Kampf | Nutzen und Risiken von Corona-Maßnahmen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 156 Seiten

Kampf Nutzen und Risiken von Corona-Maßnahmen

Erkenntnisse aus der Wissenschaft

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

ISBN: 978-3-7519-4342-0
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Zahlreiche Corona-Maßnahmen wurden im Rahmen der COVID-19-Pandemie in Deutschland schrittweise per Verordnung verhängt. Doch wie wirksam sind die einzelnen Maßnahmen, um die Übertragung von SARS-Coronavirus-2 zu verhindern? Und gibt es Risiken, die mit den Maßnahmen einhergehen? Um die Übertragungswege besser zu verstehen, wird in diesem Fachbuch beschrieben, in welchen Körpersekreten und wie lange infektiöses SARS-Coronavirus-2 nachweisbar ist, welche Erkenntnisse zu seiner Übertragung über Tröpfchen, Aerosole und Flächen vorliegen und welche Personen bzw. Berufsgruppen besonders gefährdet sind. Anschließend werden Maßnahmen wie das Händewaschen, die Händedesinfektion, das Tragen von Handschuhen, das Anlegen einer Mund-Nasen-Bedeckung, das Abstand halten, die Desinfektion von Flächen sowie das kontaktlose Bezahlen auf wissenschaftlicher Basis bewertet, ob durch sie die Übertragung des SARS-CoV-2 verhindert werden kann und welche Risiken mit ihnen assoziiert sind. Anhand von typischen Lebenssituationen wie dem Einkaufen oder dem Friseurbesuch wird geschildert, wie wahrscheinlich eine Übertragung zwischen Menschen ist und welche Faktoren die Übertragung begünstigen. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass nicht von jeder Maßnahme ein Gesundheitsnutzen zu erwarten ist. Einige der Maßnahmen können sogar mit relevanten Risiken einhergehen.
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3. DIE COVID-19 PANDEMIE
Die ersten neuartigen schweren Atemweginfektionen, später bekannt als COVID-19, wurden Ende Dezember 2019 in verschiedenen Krankenhäusern in Wuhan in China entdeckt. Am 30. Dezember 2019 wurde das SARS-CoV-2 erstmals bei einem Patienten aus dem Bronchialraum nachgewiesen. Die Mehrzahl der ersten Verdachtsfälle wies das gemeinsame Merkmal auf, den örtlichen Markt für Meeresfrüchte besucht zu haben, der am 1. Januar 2020 geschlossen wurde. Von Wuhan aus hat es sich immer weiter in China ausgebreitet, um später auf allen Kontinenten der Welt zu Infektionen zu führen [10]. Eine retrospektive Studie deutet darauf hin, dass SARS-CoV-2 in Frankreich bereits Ende 2019 zu mindestens einer Infektion geführt hat, ohne dass der Patient einen Bezug zu China hatte [13]. Diese Entdeckung ist besonders interessant, da es bereits bei den Militärweltspielen im Oktober 2019 in Wuhan einige Fälle grippeähnlicher Infektionen unter den Teilnehmern aus Frankreich und Italien gab, deren Symptome rückblickend auf CO-VID-19 hindeuten [14]. COVID-19 gilt als Infektionskrankheit, von der die überwiegende Mehrzahl der Patienten mit leichten Symptomen innerhalb von ein bis zwei Wochen genesen [10]. Die infektiöse Dosis von SARS-CoV-2 ist nicht bekannt, d. h. man weiß nicht, wie viele Viren benötigt werden, um beim Menschen eine Infektion auszulösen. Von allen COVID-19-Fällen gelten ca. 81 % als solche mit mildem Krankheitsverlauf, schwere Infektionsverläufe sind in ca. 14 % und kritische Verläufe in ca. 5 % der Fälle zu beobachten [10]. Die Rate an Todesfällen bei den ersten 44 672 COVID-19 Fällen in China wurde mit 2,3 % angegeben [10]. Interessanterweise ist diese niedriger als die Rate an Todesfällen bei der SARS-Epidemie 2003 - 2004 mit 9,6 % und niedriger als die Rate an Todesfällen bei der MERS-Epidemie 2012 mit 34 %. Bei der