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E-Book, Deutsch, Band 18, 116 Seiten

Reihe: Der Festungskurier

Krüger / Münch Der Festungskurier

Beiträge zur Mecklenburgischen Landes- und Regionalgeschichte vom Tag der Landesgeschichte im Oktober 2017 in Dömitz

E-Book, Deutsch, Band 18, 116 Seiten

Reihe: Der Festungskurier

ISBN: 978-3-7481-8595-6
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Im Spätherbst finden seit dem Jahr 2000 regelmäßig Tage der Landesgeschichte in der Festung Dömitz statt, bei denen Historikerinnen und Historiker der Universität Rostock und der Regionen des Landes Mecklenburg-Vorpommern über relevante Themen der Landesgeschichte referieren und diskutieren. Der fruchtbare Erfahrungsaustausch wird durch das Ambiente der Festung sehr gefördert. Die Tagungsbeiträge erscheinen seit 2001 jährlich im "Festungskurier". 17 Bände liegen bereits vor; sie sind im Museumsshop der Festung Dömitz erhältlich, dort finden sich auch Inhaltsangaben (http://www.festung-doemitz.de/).
Der Band 18 ist dem Buchdruck in Mecklenburg gewidmet. Die hier veröffentlichten vier Beiträge reichen vom Beginn des Buchdrucks in Rostock im 15. Jahrhundert durch die Brüder vom Gemeinsamen Leben über den bedeutenden Rostocker Buchdrucker Lucius im 16. Jahrhundert bis zum Schweriner Buchdrucker Bärensprung im 18. Jahrhundert. Der vierte Beitrag stellt eine Offiziersbibliothek in Schwerin am Ende des 19. Jahrhunderts vor.
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Jakob Lucius der Ältere. Bedeutender Drucker,
Formschneider und Zeichner der Reformationszeit
VON GYULA PÁPAY Jakob Lucius (um 1530–1597) gehörte zu den bedeutendsten Druckern, Formschneidern und Zeichnern der Reformationszeit. Obwohl er von 1564 bis 1578 als Universitätsdrucker in Rostock tätig war, blieb er in den Publikationen zur Universitätsgeschichte unerwähnt. Die erste Begegnung mit Lucius ist dafür ein beredtes Beispiel. Als in der Mitte der 1980er Jahre eine internationale Suchaktion nach einem, damals verschollen geltenden Werk von Tilemann Stella (1524-1589) erfolgreich durchgeführt wurde, konnte der Drucker dieses Werkes, Jacobus Transylvanus, noch nicht mit Lucius identifiziert werden. Im Universitätsarchiv wurde von ihm nur ein Immatrikulationsvermerk aus dem Jahre 1566 gefunden. Davon ausgehend wurde angenommen, dass Jacobus Transylvanus damals ein junger Student aus Siebenbürgen und in der Druckerei so unerfahren war, dass er auf dem Titelblatt einen Druckfehler machte (1546 statt 1566) (Abbildung 1). Die hier verwendete Vignette hätte seine Identität mit Jakob Lucius verraten können, aber im Mittelpunkt der damaligen Forschung stand Tilemann Stella und so wurden zu Jakob Lucius keine weiteren Nachforschungen angestellt. Stella war neben Mercator und Ortelius der bedeutendste Kartograph im 16. Jahrhundert. Erst durch eine Publikation von Norbert Buske aus dem Jahre 2001 wurden neue Recherchen zu Jakob Lucius initiiert1. Jakob Lucius d. Ä. wurde um 1530 in Siebenbürgen geboren. Über seine Jugend und Ausbildung zum Formschneider gibt es nur spärliche und zum Teil widersprüchliche Angaben beziehungsweise Annahmen. Sein ursprünglicher Familienname, den er später ausschließlich in latinisierter Form verwendete, ist unbekannt. In der Literatur ist sogar sein Geburtsort umstritten. Aus seinen Initialen J.L.C.T. wurde die Annahme abgeleitet, dass seine Geburtsstadt entweder Kronstadt/ Corona (Bra?ov) oder Hermannstadt/ Cibinio (Sibiu) oder vielleicht Klausenburg/ Claudiopoliensis (Cluj-Napoca) war.2 In mehreren Publikationen wurden seine Initialen als Iacobus Lucius Coronensis Transylvanus gedeutet3, obwohl dafür keine quellenmäßige Bestätigung vorlag. Zur Entscheidung dieser Frage wurden sogar Bildquellen einbezogen, da in den Zeichnungen von Lucius mehrere ungarische Motive vorhanden sind. Die Sichtung der von ihm gezeichneten Stadtansichten brachte das interessante Ergebnis, dass er die Konturen seines Herkunftsorts aus der Erinnerung wiedergab. Dieses Bild zu dem neunten Gebot, das Lucius selbst ins Holz schnitt, erschien in dem Catechismus Martin Luthers in Wittenberg 1564 (Abbildung 2). Somit konnten sich die weiteren Recherchen auf Kronstadt konzentrieren. Eine weitere Spur war der Bibliothekskatalog des Kronstädter Gymnasiums. Aus der Literatur war bekannt, dass hier ein von Lucius 1563 in Wittenberg gedrucktes Werk vorhanden ist. Es handelt sich dabei um ein Gedicht, das anlässlich der Rückkehr von Titus Amicinus (?