Maskenpflicht
E-Book, Deutsch, Band 2, 204 Seiten
Reihe: Pandemiemanagement auf dem Prüfstand
ISBN: 978-3-7578-5548-2
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
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7.3. Seide
Masken aus Seide zeigten eine Filtrationsleistung zwischen 5 % und 99 %. Seidenhemden waren recht effektiv, was möglicherweise an dem engmaschigen Stoff liegt. Der in der Öffentlichkeit manchmal zu sehende Seidenschal hatte mit 27,6 % nur eine mäßige Filtrationsleistung (Tabelle 8). Art der Seidenmaske Durchmesser der Tröpfchen-Partikel Filtrationsleistung Quelle Serviette 0,075 µm 4,8 % * [63] Schal 0,04 µm 27,6 % * [65] Kommerzielle Maske 6 µm 50,3 % ** [73] Kommerzielle Maske 2,6 µm 63,6 % ** [73] Gebrauchtes Hemd 0,1 µm 92,9 % - 98,7 % ** [66] Tabelle 8: Filtrationsleitung ausgewählter Alltagsmasken aus Seide in Abhängigkeit von der Partikelgröße; *gemessen mit Kochsalzlösung; **gemessen mit dem Bakteriophagen MS2; zum Vergleich: der Durchmesser von SARS-CoV-2 ist etwa 0,06 bis 0,14 µm [67]. 7.4. Medizinische Maske und OP-Maske
Hier handelt es sich um Medizinprodukte mit definierten Anforderungen an die Filtrationsleistung. Nach EN 14683 muss eine medizinische Maske mindestens 95 % der Bakterien entfernen, eine OP-Maske sogar mindestens 98 %. Nur dann sind diese Produkte verkehrsfähig. Einzelne Studien mit Tröpfchen von einem Durchmesser zwischen 0,04 µm und 0,075 µm zeigten mit 19 % bis 97 % teilweise eine geringere Filtrationsleistung [63][65][74]. Das muss jedoch kein Widerspruch sein. Denn der Durchmesser der Tröpfchen in diesen Studien ist deutlich kleiner als der des Bakteriums Staphylococcus aureus mit etwa 0,5 bis 1,5 µm, mit dem nach EN 14683 die Filtrationsleitung von Bakterien bestimmt wird. Beim Husten fällt die Filtrationsleistung (Tröpfchen zwischen 0,01 µm und 0,2 µm) mit 47 % geringer aus, auf einer feuchten OP-Maske ist sie mit 43 % noch niedriger [69]. OP-Masken konnten den Durchlass von Tröpfchen beim Niesen und Husten deutlich reduzieren, lediglich ein Anteil von 0,6 % war hinter der Maske nachweisbar [72]. Das Material von OP-Masken war unter Laborbedingungen in der Lage, mindestens 99,6 % der vernebelten Viren abzufangen (Bakteriophage MS2) [73]. Die Filtrationsleitung ist insgesamt stärker, wenn zwei oder mehr Lagen des gleichen Materials verwendet werden [70][65]. In einer weiteren Studie an 17 Personen mit einer symptomatischen saisonalen Coronavirus-Infektion konnte eine OP-Maske während einer 30-minütigen Ausatmung den Anteil viraler RNA in Tröpfchen von 30 % auf 0 % und in Aerosolen von 40 % auf 0 % reduzieren. Das deutet auf eine wirksame Filtrationswirkung hin [75]. Somit wird angenommen, dass in COVID-19-Fällen OP-Masken die Virusausbreitung verringern können. Zwei wesentliche Erkenntnisse lassen sich aus dieser Studie ableiten: Sowohl die Tröpfchen als auch das Aerosol aus der über 30 Minuten ausgeatmeten Luft von Coronavirus-Infizierten enthielten in der Mehrzahl keine virale RNA (70 % bzw. 60 %). Wenn man also in der über 30 Minuten ausgeatmeten Luft von einem symptomatischen, nachweislich infizierten Patienten nur teilweise virale RNA nachweisen kann, erscheint es eher unwahrscheinlich, dass bei kurzen Kontakten im öffentlichen Raum mit normalem Abstand ein relevantes Übertragungsrisiko besteht. Hier sind Situationen gemeint wie das aneinander Vorbeigehen auf dem Bürgersteig oder im Einzelhandel. Wenn Coronavirus-Infizierte normal atmen und eine OP-Maske tragen, ist in den 30 Minuten tatsächlich eine Filtrationsleistung messbar. Die RNA der Coronaviren war in den Proben der Maskenträger weder in den Tröpfchen noch im Aerosol nachweisbar. Deshalb kann die Empfehlung, dass COVID-19-Patienten nach Möglichkeit eine Maske tragen, auf Basis dieser Studie durchaus begründet werden. Die Proben wurden jedoch nicht auf infektiöse Viren untersucht, so dass unklar bleibt, ob aus dem RNA-Nachweis ein Infektionsrisiko