Joachim / Behnke / Bräuninger | Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 228 Seiten, eBook

Reihe: Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie

Joachim / Behnke / Bräuninger Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie

Band 6: Schwerpunkt Neuere Entwicklungen des Konzepts der Rationalität und ihre Anwendungen

E-Book, Deutsch, 228 Seiten, eBook

Reihe: Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie

ISBN: 978-3-531-92428-1
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Prof. Dr. Joachim Behnke ist Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft an der Zeppelin Universität Friedrichshafen, seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Wahlsysteme und Wahlforschung und Moderne Politische Theorie.
Dr. Thomas Bräuninger ist Professor für Political Economy an der Universität Mannheim. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der vergleichenden politischen Ökonomie und der formalen politischen Theorie.
Dr. Susumu Shikano ist Professor für Methoden der empirischen Politik- und Verwaltungsforschung an der Universität Konstanz, seine Schwerpunkte sind Wahl- und Koalitionsforschung.
Joachim / Behnke / Bräuninger Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie jetzt bestellen!

Zielgruppe


Graduate

Weitere Infos & Material


1;Inhalt;5
2;Editorial;6
3;In Memoriam: Rationalität (†);11
3.1;1. Einführung;11
3.2;2. Vom Verschwinden des Rationalen in den RCT;12
3.2.1;2.1. Präzisierung der Ausgangsthese;12
3.2.2;2.2. Plausibilisierung der Ausgangsthese;14
3.3;3. Rationalitätsbegriff – überflüssiges Reisegepäck oder unverzichtbares Equipment?;17
3.3.1;3.1. Status und Funktion des Rationalen;17
3.3.2;3.2. Alternativen;19
3.4;4. Gründe für den Abschied vom Rationalitätsbegriff;22
3.4.1;4.1. Philosophie der Rationalität;22
3.4.2;4.2. Soziologie der Rationalität;26
3.4.3;4.3. Psychologie der Rationalität;31
3.4.4;4.4. Wandel der Selbstbeschreibung;33
3.5;5. Rationalität revisited - Pfade der Beharrung;34
3.6;Literaturverzeichnis;39
4;Rationalitätsbegriffe – Von Max Weber lernen?1;45
4.1;1. Verortung: Widerstreitende Rationalitätskonzepte;45
4.2;2. Das Spektrum menschlichen Verhaltens;48
4.3;3. Traditionales und affektuelles Handeln;49
4.4;4. Zweckrationales Handeln und wertrationales Handeln;50
4.5;5. Rationales und irrationales Handeln;52
4.6;6. Zwei Deutungen wertrationalen Handelns;54
4.7;7. Subjektive Zweckrationalität und objektive Richtigkeitsrationalität;57
4.8;8. Bilanz: Von Max Weber lernen!;61
4.9;Literaturverzeichnis;65
5;Rationalität, Hermeneutik und Neurowissenschaften. Eine Auseinandersetzung mit den kultur- und neurowissenschaftlichen Herausforderungen ökonomischer Theorien vor dem Hintergrund der Theorie von Donald Davidson;67
5.1;1. Einleitung;67
5.2;2. Die kulturwissenschaftliche Herausforderung;69
5.3;3. Das Leib-Seele-Problem und seine sozialwissenschaftliche Implikation;72
5.4;4. Die neurowissenschaftliche Herausforderung;76
5.5;5. Die Handlungs- und Bedeutungstheorie von Donald Davidson;79
5.6;6. Antworten auf die zweifache Kritik und Konsequenzen für das Projekt einer ökonomisch orientierten erklärenden Sozialwissenschaft;88
5.7;7. Schlussbemerkung;94
5.8;Literaturverzeichnis;95
6;Entscheiden unter Risiko: Von Bernoulli zu kognitiven Heuristiken;99
6.1;1. Bernoulli’s Paradox;99
6.2;2. Die Prioritätsheuristik;102
6.3;3. Kann die Prioritätsheuristik Entscheidungen vorhersagen?;106
6.4;4. Erfahrungsbasierte Entscheidungen unter Risiko;111
6.5;5. Unterscheiden sich beschreibungsbasierte und erfahrungsbasierte Entscheidungen unter Risiko?;112
6.6;6. Erfahrungsbasierte Entscheidungen und kognitiven Heuristiken;114
6.7;7. Schlussbemerkungen;117
6.8;Literaturverzeichnis;118
7;Rationalität beim Elfmeterschießen. Entscheiden sich Bundesligaspieler strategisch optimal?;122
7.1;1. Einleitung;122
7.2;2. Die strategische Interaktion zwischen Schütze und Torwart;124
7.2.1;2.1. Elfmeterschüsse im Fußball;124
7.2.2;2.2. Elfmeterschüsse aus spieltheoretischer Sicht;125
7.3;3. Stand der Forschung;133
7.3.1;3.1. Tests auf gemischte Gleichgewichte im Labor;133
7.3.2;3.2. Tests auf gemischte Gleichgewichte anhand von realen Interaktionen im Sport;135
7.4;4. Datensätze;139
7.4.1;4.1. Bundesligadatensatz;139
7.4.2;4.2. Andere Datensätze;140
7.5;5. Ergebnisse;142
7.5.1;5.1. Test der Annahmen;142
7.5.2;5.2. Hypothesentests auf Aggregatebene;144
7.5.3;5.3. Hypothesentests auf Individualebene;150
7.6;6. Diskussion;157
7.7;Literaturverzeichnis;159
8;Die Bedeutung von Werten für Verteilungsergebnisse im Ultimatum- und Diktatorspiel;162
8.1;1. Einleitung1;162
8.2;2. Untersuchungsdesign;166
8.3;3. Ergebnisse;169
8.4;4. Effekte des institutionellen Designs;171
8.5;5. Individualpsychologische Dispositionen;176
8.6;6. Sozialstrukturelle Effekte;182
8.7;7. Ergebnisse einer schrittweisen Regressionsanalyse;184
8.8;8. Fazit;186
8.9;Literaturverzeichnis;188
9;Prozessanalyse politischer Entscheidungen: Deliberative Standards, Diskurstypen und Sequenzialisierung1;190
9.1;1. Standards;194
9.1.1;1.1. Typ I Standards;194
9.1.2;1.2. Typ II Standards;197
9.2;2. Diskurstypen;199
9.3;3. Sequenzialisierung;208
9.4;4. Eine Illustration;209
9.5;5. Schlussfolgerungen;219
9.6;Literaturverzeichnis;220
10;Autorenverzeichnis;224

