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E-Book, Deutsch, Band 3, 198 Seiten

Reihe: Pandemiemanagement auf dem Prüfstand

Kampf Pandemiemanagement auf dem Prüfstand

Impfpflicht

E-Book, Deutsch, Band 3, 198 Seiten

Reihe: Pandemiemanagement auf dem Prüfstand

ISBN: 978-3-7578-5903-9
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Eine Impfpflicht gegen COVID-19 kann nur dann als rechtmäßig angesehen werden, wenn sie dem Schutz Dritter dient, da vorbeugende medizinische Behandlungen grundsätzlich der autonomen Entscheidung des Einzelnen unterliegen. Aber war die Impfpflicht tatsächlich geeignet, den Schutz Dritter zu erhöhen? Wurde das Übertragungsrisiko durch die Impfung stark gemindert? War die Viruslast bei Geimpften deutlich niedriger? Waren Geimpfte seltener infiziert und damit seltener eine mögliche Übertragungsquelle? Was sagen die Fallzahlen des Robert Koch-Instituts für Geimpfte und Ungeimpfte aus? Und wie sind sie einzuordnen? Darüber hinaus kann eine Impfpflicht nur dann als angemessen angesehen werden, wenn mit der Impfung nur geringe gesundheitliche Risiken verbunden sind. Insbesondere die neue mRNA-Technologie und das verkürzte Zulassungsverfahren haben jedoch bei einem Teil der Bevölkerung die Sorge vor Nebenwirkungen geweckt. Wie häufig sind Nebenwirkungen der COVID-19-Impfung? Was sagen die Daten des Paul-Ehrlich-Instituts und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung? Schließlich ist in Teilen der Bevölkerung viel Vertrauen in staatliche Institutionen verloren gegangen. Was hat dazu geführt? Und wie lässt es sich wiederherstellen? All diesen Fragen geht der Autor in diesem Buch sorgfältig und differenziert nach. Am Ende bleibt die Frage, ob die sektorale Impfpflicht und die zum Teil unsachliche Debatte über eine allgemeine Impfpflicht der Gesellschaft mehr geschadet als genutzt haben.
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4.2. Aussagen des Wissenschaftlichen Dienstes
Zur Wirksamkeit wurden vom Wissenschaftlichen Dienst verschiedene Aussagen getroffen, die nachfolgend im Einzelnen bewertet werden [24]. Es handelt sich durchweg um infektionsepidemiologische Aussagen. Diese werden zwar mit einer Quelle zur Untermauerung der Aussage versehen, werden jedoch in keinem Fall mit einer Studie oder mit offiziellen Fallzahlen belegt. Die Bewertung durch den Wissenschaftlichen Dienst wurde am 22. Dezember 2021 abgeschlossen. Im Folgenden wird untersucht, ob die bis dahin veröffentlichten wissenschaftlichen Erkenntnisse die Thesen des Wissenschaftlichen Dienstes tatsächlich stützen. 4.3. „Hohe Wirksamkeit der Impfstoffe“
Eine Kernaussage lautete: „Bisherige Studien zu den COVID-19-Impfstoffen zeigen eine hohe Wirksamkeit.“ Diese Aussage des Wissenschaftlichen Dienstes wurde mit einer Internetmitteilung des Robert Koch-Instituts begründet („COVID-19-Impfempfehlung“; Stand: 3. Dezember 2021). Da aber der Selbstschutz kein legitimes Ziel darstellt, ist die Wirksamkeit von Impfstoffen für die Frage der Verhältnismäßigkeit unerheblich. Die Wirksamkeit von Arzneimitteln bezieht sich grundsätzlich nur auf die Personen, denen das Arzneimittel verabreicht wurde. In allen zulassungsrelevanten Phase-3-Studien wurde das Auftreten symptomatischer COVID-19-Infektionen „nur“ bei den Studienteilnehmern untersucht, die entweder den Impfstoff oder ein Placebo erhalten hatten (Selbstschutz) [33][34][35][36]. Das Auftreten von COVID-19 bei den Kontaktpersonen der Studienteilnehmer hatte hier keine Bedeutung (Fremdschutz). Die Sprecherin von Pfizer, Janine Small, hat dies am 10. Oktober 2022 bei einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament offen zugegeben. Vor der Markteinführung wurde der Impfstoff nicht auf seine mögliche Wirksamkeit zur Unterbrechung der Virusübertragung getestet [37]. Dies war auch nicht erforderlich. Daher können nur zusätzliche Studien in Ergänzung zu den Phase-3-Studien den wissenschaftlichen Nachweis eines möglichen Fremdschutzes erbringen. 4.4. „Risiko der Virusübertragung stark gemindert“
