partys eingeladen wird und die Freundinnen aus ihrem Schwimm|21|verein sie gerne bei gemeinsamen Unternehmungen dabeihaben, denkt sie schnell, sie werde nur aus Höflichkeit dazu gebeten und sei gar nicht richtig gemeint. Dies ist ein Zeichen für ihren einsamen Kindmodus. Der verletzliche Kindmodus spiegelt in aller Regel das Gefühl bzw. die Gefühle wider, die in der Kindheit problematisch waren. Diese Gefühle stellen gewissermaßen den Kern der entsprechenden Schemata dar. Wenn ich in meiner Kindheit so alleine war, dass ich ein Isolationsschema entwickelt habe, werde ich auch im Erwachsenenalter die Tendenz haben, mich alleine zu fühlen – selbst wenn ich objektiv möglicherweise gar nicht alleine bin. Wenn ich früh Angst und Verunsicherung erlebt habe, werde ich in vielen Situationen leicht das Gefühl bekommen, dass die Dinge unkontrollierbar und beängstigend sind. Fallbeispiel: Anja (Forts.) Anjas missbrauchter Kindmodus entwickelte sich durch die Erfahrung, sich nicht wehren zu können gegen die langen, innigen Umarmungen und Küsse eines Onkels, der sie bei Familienbesuchen kaum losließ, was Anja extrem unangenehm war. Fallbeispiel: Alexander (Forts.) Alexanders ängstlicher Kindmodus entwickelte sich durch die Interaktion mit seinem hoch perfektionistischen Vater, der Unordnung und Disziplinmangel bestrafte. Fallbeispiel: Pia (Forts.) Pia ist als Kind mehrfach umgezogen, zuletzt vor zwei Jahren, und musste immer wieder ihren Freundeskreis verlassen. Dadurch entstand nach und nach ihr einsamer Kindmodus. Im Erwachsenenalter werden solche Kindmodi häufig gerade von solchen Situationen ausgelöst, die in irgendeiner Weise der Situation in der Kindheit ähneln. Dabei kann die Ähnlichkeit sehr oberflächlich sein und die ganze Situation sich heute ganz anders darstellen als damals. Wenn Menschen von ihren Schemata getrieben reagieren, dann ist das in aller Regel nicht sehr rational. |22|Fallbeispiel: Anja (Forts.) So reagiert Anja auch dann spontan misstrauisch auf Berührungen, wenn sie von guten Freundinnen umarmt wird. Sie fühlt sich mit diesen ansonsten sehr sicher und weiß, dass ihre Freundinnen absolut bereit sind, auf ihre Anliegen und Gefühle einzugehen. Trotzdem hat Anja sich bisher nicht getraut, ihnen zu sagen, dass ihr weniger körperliche Nähe viel lieber wäre. Allerdings sind Kindmodi keinesfalls auf solche Situationen beschränkt, die in der Kindheit auffällig waren. Auch alle möglichen anderen Situationen, die emotional stressig oder herausfordernd sind, können unsere Kindmodi auslösen. Je stärker bei einem Menschen ein Schema ausgeprägt ist, umso leichter können die entsprechenden Gefühle ausgelöst werden – und umso größer ist die Menge an Situationen, in denen der Modus auftreten kann. Fallbeispiel: Alexander (Forts.) Bei Alexander ist das Schema der „überhöhten Standards“ stark ausgeprägt. Es ist verbunden mit einem dominanten Gefühl von Angst vor Zurückweisung und diffusen Versagensängsten, wenn er sich nicht an seine Prinzipien (Ordnung, Disziplin) hält (ängstlicher Kindmodus). Er hält nicht nur seine Wohnung penibel sauber, sondern auch seinen Arbeitsplatz, plant Unternehmungen immer lange im Voraus und ist ausgesprochen unflexibel...


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