MERS-Epidemie kann es sein, dass die Todesrate überschätzt wurde, da milde Verlaufsformen in Ermangelung diagnostischer Möglichkeiten vermutlich übersehen wurden [15]. An dieser Stelle sei ein Vergleich zu Grippe-Infektionen erlaubt. Nach einer Schätzung der WHO erkranken durch Influenza-Viren pro Jahr weltweit etwa eine Milliarde Menschen, von denen drei bis fünf Millionen einen schweren Krankheitsverlauf haben und schätzungsweise 290 000 bis 650 000 versterben [16, 17]. In praktisch allen Medien sah man über Monate täglich neue Angaben zur Entwicklung der COVID-19-Pandemie. Dabei war die häufigste Angabe die kumulative Fallzahl, also die Summe aller bislang bestätigten Fälle in einem Land (z. B. 160 758 Fälle in Deutschland bis zum 1. Mai 2020) oder als Anzahl neuer Fälle des Vortags (z. B. 1 639 neue Fälle in Deutschland am 1. Mai 2020). Zunächst wollen wir betrachten, welche Personen als „Fall“ in die offiziellen Statistiken eingehen. 3.1. Falldefinitionen
Falldefinition der WHO Als bestätigter Fall gilt jede Person, bei der die Diagnose COVID-19 durch den Nachweis im Labor bestätigt wurde, unabhängig davon, ob diese Person klinische Zeichen einer Infektion oder Symptome aufweist. Eine Person gilt als wahrscheinlicher Fall, wenn bei einem Verdachtsfall entweder die Laborergebnisse auf SARS-CoV-2 nicht eindeutig sind oder bislang keine Laboruntersuchung durchgeführt wurde, aus welchen Gründen auch immer. Ein Verdachtsfall liegt vor, wenn der Patient eine Atemweginfektion hat und sich entweder in den 14 Tagen vor Beginn der Symptome in einem COVID-19-Endemiegebiet aufhielt, oder wenn in den 14 Tagen vor Beginn der Symptome Kontakt zu einem bestätigten oder wahrscheinlichen Fall bestand, oder wenn der Patient wegen der Infektion stationär behandelt werden muss und keine andere Diagnose in Betracht kommt, die das klinische Bild der Infektion vollständig erklärt. Als COVID-19-assoziierter Todesfall gilt jeder verstorbene Patient, der zuvor als bestätigter oder wahrscheinlicher Fall eingestuft wurde, es sei denn, dass nachweislich eine andere Todesursache vorliegt [18]. In den täglichen Berichten zur weltweiten Situation der COVID-19-Pandemie werden sowohl die bestätigten Infektionsfälle als auch die Todesfälle angegeben. Falldefinition des RKI Laut RKI werden die folgenden Fälle als COVID-19 gewertet und sind über die zuständige Landesbehörde an das RKI zu übermitteln [19]: wenn SARS-CoV-2 im Labor von Personen ohne Symptome, ohne Angabe zu Symptomen sowie mit spezifischen oder unspezifischen Symptomen nachgewiesen wurde. wenn das spezifische klinische Bild einer Lungenentzündung ohne Labornachweis von SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde und eine epidemiologische Bestätigung vorhanden ist. Diese kann das Auftreten von zwei oder mehr Lungenentzündungen in einer medizinischen Einrichtung, einem Pflege- oder Altenheim sein oder der Kontakt zu einem bestätigten Fall. Kontakt zu einem bestätigten Fall Dieser wird vom RKI als Vorliegen von mindestens einem der beiden folgenden Kriterien innerhalb der letzten 14 Tage vor Erkrankungsbeginn definiert [19]: Versorgung bzw. Pflege einer Person mit COVID-19, insbesondere durch medizinisches Personal oder Familienmitglieder Aufenthalt am selben Ort wie eine COVID-19 Person, während diese symptomatisch war; z. B. Klassenzimmer, Arbeitsplatz, Wohnung bzw. Haushalt, erweiterter Familienkreis, Krankenhaus, andere Wohn-Einrichtung, Kaserne oder Ferienlager. SARS-CoV-2 kann dabei entweder im Kulturverfahren (infektiöses Virus; das Virus infiziert eine bestimmte für das Virus geeignete Zellkultur) oder per