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E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Kugel It's now

Leben, führen, arbeiten – Wir kennen die Regeln, jetzt ändern wir sie

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-641-27747-5
Verlag: Ariston
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Spiegel-Bestseller erstmals im Taschenbuch!Janina Kugel war im Vorstand der Siemens AG zuständig für rund 380.000 Mitarbeiter. Mit frischen und innovativen Ideen schaffte sie es, die Unternehmenskultur des Großkonzerns Schritt für Schritt zu verändern – raus aus starren Strukturen, hin zu einem offenen und flexiblen Umgang, den Mensch immer im Mittelpunkt. Jetzt erzählt sie von ihren persönlichen Erfahrungen, zeigt auf, was wir anpacken müssen, und ermutigt ihre LeserInnen, an sich selbst zu glauben und sich in der rasant verändernden Arbeitswelt durchzusetzen. Souverän, mutig, optimistisch – eine Revolution in Buchform!»Eine phantastische Mut-Anleitung für uns alle.« (Sascha Lobo)
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1
Alles wird neu:
Warum wir den Mut haben sollten, neue Wege zu gehen Als meine Eltern Anfang der Siebzigerjahre ihre Examensarbeiten schrieben, saßen sie an der Schreibmaschine. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, sie tatsächlich gesehen zu haben, dafür war ich zu klein, aber Erinnerungen habe ich trotzdem. Sie bestehen aus Geräuschen. Meine Einschlafhintergrundgeräusche. Das nicht enden wollende Getrappel der Buchstaben, kleine schwere Stempel, mit denen sich ein Blatt Papier zerlöchern ließ wie eine Saloon-Tür im Wilden Westen. Den Anschlag des Schalthebels, wenn eine neue Zeile begann. Ping. Und ja: das Schimpfen. Wenn mein Vater oder meine Mutter sich am Ende eines Bogens vertippt hatten – wie bitter, denke ich heute. Alles noch einmal auf Anfang. Auch für mich war die Schreibmaschine der Anfang, sechs Buchstaben – einer nach dem anderen mit dem Zeigefinger gesucht und gefunden. Zum ersten Mal den eigenen Namen tippen, aus eigener Kraft die richtigen Tasten ansteuern: j a n i n a Ein Kindergartenkind, das seinen Namen allein auf der Schreibmaschine tippt. Das sind Erinnerungen, die bleiben, und ich weiß tatsächlich noch, wie das Zimmer aussah, in dem die Schreibmaschine stand. Vor allem, was für eine coole Tapete aus den Siebzigern an der Wand hing, Sie wissen schon, diese knalligen Farben mit den großen Mustern. Meine Mutter verteidigt sich noch heute, wenn Fotos davon auftauchen, und sagt, wie sündhaft teuer die damals war – und wie »trendy«. Dabei muss sie selbst lachen. Ich war so was von stolz und fand mich echt schon schulreif. Als ich gut zwanzig Jahre später meine Examensarbeit tippte, gab es zwar noch kein WLAN und kein Internet, zumindest nicht für Menschen wie mich, aber es gab: Computer. Unglaublich hässliche, klobige Türme, mit kilogrammschweren Röhrenmonitoren und einer Rechnerleistung, die heute jedes ferngesteuerte Rennauto hat. Und ich war wieder so was von stolz, denn meine Eltern hatten mir zum Schreiben der Diplomarbeit einen Laptop geschenkt. Damit war ich ganz vorne dran, konnte Gedanken und Literaturangaben direkt in der Bibliothek für mich sichern, und wenn ich am nächsten Tag etwas zu verändern hatte, war das kein Problem, denn das ging ja alles. Auch Fehler ließen sich einfach rückgängig machen, denn zur Freude aller gab es die Rechtschreibkorrektur damals schon. Fortschritt passiert. Er gehört zu unserem Leben wie Atmen, Essen und Trinken. Wir können ihn gut finden, verrückt oder bedrohlich, am Ergebnis ändert es nichts. Das mussten schon die Textilarbeiter im Norden Englands einsehen, als Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten mechanischen Webstühle aufkamen. Die Weber zerstörten diese neuartigen Maschinen mit roher körperlicher Gewalt, sie zertrümmerten sie mit Hammer und Axt. Weil sie Angst hatten – und weil sie es wussten: Ihr Schicksal war ab sofort besiegelt. Luddismus heißt die Bewegung der englischen Textilarbeiter, kannten Sie den Begriff? Es war der Beginn der Industrialisierung. Sie sollte die Welt der Arbeit im 19. und 20. Jahrhundert epochal verändern. Die ersten Fabriken entstanden, das Automobil wurde erfunden. Am bekanntesten ist wohl der Beginn der Serienherstellung. Mit dem »Model T« führte Ford die Fließbandarbeit in den Fabriken ein und veränderte damit die Produktion von Autos komplett. Alle Produktionsabläufe wurden standardisiert, sodass die Massenproduktion erst möglich wurde. »Ein Tag, ein Dollar, ein Ford.