- 1566) von Wittenberg nach Siebenbürgen verfasst wurde. Amicinus wurde Stadtpfarrer von Kronstadt.4 Dieses Gedicht wurde von Lucius 1563 in Wittenberg gedruckt.5 Diese Publikation ist im Katalog der Kronstädter Gymnasialbibliothek verzeichnet.6 Hier wurde jedoch nicht nur diese, sondern gleich neun Publikationen gefunden, die von Lucius gedruckt wurden.7 Der Bibliothekskatalog war ein wichtiger Hinweis dafür, dass Lucius zu diesem Gymnasium eine besondere Beziehung haben musste. Mit einigen Schwierigkeiten gelang der Zugang zu den Matrikeln des Kronstädter Gymnasiums. Merkwürdigerweise wurde diese wichtige Quelle zu Lucius bisher nicht herangezogen, obwohl sie schon 1863 vom damaligen Rektor Martin Ziegler publiziert wurde.8 Dieses Gymnasium wurde von dem bedeutenden Reformator Johannes Honterus (um 1498–1549) gegründet. Gleich im ersten Jahrgang, das heißt 1544, erscheint in den Matrikeln der Name Joannes Lucius, Naidorfius. Die frühere Annahme, dass hier ein Abschreibfehler wegen der schweren Lesbarkeit des Originals vorliegt9, muss nach neueren Einsichten korrigiert werden. Nach Auskunft von Thomas Sindilariu (Archiv und Bibliothek der Honterusgemeinde, Kronstadt / Brasov), der das Original der Matrikel diesbezüglich überprüfte, liegt hier kein Abschreibfehler vor.10 Obwohl hier statt Jakob ein anderer Vorname angegeben ist, erscheint es ziemlich wahrscheinlich, dass es sich bei dieser Eintragung um Jakob Lucius handelt.11 Die Matrikeleintragung liefert zu mehreren Fragen im Lebenslauf von Lucius eine Antwort. Sein Geburtsort war also Neudorf. Diesen Namen trugen damals mehrere Orte. Sehr wahrscheinlich erscheint es, dass es sich in diesem Fall um Barcaújfalu (heute Satu Nou) handelt, das in unmittelbarer Nähe von Kronstadt liegt und 1462 in den Besitz von Kronstadt kam.12 Der ursprüngliche Name von Lucius konnte nicht ermittelt werden.13 Im Kronstädter Gymnasium lernte Lucius mehrere bedeutende Gestalten der Reformation in Siebenbürgen kennen; außer Honterus gehörte dazu auch Valentin Wagner (um 1510–1557), der sich 1541/42 in Wittenberg aufhielt und in seiner Tätigkeit von Melanchthon beeinflusst wurde. 1544 war Wagner Rektor des Kronstädter Gymnasiums. Auch unter Lucius’ Kommilitonen befanden sich einige Personen, die später in der siebenbürgischen Reformation eine wichtige Rolle spielten. Unter den Namen Franciscus Colossvarinus14 trug sich 1545 Ferenc David (Franz Hertel, um 1510/1520–1570) in die Matrikel ein.15 Den entscheidenden Einfluss auf Lucius übte allerdings Honterus aus, der auch ein sehr guter Formschneider war und 1532 die erste Siebenbürgen-Karte herausgab, die er selber in Holz schnitt. Die bereits in der älteren Literatur geäußerte Annahme, dass Lucius sein Schüler war, kann aufgrund der Matrikeleintragung mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt werden.16 Die ersten Holzschnittarbeiten von Lucius wurden erst nach Honterus’ Tod publiziert, jedoch nicht in Kronstadt, sondern in Klausenburg. Für Heltais Catechismus minor von 1550 lieferte Lucius sieben Holzschnitte.17 Warum Lucius für die Klausenburger Druckerei arbeitete, darauf gibt ebenfalls die Matrikeleintragung die bisher fehlende Antwort. Diese Druckerei wurde 1550 von Gáspár Heltai (Kaspar Helth, um 1520-1574) und Georg Hoffgreff (?) gegründet. Hoffgreff, der 1542/43 in Wittenberg studierte und die Buchdruckerei 1546/47 in Nürnberg erlernte, war 1544 einer der Lehrer von Lucius am Kronstädter Gymnasium. Davon zeugt ebenfalls die oben genannte Matrikeleintragung von 1544. Möglicherweise lieferte Lucius auch für Valentin Wagner Holzschnitte mit Totentanzmotiven.18 Es ist anzunehmen, dass Lucius Ende Februar 1553 nach Wittenberg gekommen ist, denn Mellenberger, ein Schwiegersohn von Honterus, der in dem folgenden Jahr Rektor des Kronstädter Gymnasiums wurde, kam zu dieser Zeit in Begleitung von Titus Amicinus nach Wittenberg19. Lucius gehörte möglicherweise zu dieser Reisegesellschaft. Es ist auch möglich, dass Lucius Valentin Wagner begleitete, der am 15. Februar 1554 in Wittenberg seine Disputation hielt und den Rang eines Magisters erhielt.20 Zweifelsfrei ist nachweisbar, dass Lucius ab Mitte der 1550er-Jahre in Wittenberg tätig war, denn ab dieser Zeit erscheint sein Künstlerzeichen, liegendes dreiblättriges Kleeblatt mit gebogenem Stängel, in seinen Holzschnitten.21 Er war zunächst in der bedeutenden Offizin von Hans Lufft (um 1495–1584) nicht nur als ein hochgeschätzter Formschneider, sondern zugleich als ein bedeutender Zeichner tätig, worüber unter anderem sein Bild von der Taufe Christi (1556/58) im Beisein Luthers und der Familie des Kurfürsten Johann Friedrich I. (1503-1554) sowie mit dem Stadtbild von Wittenberg zeugt.22 In seinen Werken sind die Verbindungen von Lucius zu Lucas Cranach d. J. (1515–1586) und zu seiner Werkstatt klar ersichtlich.23 Lucius fertigte zahlreiche Bibel-Illustrationen an. Seine Bilder zu Luthers Kleinem Katechismus fanden eine große Verbreitung. Im niederdeutschen Bereich haben seine Katechismus-Illustrationen die Bildvorstellungen für lange Zeit geprägt.24 Die künstlerische Leistung von Lucius ist noch nicht umfassend erschlossen. Graphiken von ihm befinden sich in Berlin, Braunschweig, München, Erlangen, Wien, London, Oxford und Boston. Bisher wurde angenommen, dass Lucius seit Beginn der 1560er-Jahre in Wittenberg auch als Drucker in Erscheinung trat. In der Datenbank an der University of St Andrews25, die die bibliographischen Angaben sämtlicher, bis Ende des 16. Jahrhunderts gedruckten Bücher enthält, ist ein Buch aufgeführt, das Lucius schon 1556 gedruckt haben soll.26 Von Lucius wurden in Wittenberg 49 Werke gedruckt, mehrere Werke mit reformatorischem Inhalt, wie beispielsweise die pommersche Kirchenordnung und Schriften von Melanchthon-Schülern. Er druckte auch ein Buch über Himmelserscheinungen und eine astronomische...


