Kuhlmey / Tesch-Römer | Autonomie trotz Multimorbidität | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 227 Seiten

Kuhlmey / Tesch-Römer Autonomie trotz Multimorbidität

Ressourcen für Selbstständigkeit und Selbstbestimmung im Alter

E-Book, Deutsch, 227 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2296-1
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung wird die Frage nach dem Erhalt von Autonomie alter Menschen trotz Mehrfacherkrankungen immer brisanter. Die Beiträge in diesem Band beschäftigen sich mit der Frage, wie alte Menschen trotz Multimorbidität und Gesundheitseinbußen autonom und selbstbestimmt leben können.
Die Autoren präsentieren Befunde, die den Entwicklungsstand altersangemessener, zielgruppenspezifischer Instrumente sowie Zugangswege zur Erfassung von Multimorbidität und Autonomie aufzeigen. Weitere Beiträge thematisieren u.a. personale, preofessionelle und sozial-räumliche Faktoren, die Autonomie angesichts von Multimorbidität unterstützen und als Ressourcen wirken. Wie diese Ressourcen einzeln und in ihrer Wechselbeziehung zum Autonomieerhalt beitragen, wie sie erhalten und gefördert werden können, wird beispielhaft im Kontext komplexer autonomierelevanter Gesundheitsprobleme wie Schmerz, Sturz- und Schlafstörungen gezeigt.
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1;Vorwort der Reihenherausgeber;7
2;Inhalt;9
3;Kapitel 1: Autonomie trotz Multimorbidität im Alter: Eine Einführung;11
3.1;1 Einleitung;11
3.2;2 Zielsetzung und Aufbau des Buches;12
3.3;3 Zentrale Begriffe der Verbundforschung;15
3.4;4 Danksagung;20
3.5;Literatur;21
4;Kapitel 2: Operationalisierung von Multimorbidität und Autonomie für die Versorgungsforschung in alternden Populationen: Krankheitsmuster, Studienteilnahme und Lebensqualität;25
4.1;1 Ko- und Multimorbidität;26
4.2;2 Methoden;28
4.3;3 Ergebnisse;33
4.4;4 Diskussion;39
4.5;5 Fazit und Ausblick;42
4.6;Literatur;44
5;Kapitel 3: Demenz und Multimorbidität bei Patienten mit Migrationshintergrund;49
5.1;1 Hintergrund;49
5.2;2 Stichprobe;53
5.3;3 Methoden;56
5.4;4 Ergebnisse;62
5.5;5 Zusammenfassende Wertung: Möglichkeiten und Barrieren der Demenzfrüherkennung bei Patienten mit Migrationshintergrund;74
5.6;6 Schlussfolgerungen und Ausblick;78
5.7;Literatur;79
6;Kapitel 4: Personale Ressourcen für Autonomie trotz Multimorbidität;85
6.1;1 Autonomie und Gesundheit im Alter;85
6.2;2 Methodik der PREFER-Studie;88
6.3;3 Ergebnisse der PREFER-Studie;93
6.4;4 Diskussion;103
6.5;5 Implikationen für Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und Autonomie;106
6.6;Literatur;108
7;Kapitel 5: Chancen und Barrieren für Autonomie trotz Pflegebedarf in sozial benachteiligten Quartieren und Nachbarschaften;113
7.1;1 Hintergrund;114
7.2;2 Grundkonzepte;114
7.3;3 Methodisches Vorgehen und Stichproben;117
7.4;4 Ergebnisse;121
7.5;5 Fazit;135
7.6;Literatur;136
8;Kapitel 6: Verfügbarkeit von Ressourcen zur Bewältigung von Schlafstörungen hochbetagter Pflegeheimbewohner;139
8.1;1 Zum Ressourcenkonzept;139
8.2;2 Methodisches Vorgehen;142
8.3;3 Individuelle, persönlich verfügbare Ressourcen, die eine Bedeutung für die Schlafqualität und den Schlaf-Wach-Rhythmus haben;144
8.4;4 Externe Ressource: Personal in Einrichtungen;149
8.5;5 Externe Ressourcen: Mobilisierungs- und Aktivierungsangebote;152
8.6;6 Externe Ressourcen: ärztliche Verordnung von schlaffördernden Medikamenten;157
8.7;7 Diskussion und Schlussfolgerung;159
8.8;Literatur;162
9;Kapitel 7: Autonomie trotz Schmerz? Ressourcen und Barrieren in der Lebenswelt von Pflegeheimbewohnern und -bewohnerinnen;167
9.1;1 Ausgangslage;168
9.2;2 Untersuchte Konstrukte;170
9.3;3 Methodik;172
9.4;4 Ergebnisse;178
9.5;5 Diskussion;192
9.6;6 Fazit;198
9.7;Literatur;199
10;Kapitel 8: Alter, Altern und Gesundheit als Herausforderung für Forschung in Verbundzusammenhängen;205
10.1;1 Einleitung;205
10.2;2 Alter, Altern und Gesundheit – Multi-, inter-, transdisziplinäre Zugänge;206
10.3;3 Die interdisziplinäre Forschung im AMA-Verbund;209
10.4;4 Ausblick;217
10.5;Literatur;219
11;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;223
12;Stichwortverzeichnis;226


