Kraus | Der deutsche Untertan | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Kraus Der deutsche Untertan

Vom Verlust des eigenen Denkens

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-7844-8392-4
Verlag: Langen-Müller
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Es ist so bequem, unmündig zu sein." Josef Kraus macht das berühmte Kant-Zitat zum Leitmotiv einer provokanten Anleitung zum Selberdenken. Er identifiziert die diversen "Ismen" und quasi-religiösen Anti-Bewegungen als Faktoren, die die deutsche Mentalität heute prägen. Die Folgen sind ein deutscher "Auto-Rassismus"und eine "Vollkasko-Bemutterung" durch den Staat und die Medien. Letztendlich schleust uns all dies in politisch korrekte Meinungskorridore und führt zur Enteignung der Sprache und des Denkens. Eine schonungslose Analyse des deutschen Untertanengeistes – für alle, die es sich nicht in der Dekadenz gemütlich machen wollen.
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Ein literarisch-philosophischpolitisch-psychologisches Vorwort Werden die Deutschen drei Jahrzehnte nach der einzigen erfolgreichen Revolution, die sie zustande brachten, nämlich der von 1989/1990, wieder zu einem Volk von Untertanen? Möchten sie dies gar? Der Verdacht liegt nahe, denn viele scheinen vergessen zu haben, dass die Befehlsempfänger des Volkes die Regierenden sind und nicht umgekehrt. Die Menschen dieses Landes sind freie Bürger, denen man nicht nach Lust und Laune qua Exekutive und medialem Einhämmern Freiheiten gewähren oder entziehen sowie Gebote oder Verbote verpassen kann. Nein, damit erodieren das Grundgesetz, die parlamentarische Demokratie, die Gewaltenteilung und der Rechtsstaat. Wir sind mittendrin in dieser Erosion und mittendrin in einer (Selbst-)Delegitimierung des Staates. Zugleich sollen wir den Kakao austrinken, durch den man uns zuvor volkspädagogisch gezogen hat und den wir als Steuer- und Zwangsgebührenzahler auch noch am Laufen halten. Eine »Von Feigheit paralysierte Kleptokratie« nennt Peter Sloterdijk Deutschland.1 Damit meint er eine »Staats-Kleptokratie«, die den Bürgern qua semi-sozialistischem Steuersystem das Geld aus der Tasche zieht und damit ein paralysierendes System der Unterwürfigkeit fördert. Das Ergebnis sei eine wie in einem Desinfektionsbad durchsterilisierte und homogenisierte Öffentlichkeit. Ja, kleptoman ist dieses System, es klaut den Bürgern aber nicht nur das Geld aus der Tasche, sondern mittlerweile auch peu a peu Freiheiten. Gegen all dies als Staatsbürger anzugehen ist eine Frage der Selbstachtung. Und es ist eine Frage der Selbstreflexion eines ganzen Volkes. Bei der Reflexion über »Untertanengeist« und »Denken«, über Obrigkeitsgläubigkeit und Mündigkeit kommt man an Heinrich Manns »Diederich Heßling« und an Immanuel Kant nicht vorbei. Um beider Gedankengut geht es in diesem Buch. Heinrich Mann trug den Namen, ja das Prinzip »Untertan« bei, Immanuel Kant die Aufforderung zum skeptisch-kritischen Denken. Aber das vorliegende Buch soll weder eine literaturanalytische Betrachtung des Mann’schen Romans noch eine Interpretation des aufklärerischen Werkes von Kant sein. Dennoch sollen beide wenigstens zu Beginn ihre Würdigung erfahren. Heinrich Mann: »Der Untertan« Heinrich Mann (1871 – 1950), der ältere Bruder von Thomas Mann, hatte mit den Arbeiten am »Untertan« 1906 begonnen, 1914 beendete er die Arbeit daran. Diese großartige Karikatur des deutschen Untertanen hat zu tun mit seinem Essay »Geist und Tat« von 1910/11. Dort hatte er geschrieben: »Der Faust- und Autoritätsmensch muss der Feind sein. Ein Intellektueller, der sich an die Herrenkaste heranmacht, begeht Verrat am Geist.« 1911 hatte sich Mann zudem mit seinem Essay »Der Reichstag« mit dem Stereotyp des Parlamentariers und des gut situierten Bürgers auseinandergesetzt. Der »Bürger« war für Mann der »widerwärtig interessante Typus des imperialistischen Untertanen, des Chauvinisten ohne Mitverantwortung, des in der Masse verschwindenden Machtanbeters, des Autoritätsgläubigen wider besseres Wissen und politischen Selbstkasteiers«. Als Motto hatte Heinrich Mann für seinen »Untertan« vorgesehen, aber nicht verwirklicht: »Dies Volk ist hoffnungslos.« Nicht veröffentlicht wurde auch der ursprünglich geplante Untertitel »Geschichte der öffentlichen Seele unter Wilhelm II.