Gaudo / Kaiser | Lachend lernen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Gaudo / Kaiser Lachend lernen

Humortechniken für den Unterricht

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

ISBN: 978-3-407-63208-1
Verlag: Beltz
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Humorvoller Unterricht fördert die Neugier, die Kreativität und die Motivation der Schüler_innen. Darüber hinaus kann Humor Konflikte entschärfen - mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Eltern. Und nicht zuletzt ist Humor ein wirksames Mittel gegen Stress. Dabei müssen Lehrer_innen keineswegs als »Spaßmacher« geboren sein. Felix Gaudo und Marion Kaiser vertreten die These: Humortechniken sind erlernbar. Sie lassen sich in allen Schulformen einsetzen und wurden bereits erfolgreich im Unterricht erprobt. Ein paar Beispiele: • Kinder mit Wortspielen überraschen • absichtlich kindlich sein • Selbstironie und Übertreibung • Körperhumor • Witz des Tages • Cartoon der Woche Gaudo und Kaiser zeigen, wie man seinen Humor trainieren und zugleich gesund bleiben kann. Dabei berufen sie sich auf Ergebnisse aus der therapeutischen Praxis und der positiven Psychologie.

Marion Kaiser arbeitet seit knapp 20 Jahren als Grundschullehrerin in Heppenheim.
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2. Humorvoll unterrichten
Humorrituale
»Herrn Rieks habe ich nie vergessen. Mein erster Mathelehrer, das ist 40 Jahre her. Aber warum erinnere ich mich an ihn? Er war witzig, hat kleine Cartoons an die Tafel gemalt, und die ganze Stunde habe ich aufgepasst, weil ich diesen Moment nicht verpassen wollte, in dem es wieder etwas zum Lachen gab. Stimmungen bleiben haften, und noch heute schmunzle ich, wenn ich an Herrn Rieks denke. Er kannte das Einmaleins der Vortragskunst: ›Du darfst alles, nur nicht langweilen!‹« So schreibt der Kollege und Freund meines Mannes, Eckart von Hirschhausen, in seinem Vorwort zu unserem Buch. Was für eine Gabe, so gut zeichnen zu können! Wie genial die Wirkung: Ich diszipliniere die Schüler und bringe sie gleichzeitig zum Schmunzeln, vielleicht sogar zum Lachen. Im gleichen Zug entsteht ein Ritual, auf das sich die Jugendlichen freuen können. Grundsätzlich geben Rituale den Schülerinnen und Schülern Sicherheit, sie strukturieren den Ablauf einer Stunde oder eines Vormittages. Rituale bieten sich an zum Anfang oder Ende der Schulstunde, markieren Beginn und Ende der Woche, schaffen besondere Momente in der letzten Stunde vor oder in der ersten Stunde nach den Ferien. Für all diese Phasen eignen sich auch Humorrituale. Sie haben den Vorteil, dass ich nicht spontan humorvoll sein muss, um die Kinder zum Lachen zu bringen. Ich kann den Humor gezielt planen und der Lacherfolg ist relativ sicher. Aber wer kann schon so zeichnen und ist so kreativ wie der Kollege mit dem Cartoon an der Tafel? Erinnern Sie sich an den Vorlesekoffer, der ein Witzebuch enthielt? Warum eigentlich nicht ein Witzebuch? Warum nicht auch mal einen Witz vorlesen? Warum nicht den Wortwitz entdecken und gemeinsam darüber lachen? Und so hielt der Witz Einzug in das tägliche Morgenkreisritual meiner Klasse. Den Morgenkreis leiten die Schüler selbstständig. Er ist ein tägliches Instrument für die Erziehung zu Selbstständigkeit und Demokratie, das ich bei einer Hospitation in der Bildungsschule Harzberg von Falko Peschel kennenlernte. Bei mir besteht der Morgenkreis aus einem Begrüßungsrap, der Anwesenheitskontrolle, dem Tagesplan und der individuellen Besprechung der Arbeitsvorhaben des Tages. In Absprache mit den Kindern wurde dieser Ablauf um den Witz des Tages bereichert. Bei den Schülern stieß der Vorschlag auf große Zustimmung. Schon am nächsten Tag sollte es losgehen. Da sich nicht alle Witze für jede Altersstufe eignen, traf ich eine Vorauswahl, indem ich gute und altersentsprechende Witze ankreuzte. Das Kreisleiterkind nahm sich am nächsten Morgen das Buch, las vor: »Zwei Zahnstocher laufen einen Berg hoch. Plötzlich überholt sie ein Igel. Sagt der eine Zahnstocher zum anderen Zahnstocher: ›Ach, hätte ich gewusst, dass ein Bus fährt, wäre ich mit dem gefahren!