aus der ausgeatmeten Luft abgeleitet werden kann. Darüber hinaus konnte die Kontamination der unmittelbaren Umgebung mit SARS-CoV-2 reduziert werden, wenn COVID-19-Patienten eine OP-Maske tragen [76]. Aus Laborversuchen mit künstlich angezüchteten Viren in hoher Konzentration konnte SARS-CoV-2 auf der äußeren Schicht einer OP-Maske bis zu sieben Tage lang infektiös oder nachweisbar bleiben, auf der inneren Schicht waren es bis zu vier Tage [77]. Ob diese Erkenntnisse jedoch auch für Viren aus den Atemwegsekrete übertragbar sind, ist fraglich, da in den Atemwegsekreten Antikörper, weiße Blutkörperchen sowie Bakterien und Pilze enthalten sind, die ein ungastliches Umfeld für Viren darstellen [78]. Dennoch wird wegen der möglichen Kontamination der Maske empfohlen, gleich nach dem Ablegen die Hände zu waschen. 7.5. FFP2- bzw. N95-Masken
Die Mehrzahl der folgenden Studien wurde mit N95-Masken durchgeführt, die vor allem in den USA genutzt werden. Die für N95-Masken geforderte Filtrationsleistung für Partikel wurde mit Tröpfchen der Größe zwischen 0,04 µm und 0,05 µm beschrieben (= 98 %) [65][74] [79]. Beim Husten betrug ihre Filtrationsleistung von sehr kleinen Tröpfchen mit einem Durchmesser zwischen 0,01 µm und 0,2 µm nur 52 % und war auf feuchten Masken mit 46 % etwas geringer [69]. In einer weiteren Studie konnten N95-Masken den Durchlass von Tröpfchen beim Niesen und Husten vollständig verhindern [72]. Die Filtrationsleistung gegenüber Influenza-A-Viren und Rhinoviren betrug mehr als 99 % [80]. Das Material von N95-Masken war unter Laborbedingungen in der Lage, mindestens 98 % der vernebelten Viren abzufangen (Bakteriophage MS2) [73][81] sowie mindestens 95 % von vernebelten Influenza-A-Viren oder Adenoviren aufzuhalten [82][83]. Für FFP2-Masken kann ein vergleichbarer Effekt erwartet werden. In einer weiteren Studie husteten sieben COVID-19-Patienten fünf Mal vor einer Petrischale, die in etwa 20 cm Abstand platziert war. Unmittelbar vorher wurden Proben vom Nase-Rachen-Raum und vom Speichel genommen. Hier fanden sich im Median 3,7 log10 Viruskopien pro ml, sowohl im Nase-Rachen-Raum als auch im Speichel. Die Patienten trugen dann entweder eine OP-Maske, eine N95-Maske, eine KF94-Maske oder keine Maske. Ohne Maske wurden im Median 2,7 log10 Viruskopien pro Milliliter in drei der Proben nachgewiesen, mit einer OP-Maske waren es im Median 2,7 log10, mit einer N95-Maske und einer KF94-Maske waren die Werte unterhalb der Nachweisgrenze. Die Autoren schlussfolgerten, dass hustende COVID-19-Patienten, die eine N95- oder KF94-Maske tragen, weniger Viren in die unmittelbare Umgebung streuen, wohingegen der Effekt von OP-Masken deutlich schwächer war [84]. 7.6. Vergleichende Studien
7.6.1. Reduktion von Partikeln
In einer Studie wurde die Wirksamkeit unterschiedlicher Masken bei verschiedenen Tätigkeiten wie Nasenatmung, Mund-Nase-Atmung, Sprechen oder Husten untersucht [85]. Dazu wurden Partikel in einem Größenbereich zwischen 0,3 und 20 µm ausgewertet. Für die Nasenatmung sollten die Probanden eine Minute lang Kaugummi kauen und derweil nur durch die Nase ein- und ausatmen. Für die Mund-Nase-Atmung war vorgesehen, dass zwei Minuten durch die Nase eingeatmet und durch den Mund ausgeatmet wird. Dabei sollte das Atmen für die Teilnehmer komfortabel sein. Das Sprechen wurde durch das Vorlesen eines Textes mit 330 Worten simuliert, es dauerte zwischen 100 und 150 Sekunden. Für das Husten sollten die Probanden 30 Sekunden lang in einer komfortablen Häufigkeit und Intensität wiederholt husten. Die Alltagsmasken bestanden aus einlagigem oder zweilagigem T-Shirt-Stoff aus Baumwolle. Tätigkeit Ohne Maske Einlagige Alltagsmaske Zweilagige Alltagsmaske OP- Maske N95-Maske Nasenatmung 0,12 1,72** 0,9* 0,11* 0,14* Mund-Nasen-Atmung 0,31 0,61** 0,28* 0,06** 0,07** Sprechen 2,77 16,37** 3,0* 0,18** 0,36** Husten 10,1 49,2** 36,1** 2,44** 6,15 Tabelle 9: Ausstoß von Partikeln (pro...