In Memoriam: Rationalität (†).- Rationalitätsbegriffe – Von Max Weber lernen?.- Rationalität, Hermeneutik und Neurowissenschaften. Eine Auseinandersetzung mit den kultur- und neurowissenschaftlichen Herausforderungen Ökonomischer Theorien vor dem Hintergrund der Theorie von Donald Davidson.- Entscheiden unter Risiko: Von Bernoulli zu kognitiven Heuristiken.- Rationalität beim Elfmeterschießen. Entscheiden sich Bundesligaspieler strategisch optimal?.- Die Bedeutung von Werten für Verteilungsergebnisse im Ultimatum- und Diktatorspiel.- Prozessanalyse politischer Entscheidungen: Deliberative Standards, Diskurstypen und Sequenzialisierung.


Rationalität beim Elfmeterschießen. Entscheiden sich Bundesligaspieler strategisch optimal? (S. 122-123)

Roger Berger

1. Einleitung

Rationalität in der Entscheidungstheorie beinhaltet zwei Grundelemente: nämlich rational sein zu wollen und gleichzeitig rational sein zu können. Technisch gesprochen bedeutet dies, dass ein rationaler Akteur sowohl vollständig eigenorientierte Präferenzen als auch die Fähigkeit hat, unter den gegebenen Restriktionen seinen Nutzen zu maximieren. Die aktuelle Diskussion zu Rationalität neigt sich eher zum ersten Punkt. Im Rahmen des Programms der „Behavioral Game Theory“ (Camerer 2003) werden verschiedene Modifikationen der Präferenzen weg von der vollständigen Eigenorientiertheit untersucht.

