Kreiß | Das Ende des Wirtschaftswachstums | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Kreiß Das Ende des Wirtschaftswachstums

Die ökonomischen und sozialen Folgen mangelnder Ethik und Moral

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-384-00467-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Zeiten ständigen realen Wirtschaftswachstums in der westlichen Welt sind vorbei. Wir stehen an einer säkularen Wende. Trotz immer weiterer Erfindungen und technischen Fortschritts, trotz ständig weiter steigender Arbeitsproduktivität wird es zukünftig vermutlich kaum weiteres reales, wohlfahrtssteigerndes Wirtschaftswachstum für den Großteil der Bevölkerung geben. Oder wir werden sogar eine Schrumpfung unseres realen Wohlstandes für den größten Teil der Menschen der westlichen Welt und vieler anderer Länder erleben. In einigen Ländern findet dies bereits seit Jahren statt.

Die westliche Welt befindet sich derzeit in einem rasch fortschreitenden Prozess der Bürokratisierung, Verknöcherung, Überwachung und kämpft mit ständig steigenden Zivilisationskrankheiten sowie zunehmender Ungleichverteilung. Langsam, aber sicher wird die Wirtschaft immer schwerer mit Ballast beladen, so dass ihr irgendwann die Luft ausgeht. Die Phase des Aufstiegs dürfte vorbei sein. Mit etwas Glück können wir das erreichte Niveau vielleicht noch ein paar Jahrzehnte halten.
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Die Kernthese Die Zeiten ständigen realen Wirtschaftswachstums in der westlichen Welt sind vorbei. Wir stehen an einer säkularen Wende. Trotz immer weiterer Erfindungen und technischen Fortschritts, trotz ständig weiter steigender Arbeitsproduktivität wird es zukünftig vermutlich kaum weiteres reales, wohlfahrtssteigerndes Wirtschaftswachstum für den Großteil der Bevölkerung geben. Oder wir werden sogar eine Schrumpfung unseres realen Wohlstandes für den größten Teil der Menschen der westlichen Welt und vieler anderer Länder erleben. Die westliche Welt befindet sich derzeit in einem rasch fortschreitenden Prozess der Bürokratisierung, Verknöcherung und Überwachung und kämpft mit ständig steigenden Zivilisationskrankheiten. Langsam, aber sicher wird die Wirtschaft immer schwerer mit Ballast beladen, so dass ihr irgendwann die Luft ausgeht. Die Phase des Aufstiegs dürfte vorbei sein. Mit etwas Glück können wir das erreichte Niveau vielleicht noch ein paar Jahrzehnte halten. Beispiele, die die Kernthese belegen Dass viele Länder in oder vor eine Phase realer Wohlfahrtsstagnation oder gar -schrumpfung stehen sollen, klingt auf den ersten Blick vielleicht sehr unplausibel. Daher ein paar empirische Belege anhand von Ländern, in denen die prophezeite Entwicklung bereits seit einigen Jahren weitgehend eingetreten ist: Gemessen am offiziell ausgewiesenen kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf gab es in Großbritannien, Südafrika, Mexiko und Japan in den letzten 14 Jahren praktisch kein Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum mehr. Brasilien stagniert seit 10 Jahren und die Menschen in Italien sind heute laut Regierungsangaben ärmer als vor 20 Jahren.1 Die Zahlen im Einzelnen: Großbritannien In Großbritannien, der Wiege der industriellen Revolution, betrug das kaufkraftbereinigte (PPP) BIP pro Kopf 2021 44.979 US-Dollar. 2007 belief es sich auf 44.302 US-Dollar.2 Das heißt seit 2007, seit 14 Jahren, gab es pro Kopf für die 67,5 Millionen in Großbritannien lebenden Menschen so gut wie kein reales Wirtschaftswachstum mehr: kumuliert waren es nur 1,5 Prozent insgesamt über 14 Jahre. Italien In Italien ist das reale BIP heute niedriger als 2007.3 Das BIP pro Kopf war 2021 mit 31.506 US-Dollar um 2,4 Prozent niedriger als 2000, als es 32.350 betrug,4 das kaufkraftbereinigte (PPP) BIP pro Einwohner war 2021 mit 41.929 USD um 2,7 Prozent niedriger als 2000 (43.053 US-Dollar)5. Kurz: Die etwa 59 Millionen Menschen in Italien haben seit über 20 Jahren kein reales Wirtschaftswachstum mehr gesehen. Ganz offiziell sind die Menschen in Italien im Durchschnitt pro Kopf heute ärmer als vor 20 Jahren. Brasilien Im riesigen Brasilien mit seinen etwa 215 Millionen Einwohnern betrug das BIP pro Kopf 2013 9.216 Dollar. 2021 waren es 8.538.6 Das entspricht einer Schrumpfung von über 7 Prozent in den letzten acht Jahren. Das kaufkraftbereinigte (PPP) BIP pro Kopf belief sich 2013 auf 15.701 Dollar, 2021 waren es 14.592,7 ebenfalls ein Rückgang von gut 7 Prozent. Seit fast 10 Jahren schrumpft also ganz offiziell die Wirtschaftskraft pro Einwohner in Brasilien. Südafrika In Südafrika, das etwa 60 Millionen Einwohner hat, betrug das kaufkraftbereinigte (PPP) BIP pro Kopf 2021 13.312 Dollar. Den höchsten Stand erreichte es 2013 mit 14.017 Dollar, 2007 betrug es 13.326.8 Gegenüber dem Spitzenwert von 2013 ist der Wohlstand pro Einwohner also um fünf Prozent gesunken. Seit 2007 gab es keinen Zuwachs an Wohlstand mehr. Das Land stagniert, ökonomisch betrachtet, was die Wohlfahrt der einzelnen Menschen angeht, statistisch seit 14 Jahren. Japan Das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf der etwa 125 Millionen Menschen in Japan stieg in den 14 Jahren von 2007 bis 2021 um insgesamt 3,8 Prozent von 39.291 auf 40.784 US-Dollar.9 Also auch die Wirtschaftskraft pro Einwohner in Japan stagniert de facto weitgehend seit 14 Jahren. Mexiko In Mexiko lag das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf 2021 bei 19.086 US-Dollar. 