‹« – Alle Kinder lachten. Selbst die, die den Witz nicht verstanden hatten. Auch das war eine neue Erfahrung: Lachen um des Lachens willen. Seitdem ist der Witz des Tages fester und beliebter Bestandteil des Morgenrituals. Ohne dass ich selber lustig werden musste, ohne dass es einen Humorprofi gebraucht hätte, wurde die Klasse zum Lachen gebracht. Ohne die ohnehin hohe Arbeits- und Vorbereitungsbelastung zu erhöhen, zog der Humor gezielt ins Klassenzimmer ein und etablierte sich. Ein Anfang war gemacht, ein erstes Humorritual geschaffen. In meiner Klasse hatte das »Witz-des-Tages-Ritual« mehrere Effekte: Die Kinder freuten sich jeden Morgen auf den Witz. Sie erzählten ihn zu Hause ihren Eltern. Der Witz wurde zum Vorleseanreiz. Und auch Kinder, die sich selbst nicht ans Vorlesen trauten, wählten einen Witz aus und ließen ihn durch geübte Leser vorlesen. Mit etwas Ermutigung trauten sich manche sogar, eigene Witze vorzubereiten. So kam es zu folgender Geschichte: Carla, das jüngste Kind der Klasse (5 Jahre), wurde in der neuen Woche Kreisleiterin. Bisher war sie eher durch ihre Verträumtheit und Langsamkeit aufgefallen. Mit zartem Stimmchen verkündete sie: »Ich kenne einen Witz von meinem großen Bruder. Den habe ich euch mitgebracht: Sagt ein Malermeister zu seinem Gesellen: ›Streich bitte die Fenster!‹ Antwortet der Geselle: ›Die Rahmen auch?‹« Ratloses Schweigen. Ein paar Sekunden später fingen die Ersten an zu tuscheln. »Ach, der wollte die Glasscheiben anmalen!« Langsam begann leises Gekicher. Daraufhin das Mädchen: »Ich erzähle ihn euch einfach noch mal, dann werdet ihr es schon verstehen!« Sie wiederholte den Witz – mit großem Erfolg, alle Kinder lachten. Anschließend habe ich Carla für ihren Mut, einen Witz frei vor der Klasse zu erzählen, sehr gelobt. Die anderen merkten, dass ein solches Verhalten positiv verstärkt wird, und begannen, zu Hause Witze zu lesen, die sie dann als Kreisleiterkinder zum Besten gaben. Manche brachten auch Scherzartikel mit, die dann kurz im Kreis gezeigt wurden, alle zum Lachen brachten und wieder verschwanden. Der Effekt war deutlich: Die Schülerinnen und Schüler hatten gemerkt, dass Humor einen hohen Stellenwert hat. »Ah, die Frau Kaiser findet es gut, wenn man Witze erzählt!« Eltern berichteten, dass ihre Kinder plötzlich die Tageszeitung, die sie zuvor nie interessiert hatte, nach Witzen durchsuchten. Die langsame und verträumte Carla fand Gefallen an meinem Lob. Die Bestärkung weckte in ihr den Wunsch, noch mehr Lob zu bekommen. Ein Motivationsschub: Sie bemühte sich um mehr Schnelligkeit, war nicht mehr die Letzte beim Anziehen und trat deutlich selbstbewusster gegenüber ihren Klassenkameraden auf. Ein paar Wochen später besuchte die Schulinspektion des hessischen Kultusministeriums unsere Schule. Bevor die Inspektoren kamen, diskutierten wir in unserer Familie, ob ich dann eine klassische Stunde oder den üblichen Unterricht halten sollte, sprich den von Kindern geleiteten Morgenkreis mit anschließender selbstständiger, eigener Lernzeit. Wir entschieden uns für den üblichen Unterrichtsablauf. Die Inspektoren kamen zum Hospitieren, führten Interviews mit den Kindern und den Eltern. Beim Abschlussbericht erhielt die Schule beste Noten und der Inspektor betonte: »Frau Kaiser, was wir heute im Morgenkreis bei Ihnen gesehen haben, das haben wir in ganz Hessen noch nicht gesehen.« Für mich war das eine Bestätigung meiner Arbeit, die immer die Stärkung der Lernatmosphäre als wichtigstes Ziel verfolgt. Im Folgenden werden weitere Humorrituale beschrieben, die sich leicht abwandeln und in allen Schulformen anwenden lassen. Es muss ja nicht gleich ein an die Tafel gezeichneter Cartoon sein. Ein paar leichtere Varianten erzielen auch eine hohe Wirkung. Witz des Tages
Der Witz des Tages kann zu Beginn einer Stunde erzählt werden. Vortragen können ihn sowohl der Lehrer wie auch die Schüler und Schülerinnen. Ebenso gut kann er am Ende der Stunde seinen festen Platz bekommen. Wie am Anfang des Kapitels beschrieben, bietet er die Möglichkeit, die Klassendisziplin durch die Aussicht auf einen Witz oder einen witzigen Cartoon zu erhöhen. Und denken Sie daran: Jeder Witz ist eine Denkleistung des Gehirns! Er fördert das Sprachverständnis und kann ohne Intelligenzleistung nicht verstanden werden. Erst durch eigenes Nachdenken verstehen die Schülerinnen und Schüler den Widerspruch, die Inkongruenz, das Zusammenführen von Dingen, die nicht zusammengehören, die Pointe. Indem man einen Witz versteht, trainiert man seinen Scharfsinn und seine Findigkeit (Birkenbiehl 2005). Außerdem freuen sich die Schüler über ihre eigene Cleverness, die sie als Zuhörer aufbringen müssen. Oder wie Eckart von Hirschhausen gerne sagt: »Je höher der Absatz, desto kürzer der Hauptsatz.« Cartoon der Woche
Peter Veith schreibt in seinem Buch »Humor im Klassenzimmer« über die Idee, den Witz der Woche am Schwarzen Brett aushängen zu lassen. Motiviert durch den Erfolg in meinem Morgenkreis überlegte ich, in unserer Schule auch den Cartoon der Woche einzuführen. Warum soll nur meine Klasse fünf Minuten lustig sein? Lassen wir doch alle lachen! Die Schulleitung war einverstanden, musste jedoch zunächst die Gesamtkonferenz und den Klassenrat befragen. ...


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