Krebernik | Götter und Mythen des Alten Orients | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2708, 128 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Krebernik Götter und Mythen des Alten Orients

E-Book, Deutsch, Band 2708, 128 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-61228-2
Verlag: C.H.Beck
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Zum Buch

Manfred Krebernik bietet in diesem Band einen konzisen Überblick über die altorientalische Götterwelt und über die Mythen, die sich die Bevölkerung in Mesopotamien von ihren Gottheiten erzählte. Er skizziert den Kulturraum, in dem Göttervorstellungen und Mythen entstanden sind, und erläutert die Quellen, aus denen wir von ihnen hören. Dann stellt er die Göttinnen und Götter vor, beschreibt ihre Aufgabenbereiche, skizziert Formen der Verehrung, Kulte und Kulthandlungen, Rituale und Gebete, magische Praktiken sowie Grundzüge der Weissagungstechnik.
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1;Cover;1
2;Titel;2
3;Zum Buch;3
4;Über den Autor;3
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Hinweise zum Gebrauch;6
8;1. Der geographische und historische Rahmen;9
9;2. Die Quellen;25
10;3. Allgemeines zu den Gottheiten des altorientalischen Polytheismus;43
11;4. Hauptgestalten der altorientalischen Götterwelt;57
12;5. Die wichtigsten Mythen;79
13;6. Religiöses Leben;96
14;Abbildungen;122
15;Genealogische Übersicht über die Hauptgestalten des mesopotamischen Pantheon;124
16;Chronologische Übersicht;125
17;Bibliographische Hinweise;126
18;Karten;127