PCR (Nukleinsäure) nachgewiesen werden. Für die Diagnosesicherung COVID-19 sind beide Verfahren geeignet. Die PCR gilt für die Diagnostik als Goldstandard [20, 21]. Doch sind beide Verfahren auch geeignet, um das Ansteckungsrisiko von dieser Person zu beurteilen? Das Vorhandensein von viraler RNA ist nicht immer mit der Übertragbarkeit und Infektiosität von Viren gekoppelt [22]. Daher wurde schon frühzeitig in Frage gestellt, ob die SARS-CoV-2-Viruslast mit dem kultivierbaren Virus korreliert [23]. In der Phase der symptomatischen Infektion ist das größtenteils der Fall. In 19 von 25 klinischen Proben (Nase-Rachen-Abstrich) von COVID-19-Patienten wurde das SARS-CoV-2 durch Kultur nachgewiesen [24]. In einer anderen Studie wurde infektiöses Virus nur in der ersten Woche der Symptome durch Kultur nachgewiesen [25]. Interessanterweise wurden ab dem 8. Tag bis zum 13. Tag trotz weiterhin hoher Viruslast (gemessen als RNA) keine infektiösen Viren mehr nachgewiesen [25]. Ein ähnliches Bild fand sich mit dem SARS-CoV-1. Hier war virale RNA in den Atemsekreten und im Stuhl einiger Patienten noch nach mehr als einem Monat nach Krankheitsbeginn nachweisbar, aber nach der 3. Woche konnte bereits kein infektiöses Virus mehr nachgewiesen werden [26]. Die Nukleinsäure-Nachweismethoden (PCR) haben einen wesentlichen Nachteil: Sie können nicht zwischen infektiösen und nicht-infektiösen (toten oder antikörperneutralisierten) Viren unterscheiden. Jede Person, bei der die RNA des SARS-CoV-2 nachgewiesen wurde, ist für die WHO und das RKI ein bestätigter Fall, unabhängig davon, ob Symptome vorhanden sind oder nicht. 3.2. Weltweite COVID-19-Infektionen und Todesfälle
Zum 1. Mai 2020 lagen weltweit insgesamt 3 175 207 Fälle bestätigter COVID-19-Infektionen vor, 224 172 Menschen sind mit dieser Diagnose verstorben [27]. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die Länder, die bis zu diesem Zeitpunkt am stärksten betroffen waren. Die meisten bestätigten Fälle fanden sich in den USA sowie in einigen europäischen Ländern. In China, dem Ausgangspunkt der Pandemie, gibt es nur noch wenige Neuinfektionen in Form von Clustern. 3.3. COVID-19-Infektionen in Deutschland
Auf Basis der Angaben des RKI hatten sich bis zum 1. Mai 2020 in Deutschland insgesamt 160 758 Personen mit dem SARS-CoV-2 infiziert. Von diesen sind ca. 126 900 genesen und 6 481 im „Zusammenhang mit COVID-19“ verstorben. Die meisten COVID-19-Fälle sind zwischen 15 und 59 Jahre alt (67 %). Insgesamt sind Frauen und Männer mit 52 % bzw. 48 % annähernd gleich häufig betroffen. 87 % der Todesfälle und 19 % aller Fälle sind 70 Jahre oder älter. COVID-19-bedingte Ausbrüche in Alters- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern werden weiterhin berichtet. In einigen dieser Ausbrüche ist die Zahl der Verstorbenen vergleichsweise hoch [28]. Land Anzahl bestä- tigter Fälle Anzahl Todesfälle Hauptübertragung* USA 1 035 353 31 379 In der Gesellschaft Spanien 213 435 24 543 In der Gesellschaft Italien 205 463 27 967 In der...


Kampf, Günter
Günter Kampf ist selbstständiger Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin in Hamburg sowie außerplanmäßiger Professor an der Universität Greifswald. Er hat mehr als 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen in meist internationalen Fachzeitschriften, 44 Buchkapitel sowie vier Fachbücher veröffentlicht. Die bisherigen wissenschaftlichen Themenschwerpunkte sind verschiedene Aspekte der Händehygiene, Flächendesinfektion sowie die Resistenzbildung gegenüber Wirkstoffen in Desinfektionsmitteln.


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