E-Book, Deutsch, 20 Seiten
ISBN: 978-3-638-05788-2
Verlag: GRIN Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein
In der Geschichtsschreibung der folgenden Jahrzehnte erschien jene Entwicklung oft als zwingend notwendiger und natürlicher Vorgang, die Neugestaltung Deutschlands als Folge eines planmäßigen großen Sieges Preußens. Nach der vernichtenden Niederlage des Jahres 1945 trat eine skeptischere Auffassung der Ereignisse zutage, in der auch die Frage nach Alternativen zum preußisch-deutschen Reich gestellt wurde.
Zweifellos war das Ergebnis der Entscheidungsschlacht von Koniggrätz von den gleichen Unwägbarkeiten begleitet, die jeden Krieg zu einem in letzter Konsequenz unberechenbaren Vorgang machen. Beide Großmächte, die sich 1866 gegenüberstanden, fanden sich in der Herausforderung einer schwierigen Kriegsführung und keine Kriegspartei hatte einen garantierten militärischen Vorteil. Doch Preußen drängte auf die Lösung des innerdeutschen Gegensatzes mit kriegerischen Mitteln und der Erfolg schien der Politik Bismarcks Recht zu geben.
War der militärische Sieg auch nicht garantiert, so kann andererseits nicht ignoriert werden, dass die Position, die Preußen durch den Kriegsausgang erhielt, einer gewissen historischen Kontinuität folgte. Die preußische Führungsrolle in Deutschland war nicht nur das Ergebnis der Schlacht von Königgrätz, sondern ein Vorgang, dem lange Entwicklungslinien vorausgingen, die 1866 kulminierten.
Diese Arbeit wird untersuchen, welche innen-, außen- und wirtschaftspolitischen Realitäten das Kriegsergebnis zementierten und welcher gesellschaftliche Stellenwert der Entscheidung von 1866 zukam. Damit soll die Frage geklärt werden, was Preußen gegenüber Österreich zur Führungsmacht in Deutschland prädestinierte.