Keller / Staack | Innovation durch Partizipation | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 115, 206 Seiten, PDF

Reihe: GEW-Materialien aus Hochschule und Forschung

Keller / Staack Innovation durch Partizipation

Steuerung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen im 21. Jahrhundert

E-Book, Deutsch, Band 115, 206 Seiten, PDF

Reihe: GEW-Materialien aus Hochschule und Forschung

ISBN: 978-3-7639-4404-0
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Dieser Tagungsband fasst die Ergebnisse der 2. Wissenschaftskonferenz von der Hans-Böckler-Stiftung, GEW und Deutschem Studentenwerk im August 2008 zusammen.
Die Grundannahme dieses Buches ist es, dass die Neugestaltung der Hochschulen nicht ohne die Mitwirkung der an Forschung, Lehre und Studium beteiligten Beschäftigten gelingen kann. Der Sammelband bietet einen Fundus an Erfahrungen und Ideen aus verschiedenen Perspektiven und konkrete Anregungen für die Zukunft.
Im ersten Abschnitt werfen die Autorinnen und Autoren einen Blick zurück auf die Auseinandersetzungen um die Demokratisierung der Hochschulen seit den 60er Jahren. Danach werden die aktuellen Handlungsfelder der Mitbestimmung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen beleuchtet, bevor die verschiedenen Interessengruppen mit ihren jeweiligen Leitbildern zu Wort kommen. Der vierte Abschnitt widmet sich schließlich den spezifischen Interessen von ArbeitnehmerInnen im Wissenschaftsbetrieb, bevor im letzten Abschnitt die gewerkschaftlichen Ideen für die zukünftige Hochschulsteuerung erläutert werden.
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Einleitung
Andreas Keller und Sonja Staack

A Der Muff von vierzig Jahren?
Reflexionen zur Auseinandersetzung um die Demokratisierung der Hochschulen seit 1968
Wolfgang Nitsch: Hochschule in der Demokratie - Demokratie in der Hochschule: Zwischenbilanz eines uneingelösten Vermächtnisses
Peter Hauck-Scholz: Demokratie und Wissenschaftsfreiheit
Gisela Not: Demokratisierung der Hochschulen: Reflexionen zum Beitrag der feministischen Hochschulfrauenbewegung

Peer Pasternack: Demokratisierung der Hochschulen: Der Beitrag der Reformbewegung 1989/1990 in der DDR
Jan Schröder: Zum Symbol "1968", zum Hochschulumbau und zur studentischen Protestkultur

B Handlungsfelder der Mitbestimmung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Anforderungen an zeitgemäße Willensbildungs- und Entscheidungsstrukturen
Bärbel Rompeltien: Personalentwicklung und Personalmanagement an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen
Marianne Kriszio: Hochschulreform - zur Rolle der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in der aktuellen Hochschulentwicklung
Carmen Ludwig: Gewerkschaftliche Eckpunkte für Berufungsverfahren
Margret Bülow-Schramm und Konstantin Bender: Mitbestimmung im Feld Studienreform und Qualitätssicherung
Wilhelm Achelpöhler: Verfasste Studierendenschaft - ein alter Hut?
Achim Meyer auf der Heyde: Demokratisierung von Bildung und Wissenschaft durch Chancengleichheit beim Hochschulzugang und im Studium

C Konzepte und Akteure
Wer steuert die Hochschulen wohin?
Ingrid Lotz-Ahrens: "Das Nähere regelt die Grundordnung" - Chancen und Risiken der Organisationsautonomie von Hochschulen
Wolfgang Eppler: Exzellente Forschung - exzellente Mitbestimmung? Zum Karlsruher Institut für Technologie
Mathias Winde: Zur Steuerung deregulierter Hochschulen
Barbara M. Kehm, Akiiki Babyesiza: Governance-Forschung - eine anwendungsorientierte Wissenschaft?
Eberhard Hoffmann: Dienstleister für die "unternehmerische Hochschule"? Die Zukunft der Studentenwerke
Manfred Wannöffel: Hochschulräte: Wer sitzt drin und welche Erwartungen können sie erfüllen?
Uwe Schneidewind: Alle Macht den Räten? Gesellschaftliche Interessensvertretung in Hochschulräten Warum die Organisation gesellschaftlicher Interessen in Hochschulen so schwer ist
Achim Meyer auf der Heyde: Mit Hochschulräten näher an der Gesellschaft?

