Klotz | Mein ist die Strafe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

Klotz Mein ist die Strafe

E-Book, Deutsch, 308 Seiten

ISBN: 978-3-96741-059-4
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Ihr Leben ist vorbei. Er hat sie gefunden. In einem einzigen Moment bricht Lisas Existenz zusammen, befindet sie sich auf der Flucht. Wälder, Landstraßen, Städte: Sicherheit gibt es nirgends, denn Seine Mittel sind unbegrenzt, und Seine Methoden eiskalt und skrupellos. Wer hilft, und wer spielt Ihm in die Hände? Endet Lisas Flucht in der Hölle, der sie sich längst entronnen glaubte? Die Antworten entscheiden über Leben und Tod. Denn Sein ist die Strafe.
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3   Besorgte Gesichter starrten ihr entgegen, als sie durch die Durchgangstür preschte und dem Tisch, an dem die Familie saß, auswich. Ihre Blicke folgten ihr, sie mussten die Angst, die in Lisa tobte, doch sehen! Aber keiner der Gäste machte irgendeine Anstalt, ihr zu helfen. Sie war vollkommen auf sich alleine gestellt. Da, nur wenige Meter vor ihr, lag die gläserne Eingangstür. Einen Moment lang beschlich sie die Furcht, dass sie abgesperrt sein würde. Ein übler Scherz ihres Verstandes, versicherte sich Lisa, denn solange normale Gäste hier waren, würde niemand sie verriegeln. So gut es ging, ignorierte sie die Blicke der anderen Gäste. Versuchte, hinter sich die schweren Stiefeltritte zu hören, während sie nach der Klinke griff. Nein, keinerlei Trittgeräusche drangen aus der Küche zu ihr. Er befand sich, im Augenblick zumindest, nicht mit ihr im Restaurant. Vermutlich umrundete er das Gebäude. Wie viel Vorsprung brachte ihr das? Nicht allzu viel, ein paar Sekunden, höchstens. In Gedanken fluchend biss sie die Zähne zusammen, als sie die Eingangstür endgültig aufstieß und ihr der warme Luftstoß entgegenwehte. Im Vergleich zur Temperatur in der Küche fühlte es sich wie die reinste Erholung an, aber Lisa schwitzte trotzdem, wenn auch vor Angst. Hinter ihr schlug die Tür des Vordereinganges zu, während sie sich gehetzt umsah und auf ihre Umgebung lauschte. Es gab nur sie selbst und die Schritte ihres Verfolgers, die durch die halbleeren Straßen hallten. Vor sich sah sie den Gehsteig, an dem die kleine Gaststätte zwischen den Gebäuden der Altstadt lag. Umrundete er das Restaurant von rechts oder links? Die engen Gassen, die das Gebäude hinter ihr umgaben, erzeugten ein Echo, das ihn von allen Seiten auf sie zukommen ließ. Lisas Turnschuhe stießen die Fußmatte zur Seite, als sie in die Nacht eintauchte, und den Splitt, der hier überall herumlag, durch die Gegend schoss. Egal. Sie rannte geradeaus. Irgendwohin, wo Menschen waren. Würde sich in der Menge verstecken, bevor er zu ihr aufschloss. Nur vereinzelt fuhren Autos die Straße entlang, als Lisa weiterlief und nun hinter sich eindeutig die Schritte ihres Verfolgers über den Asphalt sprinten hörte. Nicht umdrehen, befahl sie sich in Gedanken, denn sein bloßer Anblick würde sie endgültig in Panik versetzen. Das wäre ihr Ende. Er liebte die Jagd, erinnerte sie sich. Wenn sie sich wie ein aufgescheuchtes Reh benahm, dann würde sie nicht weit kommen. Lisa erreichte den gegenüberliegenden Gehsteig, bevor der nächste Autoscheinwerfer auf sie fiel, und wandte sich nach rechts. Die Umgebung vor ihr wirkte menschenleer. Hier gab es kein Versteck für sie. Weg von den Seitenstraßen! schrie ihr Instinkt, lauf in Richtung Stadtzentrum! Ohne langsamer zu werden, rannte sie weiter, versuchte, einen Ausweg zu finden. Nur einen einzigen Augenblick lang sah sie zurück, erblickte seinen Schatten, der soeben auf die Straße hinter ihr fiel. Schon ganz nahe. Lisas Beine flogen über den Gehsteig, während sie hektisch in jede Gasse sah. Wie riskant wäre es, sich dort zu verstecken? Nein! Viel zu gefährlich, warnte sie ihr Verstand. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Eine Sackgasse. Eine Falle. Endstation. Lisa schüttelte den Gedanken so schnell, wie er aufgetaucht war, wieder ab und zwang sich zurück in die Gegenwart. Vor sich sah sie die Ampelanlage der nächsten Kreuzung. Ein grüner Pfeil, der nach links zeigte. Wenn ihr Verfolger den Gehsteig hinter ihr erreichte, musste sie verschwunden sein. Die Schritte hallten bereits vom glatten Straßenasphalt wider, als Lisa auf die Ampel zu rannte und beinahe mit einem jungen Pärchen zusammenstieß. »Hey!«, hörte sie den Mann wütend schreien, »Pass’ gefälligst auf, wo du hinläufst!« Sie ignorierte ihn, versuchte, auf den Beinen zu bleiben, während sie stolpernd auswich. Da, direkt vor ihr, befand sich die Hauskante. Ihre Chance, aus seinem Blickfeld zu entkommen. Jetzt nicht langsamer werden! Gas geben! Lisas Fingerspitzen berührten kurz den Boden, als sie erneut beschleunigte und um die Ecke raste. Weitere Beleidigungen, die ihr hinterherhallten, trafen auf taube Ohren. Es ließ sie kalt, was die Leute von ihr dachten. Sie musste weg, weg von ihm. Hinter sich hörte sie seine Schritte, näher als zuvor. Nur noch wenige Meter, schrie es in ihr. Sie sprintete an geparkten Autos und angeketteten Fahrrädern vorbei. An Menschen, die sie mit aufgerissenen Augen anstarrten, aber niemand trat ihr in den Weg. Niemand hinderte sie bei ihrer Flucht, aber ebenso würde ihr niemand helfen. Lisas Puls raste, während weit hinter ihr erneut ein Schrei ertönte. Der Mann, der sie zuvor beleidigt hatte, war wohl mit ihrem Verfolger zusammengeprallt und verschaffte ihr so ungewollt ein paar weitere Sekunden. Vor sich sah Lisa das neonerleuchtete Schild einer Bar. Limbus, las sie in Gedanken und schüttelte verzweifelt den Kopf. Hoffentlich kein schlechtes Omen. Sie wog ihre Chancen ab. Hinein, sich dort verstecken? Weiterlaufen? Wie lange noch, bevor ihr die Luft ausginge? In ihrer linken Seite spürte sie bereits den Anfang eines Stechens. Lange würde sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Ihr blieb keine andere Wahl, als es zu riskieren. Außer Atem hastete sie auf den Türsteher zu, der vor dem Eingang auf einem Schemel saß und sie nur desinteressiert anblickte. Ohne abzuwarten, ob er etwas sagen würde, rannte sie an ihm vorbei und riss die Tür auf. Schwach beleuchtete Stiegen führten hinab ins Kellergewölbe und Lisa nahm immer drei Stufen auf einmal. In ihren Ohren mischte sich der Lärm des Lokals mit dem Rauschen ihres Blutes, als sie durch eine Schwingtür stieß und sich panisch in dem Raum umsah. Die Bar war zur Hälfte mit Menschen jeglichen Alters gefüllt, aber nur wenige von ihnen drehten sich nach ihr um, als sie sich vollkommen außer Atem in ihre Mitte drängte. Ihre Augen durchsuchten das Halbdunkel, suchten eine Nische, die ihr Schutz bieten würde, sahen jedoch nur Stehtische, eine offene Sitzecke und den Tresen. Dahinter gab