Kollrack | Warum wir unsere Füße auf Händen tragen sollten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Kollrack Warum wir unsere Füße auf Händen tragen sollten

Was sie leisten und wie sie gesund bleiben

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-8437-2303-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Unsere Füße tragen uns ein Leben lang, Tag für Tag. Sie sind ein anatomisches Meisterwerk und zu Höchstleistungen fähig. Doch wenn unsere Füße nicht einwandfrei funktionieren, wirken sich schon kleinste Störungen massiv auf unser Wohlbefinden aus. Daher sollten wir unseren Füßen im Alltag mehr Beachtung schenken - und sie auch mal auf Händen tragen.
Orthopädin Dr. Yvonne Kollrack rückt mit ihrem Buch unsere Füße in den Mittelpunkt. Sie erklärt ihre faszinierende Anatomie und erläutert leicht verständlich die Entstehung, Therapiemöglichkeiten und Vorbeugung der häufigsten Krankheitsbilder. Ein informativer und unterhaltsamer Ratgeber über das Wunderwerk Fuß!
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Was Füße leisten Im Zusammenspiel seiner verschiedenen Strukturen besticht der Fuß als wahrer Modellathlet auf gleich fünf Einsatzgebieten durch Höchstleistungen und hätte – gäbe es einen olympischen Wettstreit für Körperteile – insgesamt fünf Goldmedaillen verdient: • Gewichtheben: Unser Fuß widersteht Gewichten vom Mehrfachen unseres Körpergewichtes, die aus verschiedenen Richtungen auf ihn einwirken. • Bogenschießen: Durch den bogenförmigen Aufbau des Fußgewölbes besitzt unser Fuß eine selbst stabilisierende Anatomie und ökonomisiert durch Hebelwirkung die Muskelarbeit, sodass unsere Muskeln uns ohne übermäßigen Energieaufwand pfeilschnell vorwärts katapultieren können. • Hoch- und Weitsprung: Stöße und Schockwellen von Belastungen werden abgefedert und verteilt und Energie aufgenommen und weiterverwertet. • Schwebebalken: Unser Fuß hält unseren Körper aufrecht im Gleichgewicht, auf einem und zwei Beinen, und bewahrt uns davor, vornüberzukippen. • Kampfsport: Die Fußsohle schützt uns vor stumpfer und spitzer Gewalteinwirkung, ist aber gleichzeitig hochsensibel und konzentriert, immer auf Zack gegenüber ihrer Umwelt. Anatomisches Meisterwerk »Der menschliche Fuß ist ein Meisterwerk der Bautechnik und ein Kunstwerk.« Leonardo da Vinci soll das gesagt haben, als er sich um 1500 herum mit der komplexen Anatomie aus Knochen, Muskeln und Bändern beschäftigte. Dudley Joy Morton hingegen, ein amerikanischer Fußorthopäde und Paläoanthropologe, wollte 1924 angesichts der vielen durch falsches Schuhwerk deformierten Füße, die er in seiner täglichen Praxis sah, »gar nicht erst damit anfangen, den menschlichen Fuß zu preisen oder über seine Schönheit und Perfektion in Begeisterungsrufe auszubrechen«. Was ist da los? Haben 400 Jahre aus einem Meisterwerk ein Wrack gemacht? Machen wir in unserer täglichen Vernachlässigung aus einem Kunstwerk Schrott? Doch zuerst muss eine grundlegende Frage geklärt werden: Wo fängt eigentlich der Fuß an, und wo endet das Bein? Sagt nämlich etwa der gemeine Bayer, ihm täte »der Fuaß weh«, kann es sich um alles vom Knie bis zum Kleinzeh handeln. Wer einmal googelt, aus wie vielen Bändern, Muskeln und Knochen so ein Fuß denn eigentlich besteht, findet erstaunlicherweise verschiedene Zahlen. Mal sind es 26 Knochen, 19 Muskeln und 107 Bänder, mal 114 Bänder und 20 Muskeln, je nachdem, wo Beginn und Ende des Fußes gesetzt werden und ob komplexe Strukturen als Ganzes gezählt oder in ihre Einzelteile zerlegt werden. So kann beispielsweise das Innenband am Sprunggelenk