Jähnichen / Schwab / Rüterswörden | Evangelischer Glaube in der pluralen Religionskultur der Moderne | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 371 Seiten

Jähnichen / Schwab / Rüterswörden Evangelischer Glaube in der pluralen Religionskultur der Moderne

Fundamentaltheologische Perspektiven

E-Book, Deutsch, 371 Seiten

ISBN: 978-3-17-030338-6
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Traugott Jähnichen bietet in diesem Band Studierenden und Interessierten eine Einführung in die Grundlagen der Systematischen Theologie. Diese stellt sich der Aufgabe, den evangelischen Glauben verständlich auszulegen, seine Deutungspotenziale zu entfalten und nach außen zu artikulieren & in einer Lebenswelt, die religiös und weltanschaulich plural verfasst ist.
Ausgehend von einer Klärung der eigenen Voraussetzungen bringt evangelische Theologie ihre Deutungs-Perspektiven in die wissenschaftlichen Diskurse ein und formuliert eigenständige Beiträge zu ethischen und gesellschaftlichen Fragen. Für die Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen entwickelt sie theologische Grundlegungen vertiefter Toleranz und interreligiöser Verständigungen.
Jähnichen / Schwab / Rüterswörden Evangelischer Glaube in der pluralen Religionskultur der Moderne jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Einleitung
Die Klärung der Grundlagen systematisch-theologischer Arbeit ist die Aufgabe der Fundamentaltheologie. Es geht um eine Verständigung über den Grund, wesentliche Fragestellungen sowie Quellen, Kontexte und Antwortperspektiven der Theologie. In diesem Zusammenhang ist zugleich eine Selbstbesinnung über die Rolle der evangelischen Theologie in der »universitas« der Wissenschaften sowie über ihre Beiträge zu gesellschaftlich relevanten Themen, insbesondere im Blick auf das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen, zu leisten. Der Begriff »Fundamentaltheologie« ist ursprünglich im Kontext der katholischen Tradition verankert, im Protestantismus erwuchs er »im 19. Jahrhundert aus der Tradition der Apologetik«1, der Verteidigung des christlichen Glaubens insbesondere gegen Kritik von außen. Während in der katholischen Tradition ein wesentlicher Schwerpunkt der Fundamentaltheologie auf der Zuordnung von Glaube und Vernunft im Sinn einer religionsphilosophischen Grundlegung für genuin theologische Erörterungen liegt, sind in der evangelischen Theologie seit der Zeit der Orthodoxie in den sog. »Prolegomena« oder »Einleitungen« – später in fundamentaltheologischen Studien – Begriffsklärungen, Grundfragen und in diesem Zusammenhang insbesondere Erörterungen über den Status der Heiligen Schrift als grundlegender Norm evangelischer Theologie thematisiert worden. In diesem Zusammenhang hat die Frage nach der Stellung und Bedeutung der Schrift – beginnend in der protestantischen Orthodoxie sowie problematisiert und herausgefordert durch den Siegeszug der historisch-kritischen Erforschung seit dem 19. Jahrhundert – einen immer größeren Raum eingenommen, da die Überordnung der Schrift über kirchliche Tradition und Lehrautorität seit der Zeit der Reformation zum wesentlichen Merkmal protestantischer Identität geworden ist. Seit den 1970er Jahren ist der Begriff »Fundamentaltheologie« in der evangelischen Theologie üblicher geworden2 und verweist auf die Notwendigkeit grundlegender Selbstverständigungen theologischen Arbeitens. In diesem Sinn ist der gewählte Titel: »Evangelischer Glaube in der pluralen Religionskultur der Moderne – Fundamentaltheologische Perspektiven« zu verstehen. Theologie, speziell Fundamentaltheologie, beinhaltet die Forderung »des nach methodischer Selbstbesinnung im weitesten Umfang strebenden Glaubens«3. Ziel ist eine selbstreflexive Verständigung im Blick auf den evangelischen Glauben als »Grund der christlichen Theologie«4. Der Glaube als ein durch Christus vermitteltes, unverdientes Geschenk der Versöhnung eröffnet dem Menschen die heilsame und ihn rettende Gemeinschaft mit Gott: Vor Gott gerecht wird der Mensch »aus Gnaden umb Christus willen durch den Glauben.