« Wie schon im »Professor Unrat« (1904) spießt Heinrich Mann erneut als »Grundlagen des Staates« auf: »eine einflussreiche Kirche, ein handfester Säbel, strikter Gehorsam und starre Sitten«. Was erfahren wir über den »Untertan«, die groteske Hauptfigur Diederich Heßling (ursprünglich: Hänfling)? Er wächst in Berlin auf und erfährt als Heranwachsender Demütigungen durch Stärkere. Die Kompensation dieser Demütigungen prägen seine Karriere: demütig-subaltern nach oben, tretend nach unten. Als Student schließt er sich der nationalkonservativen Korporation Neuteutonia an. Um den Militärdienst drückt er sich durch Vorspiegelung eines Fußleidens. Er heiratet reich und wird in der preußischen Provinzstadt Netzing Mehrheitsaktionär einer Papierfabrik. Bald entwickelt er sich zum Stammtischpolterer. Militärs und Adligen gegenüber kuscht er, die eigene Familie und seine Angestellten unterdrückt er. Gegen Proletarier ereifert er sich. Als Opportunist, Intrigant, Denunziant und subalterner Gefolgsmann des Regierungspräsidenten von Wulckow bringt er es zum Stadtrat und zum Ordensträger. Dieser Orden wird ihm überreicht bei der Einweihung eines Ehrenmals für Wilhelm I. In seiner Festrede zur Einweihung des Denkmals charakterisiert Heßling das »deutsche Wesen« als »Verehrung der Macht, der von Gott geweihten Macht, gegen die man nichts machen kann«. Durch Duckmäusertum und seine eiserne Kaisertreue bringt er es zum funktionierenden Rädchen im Obrigkeitsstaat. Heßlings Identifikation mit dem Kaiser hatte bereits beim Studenten Diederich eingesetzt, als er den Kaiser im Jahr 1892 am Brandenburger Tor erlebte: »Diederich konnte ihm ins Gesicht sehen, in den steinernen Ernst und das Blitzen … Ein Rausch, höher und herrlicher als der, den das Bier vermittelt, hob ihn auf die Fußspitzen … Er schwenkte den Hut hoch über allen Köpfen, in einer Sphäre der begeisterten Raserei … Auf dem Pferd dort, unter dem Tor der siegreichen Einmärsche … ritt die Macht! Die Macht, die über uns hingeht und deren Hufe wir küssen! … Gegen die wir nichts können, weil wir alle sie leben! Die wir im Blut haben, weil wir die Unterwerfung darin haben!« Die Szene endet peinlich für Diederich, als er den Kaiser zu Fuß begleiten will: Er gleitet aus und setzt sich »mit Wucht in einen Tümpel, die Beine in der Luft, umspritzt von Schmutzwasser. Da lachte der Kaiser.«2 Der Kaiser – den Heßling ehrfurchtsvoll die »persönlichste Persönlichkeit« genannt hatte! Immanuel Kant Der große Königsberger (1724 – 1804) hat drei »Kritiken« hinterlassen: »Kritik der reinen Vernunft«, (1781), »Kritik der praktischen Vernunft«, (1788) und »Kritik der Urteilskraft«, (1790). Wir halten hier nur fest, dass Kant mit diesen Schriften einem erkenntnistheoretischen Kritizismus, Empirismus und Skeptizismus das Wort redet und sich gegen eine Metaphysik wendet, die sich als Wissenschaft gibt. Beschränken wir uns auf Kants im Original zwölfseitigen Essay »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?« von 1784 und geben die zwei weltberühmten Eingangspassagen wieder. »A u f k l ä r u n g ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.« Und: »Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter majorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurtheilt, u. s. w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Theil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften; so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen allein zu gehen.« Insgesamt 14-mal kommt auf den zwölf Seiten der Begriff »unmündig«/«Unmündigkeit« vor. Unter anderem ist oft sehr bildhaft die Rede von der »zur Natur gewordenen Unmündigkeit« des Menschen, von den »Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit« und vom »Joch der Unmündigkeit«. Mut machen zum Widerspruch Und der deutsche Michel heute? Er hat sich politisch korrekt akklimatisiert, er merkt nicht mehr, dass die Umstände immer seltsamer, ja bedrohlicher werden. Das Alarmsystem funktioniert nicht mehr. Es geht ihm wie dem »boiled frog«,3 dem Frosch, der das mehr und mehr erhitzte Wasser, in dem er hockt, nicht mehr registriert, bis er gegart ist. Der deutsche Michel verhält sich genauso, er macht zu großen Teilen alles mit, was ihm verpasst wird und womit man ihn umpampert: die permanente Preisgabe nationaler Souveränität; die schleichende Umwandlung der Demokratie in eine Demokratur; der (Selbst-)Hass gegen alles Deutsche, gepaart mit deutschem Sündenstolz; der Weg in eine EU-Schulden- und Transferunion; der Schein-Heiligenschein der Parteien Grüne/Bündnis 90 und Die Linke; die schleichende Umwandlung des Bundestages und der Landtage in Akklamations-Volkskammern; die Abwertung aller Lebenserfahrung als eine Gesinnung »alter weißer Männer«; die...


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