als ein Band oder als Summe seiner drei Anteile genommen werden. Werden Schienbein und Wadenbein, die das Sprunggelenk mitbilden, zum Fuß gezählt? Und zählen die beiden winzigen Sesambeine als Knochen oder nicht? Betrachten wir als eigentlichen Fuß daher unser unteres Körperende jenseits des Sprunggelenks. Letzteres ist sozusagen das Bindeglied zwischen Bein und Fuß. Wir stehen einem komplexen Zusammenspiel aus Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern gegenüber. Sind Sehnen und Bänder denn nicht das Gleiche? Nein! Zwar bestehen beide aus dem nahezu gleichen Grundmaterial, aber die Funktion ist eine völlig andere. Eine Sehne ist das bindegewebige Ende eines Muskels, mit welchem dieser an einem Knochen ansetzt, um ihn zu bewegen. Dieses »Zwischenstück« zwischen sich anspannendem und entspannendem Muskel bildet eine griffigere, sicherere Ansatzfläche an der feinporigen Knochenoberfläche, als es der bewegliche Muskel direkt schaffen könnte. Das wäre, als würde man ein Segel an den Mast kleben, statt es mit Seilen daran zu verwinden. Ein bisschen kann man sich eine Sehne auch wie einen elastischen Hosenträger vorstellen. Bänder dagegen sind starke Bindegewebsstränge, ebenfalls aus Kollagenfasern, welche jedoch relativ unelastisch Knochen mit Knochen über ein Gelenk hinweg zu dessen Stabilisierung verbinden. Wenn Bänder ausleiern, dann wackelt auch das Gelenk. Um aber die Meisterleistungen unserer Füße in den Disziplinen Gewichtheben, Bogenschießen, Hoch- und Weitsprung, Schwebebalken und Kampfsport würdigen zu können, brauchen wir ein paar Grundkenntnisse über die Anatomie des Fußes. (Damit es nicht zu wirr und kompliziert wird, machen wir es wie die Profis: Auch medizinische Lehrbücher handeln die Bestandteile des Fußes der Einfachheit halber getrennt voneinander ab.) Knochen und Gelenke Beim knöchernen Skelett einigen wir uns nomenklatorisch auf 26 Knochen und zwei Sesambeine. Was überhaupt sind denn Sesambeine? Geformt wie kleine Erbsen, liegen sie unter dem Großzehengrundgelenk, zwischen 1. Mittelfußknochen und Grundglied des dicken Zehs, zwei kleine knöcherne Erhebungen. Die Sesambeine haben eine wichtige Funktion: Sie sind immer dort in eine Sehne eingebaut, wo diese über ein Gelenk verläuft. Wenn das Gelenk unter der Sehne gebeugt wird, wird die Sehne gedehnt und es entsteht Druck. Um sowohl Sehne als auch Gelenkknorpel vor dem Druck und der Reibung des jeweils anderen zu schützen, liegen an dieser Stelle kleine knorpelig-knöcherne Erbsen in der Sehne, die den Druck zur Seite wegleiten. Auch die Kniescheibe ist ein Sesambein, das bei der Beugung des Knies den Druck des über das Gelenk gezogenen Kniestreckermuskels abfedert. An der Großzehe liegen sie dort, wo in der Abrollbewegung der Zehen beim Gehen der Knick ist. Der Druck der sich dehnenden Beugesehne wird so vom Knochen abgeleitet. Manchmal ist eines der beiden Knöchelchen in sich geteilt, ähnlich einer in der Mittellinie zerbrochenen Kaffeebohne. Diese anlagebedingte Teilung darf nicht mit einem Knochenbruch verwechselt werden, wobei das tatsächlich auch vorkommt. Vor allem bei professionellen Tänzern, die dauernd die Zehen beugen und viel auf Zehenspitzen stehen, kann es durch den ständigen Zug zu einem Ermüdungsbruch kommen.1 Um 210 v. Chr. wurde das innen liegende (das »mediale«) Sesambein übrigens als »Luz« – Lichtknochen – und »bone of resurrection«, also Auferstehungsknochen, angesehen. Übrigens hat nicht jeder Mensch gleich viele Knochen am Fuß! An keinem anderen Körperglied gibt es so viele anatomische Variationen. Diese zusätzlichen