« Mit diesem Slogan machte Ford ab 1915 Werbung für das Model T. Der Preis war durch die neue Art der Produktion nämlich auf 350 Dollar gesunken, was ein riesengroßer Unterschied war, denn knapp zehn Jahre zuvor hatte das Auto noch zweieinhalb Mal so viel gekostet. Und plötzlich war ein Auto für viele Leute erreichbar. Einen Dollar pro Tag zurücklegen, das konnten sich viele leisten, und so begann die Motorisierung breiter Bevölkerungsschichten.1 Produziert wurde schon damals nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Japan. Die standardisierten Abläufe machten es möglich, überall nach dem gleichen Schema zu produzieren. Meines Wissens kam es hier nicht zu Protesten. Vielleicht, weil die Menschen das Versprechen auf Fortschritt auch für sich selbst erkannten, weil dieses Versprechen für so viele erschwinglich war? Oder aber, weil dabei gleichzeitig auch neue Arbeitsplätze entstanden, sodass einfach niemand Nachteile erkennen konnte? Es schien, dass die Welt für alle nur besser wurde. Die Arbeitswelt war schon immer im Wandel, im Guten wie im Schlechten. Bei der Einführung von Computern profitierten nicht nur Student*innen, es veränderte sich ein ganzer Berufszweig, der sich bislang über Anschläge pro Minute und das Einlegen von Farbbändern definiert hatte: Schreibkräfte und Sekretär*innen. Anfang der Achtzigerjahre verloren sie einen zentralen Bestandteil ihrer bisherigen Jobbeschreibung. Für viele mit Sicherheit ein bitterer Prozess – weil eine Fähigkeit, in der sie über die Jahre Bestleistungen erbracht hatten, plötzlich nicht mehr gefragt war. Andere atmeten auf: Endlich lag der Fokus nicht mehr auf diesem stumpfsinnigen Getippe, endlich gab es mehr Zeit für Sinnvolleres wie Termin- und Büromanagement und die Möglichkeit, selbstständig Dokumente zu erarbeiten. Und auch ich und Tausende anderer Student*innen konnten dem Fortschritt nur Positives abgewinnen, weil wir nicht mehr nächtelang fluchend vor unseren Schreibmaschinen saßen, sondern unsere Seminar- und Examensarbeiten deutlich einfacher verfassen konnten. Dass die Automatisierung und Digitalisierung noch lange nicht zu Ende sind, können wir jeden Tag lesen und ständig aufs Neue feststellen. Und wir spüren, dass die Veränderungen immer rasanter werden. Als ich 1989 mein Abitur machte, war die Banklehre noch eine Ausbildung, über die manche Eltern sagten: »Mach mal was Gescheites und Solides. Dann hast du was fürs Leben.« Heute hat die Automatisierung auch in diesem Beruf Einzug gehalten: Bankfilialen werden geschlossen, weil die meisten Menschen nur noch Online-Banking machen, und diejenigen, die ursprünglich an eine sichere Zukunft glaubten, müssen sich umorientieren. Die Zahl der Reisebüros ist in den vergangenen zehn Jahren um ein Drittel geschrumpft, Flüge buchen die meisten von uns ganz einfach im Netz, und unsere amerikanischen Freund*innen wundern sich schon seit Jahren darüber, dass es bei uns überhaupt noch Reisebüros gibt. Tja. Und nun? Genau das ist die Frage, die sich immer dann stellt, wenn es in unserem Leben nicht mehr so weitergeht wie bisher, wenn sich Unsicherheit breitmacht und wenn wir den Eindruck haben, nicht mehr Schritt halten zu können. Denn dann, anders als es offensichtlich die Menschen bei der Einführung des Model T sahen, wird uns bewusst, dass der Fortschritt auch uns betreffen wird, und zwar nicht nur im Positiven. Es ist eine Entwicklung, die wir nicht kleinreden dürfen, denn sie macht vielen Menschen Angst, verständlicherweise. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass Veränderungen viele positive Aspekte mit sich bringen. Trotz der Tatsache, dass immer wieder Jobs wegfallen, sind bis heute mit jeder industriellen Revolution weltweit mehr neue Jobs entstanden. Im Jahr 1800 arbeiteten 62 Prozent der Deutschen in der Landwirtschaft, der Rest arbeitete in der Industrie, im Handwerk oder im Dienstleistungsbereich. Im Zuge der Industrialisierung stieg diese Zahl seit dem 19. Jahrhundert stetig an. Heute arbeiten hier 98,8 Prozent der Beschäftigten und nur noch etwas über ein Prozent in der Land- und Forstwirtschaft.2 Welch radikaler Wandel! Es gibt also nicht nur mehr Jobs als früher, sondern auch die Verdienstmöglichkeiten in den unterschiedlichen Sektoren unterscheiden sich. Menschen verdienen mehr, als sie es vorher taten. Das ist die Vergangenheitsbetrachtung, und die ist bekanntlich einfach. Was die Vorhersage der Zukunft angeht, so wird es deutlich schwieriger. Denn es gibt so viele Entwicklungen, die uns immer wieder alle überraschen, dass wir mit dieser Unsicherheit umgehen werden müssen. Nicht immer ist die prognostizierte Entwicklung nämlich auch die richtige. Eine der ersten viel diskutierten Studien der beiden Oxford-Professoren Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne aus dem Jahr 2013, die sich mit dem Thema Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitsplätze beschäftigte, sagte nichts Gutes voraus.3 Die Forscher sprachen davon, dass im Zuge der Digitalisierung knapp die Hälfte aller Jobs in den USA gefährdet sei. Ein Aufschrei ging durch die Lande, Horrorszenarien wurden beschrieben. Plötzlich hatte die Digitalisierung nur noch einen negativen Tenor, und es war schwer, eine gewisse Differenzierung in die Diskussion zu bringen. Worüber nämlich nur wenige sprachen: wie schwierig Prognosen über zukünftige Arbeitsmarkteffekte sind und dass die Studie aus Oxford nicht berücksichtigt hatte, dass Jobs sich anpassen und neue entstehen. Und dass die Strukturen des US-Arbeitsmarkts nicht einfach auf Deutschland übertragbar sind – dieser kleine, aber feine Unterschied kam in der hiesigen Berichterstattung leider auch viel zu kurz. Es schien fast so, als habe man an den Horrorszenarien Gefallen gefunden. Die Arbeitswelt wird von vielen Faktoren beeinflusst. Nicht alle sind voraussehbar, nicht wenige beruhen auf spekulativen Annahmen. Alle, die sich damit tiefer beschäftigen, kennen die Herausforderungen. Neuere Studien wie die des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gehen in ihren Berechnungen davon aus, dass 1,46 Millionen...


Kugel, Janina
Janina Kugel, geboren 1970 in Stuttgart, war nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz und Verona zunächst bei einer internationalen Unternehmensberatung tätig. Später wechselte sie zur Siemens AG, wo sie nach mehreren Stationen im In- und Ausland ab dem Jahr 2015 als Personalvorständin für 380.000 Mitarbeiter zuständig war. Janina Kugel ist eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Wirtschaft. Sie war über viele Jahre der geheime Superstar (Bild: »Star-Managerin«) von Siemens. Sie verpasste dem Konzern »ein junges, cooles Image auf der Höhe der Zeit« (FAZ). Als Speakerin bei internationalen Tech- und Zukunftskonferenzen, als Social-Media-Influencerin oder TED-Talkerin predigte Kugel Disruption, Diversity und Digitalisierung. Als eine der wenigen Frauen in Top-Positionen gewann sie – weit über den deutschen Sprachraum hinaus – enorme Reputation als Vordenkerin bei den wichtigsten Zukunftsthemen. Für den Spiegel ist sie die »prominenteste deutsche Managerin«. Sie steht seit 2016 auf der Liste der einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft und wurde 2018 zur »Prima inter Pares« gewählt (Manager Magazin/BCG).Anfang 2020 verließ Janina Kugel das Unternehmen und ist seither als Aufsichtsrätin und Senior Advisorin tätig. Sie ist Mitglied internationaler Beiräte in Bildung, Kultur und Wirtschaft und berät auch die Bundesregierung. Janina Kugel ist Mutter von Zwillingen und lebt mit ihrem Partner in München.


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