Körtner | Wahres Leben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Körtner Wahres Leben

Christsein auf evangelisch

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

ISBN: 978-3-374-06914-9
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Im Glauben leben – was bedeutet das heute?
Wir suchen nach Glück und fragen nach dem Sinn des Lebens. Wo finden wir Orientierung auf dem Weg zu einem erfüllten Leben? Das Streben nach Selbstverwirklichung führt zu hohem Optimierungsdruck. Versagensängste, Überforderung und Erschöpfung sind die Folge. Sieht so ein Leben aus, für das es sich zu leben lohnt?
Der Theologe Ulrich Körtner bewertet diese gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch. In seinem Buch fragt er: Kann es ein wahres Leben geben, das sich nicht nur gut und richtig anfühlt, sondern gut und richtig ist? Die Antwort darauf findet er im christlichen Glauben. Anhand von zentralen Bibelstellen erklärt er auf einfache Weise, was es heißt, im evangelischen Sinne Christ zu sein.

- Religion im Alltag: Wie kann die Verbindung heute gelingen?
- Eine Einladung zur Selbstreflexion: Was sind meine persönlichen Werte?
- Intensive und anregende Lektüre: fundiertes theologisches Wissen auf den Punkt gebracht
- Glaube, Kirche und christliche Werte: Orientierungspunkte für ein authentisches Leben

Woran glauben Christen? Eine Einführung in evangelische Glaubensüberzeugungen
Tiefgang statt Oberflächlichkeit, Wahrhaftigkeit statt schöner Schein: Ulrich Körtner lenkt den Fokus zurück auf die ursprünglichen Werte des Christentums. Das führt zu weiteren Fragen: Worauf vertrauen Christen in Leben und Sterben? Was zeichnet eine von Glaube, Liebe und Hoffnung bestimmte Lebensführung aus?
Der Theologe bezieht sich dabei vor allem auf das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Doppelgebot der Liebe, die Zehn Gebote, das Hohelied der Liebe, das Vaterunser, Psalm 23 und Psalm 51,12–14 sowie die Seligpreisungen.
Lassen Sie sich von den klugen und präzisen Ausführungen Ulrich Körtners zum Nachdenken anregen und vielleicht sogar zu einer Neuausrichtung Ihres Lebens inspirieren!
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


INHALT
Vom richtigen Leben im falschen oder:
Christsein auf evangelisch
· Glaube
· Liebe
· Hoffnung
· Freiheit
· Beten
· Tun und Lassen
· In der Wahrheit leben
· Kirche
· Taufe
· Abendmahl
· Glu¨ck und Seligkeit
· Freude