2018 betrug es bei 20.278, 2007 18.610 Dollar.10 Gegenüber 2018 ist es also um fast sechs Prozent gesunken, gegenüber 2007 um insgesamt 2,6 Prozent gestiegen. Also auch für die 126 Millionen in Mexiko lebenden Menschen stagniert die reale, kaufkraftbereinigte Wirtschaftskraft pro Einwohner weitgehend seit 14 Jahren. Deutschland In Deutschland ist das kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf von 2007 bis 2021 offiziell um insgesamt 11,6 Prozent gestiegen.11 Das klingt eigentlich nicht schlecht. Allerdings kommt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung von 2016 für einen etwas weiter zurückliegenden Zeitraum zu ganz anderen Ergebnissen. Die gewerkschaftsnahen Wissenschaftler stellten dem BIP einen eigenen Wohlfahrtsindikator gegenüber, den Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI). Dieser ergänzt das BIP unter anderem um Verteilungskomponenten, ehrenamtliche Beschäftigung und es werden Tätigkeiten zur Schadensminderung wie Kosten durch Kriminalität, Umweltbelastung, Lärmbelästigung usw. abgezogen.12 Von 1991 bis 2014 stieg demnach das reale BIP in Deutschland um insgesamt 34,3 Prozent. Der Wohlfahrtsindex NWI erhöhte sich im gleichen Zeitraum jedoch lediglich um 4,4 Prozent. Das ist ein dramatischer Unterschied. Demnach stieg die reale Wohlfahrt für den Großteil der Menschen in Deutschland in diesen 25 Jahren so gut wie gar nicht, obwohl ein realer BIP-Zuwachs um ein Drittel ausgewiesen wurde. Das ist ein beeindruckendes Ergebnis, das einige Fragen aufwirft. Vermutlich dürfte die von der Hans-Böckler-Stiftung entwickelte Wohlfahrtsmessung für Deutschland zwischen 2007 und 2021 statt eines Wirtschaftswachstums von 11,6 Prozent eine reale Schrumpfung ausweisen. Die 2016 von der Gewerkschafts-Stiftung veröffentlichten Ergebnisse unterstreichen die oben gemachte Aussage, dass wir möglicherweise in Wahrheit schon längst in eine Phase der Stagnation beim realen Wohlstandzuwachs für den Großteil der Bevölkerung eingetreten sind. Nur lassen es uns die offiziellen Statistiken nicht wissen. Aber die Menschen fühlen es dennoch. Viele Leute fragen sich beispielsweise, weshalb es heute zahlreichen jungen Familien nicht mehr möglich ist, dass nur ein Elternteil arbeitet, um die Familie zu finanzieren, warum aus ökonomischen Gründen sehr häufig beide Elternteile arbeiten müssen, während das vor einer Generation, als wir offiziell viel ärmer waren, häufig nicht nötig war. In jüngster Zeit, seit Anfang 2021, hat die deutlich gestiegene Inflationsrate auch offiziell zu einem deutlichen Rückgang der statistisch ausgewiesenen Reallöhne geführt. Zwischen dem ersten Quartal 2020 und dem ersten Quartal 2023 sind die Reallöhne laut Statistischem Bundesamt um 5,3 Prozent zurückgegangen.13 Seit acht Jahren sind die Reallöhne in Deutschland nicht mehr gestiegen, sie sind heute selbst nach offiziellen Angaben ebenso hoch wie im ersten Quartal 2015. In Wirklichkeit dürfte der Reallohnrückgang jedoch noch viel dramatischer sein. USA Auch in den USA gibt es eine verblüffende Diskrepanz zwischen den offiziell ausgewiesenen Zahlen und der tagtäglichen Lebensrealität des Großteils der Bevölkerung. Offiziell ist die reale Wirtschaftskraft pro Kopf in den USA von 1990 bis heute sehr stark gestiegen - um über 62 Prozent14 auf zuletzt 63.670 Dollar pro Einwohner 2021.15 Dennoch führt das Wall Street Journal den starken Geburtenrückgang von US-amerikanischen Frauen um etwa 25 Prozent seit 2007 bis heute auf „ökonomische und soziale Schwierigkeiten“ zurück.16 Junge Erwachsene könnten es sich heute nicht mehr leisten „so ein hübsches Haus zu kaufen wie ihre Eltern“. Vielen Männern „fehlt heute die Einkommenskraft, eine Familie zu ernähren, weil Fabrikarbeiter (blue-collar jobs) heute weniger gut bezahlt sind als früher“. Das sind bemerkenswerte Aussagen. Nach einer Generation äußerst starken Wirtschaftswachstums mit einer Steigerung der Pro-Kopf-Wirtschaftskraft um über 60 Prozent können sich heute junge Familien schlechter ein Haus leisten als ihre Eltern und Arbeiter verdienen weniger als früher. Wie kann das sein? Warum sind heute trotz jahrzehntelangen fabelhaften Wirtschaftswachstums „ökonomische und soziale“ Schwierigkeiten“ in einem solchem Umfang vorhanden, dass die Geburtenquote des ganzen Landes sinkt? Was war das für ein Wirtschaftswachstum, wenn es bei einem großen Teil der Menschen nicht ankommt? Wohin ist das ganze Wirtschaftswachstum gegangen? Oder hat es in Wirklichkeit in deutlich geringerem Umfang oder gar überhaupt nicht stattgefunden? Laut offiziellen Angaben der US-Regierung verdiente 2021 ein männlicher Vollzeitarbeitnehmer, der das ganze Jahr über arbeitet und über 15 Jahre alt ist mit 61.180 Dollar Median-Jahresverdienst inflationsbereinigt, also real praktisch genau so viel wie 1974.17 Männliche Arbeiter in den USA hatten also in den letzten 47 Jahren laut amtlicher Statistik real keinen Cent Lohnerhöhung. Die...