4.4.1. Aussagen und Begründungen
Hierzu finden sich in den Ausführungen des Wissenschaftlichen Dienstes drei Aussagen. Diese werden im Folgenden vollständig wiedergegeben [24]. Aussage 1 „Auch wird das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert.“ Diese Aussage wurde mit einer Internetmitteilung des Robert Koch-Instituts begründet („Können Personen, die vollständig geimpft sind, das Virus weiterhin übertragen?“; Stand: 29. November 2021). Für die Ende 2021 vorherrschende Delta-Variante sah das Robert Koch-Institut insgesamt „ein deutlich vermindertes Risiko, dass Menschen trotz Impfung PCR-positiv werden und das Virus übertragen“ [38]. Als Quellen wurden drei Studien angeführt. In der ersten Studie vom Oktober 2021 konnte gezeigt werden, dass die Wirksamkeit des Impfstoffes gegen Infektionen mit der Delta-Variante hoch ist: 63,1 % gegen asymptomatisches COVID-19 und 75,7 % gegen symptomatisches COVID-19 [39]. Bei der zweiten Studie vom Juli 2021 handelte es sich um eine Vorveröffentlichung mit 218 Personen. Sie zeigt, dass vollständig geimpfte Personen ein signifikant geringeres Risiko haben, im PCR-Test positiv zu sein (COVID-19-Fall) [40]. Aus beiden Studien lässt sich ableiten, dass vollständig geimpfte Personen tatsächlich seltener zu COVID-19-Fällen werden und damit seltener als mögliche Quelle einer Übertragung in Frage kommen. Eine dritte Studie war im September 2021 ebenfalls nur vorveröffentlicht [41] und erschien am 24. Februar 2022 im New England Journal of Medicine [42]. Darin wird für die Alpha- und Delta-Dominanz beschrieben, dass Zweitinfektionen im Umfeld vollständig geimpfter Personen signifikant seltener auftraten als bei ungeimpften Indexfällen (26,8 % vs. 46,4 %). Allerdings enthält die Studie keine differenzierten Angaben zum Impfstatus der Kontaktpersonen. Diese Information ist jedoch für die Beurteilung der tatsächlichen Gründe für die geringere Zahl von COVID-19-Fällen bei Kontaktpersonen unverzichtbar, da geimpfte Personen in der Umgebung von SARS-CoV-2-Quellen seltener erkranken. Ist also die niedrigere Infektionsrate in der Umgebung geimpfter Personen eher auf den Impfstatus des Indexfalles oder auf den der Kontaktperson zurückzuführen? Diese Frage kann im Rahmen dieser Studie nicht beantwortet werden. Als weitere Begründung wird in der Internetquelle des Robert Koch-Instituts angeführt, dass die Virusausscheidung bei geimpften Personen mit einer Durchbruchinfektion kürzer sei als bei ungeimpften Personen mit einer SARS-CoV-2-Infektion. Für diese Aussage werden jedoch keine belastbaren Daten angeführt. Aussage 2 „Die Viruslast wird durch die Impfung verkleinert, sodass trotz Impfung infizierte Personen weniger ansteckend sind.“ Die Quelle dieser Aussage ist eine arbeitsrechtliche Veröffentlichung von Wolfgang Wittek (Arbeitsrecht Aktuell 2021, Seite 61). Eine arbeitsrechtliche Abhandlung sollte jedoch nicht die wissenschaftliche Grundlage für die Beschreibung epidemiologischer Erkenntnisse sein. Aussage 3 Diese Aussage entstammt dem Gesetzentwurf vom 6. Dezember 2021 zur Einführung der Impfpflicht im Gesundheitswesen, also erneut aus keiner wissenschaftlichen Quelle. „Geimpfte und genesene Personen werden seltener infiziert und werden somit auch seltener zu Überträgern des Coronavirus SARS-CoV-2. Zudem sind sie, wenn sie trotz Impfung infiziert werden sollten, weniger bzw. für einen kürzeren Zeitraum infektiös. Das Risiko, das von Geimpften oder Genesenen ausgeht, ist somit deutlich geringer als bei Personen, die über keine Immunisierung aufgrund eines vollständigen Impfschutzes oder einer durchgemachten Infektion verfügen.“ 4.4.2. Weitere Daten bis 22. Dezember 2021