Glaube
Wer nichts weiß, muss alles glauben, sind die beiden Physiker Werner Gruber, Heinz Oberhummer und der Kabarettist Martin Puntigam überzeugt. Das Trio begründete die »Science-Busters«, die zur Atheismusszene gehören und mit ihren Bühnenprogrammen durch Österreich, Deutschland und die Schweiz touren. Glauben, so lautet eine gängige Redensart, heißt nicht wissen. Aber die Entgegensetzung von Glauben und Wissen ist ebenso vordergründig falsch wie hintergründig richtig. Zu fragen ist ja nicht nur, was »Glauben«, sondern auch, was »Wissen« heißt. Im christlichen Sinne meint Glauben das bedingungslose Vertrauen auf Gott als den Grund unseres Lebens und des Seins der ganzen Welt. Glaube ist der biblische Begriff für Gewissheit. Die Gewissheit des Glaubens betrifft nicht unser Wissen über die objektiv beschreibbare Wirklichkeit, sondern die Frage nach dem Sinn, dem Grund und der Bestimmung dieser Wirklichkeit und unseres Daseins. Wir können auch sagen: Der Glaube betrifft das Gewissen, das um Schuld und Vergebung ringt. Er ist sich der Erlösung und bedingungslosen Annahme durch Gott gewiss. Diese Gewissheit gibt durchaus etwas zu wissen und zu denken. Es gibt allerdings verschiedene Arten des Wissens: theoretisches Wissen, technisch-praktisches Wissen und religiöses Erlösungswissen. Wir können auch zwischen einem instrumentellen und einem Orientierungswissen unterscheiden. Werden diese unterschiedlichen Wissensformen nicht miteinander verwechselt und vermischt, entpuppt sich der Gegensatz zwischen Glauben und Wissen als Scheinkonflikt. Die Kirchen haben diesen Scheinkonflikt freilich selbst dadurch gefördert, dass sie sich anfangs gegenüber den Kenntnissen der neuzeitlichen Natur- und Geschichtswissenschaft verschlossen haben. Die europäische Aufklärung hat dem Christentum einen Lernprozess abverlangt, der letztlich zu einem tieferen Verständnis des Glaubens geführt hat. Auch eine in hohem Maße durch wissenschaftliche Erkenntnisse geprägte Gesellschaft ist auf Sinnstiftung angewiesen, welche die Wissenschaft nicht zu leisten vermag. Das ist das Paradox der modernen Wissensgesellschaft. Sie kann nicht ohne die Ressource Vertrauen bestehen und letztlich auch nicht ohne Hoffnung. Allerdings macht die Wissenschaft immer wieder Versprechungen und weckt Hoffnungen, die über die Grenzen des Wissbaren hinausreichen. Hier deutet sich an, dass auch das moderne Wissen auf Glauben angewiesen bleibt. Bestes Beispiel ist die Ökonomie. Vieles auf den Finanzmärkten ist reine Glaubenssache. An den Börsen wird auf die Zukunft spekuliert. Aktienkurse sind keineswegs nur ein Index für zusammengetragene Informationen, sondern immer auch ein Indikator für Zukunftshoffnungen und -ängste. Der Wert des Geldes ist eine Frage des Vertrauens in den Staat, die Banken und die Währungshüter. Jeder Kredit ist buchstäblich eine Glaubenssache, kommt doch das Wort vom lateinischen »credo« (ich glaube). Die Kreditwürdigkeit eines Kunden ist nur bis zu einem gewissen Punkt objektiv kalkulierbar. Letztlich spielt immer auch die persönliche Vertrauenswürdigkeit des Kreditnehmers und die Vertrauensbereitschaft des Gläubigers eine Rolle. Zwischen Gläubiger und Gläubigem besteht eben eine innere Verwandtschaft. Zwischen Glauben und Glauben gilt es freilich zu unterscheiden. Wir kennen den blinden Glauben, das blinde Vertrauen, das möglicherweise zu einem bösen Erwachen führt. Ein gläubiger Mensch muss noch lange keine leichtgläubige Person sein. Wer vertraut oder glaubt, hat dafür seine Gründe. So verhält es sich auch mit dem christlichen Glauben. Manche mögen auf ganz oberflächliche Weise an Gott glauben, oder ihr Glaube ist eine übernommene Konvention und erschöpft sich darin, eine bestehende Tradition zu pflegen. Manche bezeichnen sich in diesem Sinne als Kulturchristen, für die der christliche Glaube und seine Traditionen zwar zum kulturellen Erbe gehören, aber im persönlichen Leben keine bestimmende Kraft mehr sind. Es gibt aber auch einen starken und tief empfundenen Glauben, der auf persönlicher Erfahrung beruht. Es gibt eine gläubige Einfalt, die nicht mit Einfältigkeit zu verwechseln ist. Gläubige Menschen sind in der Regel keine Einfaltspinsel, und ein reflektierter und bewusst gelebter Glaube hat seine Gründe, über die er auch gedanklich Rechenschaft geben kann. Rational unumstößlich beweisbar wird er freilich nicht, Glaube und Vertrauen bleiben letztlich eine Frage der Herzensgewissheit. Man könnte meinen, der Widerpart des Glaubens sei der Zweifel. Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Der Zweifel kann ein Ausdruck fehlenden Glaubens sein. Er kann sich sogar bis zur Verzweiflung steigern, die im Leben keinerlei Sinn sieht. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard (1813–1855) hat die unterschiedlichen Spielarten der Verzweiflung als Gestalten der Sünde beschrieben, wobei unter Sünde nicht ein moralisches Fehlverhalten, sondern ein Mangel an Gottvertrauen zu verstehen ist. Wir können auch sagen: Sünde ist Gottvergessenheit oder Blindheit für Gottes gütige Gegenwart. Der Zweifel kann aber auch ein Moment des Glaubens sein. Der Apostel Paulus fordert die Gläubigen auf, alles zu prüfen und das Gute zu behalten (1. Thessalonicher 5,21). Auch preist er die Gabe, die Geister zu unterscheiden (1. Korinther 12,10). Zum Glauben im biblischen Sinne gehört die Gabe der Kritikfähigkeit. Christlicher Glaube ist kritischer Glaube. Kritikfähigkeit aber besteht in der Fähigkeit zu fragen und das heißt, recht verstanden, in der Fähigkeit zu zweifeln. Der Zweifel gehört auch insofern zum Glauben, als es nach biblischem Zeugnis keinen unzweifelhaften Glauben gibt. Der Glaube kann im Lauf des Lebens immer wieder zweifelhaft werden. Das hat Martin Luther (1483–1546) als Anfechtung bezeichnet und eindrucksvoll beschrieben. Gottes Gegenwart ist nicht immer unzweifelhaft gewiss, weil uns Gott oftmals verborgen ist. In solchen Momenten sehen sich gläubige Menschen auf die Probe gestellt, gegen allen Augenschein das Vertrauen auf Gott nicht zu verlieren. Die Anfechtung kann regelrecht zur Zerreißprobe werden zwischen dem, was die Bibel und die Glaubensgeschichte des Christentums bezeugen, und der eigenen Lebens- und Welterfahrung. Allerdings steht die Gewissheit vor jedem Zweifel, wie schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889–1951) ausgeführt hat. Um etwas bezweifeln zu können, braucht es eine Grundlage, die man im selben Moment nicht in Zweifel zieht. Vor dem Zweifel steht das Vertrauen oder, wenn man so will, eine Form des Glaubens. Ohne Vertrauen oder, anders gesagt, ohne Glauben kann kein Mensch leben. Die Frage lautet nur, worauf ein Mensch im Leben und Sterben vertraut, zu wem oder wozu er Vertrauen fasst. Martin Luther hat erklärt, worauf oder auf wen jemand sein ganzes Vertrauen setzt, das sei sein Gott – gleich, ob er für diesen letzten Anker im Leben das Wort Gott gebraucht oder nicht. So gesehen gibt es keinen Menschen, der nicht irgendeinen persönlichen Gott hat, und selbst die vermeintlich ganz und gar säkulare moderne Welt ist voll von Göttern. Außerdem zeigt sich: Gott – jeder Gott – ist eine Sache des Vertrauens, reine Glaubenssache. Es macht aber einen großen Unterschied, welchen Gott man verehrt, sei es den Gott des Geldes, sei es das Recht des Stärkeren, die eigene Nation, das Streben nach Ruhm, moralische Werte – oder aber den Gott der Bibel. Der Gegensatz zum Glauben im christlichen Sinne ist weder das Wissen noch der Zweifel, sondern der Unglaube. Der jedoch ist selbst eine Weise des Glaubens, sofern er eben sein Vertrauen auf einen anderen Gott als den biblischen setzt. Es steht also Glaube gegen Glaube. Selbst der moderne Atheismus ist, so betrachtet, noch eine Gestalt des Glaubens, und der von Friedrich Nietzsche (1844–1900) verkündete Tod Gottes bedeutet mitnichten, dass die säkulare Moderne allen Glauben hinter sich gelassen hätte. Nur glaubt sie nicht mehr an den einen Gott, sondern an viele Götter. Man nennt sie Werte oder Ideale. Das Verlangen in der heutigen »Erlebnisgesellschaft« (Gerhard Schulze) richtet sich auf das subjektive Erleben von Sinn, Authentizität und Daseinsglück. Vor gut einhundert Jahren schrieb der Soziologe Max Weber (1864–1920): »Die alten vielen Götter, entzaubert und daher in Gestalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern, streben nach Gewalt über unser Leben und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf. Das aber, was gerade dem modernen Menschen so schwer wird, und der jungen Generation am schwersten, ist: einem solchen Alltag gewachsen zu sein. Alles Jagen nach dem ›Erlebnis‹ stammt aus dieser Schwäche.«1 Diese Beschreibung passt auch auf unsere Gegenwart. Es verhält sich folglich keineswegs so, dass letztlich alle Menschen an denselben Gott glauben, der hinter all den unterschiedlichen Göttern zu vermuten wäre. So lässt Goethe seinen Dr. Faust sagen: »Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! / Ich habe keinen Namen / dafür! Gefühl...


Ulrich H. J. Körtner, Dr. theol., Dr. h.?c. mult., Jahrgang 1957, ist seit 1992 Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und seit 2001 auch Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien. Körtner ist publizistisch auerordentlich aktiv und bekam 2016 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse der Republik Österreich verliehen sowie den Wilhelm-Hartel-Preis für sein Gesamtwerk von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Bei der EVA Leipzig sind u. a. erschienen: Dogmatik (LETh 5), 2018, Studienausgabe 2020; Ökumenische Kirchenkunde (LETh 9), 2018


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