«5 Im Anschluss an die in dieser Perspektive entwickelten Grundbestimmungen evangelischer Theologie, welche den im Hören auf die Schrift gegründeten Glauben und dessen Ausdrucksformen in Gebeten und Bekenntnissen reflektieren, sollen die Fragen nach den Herausforderungen und der Relevanz evangelischer Theologie im Blick auf die moderne Wissenschaftskultur sowie Verhältnisbestimmungen zu anderen religiösen und nicht-religiösen Weltdeutungen erarbeitet werden. Daher kommt der Frage nach der Pluralismusfähigkeit6 evangelischen Glaubens eine grundlegende Bedeutung zu. Im Unterschied zu anderen Entwürfen der Fundamentaltheologie oder auch zu Einführungen in die evangelische Theologie wird in diesem Band der universitäre und gesellschaftliche Kontext stärker herausgestellt und weniger auf die Darstellung älteren Traditionswissens7 oder die Inhalte evangelischer Glaubenslehre8 eingegangen. Auf diese Weise erhalten zudem theologisch-ethische Fragestellung ein größeres Gewicht, als es in fundamentaltheologischen Darstellungen üblich ist.9 Vor diesem Hintergrund bietet das erste Kapitel in seinem ersten größeren Abschnitt (I.1.) eine Darstellung wesentlicher Merkmale evangelischen Glaubens als Ausdruck der in Christus versöhnten Beziehung von Gott und Mensch. Glauben in einem elementaren Sinn bedeutet, sich auf Gott und auf seine Treue zu verlassen. In diesem Sinn ist der Glaube keine menschliche Leistung, sondern etwas, das der Mensch passiv empfängt und das auf Christus als »Grund« verweist: »Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.« (1 Kor 3,11) Der Glaube an den gekreuzigten Jesus von Nazareth als den Auferstandenen, d.?h. als den von Gott ins Recht gesetzten kyrios/Herrn, ist der Grund des Glaubens, der seinerseits den Ausgangspunkt theologischer Reflexion bildet. In dieser Perspektive werden grundlegende Bestimmungen des evangelischen Glaubensverständnisses im Anschluss an die paulinische Trias von Glaube, Hoffnung und Liebe (vgl. 1 Kor 13,13 u.?a.) dargestellt. Indem der Glaube »von außen« geschenkt ist, wird zum Abschluss dieses Kapitels ein kurzer Überblick über grundlegende Aspekte des Offenbarungsverständnisses in der neueren evangelischen Theologie gegeben. An dieses Teilkapitel schließen sich Überlegungen über die Aufgaben der Theologie, speziell der systematischen Theologie an, die für jeweils ihre Zeit eine verständliche, systematisch geordnete, d.?h. logisch zusammenhängende und insofern lehrhafte Darstellung des christlichen Glaubens zu erarbeiten hat (I.2.). Dabei geht es um Fragen nach dem Gegenstand sowie den Perspektiven evangelischer Theologie. Im Sinn einer Selbstverständigung über die evangelische Theologie kommt schließlich der Integrationsleistung der systematischen Theologie im Blick auf die anderen theologischen Disziplinen eine besondere Bedeutung zu: Sie hat einerseits die wesentlichen Inhalte evangelischen Glaubens und seines Wahrheitsanspruches in Aufnahme der Erkenntnisse der Bibelwissenschaften und unter Einbezug der historischen Traditionen des Christentums kritisch zu reflektieren und andererseits in Auseinandersetzung mit zentralen Herausforderungen der Zeit dem Ziel einer gegenwartsbezogenen »Kommunikation des Evangeliums«10 zu dienen. Da der Glaube im Sinn der reformatorischen Formel »fides ex auditu«11 