Knöchelchen sind entweder entwicklungsbedingte Knochenkerne – die nicht mit dem Rest verwachsen sind –, Extra-Knöchelchen, verknöcherte Weichgewebsstrukturen, Doppelungen oder Spaltbildungen. In MRT(Magnetresonanztomografie-)Studien wurden zum Teil über 30 zusätzliche Fußknöchelchen beschrieben! Meistens sind diese kleinen Knochen Zufallsbefunde und ohne jeglichen Krankheitswert, höchst selten können sie durch die beengten Verhältnisse am Fuß oder im Schuh Beschwerden verursachen. Die »üblichen« 26 Knochen bilden 33 Gelenke. Diese wiederum sind untereinander durch über 100 Bänder verbunden. Für Beweglichkeit und gleichzeitig Stabilität sorgen über 20 federförmig kleine oder bis zum Unterschenkel reichende Muskeln. Knochen bestehen aus einem anorganischen Gerüst und Knochenzellen. Das anorganische Gerüst »lebt« nicht, es besteht aus Calcium und Phosphat. Aber es wird von den Knochenzellen ständig umgeformt. Eine Sorte Knochenzellen baut das Gerüst auf, die andere Sorte reißt es ab. Die Gerüstbauer heißen Osteoblasten, die Zellen, die das Gerüst wieder einreißen, heißen Osteoklasten. Sie sind ständig aktiv, jedoch im Gleichgewicht. Die Aktivität wird durch Hormone wie Vitamin D und Parathormon gesteuert und ist abhängig vom Calcium- und Phosphat-Angebot, also dem vorhandenen Baumaterial. Wenn die Osteoklasten oder Knochen-Klauer zu stark werden, entsteht Knochenschwund, die Osteoporose. Das Gerüst unserer Knochen bildet eine äußere harte Schale und ein inneres weicheres Netz. Hier ist das Knochenmark eingelagert. Je kleiner der Knochen, desto kompakter ist er, wohingegen der größte Knochen unseres Körpers, der Oberschenkelknochen, abgesehen von seinen beiden Enden, im Wesentlichen ein hohles Rohr ist. Wäre dem nicht so, würden wir viel zu viel wiegen und wären bewegungsunfähig. Knochen von Vögeln haben eine hauchdünne Hülle und sind daher sehr fragil und dünn. Die Ausrede von den »schweren« Knochen, wenn die Waage nicht zeigt, was wir wollen, gilt also nicht! Unser Fußskelett (Abbildung 1) besteht aus einem hinteren Teil, dem Mittelteil und einem vorderen Teil. Diese Abschnitte heißen Fußwurzel, Mittelfuß und Vorfuß. Der Mittelfuß besteht aus den Mittelfußknochen und der Vorfuß aus den Zehen. Abbildung 1: Das Fußskelett mit dem oberen Sprunggelenk, Achillessehne, Peronealsehne (lang), vorderer Syndesmose und der Unterteilung in Rückfuß (Fußwurzel), Mittelfuß und Vorfuß Die Fußwurzel wird aus zwei großen Knochen und fünf kleinen gebildet. Die beiden großen sind das Sprungbein und das Fersenbein. Das Sprungbein Das Sprungbein ist der härteste Knochen unseres Körpers und zu vier Fünfteln von Knorpel überzogen, weil er an fast seiner gesamten Oberfläche mit einem seiner vielen Nachbarknochen ein Gelenk bildet. Brüche des Sprungbeins (Talus) sind selten, aber wenn, dann schwerwiegend. Häufiger passiert es, dass sich bei einem Stauchungstrauma – wie dem Sprung aus...


Kollrack , Yvonne
Yvonne Kollrack, geb. 1975, schloss ihr Medizinstudium 2001 in München ab. Seit 2012 arbeitet sie als Oberärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie in einer Berliner Klinik. Wenn sie nicht das Skalpell in der Hand hält, dann ist sie nebenberuflich als Medizinjournalistin tätig.

Yvonne Kollrack, geb. 1975, arbeitet seit 2012 als Oberärztin für Unfallchirurgie und Orthopädie in Berlin, Spezialgebiet Fußchirurgie. Darüber hinaus ist sie seit 2003 nebenberuflich auch als Medizinjournalistin tätig. Ihre Beiträge erscheinen u.a. im Deutschen Ärzteblatt und der FAZ.


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