Münch, Ernst
1971 Abitur, Rostock, 1971-1980 Studium der Geschichte und Germanistik; Zusatzstudium; Teilaspirantur und Forschungsstudium, Univ. Rostock und Univ. Moskau, 1980-1985 wiss. Assistent an der Sektion Geschichte, Univ. Rostock,
1985-1993 Oberassistent an der Sektion Geschichte, Univ. Rostock, 1991
Umhabilitation auf Mittelalterliche Geschichte und Mecklenburgische Landesgeschichte, Univ. Rostock, 1993 Privatdozent, Univ. Rostock, seit 1998 Professor, Univ. Rostock.
Forschungsschwerpunkte: Agrargeschichte und Mecklenburgische Landesgeschichte, Rostocker und Wismarer Stadtgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, Genesis der Gutsherrschaft und der Leibeigenschaft in Mecklenburg, Geschichte der Gebäude der Universität Rostock.
Informationen nach:
Catalogus Professorum Rostochiensium

Krüger, Kersten
1959 Abitur, Göttingen, 1959-1968 Studium der Geschichte, Anglistik und Skandinavistik an den Univ. Göttingen, Köln, München, Kiel, Hamburg und Kopenhagen, 1968 Promotion Univ. Hamburg, 1968-1978 Assistent und Dozent an der Univ. Marburg, 1978 Habilitation Univ. Marburg für Neuere und Landesgeschichte, 1978-1986 Privatdozent für Neuere Geschichte, 1986-1993 Professor für Neuere Geschichte (Schwerpunkt Skandinavische Geschichte), Univ. Hamburg, 1993-2004 Professor für Geschichte der Neuzeit, Univ. Rostock, seit 2005 Fortsetzung der Lehrtätigkeit und Beauftragter des Rektors für die Universitätsgeschichte, Universität Rostock
Forschungsschwerpunkte: Skandinavische Geschichte, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte.
Informationen nach:
Catalogus Professorum Rostochiensium


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