wesentlich aus dem Hören kommt, sind in einem weiteren Schritt die mit dem evangelischen Glaubensverständnis untrennbar verbundenen Fragen nach der Bedeutung der Schrift als Quelle und Norm theologischer Reflexion zu erörtern (II.1.). Diese Hochschätzung der Bibel als der Grundlage und höchsten Autorität in Fragen des Glaubens ist in besonderer Weise ein kennzeichnendes Merkmal des Protestantismus. Dennoch ist evangelischer Glaube keine Buchreligion im strengen Sinn, wie es die wechselseitigen Bezüge von Mündlichkeit und Schriftlichkeit des Wortes Gottes, die bereits im Prozess der Kanonbildung deutlich werden, zeigen. Ausgehend von dieser Einsicht sind grundlegende Verstehensregeln zur Auslegung der Schrift zu thematisieren. Als solche Grundregeln sind insbesondere die Frage nach einer Mitte der Schrift, von der her sich die Auslegung strukturiert, und die Verhältnisbestimmung von Gesetz und Evangelium zu nennen. Gebete und Bekenntnisse sind die elementaren menschlichen Antworten, in denen sich der Glaube artikuliert (II.2.). Implizit werden in Gebeten sowie explizit in Bekenntnissen grundlegende Inhalte des christlichen Glaubens erkennbar, welche die Theologie systematisch darzustellen und wissenschaftlich zu reflektieren hat. Evangelische Theologie als lehrhafte Darstellung des evangelischen Glaubens steht somit für eine primär und grundlegend an den biblischen Schriften und davon abgeleitet an der evangelischen Bekenntnisbildung orientierten Wirklichkeitsdeutung. Sie ist jeweils im Kontext einer konkreten kirchlichen Interpretationsgemeinschaft verankert, die mit ihren Bekenntnissen einer bestimmten historischen Tradition folgt und durch entsprechende kulturelle Prägungen bestimmt ist, und fragt gemeinsam mit anderen kirchlichen Traditionen nach einem für die Gegenwart und ihre Herausforderungen angemessenen Verständnis der christlichen Botschaft.12 Da sich theologische Reflexion im Medium der Wissenschaft und zugleich in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit vollzieht, hat sie sich – wie alle Religionsgemeinschaften und deren Reflexionssysteme – auf das durch die Wissenschaften verkörperte »Weltwissen« und »auf die Prämissen des Verfassungsstaates einlassen.«13 Somit ist in einem weiteren Schritt nach der Beziehung von Glauben und Wissen und insofern einer Selbstverortung der Theologie innerhalb der Wissenschaftskultur der Universität zu fragen (III.1.). Neben der Erörterung grundlegender Verhältnisbestimmungen von Glauben und Wissen ist nach Impulsen der Theologie für das Gespräch mit den anderen Geistes- wie auch den Gesellschaftswissenschaften zu fragen. Ferner sind die Perspektiven des christlichen Glaubens im Dialog mit den Grundannahmen und Logiken der Naturwissenschaften, welche das Wirklichkeitsverständnis moderner Kulturen nachhaltig prägen, einzubringen und nach möglichen Bezugspunkten »jenseits der Konflikte«14 der Vergangenheit zu fragen. In diesem Zusammenhang kommt es wesentlich darauf an, die Stellung der Theologie innerhalb der Wissenschaften im Sinn einer Verhältnisbestimmung des evangelischen Glaubens im Blick auf die »Wissensbestände« der Moderne zu klären und aufzuzeigen, welche Rolle die Theologie im interdisziplinären Gespräch der Wissenschaften spielen kann. Ein besonderes Gewicht liegt diesbezüglich auf den Beiträgen zu ethischen Selbstverständigungsdebatten der Wissenschaften (III.2.). An diese Thematik anknüpfend wird in einem letzten Kapitel nach dem Verhältnis des Protestantismus zu gesellschaftlichen Struktur- und zu...


Prof. Dr. Traugott Jähnichen lehrt Christliche Gesellschaftslehre an der Universität Bochum.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.