Kreiß, Christian
Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962: Studium und Promotion in Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der LMU München. Neun Jahre Berufstätigkeit als Bankier, davon sieben Jahre als Investment Banker. Seit 2002 Professor für BWL mit Schwerpunkt Investition, Finanzierung und Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Aalen. Autor von sieben Büchern: Gekaufte Wissenschaft (2020); Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019); BWL Blenden Wuchern Lamentieren (2019, zusammen mit Heinz Siebenbrock); Werbung nein danke (2016); Gekaufte Forschung (2015); Geplanter Verschleiß (2014); Profitwahn (2013). Drei Einladungen in den Deutschen Bundestag als unabhängiger Experte (Grüne, Linke, SPD). Zahlreiche Fernseh-, Rundfunk- und Zeitschriften-Interviews, öffentliche Vorträge und Veröffentlichungen. Mitglied bei ver.di und Christen für gerechte Wirtschaftsordnung. Homepage www.menschengerechtewirtschaft.de

Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962: Studium und Promotion in Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der LMU München. Neun Jahre Berufstätigkeit als Bankier, davon sieben Jahre als Investment Banker. Seit 2002 Professor für BWL mit Schwerpunkt Investition, Finanzierung und Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Aalen. Autor von sieben Büchern: Gekaufte Wissenschaft (2020); Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019); BWL Blenden Wuchern Lamentieren (2019, zusammen mit Heinz Siebenbrock); Werbung nein danke (2016); Gekaufte Forschung (2015); Geplanter Verschleiß (2014); Profitwahn (2013). Drei Einladungen in den Deutschen Bundestag als unabhängiger Experte (Grüne, Linke, SPD). Zahlreiche Fernseh-, Rundfunk- und Zeitschriften-Interviews, öffentliche Vorträge und Veröffentlichungen. Mitglied bei ver.di und Christen für gerechte Wirtschaftsordnung. Homepage www.menschengerechtewirtschaft.de


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