Lehmkuhl / Poustka / Holtmann | Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 1534 Seiten

Lehmkuhl / Poustka / Holtmann Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Band 1: Grundlagen. Band 2: Störungsbilder

E-Book, Deutsch, 1534 Seiten

ISBN: 978-3-8409-1871-1
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wie entstehen psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter? Welche Faktoren erhalten die Störungen aufrecht? Welche Verlaufsformen gibt es? Das Wissen um pathogenetische Hintergründe von psychischen Störungen hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Diagnostische und therapeutische Ansätze wurden immer mehr ausdifferenziert und mündeten in evidenzbasierten Leitlinien. Das Lehrbuch stellt aktuelle und umfassende Informationen zur Kinder- und Jugendpsychiatrie dar und arbeitet wichtige Perspektiven und Entwicklungstendenzen des Fachgebietes heraus.
Ein Team aus deutschsprachigen und amerikanischen Autoren gibt in diesem Lehrbuch einen Überblick über die theoretischen Grundlagen und pathogenetischen Konzepte der Kinder- und Jugendpsychiatrie, stellt die diagnostischen Methoden dar und informiert über Klassifikation und Dokumentationssysteme sowie über Versorgungsstrategien. Ausführlich werden relevante psychiatrische Störungsbilder, umschriebene Entwicklungsstörungen sowie spezifische Symptome behandelt. Dazu werden jeweils die Ursachen, Diagnostik und die therapeutische Strategien bei den einzelnen Erkrankungen dargestellt. Das Lehrbuch wendet sich an Mediziner in der Ausbildung zum Kinder- und Jugendpsychiater, an Studierende der Medizin und Psychologie sowie an alle Berufsgruppen, die sich mit der Diagnostik und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen beschäftigen.
Lehmkuhl / Poustka / Holtmann Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1;Vorwort;7
2;Inhaltsverzeichnis;9
3;I. Theoretische Grundlagen und pathogenetische Konzepte;15
3.1;Einleitung;17
3.2;Kapitel 1 Zentralnervöse Entwicklungsprozesse;21
3.3;Kapitel 2 Psychophysiologische Verfahren;39
3.4;Kapitel 3 Genetische Faktoren;72
3.5;Kapitel 4 Kognitive Entwicklung;97
3.6;Kapitel 5 Emotionale Entwicklungsprozesse;112
3.7;Kapitel 6 Bindung;124
3.8;Kapitel 7 Prinzipien der Entwicklungspsychologie und Entwicklungspathologie;141
3.9;Kapitel 8 Familiäre Faktoren;165
3.10;Kapitel 9 Multifaktorielle Krankheitsmodelle;180
3.11;Kapitel 10 Risiko- und Schutzfaktoren;187
3.12;Kapitel 11 Verlaufs- und Prognosekriterien;201
3.13;Kapitel 12 Epidemiologie;210
3.14;Kapitel 13 Ethische Aspekte und Lebensqualität;230
4;II. Diagnostische Methoden;241
4.1;Einleitung;243
4.2;Kapitel 14 Körperliche Untersuchung;245
4.3;Kapitel 15 Bildgebende Verfahren;265
4.4;Kapitel 16 Neurophysiologische Verfahren;294
4.5;Kapitel 17 Psychoneuroendokrinologische Ansätze und Methoden;311
4.6;Kapitel 18 Methodik und Bedeutung der Neuroimmunologie;324
4.7;Kapitel 19 Molekularbiologische Methoden;346
4.8;Kapitel 20 Testpsychologische Verfahren;360
4.9;Kapitel 21 Neuropsychologische Testverfahren;372
4.10;Kapitel 22 Interview und Fragebogenverfahren;384
5;III. Klassifikation und Dokumentationssysteme;397
5.1;Einleitung;399
5.2;Kapitel 23 Psychopathologische Befunderhebung;403
