Kiesche / Kohte | Arbeits- und Gesundheitsschutz in Zeiten von Corona | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 63 Seiten

Kiesche / Kohte Arbeits- und Gesundheitsschutz in Zeiten von Corona

Der Leitfaden für Betriebe und Beschäftigte

E-Book, Deutsch, 63 Seiten

ISBN: 978-3-406-76087-7
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Arbeits- und Gesundheitsschutz in Zeiten von Corona Der Leitfaden für Betriebe und Beschäftigte Im Zuge der Corona-Pandemie haben einige versucht, die Probleme zu verdrängen und zu verharmlosen, bei anderen haben sich Angst und Verunsicherung breit gemacht. Die Broschüre will helfen, kühlen Kopf zu bewahren und planmäßig vorzugehen. Welche Alternativen stehen vorbeugend, aber auch abwehrend und gefährdungsbeschränkend zu Gebote? Informativ und verlässlich gibt der Ratgeber Antwort auf alle wesentlichen Fragen rund um Corona und dem daraus resultierenden erforderlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz. Die Broschüre informiert darüber, wie ein achtsamer Umgang untereinander sowie mit gesundheitlich beeinträchtigten oder schutzbedürftigen Beschäftigten unter Einhaltung der rechtlichen Vorgaben aussieht leistet Aufklärung über die organisatorischen Konsequenzen von der Arbeitsverlagerung ins Home-Office, der Berücksichtigung einer Pflichtenkollision zwischen Arbeitspflicht und der Sorge für Kinder und pflegebedürftigen Angehörigen bis zur Einführung von Kurzarbeit enthält Checklisten zur Gefährdungsbeurteilung und Pandemie-Planung, sowie Muster und Eckpunkte einer Betriebsvereinbarung hilft Ihnen die rechtlichen Regelungen leichter zu erfassen und eine adäquate betriebliche Vorsorge zu treffen Die Neuauflage enthält den SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard (GMBI. 2020 S.303) sowie die ergänzende SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel (GMBI. 2020 S.484) Beide Dokumente fassen als „amtliche Richtschnur“ die wesentlichen Anforderungen, die sich für die Gesamtheit der Betriebe stellen, übersichtlich zusammen.
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71. Kapitel. Die Pandemie
1. Begriff
Eine Infektionskrankheit bricht örtlich, aber bald danach länderübergreifend aus. Sie dehnt sich durch globale Reisetätigkeiten weltweit aus, ist in der Regel zeitlich begrenzt und betrifft weltweit eine große Anzahl von Menschen. Eine Pandemie kann eine globale Gesundheitskrise auslösen. Das ist gerade jetzt an Covid-19 deutlich zu sehen. SARS-CoV-2 ist ein behülltes Virus und gehört zur Familie Coronaviridae, Gattung Betacoronavirus, zu der für den Menschen zwar auch einige ungefährliche Viren, aber auch die gefährlichen SARS-Viren gehören. SARS-CoV-2 ist der Auslöser der Coronavirus-Krankheit-2019 (kurz: Covid-19). Voraussetzung für eine Pandemie ist, dass Krankheitserreger, z. B. der Virus SARS-CoV-2, leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden und die Bevölkerung noch keine speziellen Abwehrkräfte gegen den neuen Erreger entwickelt hat. Die Erreger verbreiten sich im Falle einer Pandemie rasch über alle Kontinente hinweg. Beispiele für Pandemien sind SARS (dies ist eine Abkürzung für: severe acute respiratory syndrome) in 2002–2003 mit weltweit ca. 1000 und die Schweinegrippe in 2009/2010 mit mehr als 18000 Todesopfern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat Covid-19 im März 2020 aufgrund der Infektionen die ganze Welt zur Pandemiezone erklärt und damit die bisher unterschätzte gesundheitspolitische Bedeutung der Globalisierung eindringlich hervorgehoben. 2. Historische Erfahrungen und Lehren