D Wissenschaft und Arbeitnehmerinteressen
Partizipation von Gewerkschaften in Hochschule und Forschung
Karin Bordasch und Lothar Letsche: Mitbestimmung des Personals an außerhochschulischen Forschungseinrichtungen
Sebastian Sick: Mitbestimmung in Europa - Risken und Chancen
Claudia Schünemann: Die Arbeit der niedersächsischen Kooperationsstellen von Hochschulen und Gewerkschaften am Beispiel des Projekts ZAUBER
Hanne Reiner: Gewerkschaften als Stakeholder im Bologna-Prozess am Beispiel der Akkreditierung

E Partizipatorische Hochschulsteuerung im 21. Jahrhundert
Wolf Jürgen Röder: Hochschule in der Demokratie - Demokratie in der Hochschule
Eckpunkte eines gewerkschaftlichen Leitbilds für die demokratische und soziale Hochschule
Andreas Keller: Wir können auch anders
Das neue wissenschaftspolitische Programm der Bildungsgewerkschaft GEW als Leitbild für eine alternative Hochschulreform


Veränderte Ausgangslage (Seite 22)

Machen wir einen Zeitsprung in die Gegenwart, so können wir einen interessanten zentralen Widerspruch feststellen: Auf der einen Seite haben sich die Einflusssphären zentraler Staatsapparate und konzentrierter Wirtschaftsmacht und ihre Kommissare und Condottieri an den Hochschulspitzen gegenüber denen akademischer und professioneller Selbstverwaltung ausgedehnt und gestärkt. In der Sphäre der sozialen Reproduktion und Beziehungsarbeit sind Ausbeutung und Verdrängung oder Abspaltung wieder stärker geworden – darüber können auch einige Teilerfolge in der Gleichstellungspolitik oder die oberflächliche Förderung von soft skills im Professionalisierungstraining nicht hinwegtäuschen. Aus einer radikaldemokratischen, libertären Perspektive werden durch diese beiden repressiven Tendenzen nicht nur in verfassungsfeindlicher Weise formale Rechte abgebaut, sondern die Wissenschafts- und Bildungspraxis wird dadurch auf Dauer in diesen Institutionen auch inhaltlich in ihrem Wesen verarmt, entwürdigt und dogmatisiert.
Auf der anderen Seite hat sich der Umfang der nicht staatlich beherrschten, nicht akademisch-berufsständisch regulierten und der nicht durch formelle Lohnarbeitsverhältnisse integrierten, sondern ausgelagerten, selbstständigen, prekär-scheinselbstständigen und informellen oder freiwillig geleisteten wissenschafts- und kunstbezogenen Bildungs-, Forschungs- und Innovationsleistungen in vielen Bereichen der Gesellschaft erheblich erhöht, auch vermittelt über die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Geprägt von diesen unsicheren und diskontinuierlichen Arbeits- und Bildungsbedingungen bleibt aber vermutlich sowohl die immanente Qualität und Effizienz als auch die gesellschaftliche Relevanz und Effektivität dieser wissenschaftlichen Bildungs- und Arbeitsprozesse unter dem eigentlich möglichen und erforderlichen Niveau und Qualitätsstandard – ganz zu schweigen von Idealen und Zielen der Beziehungsfähigkeit, Gesundheitsförderung und Menschenwürde im Arbeitsprozess.
Die inzwischen weiter gediehene Entgrenzung von wissenschaftsbasierten Praxen und Wissensformen und ihr Eindringen in fast alle gesellschaftlichen Bereiche und in tiefere Persönlichkeitsschichten bergen Gefahren und Chancen. Diese Entgrenzung geschieht überwiegend ohne eine verantwortliche und transparente Rückbindung an demokratische und menschenrechtsbasierte Verkehrsformen, Diskurse und Problemlösungsversuche. Sie trägt somit unwillkürlich, unmerklich und permanent zur Entdemokratisierung und normativen Informalisierung, zur Erosion von praktizierten Bürger- und Menschenrechten bei.


Andreas Keller leitet den Bereich Hochschule und Forschung beim Hauptvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sonja Staack ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag.


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