2. Die Quellen
Unser Wissen über Götter und Mythen des Alten Orients beruht hauptsächlich auf den keilschriftlichen Quellen. Als weitere Schriftquellen sind vor allem Texte in ugaritischer Schrift und Sprache (14./13. Jh.) zu nennen, ferner nordwestsemitische Inschriften (seit dem 10. Jh.), das Alte Testament (dessen vorliegende Gestalt das Ergebnis eines längeren bis ins 1. Jh. währenden Redaktionsprozesses ist) sowie griechische Inschriften und Literaturwerke wie das Geschichtswerk Herodots, die «Babylonische Geschichte» des Berossos, eines babylonischen Priesters und Zeitgenossen Alexanders des Großen und die «Phönizische Geschichte» des Philon von Byblos (beide nur durch Zitate überliefert). Die Schriftquellen werden ergänzt durch archäologische Zeugnisse: Kultbauten (von denen in Mesopotamien wegen der dort üblichen Lehmziegelbauweise meist nur Grundrisse erhalten blieben), Statu(ett)en von Betern und Gottheiten, Reliefs (auf Gefäßen, Stelen, Wandverkleidungen, Torbeschlägen, Schilden), Siegel mit bildlichen Darstellungen und Legenden oder auch Wandgemälde, um nur die wichtigsten zu nennen. Das keilschriftliche Textcorpus umfaßt eine Vielzahl von Textsorten und -gattungen, die fast alle auch religionsgeschichtlichen Quellenwert besitzen. Es muß allerdings betont werden, daß die Schriftquellen geographisch, chronologisch und hinsichtlich der einzelnen Sprachen ungleich verteilt sind: beispielsweise umfaßt das hethitische Schrifttum, das sich über einen relativ kurzen Zeitraum erstreckt (16.–13. Jh.), zahlreiche Ritualtexte und Mythen, während diese im elamischen Schrifttum, das sich in unterschiedlicher Dichte über fast 2000 Jahre erstreckt (23. Jh. bis 5. Jh.), fehlen. Der folgende Überblick stellt die wichtigsten keilschriftlichen Quellengattungen vor. Wirtschaftstexte und Urkunden. Die Keilschrift wurde für administrative Zwecke geschaffen und zunächst ausschließlich dafür eingesetzt. Die vielfältigen «Wirtschaftstexte» übertrafen zahlenmäßig auch später alle anderen Textsorten bei weitem. Sie beleuchten die materiellen und praktischen Aspekte der Religion, indem sie Auskunft über Personal, Inventar und Landbesitz von Tempeln geben oder festhalten, welche Gottheiten dort verehrt wurden, welche Opfer sie erhielten, wann die Opfer und Feste stattfanden, und was man für bestimmte Rituale benötigte. Seit dem Beginn des 3. Jt.s treten Rechtsurkunden (z.B. über Kauf, Heirat, Erbschaft) in Erscheinung, seit dem 24. Jh. Staatsverträge. Eine besondere Urkunden- und gleichzeitig Denkmalsgattung sind die unter den kassitischen Herrschern Babylons im 13. Jh. eingeführten kudurru (akk.): auf diesen Steinmonumenten, die königliche Landschenkungen dokumentieren, wurden die Embleme der Götter dargestellt, welche den dauerhaften Bestand der Schenkung garantieren sollten (Abb. 1). Bau- und Weihinschriften. Um 2700 kam die Sitte auf, verschiedene Objekte zu beschriften, darunter vor allem Weihegaben (Gefäße, Waffen u.a.) und Sakralbauten. Das Grundschema der «Bau- und Weihinschriften» ist: «Für die Gottheit GN hat PN (meist ein Herrscher oder eine andere hochgestellte Persönlichkeit) … gebaut/geweiht». Sie enthalten oft genauere Angaben über die Gottheit sowie den Anlaß und das Objekt der Stiftung. Fluch- und Segensformeln. Urkunden, insbesondere die kudurrus, Verträge und zahlreiche Monumentalinschriften enthalten Fluchformeln, die göttliche Strafen auf diejenigen herabrufen, die gegen Vertragsbestimmungen verstoßen oder dem beschrifteten Objekt in irgendeiner Weise schaden. In der Regel stehen die Flüche am Textende als litaneiartige Sequenz, wobei jeweils eine oder mehrere Gottheiten als Verursacher spezifischer Strafen genannt sind; so heißt es z.B. in einem kudurru des bab. Königs Meli-Ši?u (ca. 1186–1172): «Marduk, der große Herr, dessen Befehl kein Gott ändern kann, möge ihm (dem potentiellen Übeltäter) Hunger, seine große Strafe, auferlegen, so daß er seine Hand austreckt und keine Speise erhält unter den Augen seines Feindes, und (vergebens) durch die Straßen seiner Stadt irrt». Seltener finden sich daneben auch Segensformeln für den Fall künftigen Wohlverhaltens. Jahresnamen, Königslisten, Annalen, Chroniken. Im 24. Jh. entstanden in Südmesopotamien absolute Datierungssysteme: Jedem Jahr wurde ein Name beigelegt, der sich auf ein markantes Ereignis bezog, die sukzessiven Jahresnamen wurden in Listen verzeichnet. Die namengebenden Ereignisse waren oft kultischer Art: wie z.B. die Einsetzung