Eine kritische Reflexion
E-Book, Deutsch, 312 Seiten
ISBN: 978-3-456-94898-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Zielgruppe
Pflegewissenschaftler
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;4
2;Einleitung;8
3;Vorwort;10
4;1 Der Beitrag der pflegewissenschaftlichen (Berufs-)Bildung zur wissenschaftlichen Durchdringung der Pflegepraxis;14
4.1;1.1 Höhere Fachausbildungen in der Pflege: Erste wissenschaftliche Impulse;15
4.2;1.2 Die Differenzierung beruflicher Funktionen in der Pflege als Herausforderung und Chance;23
4.3;1.3 Qualifikationsmix in der Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich – Status Quo und Zukunft;41
5;2 Die Rolle der Pflegewissenschaft und der Pflegewissenschaftlerinnen in Institutionen des Gesundheitswesens;66
5.1;2.1 20 Jahre Pflegewissenschaft in der Praxis;67
5.2;2.2 Die Integration der Pflegeexpertinnenin die Strukturen des universitären Pflegedienstesam Inselspital Bern;89
5.3;2.3 «Ja, die Freiheit ist vielleicht im Geist da – aber nicht in der Praxis» :Dilemmata der Qualitätsentwicklung in der stationären Altenpflege – Akademisch ausgebildete Pflegekräfte: ein Beitrag zur Lösung?;106
6;3 Pflegewissenschaft und Pflegepraxis;126
6.1;3.1 Pflegepraxis als Ergebnis des Nachdenkens – Auswirkungen von Pflegewissenschaft auf die alltägliche praktische Arbeit;127
6.2;3.2 Die Problematik praxisorientierter Forschung und forschungsorientierter Praxis;148
7;4 Pflegewissenschaft und Pflegemanagement;164
7.1;4.1 Strategische Ausrichtung und Aufgaben eines innovativen Pflegemanagements;165
7.2;4.2 Umsetzung eines wissenschaftsorientierten Pflegekonzepts in einer Klinik fu?r Onkologie;186
7.3;4.3 Der lange Weg vom Wissen zum Handeln;208
8;5 Pflegewissenschaft im multidisziplinären und multiprofessionellen Kontext;226
8.1;5.1 Integration der Pflegewissenschaft in eine Fakultät fu?r Medizin;226
8.2;5.2 15 Jahre Pflegewissenschaft an einer Medizinischen Fakultät aus der Sicht der Curriculumbeauftragten;237
8.3;5.3 Wem gehört der Patient? – Transdisziplinäre Ansätze zur Patientenorientierung;240
9;6 Entwicklungspotenziale der Pflegewissenschaft – Innen- und Außensichten;258
9.1;6.1 Grundlagen und Erfahrungen anwendungsorientierter Forschung in der Pflege;259
9.2;6.2 Pflegewissenschaft als Player im Gesundheitswesen;280
9.3;6.3 Pflegewissenschaft und Pflegeforschung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunf taus Sicht eines Förderers;294
10;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;306
11;Sachwortverzeichnis;308
5 Pflegewissenschaft im multidisziplinären und multiprofessionellen Kontext (S. 227-228)
Dass verschiedene Problemstellungen und Kontexte verschiedene Herangehensweisen an die multidisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit erfordern, verdeutlichen die drei folgenden Beiträge. Christel Biensteins, Witten/Herdecke, Beschreibung des jahrelangen, vorerst steinigen und schließlich doch zum Erfolg führenden Prozesses von der Vision eines universitären Pflegestudiengangs zu deren Verwirklichung in einer medizinischen Fakultät lässt keinen Zweifel aufkommen betreffend der Komplexität eines solchen Vorhabens.
Analog schildert Angelika Zegelin, Witten/Herdecke, was es im Einzelnen brauchte, um die seit Jahrzehnten an der Universität «Arrivierten» zu gewinnen für das damals Undenkbare, aber heute Offensichtliche: dass, warum und auf welche Weise Pflege eine Disziplin ist. Die Einzelheiten der Aushandlungsprozesse betreffend Bedarf, Inhalte, Wertsysteme, Logiken, Strukturen, methodische Ansätze, Abstraktionsebenen, Nutzen, Kosten, Machtverhältnisse, Verwandtes und Verschiedenes in Medizin und Pflege und vieles mehr waren Gegenstände grundsätzlicher Natur und beschäftigten auch die Curriculumverhandlungen.
Wie Iren Bischofberger, Aarau, unter dem Titel «Wem gehört der Patient?» zeigt, setzt sich die Diskussion im klinischen Kontext fort. Ihr Beitrag verdeutlicht, dass das noch nicht definitiv entschiedene Seilziehen um die akademische Position der Pflege und ihre dadurch implizierten Ansprüche keine Besonderheit des deutschen Kulturraums ist.
5.1 Integration der Pflegewissenschaft in eine Fakultät für Medizin
Christel Bienstein Dieser Anteil des Buches wird aus der Perspektive jahrelanger Erfahrungen der Entwicklung einer pflegewissenschaftlichen Disziplin in einer medizinischen Fakultät geschrieben. Er kann nur Einblick in einen individuellen Integrationsprozess geben und daher nicht generelle Aussagen formulieren. Jedoch ergeben sich aus den Erfahrungen Hinweise für eine gelingende Zusammenarbeit. Um eine neue wissenschaftliche Disziplin in eine Universität zu integrieren, bedarf es Personen, die fest davon überzeugt sind, dass die neu zu implementierende Fachrichtung eine Bereicherung für die Hochschule darstellt.
Diese Personen können sich außerhalb oder innerhalb der Universität befinden. Sowohl im einen wie im anderen Fall muss es ihnen gelingen, Verantwortungsträger in der Universität von der Idee zu überzeugen. Auch im Fall der Universität Witten/ Herdecke (UWH) wurde dieser Strategie Rechnung getragen. Die Basis für die Aktivitäten bildet ein zentrales Anliegen. Im Fall der Universität Witten/Herdecke gestaltete sich dieser Prozess über einen längeren Zeitraum. Schon 1979 fanden erste Gespräche zwischen den Begründern der Universität und der Leitung des Bildungszentrums des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe in Essen statt.
Sowohl Dr. Kienle als auch Dr. Schily folgten der Vision, eine erste nicht staatliche Universität zu eröffnen, die einen Studiengang Humanmedizin und einen Studiengang Pflegewissenschaft gemeinsam starten sollte. Beide gingen davon aus, dass kranke und pflegebedürftige Menschen mehr benötigen als naturwissenschaftliche Medizin. Ihnen war die Bedeutung der Einbeziehung der Patienten in die Wahl einer Therapie, das informative und einfühlsame Gespräch mit den erkrankten Menschen, die sich in existenziellen Krisen befinden, besonders wichtig. Sie gingen davon aus, dass diese Fähigkeit nicht nur die Ärzte, sondern besonders auch die Pflegenden besitzen müssten, dass sie sich sprachlich miteinander verständigen und mit dem erkrankten Menschen und seiner Familie eine Lösung suchen müssten.