5.3;Kapitel 24 Multimodale Diagnostik;410
5.4;Kapitel 25 Multiaxiale Klassifikation;425
5.5;Kapitel 26 Klassifikation psychischer Störungen nach ICD-10 und DSM-IV;436
5.6;Kapitel 27 Komorbidität;451
5.7;Kapitel 28 Internalisierende und externalisierende Störungen;458
5.8;Kapitel 29 Leitlinienorientiertes Vorgehen;477
5.9;Kapitel 30 Dokumentationssysteme;489
5.10;Kapitel 31 Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement;506
6;IV. Psychiatrische Störungsbilder;519
6.1;Einleitung;521
6.2;Kapitel 32 Geistige Behinderung;525
6.3;Kapitel 33 Autismus und tiefgreifende Entwicklungsstörungen;553
6.4;Kapitel 34 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen;588
6.5;Kapitel 35 Bindungsstörungen;614
6.6;Kapitel 36 Fütterstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter;634
6.7;Kapitel 37 Schlafstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter;650
6.8;Kapitel 38 Enuresis;660
6.9;Kapitel 39 Enkopresis;684
6.10;Kapitel 40 Tic-Störungen;701
6.11;Kapitel 41 Angststörungen;719
6.12;Kapitel 42 Schulphobie und Schulverweigerung;751
6.13;Kapitel 43 Zwangsstörungen;764
6.14;Kapitel 44 Elektiver Mutismus;793
6.15;Kapitel 45 Anorexia nervosa;814
6.16;Kapitel 46 Bulimia nervosa;843
6.17;Kapitel 47 Depressive Erkrankungen;866
6.18;Kapitel 48 Bipolare Störungen;888
6.19;Kapitel 49 Posttraumatische Belastungsstörungen;911
6.20;Kapitel 50 Somatoforme Störungen;931
6.21;Kapitel 51 Schlafstörungen;958
6.22;Kapitel 52 Dissoziative Störungen und Konversionsstörungen;976
6.23;Kapitel 53 Störungen der Geschlechtsidentität;996
6.24;Kapitel 54 Persönlichkeitsstörungen;1020
6.25;Kapitel 55 Schizophrenie;1062
6.26;Kapitel 56 Störungen des Sozialverhaltens, Dissozialität und Delinquenz;1108
6.27;Kapitel 57 Störungen durch psychotrope Substanzen;1141
7;V. Spezifische Symptome (Störungsbilder) und Auslöser;1163
7.1;Einleitung;1165
7.2;Kapitel 58 Suizidalität;1167
7.3;Kapitel 59 Selbstbeschädigungserkrankungen und Artifizielle Störungen;1183
7.4;Kapitel 60 Störungen nach sexuellem Missbrauch;1204
7.5;Kapitel 61 Misshandlung und Vernachlässigung;1222
7.6;Kapitel 62 Störungen nach Trennung und Scheidung;1237
7.7;Kapitel 63 Psychische Störungen bei chronischen Erkrankungen und ihre Rehabilitation;1246
7.8;Kapitel 64 Psychische Störungen nach Schädel-Hirn-Trauma;1282
8;VI. Umschriebene Entwicklungsstörungen;1297
8.1;Einleitung;1299
8.2;Kapitel 65 Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen;1301
8.3;Kapitel 66 Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache;1319
8.4;Kapitel 67 Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten;1346
9;VII. Versorgungsstrategien und Kooperation;1367
9.1;Einleitung;1369
9.2;Kapitel 68 Behandlungssettings;1371
9.3;Kapitel 69 Konsiliar-/Liaisontätigkeit;1380
9.4;Kapitel 70 Kooperation zwischen Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie;1410
9.5;Kapitel 71 Kooperation mit Schulen;1433
9.6;Kapitel 72 Kinderpsychiatrische Interventionen in der Schule: Diagnostik, Beratung und Behandlung;1448
10;VIII. Perspektiven;1471
10.1;Kapitel 73 Perspektiven und Entwicklungstrends in Forschung, klinischer Versorgung, Aus- und Weiterbildung;1473
11;Anhang;1483
11.1;Autorinnen und Autoren;1485
11.2;Sachregister;1497