Zusammenhang macht aus sozialer Unterstützung eine Ressource für subjektives Wohlbefinden im Kontext von stressreichen Situationen. Vor dem jeweiligen theoretischen Hintergrund ergeben sich für die Betrachtung von Ressourcen neben den Wirkweisen auch Unterschiede der Betrachtungsebenen.

Beispielsweise schlagen Lazarus und Folkman (1984) auf der Ebene der einzelnen Person im Rahmen der psychologischen Stressforschung vor, zwischen Ressourcen, die den Eigenschaften eines Individuums zugeschrieben werden (intrapersonale Ressourcen), und Ressourcen, die Bestandteile der Umwelt sind (extrapersonale Ressourcen), zu unterscheiden. Eine andere Sichtweise auf Ressourcen findet sich z. B. bei Hobfoll (1989), dessen Theorie der Ressourcenkonservierung davon ausgeht, dass Ressourcen interindividuell zum einen ungleich verteilt, aber zum anderen auch unterschiedlich konstruiert werden. Seine Theorie postuliert, dass der drohende oder reale Verlust von Ressourcen zu Stresserleben führt, und dass umgekehrt Stress dadurch abgebaut oder verhindert werden kann, indem der individuelle Ressourcenbegriff weiter oder anders gefasst wird. Für die systematische Untersuchung von Ressourcen allerdings ist die Theorie vor allem deswegen interessant, weil Hobfoll eine psychologische Klassifikation von Ressourcen in „Objekte“ (z. B. Auto, Treppenlift), „Bedingungen“ (z. B. funktionierende Ehe, soziale Position in einer Gruppe), „persönliche Eigenschaften“ (z. B. Selbstwirksamkeit, Hoffnung) und „Energien“ (z. B. Wissen, Geld) vornimmt. Solche Klassifikationsansätze finden sich auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen: In der sozialraumanalytischen Perspektive soziologischer Stadtforschung werden sozialräumliche Ressourcen betrachtet (Riege & Schubert, 2005). Der Soziologe Bourdieu spricht anstatt von Ressourcen von Kapital, wobei er ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital unterscheidet (Bourdieu, 1983). Die Bourdieusche Sichtweise konzentriert sich damit auf milieuspezifische Kapitalausstattungen von Individuen und hebt auf soziale Positionen und Lebensstile ab. In der Weiterführung dieses Ansatzes rückt zunehmend aber auch die Bedeutung kollektiv verfügbarer Ressourcen in den Blick, so z. B. in den theoretischen Überlegungen und empirischen Studien Carpianos (2006, 2007) zur Bedeutung des in Nachbarschaften vorhandenen kollektiven sozialen Kapitals für die Gesundheit der Quartiersbewohner oder zu den Folgen der materiellen Ausstattung von Wohnquartieren (Bernard et al., 2007; Dunn & Cummins, 2007; van Lenthe, 2008).

Ressourcen können also nur vor dem Hintergrund einer bestimmten Theorie konzipiert und operationalisiert werden, denn nur durch diesen Hintergrund wird ein bestimmter Faktor in einem Wirkgefüge eine Ressource im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel. Ressourcen können zudem auf verschiedenen Ebenen angeordnet sein, und sowohl auf Individuen als auch auf Gruppen von Individuen einwirken.

4 Danksagung

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsverbundes „Autonomie trotz Multimorbidität im Alter“ (AMA) bedanken sich beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die dreijährige Förderung und beim Projektträger Deutsches Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR) für die stete Unterstützung und Begleitung der Projektarbeit. Alle Verbundmitarbeiterinnen und -mitarbeiter fühlen sich darüber hinaus dem wissenschaftlichen Beirat des Forschungsverbundes für seine konstruktive Begleitung verbunden. Die hier vorgestellten Ergebnisse wären nicht zustande gekommen ohne die alten Frauen und Männer, die als Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bereit waren, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Der Kontakt zu den Probandinnen und Probanden lief über eine Vielzahl von Einrichtungen des Gesundheitswesens, in denen wir Mitstreiter für die wissenschaftlichen Projekte fanden. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank.

Literatur
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