von Hohen Priester(inne)n, die Renovierung oder Errichtung von Tempeln, die Anfertigung von Kultbildern und Weihegaben. Mit den Jahresnamenlisten war ein Grundstein für die späteren Königslisten, Annalen und Chroniken gelegt. Letztere thematisierten Geschichte unter bestimmten Aspekten politischer oder religiöser Natur. So fokussiert die (nach ihrem Erstherausgeber so genannte) «Weidner-Chronik» das Wohl- oder Fehlverhalten der Könige gegen Marduk, den Stadtgott von Babylon. Ähnliches ist in den alttestamentlichen Königsbüchern zu beobachten: sie beurteilen die Herrscher Israels und Judas nach dem Maßstab des zentralisierten Jahwe-Kultes. Monatsnamen, Kultkalender, Festbeschreibungen. Für die Rekonstruktion der jährlichen Kult- und Festzyklen stehen zunächst Wirtschaftstexte (insbesondere Opferlisten) und Monatsnamen zur Verfügung, die sich meist auf ein in dem betreffenden Monat gefeiertes Fest beziehen. Erst aus späterer Zeit und nur fragmentarisch sind Kultkalender für Babylon und Assur erhalten. Für einzelne Kultfeste sind ausführliche Beschreibungen überliefert; sie schildern den Verlauf der Handlungen und zitieren nach ihren Anfangsworten die dabei gesprochenen und gesungenen Texte. Die ältesten Beispiele stammen aus Ebla (24. Jh.) und Mari (Anfang 18. Jh.). In Emar gefundene Texte beschreiben mehrtägige Riten zur Einsetzung einer Hohen Priesterin des Wettergottes (13. Jh.). Die meisten und ausführlichsten Festbeschreibungen stammen aus der Hethiterhauptstadt ?attuša (16.–13. Jh.), weitere kennnen wir aus Ugarit (14./13. Jh.), Assur (2./1. Jt.) und dem hellenistischen Uruk (3./2. Jh.). Briefe. Etwa um 2400 begann man sich der Schrift als Fernkommunikationsmittel zu bedienen, d.h. Briefe zu schreiben. Ihre Form gestaltete sich nach Zeit und Region unterschiedlich. Seit dem Beginn des 2. Jt.s werden akk. Briefe vor allem in Babylonien häufig mit Segensformeln eingeleitet wie z.B. «Marduk und Zarpanitum mögen Dich am Leben erhalten!». Manche Briefe beziehen sich auf religiöse Themen. So enthalten altbab. Briefe, vor allem aus Mari, die ersten Nachrichten über Prophetie, eine Institution, die man lange Zeit nur aus der Bibel kannte und mit dem Alten Israel verband. 1000 Jahre später liefern Briefe vom neuassyrischen Königshof sogar zeitgenössisches Vergleichsmaterial zur biblischen Prophetie. Neben den zur menschlichen Kommunikation dienenden Briefen gab es auch an Gottheiten gerichtete Briefe. Sie enthielten gewöhnlich Bitten an eine Gottheit und wurden vermutlich in deren Tempel hinterlegt. Assyrische Könige berichteten dem Reichsgott Assur in Briefform über ihre Feldzüge, denn als seine Vizeregenten sahen sie sich verpflichtet, das Reich zu bewahren und zu erweitern. Beschwörungen und Gebete. Zu den Zeugnissen der alltäglichen Lebenspraxis zählen auch Beschwörungen. Sie waren Bestandteile magischer Rituale, die man in allen möglichen kritischen Lebenssituationen anwandte. Entsprechend vielfältig sind die Themen: Krankheit(sdämonen) und Totengeister, Skorpionstich und Schlangenbiß, Liebe und Potenz, Geburt, Beruhigung von Säuglingen, kultische Reinigung u.a. Bereits unter den ältesten «literarischen» Texten aus Šuruppag und Abu ?alabi? finden sich Beschwörungen in sum. Sprache. Formal sind sie an der charakteristischen Einleitungsformel erkenntlich, die etwa en(e)nur(u) lautete und wohl schon zur Zeit ihrer ersten schriftlichen Fixierung nicht mehr recht verständlich war. Von der Magie unterscheiden wir ein anderes «indirektes» Verfahren, um die Dinge in erwünschte Bahnen zu lenken: das Gebet. Beschwörung und Gebet stehen im Alten Orient nicht im Widerspruch zueinander, die Grenzen zwischen «Beschwörung» und «Gebet» sind fließend. Für Magie sind bestimmte Gottheiten zuständig (in älterer Zeit vor allem die Göttin Ningirima, später Asallu?i/Marduk), an die man sich in der Beschwörung wendet oder auf die man sich darin beruft. Gebete sind in der Regel mit rituellen Handlungen verbunden. Bis ins 2. Jt. hinein scheinen Beschwörungen – zumindest in Sumer – das gewöhnliche Mittel gewesen zu sein, individuelle Nöte mit übernatürlicher Hilfe zu bewältigen, erst dann treten – neben dem kollektiven Klagen um Städte und Heiligtümer (s.S. 33)...


Über den Autor

Manfred Krebernik lehrt als Professor für Altorientalistik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und leitet dort die Hilprecht-Sammlung Vorderasiatischer Altertümer.


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