Dazu wird angenommen, dass die Nutzenfunktion eines Akteurs auch Elemente enthält, die auf andere Akteure bezogen sind, weil er gegenüber diesen z.B. Fairness oder Neid empfindet. Dieser Beitrag beschäftigt sich dagegen ausschließlich mit der Frage, ob es Akteuren mit einer Nutzenfunktion, die keine auf andere Akteure bezogene Elemente enthält - also reine Egoisten - gelingt, diese zu maximieren.

Die Frage, ob sie es auch wollen, entfällt, weil hier eine Klasse von Entscheidungen untersucht wird, in denen die Präferenzen der Entscheider eigenorientiert sein müssen: Interaktionen, in denen die beteiligten Akteure vollständig konträre Interessen derart haben, dass der Gewinn von Ego genau der Verlust von Alter ist und umgekehrt. Beide Akteure sind sich dabei im Klaren, dass die Interessen ihres Gegenübers den eigenen vollständig entgegenstehen und dass diese egoistisch verfolgt werden (müssen). Diese vollkommen kompetitiven Interaktionen können als Nullsummenspiele modelliert werden.

Die soziale Relevanz von Interaktionen mit vollständig konträren Interessen ist nicht gering und kann mit einigen Beispielen umrissen werden: Das klassische Beispiel in der Literatur (z.B. Morgenstern 1976) ist die Geschichte „The Final Problem“ von A.C. Doyle, in der sich Sherlock Holmes in einer ganzen Kaskade von entsprechenden Situationen mit seinem flüchtenden Gegenspieler Prof. Moriarty befindet. Solche Interaktionen ergeben sich allgemein, wenn Ego von Alter verfolgt wird und Ego genau dies vermeiden will (vgl. die Formulierung „Hide and Seek“ von Rosenthal et al. 2003).

Diese Situation ist deshalb zentral für die Untersuchung von sozialer Kontrolle abweichenden Verhaltens (vgl. Tsebelis 1990; Rauhut 2007). Extreme Formen solcher Situationen finden sich in kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen die Kontrahenten die gegenseitige Vernichtung beabsichtigen (z.B. Rasmusen 1998: 19f.). Die theoretische Bedeutung dieser Interaktionsform wird dadurch unterstrichen, dass Nullsummenspiele ein idealtypisches Beispiel für eine so genannte doppelte Kontingenz sind, die insbesondere von systemtheoretisch orientierten Soziologen als problematisch erachtet wird (z.B. Luhmann 1988).

Das letzte Beispiel zeigt zudem, dass die rationale Lösung von Nullsummenspielen nicht trivial ist. So nimmt Luhmann (1988) an, dass in einem solchen Fall rationales Verhalten nicht möglich ist und jede Berechnung des Gegners scheitern müsse (vgl. Berger/Hammer 2007). Umso interessanter ist deshalb die Frage, ob es menschlichen Akteuren gelingt, sich in einer Nullsummensituation nutzenmaximierend zu verhalten, und, wenn ja, welche Form von Rationalität sich dabei zeigt.

Insbesondere wird interessieren, ob hier ökologische Rationalität (Smith 2003 und 2007) derart vorliegt, dass sich Rationalität als emergentes Phänomen auf der Aggregatebene durch die Interaktion der Akteure selbst dann ergibt, wenn deren individuelle Entscheidungen nicht vollständig rational sind. Oder aber, ob für dieses komplexe Entscheidungskalkül von – bewusster oder unbewusster – individueller Rationalität der egoistischen Akteure ausgegangen werden kann, wie es eine eher psychologisch orientierte Interpretation der spieltheoretischen Analyse nahe legt (z.B. Brown/Rosenthal 1990: 1065, Shachat 2002: 194).


Prof. Dr. Joachim Behnke ist Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft an der Zeppelin Universität Friedrichshafen, seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Wahlsysteme und Wahlforschung und Moderne Politische Theorie.

Dr. Thomas Bräuninger ist Professor für Political Economy an der Universität Mannheim. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der vergleichenden politischen Ökonomie und der formalen politischen Theorie.

Dr. Susumu Shikano ist Professor für Methoden der empirischen Politik- und Verwaltungsforschung an der Universität Konstanz, seine Schwerpunkte sind Wahl- und Koalitionsforschung.


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