es eine Tür, auf der mit Leuchtfarbe das Toiletten-Symbol prangte. Nein! warnte sie ihr Instinkt. Von dort aus würde sie nicht mehr entkommen. Diese Bar lag unter der Erde. Sogar, wenn es Fenster gäbe, wären sie zugesperrt oder vergittert. Wertvolle Zeit verging, während ihr Verstand weiter verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Ein lauter Schrei von oben ließ Lisa zusammenzucken. Der Türsteher jaulte vor Schmerzen auf. Ihr Verfolger befand sich bereits hier! Verdammt. Die Zeit lief ihr davon. Sie saß in der Falle. Erneut suchten ihre Augen den gesamten Raum ab. Nur wenige Schritte von ihr entfernt sah sie eine Gruppe von Menschen an einem der Tische sitzen, die sich angeregt miteinander unterhielten. In dem schwachen Licht ließ sich ihr Alter kaum einschätzen, aber Lisa blieb keine andere Wahl. So schnell sie konnte, durchquerte sie die Bar und setzte sich prompt zwischen zwei Frauen an den Tisch. Sie versuchte, die entgeisterten Blicke zu ignorieren. »Bitte«, zischte Lisa mitten in das Gespräch der Leute hinein. Hoffte, der Gruppe, in der sie sich nun befand, alleine durch ihren Gesichtsausdruck erklären zu können, in welcher Gefahr sie schwebte. Hinter sich hörte sie die schweren Stiefel des Mannes die Stufen hinabkommen. »Bitte«, wiederholte sie noch einmal, doch sie sah in den Gesichtern um sich herum Unsicherheit. Eine fremde Hand legte sich auf ihre Schulter und die Frau zu ihrer Linken schob ihr ein Glas zu. Das verdutzte Schweigen hielt nicht lange an, als jemand zu ihrer Rechten die Unterhaltung fortsetzte, als ob es keine Unterbrechung gegeben hätte. Ruhig weiteratmen, nicht umdrehen, tu so, als ob du hierher gehören würdest. Aber so oft sie auch dieses Mantra innerlich wiederholte, es half nur wenig. Lisas Herzschlag übertönte das Gespräch vollkommen. Wie eine Verrückte zitternd, saß sie da, ließ ihre verkrampften Schultern sinken, um möglichst unscheinbar zu wirken. Langsam stiegen die Erinnerungen in ihr hoch. Das Zimmer. Der Brunnen. Papa. Schmerzhaft krampfte sich ihr Magen zusammen, als ihr Verfolger im Barraum ankam. Sie spürte, wie sein Blick aufmerksam von Mensch zu Mensch wanderte. Komm’ nicht hierher!, beschwor sie ihn stumm. Nur dunkel sah sie sein Spiegelbild in einer der Flaschen am Tisch. Er bewegte sich nicht. Verharrte an Ort und Stelle, während er sich umblickte. Lisa hielt weiterhin den Atem an, während ihre Augen jene des jugendlich aussehenden Mannes, der ihr gegenüber saß, trafen. Einen Moment lang glaubte sie zu wissen, dass er sie verraten würde. Ihrem Vater gleich ein Zeichen gäbe. Aber er reckte nur den Hals, sah nach oben in Richtung Decke und lachte laut und schallend auf. Um sie herum stimmten die einzelnen Mitglieder der Gruppe in das Gelächter ein und Lisas Atem setzte kurz aus. Sie konnte sich den eisigen Blick ihres Vaters vorstellen, mit dem er jetzt in Richtung Sitzecke blickte. Was würde er gerade sehen? Eine Runde Jugendlicher, die sich amüsierte? Oder seine Tochter, die versuchte, sich vor ihm zu verstecken? Sogar über die dröhnende Musik hinweg hörte sie, wie sich seine Stiefel erneut in Bewegung setzten. Ihr Herz blieb einen Moment...


Robert Klotz lebt und arbeitet seit 2016 als selbstpublizierender Schriftsteller in Graz und hat nun beim Hybrid Verlag sein erstes Verlagsbuch veröffentlicht.


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