. Kapitel 1 Zentralnervöse Entwicklungsprozesse
Lars Wöckel, Luis Puelles und John L.R. Rubenstein

In den letzten Jahren konnte eindrücklich gezeigt werden, dass molekulargenetische und biochemische Prozesse schon in den ersten Entwicklungsmonaten die Grundlage für die Entstehung psychiatrischer Krankheitsprozesse oder Störungen kognitiver Funktionen bilden können. Dieses Kapitel soll zum Verständnis der Entwicklung des Zentralnervösen Nervensystems (ZNS) und ableitbarer Störungen beitragen.

Begriffsklärung Um die Zusammenhänge von Struktur und Funktion des menschlichen Nervensystems zu verstehen und um daraus Störungen oder Verzögerungen in der Entwicklung des ZNS ableiten zu können, ist es zunächst von vorrangiger Bedeutung, die Entwicklung des ZNS vom Zellverband bis zum differenzierten Organ in seinen wesentlichen Stadien zu beschreiben und einen Überblick über die verschiedenen Einflussgrößen zu geben, die für eine gesunde Entwicklung und Funktion dieses hochkomplexen Systems essenziell sind.

1 Morphologische Entwicklung des ZNS

Bereits wenige Tage nach der Befruchtung der Eizelle differenzieren sich aus den Zellen zwei Keimblätter, das innere Keimblatt (Entoderm) und das äußere Keimblatt (Ektoderm). Das Nervengewebe wird aus dem Ektoderm gebildet. In der dritten Entwicklungswoche wandern aus dem Ektoderm Zellen aus und bilden das dritte Keimblatt (Mesoderm), das zwischen dem inneren und äußeren Keimblatt liegt.

Die medialen Anteile des Ektoderms verdicken sich zur Neuralplatte. Diese faltet sich immer stärker nach innen und bildet so die Neuralrinne. In der Übergangszone der Neuralrinne zum Hautektoderm bildet sich die Neuralleiste oder Ganglienleiste, aus welcher später die Zellen des peripheren Nervensystems hervorgehen. Mit zunehmendem Einsinken der Neuralrinne beginnt ihre Verschmelzung am offenen Pol, so dass sich schließlich die Neuralrinne zum Neuralrohr schließt. Das Neuralrohr ist die Anlage von Gehirn und Rückenmark. Defekte beim Schluss des Neuralrohres führen zu Spaltbildungen wie Anenzephalie und Spina bifida. Mit Beginn des Neuralrohrschlusses erfolgt die Differenzierung des Vorder-, Mittelund Rautenhirns (Pros-, Mesund Rhombenzephalon), was als DreiBläschen-Stadium bezeichnet wird. In der fünften Entwicklungswoche differenziert sich das ZNS weiter zum Fünf-Bläschen-Stadium. Aus dem Prosenzephalon bilden sich jetzt das Endund Zwischenhirn (Telund Dienzephalon) und aus dem Rhombenzephalon das Nachund Markhirn (Metund Myelenzephalon). Aus dem Dienzephalon entwickeln sich später der Thalamus und der Hypothalamus, aus dem Myelenzephalon die Medulla oblongata und aus dem Metenzephalon der Pons und das Kleinhirn. Mit Beginn der sechsten Woche ist die Unterteilung des Telenzephalons in zwei Hemisphären – den späteren Hirnhemisphären – zu erkennen. Aus dem Telenzephalon entstehen die kortikalen Strukturen wie z.B. der Neokortex und die Hippokampusformation, aber auch die Anlage der Ganglienhügel. Die Ganglienhügel sind Zellverdichtungen am Rand der Seitenventrikel – sie liegen in der Proliferationszone der Matrixzellen (s. u.). Aus den Ganglienhügeln entwickeln sich später die Basalganglien. Die Volumenzunahme des fetalen Gehirns ist in den ersten Monaten beträchtlich. Ab der 14. Gestationswoche beginnt die Ausbildung der Primärfurchen – zunächst der Fissura Sylvii, die das Frontoparietalhirn und das Temporalhirn voneinander trennt, dann des Sulcus parietooccipitalis und des Sulcus centralis. Nach und nach bilden sich immer mehr Furchen. Zum Ende des 8. Monats sind alle konstant auftretenden Furchen vorhanden, die sich schließlich durch Sekundärund Tertiärfurchen miteinander verbinden. Durch die Ausbildung der Furchen und Windungen vergrößert sich die Oberfläche der Großhirnhemisphären erheblich. Eine ausführliche Darstellung der Entwicklung des ZNS und der anatomischen Verhältnisse findet sich bei Zenker (1985).

2 Molekulare Genetik der Hirnentwicklung

Die Einführung molekulargenetischer Untersuchungsmethoden hat zu großen Fortschritten in der Aufklärung der Mechanismen der Hirnentwicklung beigetragen. Die Entwicklungsprozesse während der Embryonalentwicklung, z. B. die Entwicklung des Nervensystems, basieren auf Wirkungen und Wechselwirkungen von Genen. Inzwischen sind zahlreiche Wirkketten und Signalkaskaden aufgeklärt, die diesen Entwicklungsprozessen zugrunde liegen (Kerszberg & Changeux, 1998). Die Induktion für die Entstehung neuralen Gewebes wird von Proteinen eines Organisationsgewebes initiiert, das in Nachbarschaft der Neuralplatte gelegen ist. Aus dem primitiven Ektoderm entstehen Neuroepithelzellen. Dieser Vorgang wird…


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