Die Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes wurde am 22. Dezember 2021 abgeschlossen. An diesem Tag hatten die Autoren nach eigenen Angaben zum letzten Mal Zugriff auf die Internetquellen [24]. Zunächst soll untersucht werden, ob die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Übertragungsstudien, die bis zum 22. Dezember 2021 bereits öffentlich verfügbar waren, die Aussagen des Wissenschaftlichen Dienstes stützen. Insgesamt fanden sich sechs Studien zur Virusübertragung in Abhängigkeit vom Impfstatus vor. Die erste Studie ist bereits beschrieben worden [42], da sie in Form der Vorveröffentlichung vom Robert Koch-Institut als Argument für ein vermindertes Risiko der Virusübertragung zitiert wurde [41]. Die sechs weiteren Datensätze aus fünf Studien wurden weder vom Robert Koch-Institut noch vom Wissenschaftlichen Dienst für die fachliche Bewertung herangezogen. In diesen Studien wurde in Haushalten von bestätigten COVID-19-Fällen untersucht, wie häufig Zweitinfektionen bei Kontaktpersonen nachgewiesen werden konnten. Dabei war der Impfstatus der Indexperson das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für die Bewertung. Die ersten vier Datensätze in Tabelle 1 wurden überwiegend während der Delta-Dominanz gewonnen. In drei der Datensätze war die Rate an Zweitinfektionen in der Umgebung von vollständig geimpften Personen ohne vorherige Infektion niedriger (11,2 % vs. 30,8 % [43]; 20,2 % vs. 21,5 % [44]; 12,4 % vs. 17,7 % [45]). Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen wurde in keiner der Studien statistisch bewertet [43][44][45]. In der vierten Studie war die Rate an Zweitinfektionen im Umfeld der vollständig geimpften Personen etwas höher als bei den ungeimpften Indexfällen (24,6 % vs. 23,0 %) [46]. Impfdosen bei Indexfällen
(Personenzahl) Zweitinfektionen pro Gruppe Vollständig Ge- impfte unter Kontakten Quelle Keine (110 872)
Eine (2 088)
Zwei (622) 30,8 %
28,9 %
11,2 %* 2,1 %# [43] Keine (8 611)
Zwei (8 765)
Drei (528) 21,5 %
20,2 %*
18,0 % 48,7 %## [44] Keine (2 641)
Eine (540)
Zwei (1 740) 17,7 %
7,9 %
12,4 %* 35,3 %
67,3 %
12,4 % [45] Keine (63)
Eine (25)
Zwei (50) 23,0 %
37,1 %
24,6 %** 63,0 %
54,3 %
62,3 % [46] Keine (1 166)
Zwei (6 934)
Drei (468) 30,8 %
29,5 %*
31,8 % 48,7 %## [44] Keine...


Kampf, Günter
Günter Kampf ist Sachbuchautor, selbstständiger Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin in Hamburg sowie außerplanmäßiger Professor für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Greifswald. Er hat mehr als 250 wissenschaftliche Veröffentlichungen in meist internationalen Fachzeitschriften, 44 Buchkapitel sowie elf Fachbücher veröffentlicht. Während seiner Tätigkeit bei einem Arzneimittelhersteller war er mehrere Jahre als Stufenplanbeauftragter persönlich für die Arzneimittelsicherheit verantwortlich. Die wissenschaftlichen Themenschwerpunkte sind die verschiedenen Aspekte der Händehygiene, Flächendesinfektion, Resistenzbildung gegenüber Wirkstoffen in Desinfektionsmitteln sowie Präventionsmaßnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie.


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