Was ist aus der Geschichte der Pandemien zu lernen? Unregelmäßig, im Abstand von einigen Jahrzehnten, treten große Ausbrüche von Erkrankungen – Pandemien – auf, die ungewöhnlich viele Krankheits- und Todesfälle mit sich bringen. Im 20. Jahrhundert war es die „Spanische Grippe“, an der 1918/1919 vermutlich 20 bis 50 Millionen Menschen – bereits geschwächt durch den Weltkrieg – starben. Kleinere Pandemien, wie die „Asiatische Grippe“ 1957/1958 oder die „Hongkong-Grippe“ 1968/1969, waren zwar weniger ausgeprägt, forderten aber immer noch ca. 1,5 bzw. 1 Million Tote während der akuten Phase. Die „Neue Influenza A/H1N1-Schweinegrippe“ in 2009 war hingegen eine medizinisch vergleichsweise milde verlaufende Pandemie. Der Erreger hat in den meisten Fällen der Infektionen nur leichte Erkrankungen hervorgerufen, aber durch seine weite Verbreitung immer noch zahlreiche Leben gekostet. Die Zahl der Todesopfer durch diese Pandemie wird von der WHO auf ca. 18.000 geschätzt. Wenn man die Statistik vergangener Pandemien näher analysiert, stellt sich die Frage, ob Pandemien schicksalhaft sind oder ob die Beteiligten aus dieser Geschichte lernen können. Die viele Opfer fordernde Spanische Grippe war 1918 durch das letzte Kriegsjahr nachhaltig überlagert worden. Die militärischen Akteure hatten auf allen Seiten versucht, Informationen 8über Umfang und Spezifika der Pandemie zunächst von der Öffentlichkeit fernzuhalten. Eine grundlegende fachliche Untersuchung war für die medizinische Wissenschaft sehr schwierig, so dass lange Zeit offen blieb, wie der Erreger dieser Grippe bestimmt werden konnte. Um 1920 dominierte dazu noch der „bakteriologische Denkstil“; die gravierende Bedeutung von Viren war noch nicht erkannt. Umso auffallender ist die Asiatische Grippe im Jahr 1957/58, die im kollektiven Gedächtnis in Deutschland weitgehend verdrängt ist. Aktuell wird auf die damalige Zurückhaltung der Medien hingewiesen (FAZ 22.4.2020: Nur keine Panik!). In der sehr informativen Dissertation von David Rengeling „Vom geduldigen Ausharren zur allumfassenden Prävention – Grippe-Pandemien im Spiegel der Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit“ aus dem Jahr 2017 wird beschrieben. dass die politische und mediale Aufmerksamkeit damals sehr gering war und noch durch die katastrophalen gesundheitlichen Folgen des wenige Jahre zuvor beendeten Weltkriegs überlagert war. Auch in der Forschung wurden von den bekannten Forschungsorganisationen nur außerordentlich geringe Mittel zur näheren Untersuchung zur Verfügung gestellt. Zehn Jahre später wurde die Hongkong-Grippe in der Öffentlichkeit etwas aufmerksamer diskutiert, in der medizinischen Wissenschaft begann eine erste relevante Förderung, um die Ursachen dieser Grippe näher zu erfassen. Letztlich war diese Epidemie aber immer noch überlagert durch die damals dominierenden Infektionskrankheiten, vor allem die Tuberkulose. Im Gesundheitsbericht der Bundesregierung 1970 wurde nur kurz vermerkt, dass 1968 einmalig die Grippesterblichkeit sich der bis dahin dominierenden Tuberkulosesterblichkeit weitgehend genähert hatte (BT-Drs.VI/1667, S. 43), während noch 1957/58 die Tuberkulose die maßgebliche Infektionskrankheit war. Intensive Fortschritte wurden erst in der Zeit nach 1990 erreicht. Zum einen wurden jetzt die maßgeblichen Viren und ihre Spielarten in einer international kommunizierenden Forschung erkannt. In einer intensiven „Virologisch-archäologischen“ Forschung wurde 2005 das Virus der Spanischen Grippe identifiziert und auch von der Asiatischen sowie der Hongkong Grippe unterschieden. Zeitgleich erfolgten zügige Fortschritte im Zusammenhang mit der SARS-CoV-1 Pandemie, die 2002/2003 in einer globalen wissenschaftlichen Anstrengung untersucht und politisch zügig eingedämmt wurde. Hier wurde der von den Influenza-Viren genetisch deutlich abweichende Corona-Virus entdeckt. Inzwischen war auch ins Blickfeld geraten, dass eine beachtliche Zahl von Beschäftigten des medizinischen Personals infiziert worden war, so dass sich diese Erkenntnisse als aktuelle Fragen des Arbeitsschutzes stellten. Der nach 2000 gebildete Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS) widmete sich in einer umfassenden Sitzung vom 27.5.2006 dieser Aufgabe und stufte die hochpathologischen und gefährlichen Influenza Viren der spanischen, asiatischen und Hongkong Grippe in die Risikogruppe 3 ein. Ebenso war das SARS Corona Virus dieser Risikogruppe zugeordnet worden, während in bewusster Unterscheidung die allgemeinen Influenza Viren nur als Risikogruppe 2 eingestuft wurden. Diese Erkenntnisse sind inzwischen fester Bestandteile der Technischen Regel TRBA 462, die im Gemeinsamen Ministerialblatt ab 2012 veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert wurde. Diese globalen Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft wurden parallel aufgenommen auf der Ebene der Europäischen Union. Die Richtlinie 2019/1833/EU aus dem Herbst 2019 übernahm diese Einstufungen und hielt wiederum im Anhang III an der deutliche Unterscheidung zwischen den Coronaviren einerseits und den diversen Influenzaviren andererseits fest. Damit war ein allgemeiner Wissensstand normiert, so dass der Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe einerseits und die europäische Institutionen sofort im Februar 2020 die neuen SARS-CoV-2 Viren der schwerwiegenden Risikogrippe 3 zuordnen konnten (aktualisiert am 26.5.2020). So hatte sich in einem schwierigen internationalen und nationalen Lernprozess die Geschichte der Pandemien zu einem „Immungedächtnis“ entwickelt, das weltweit wesentliche Informationen zur Verfügung stellte, die im Krisenfall kurzfristig reaktiviert werden können. 3. Aufklärung und Information
Eine Pandemie, aktuell die unkontrollierte Ausbreitung von Covid-19 (Coronavirus SARS-CoV-2), verbreitet in der ganzen Welt Angst und Verunsicherung. Die Infektion kann nach aktueller Kenntnis sowohl völlig symptomlos verlaufen als auch zum Tode führen. Die Erkenntnis führt zu einer extremen Belastung der Bevölkerung, wie akut in Deutschland zu beobachten ist, besonders dann, wenn im Fernsehen in den Nachrichten Transporter mit den Todesopfern in den verschiedenen Ländern gezeigt werden. Daher ist Aufklärung und Information notwendig sowie Augenmaß und rationales Handeln auf allen Ebenen der Gesundheitspolitik, auch im Arbeitsschutz, in Zeiten von Corona erforderlich. Zudem sollte für die Zeit, wenn die jetzige Pandemie mit Covid-19 hoffentlich irgendwann den Höhepunkt erreicht hat 9und diese akute Pandemiebekämpfung nicht mehr vordringlich sein wird, unbedingt eine strategische Pandemieplanung in Staat und Wirtschaft für die Zukunft durchgeführt werden. Es lassen sich stets im Vorfeld aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit Pandemie keine konkreten Aussagen über das jeweilige Ausmaß einer Pandemie machen. Wie viele Menschen werden davon betroffen sein? Wie schwer werden die Erkrankungen sein? Wie viele Todesfälle gibt es? Hält das Gesundheitssystem der Anzahl der infizierten Menschen statt? Mit den Lehren aus den vorangegangenen Pandemien wie z. B. der Schweinegrippe, lassen sich jedoch zumindest einige Auswirkungen einer zukünftigen Pandemie mit Coronaviren abschätzen und entsprechend jetzt kurzfristige Pandemiepläne in der staatlichen Verwaltung und in Unternehmen aufstellen. Weltweit müssen sich Staaten, Regierungen, Kommunen, Krankenhäuser und Unternehmen rechtzeitig wie jetzt beim Coronavirus auf ein Ereignis vorbereiten, dessen genauen Eintrittszeitpunkt und Ausmaß sie nicht kennen. Dies gilt zwar in der Regel für jede Notfall- und Katastrophenplanung. Insofern ist die Pandemieplanung hiervon nur ein Sonderfall. Eine weltweite Pandemie unterscheidet sich jedoch von anderen Schadensfällen. Diese sind meistens lokal oder regional begrenzt und beginnen plötzlich. Beispiele hierfür sind Erdbeben, Orkane, Überschwemmungen, Großbrände und Großunfälle. Eine Pandemie...


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