Lind | Der perfekte Sommer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 628 Seiten

Lind Der perfekte Sommer

Die England-Romane. Sammelband

E-Book, Deutsch, 628 Seiten

ISBN: 978-3-7579-2300-6
Verlag: via tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Englische Herrenhäuser, wunderschöne Gärten und dunkle Familiengeheimnisse Folgen Sie mutigen jungen Frauen, die sich auf die Suche nach den Geschichten ihrer Familie begeben und düsteren Geheimnissen auf die Spur kommen, deren Folgen die Gegenwart prägen. Der Sammelband beinhaltete die England-Romane der Bestseller-Autorin Christiane Lind: "Zeit des Mutes" und "Das Erbe der Blumenmalerin". Für Fans von "Downton Abbey" und "Das Haus am Eaton Place" sind diese emotionalen Geschichten ein Muss. Romane, die berühren, inspirieren und noch lange nachhallen. Das Erbe der Blumenmalerin: Manchmal muss man fliehen, um sich selbst zu finden. Und manchmal findet man mehr, als man erwartet hat. Laura, eine erfolgreiche Gärtnerin, flieht vor ihren Erinnerungen nach Madeira in das Haus am Leuchtturm, das ihrer Familie gehört. Dort verfällt sie dem Zauber der Insel, wie einst ihre Vorfahrin, die Blumenmalerin. Doch als sie auf Briefe einer Mutter an ihre Tochter stößt, beginnt sie Nachforschungen anzustellen und gerät in die Zeit zwischen den Weltkriegen. Dabei entdeckt sie ein Familiengeheimnis, das sie nicht mehr loslässt. In Cornwall 1928 steht Amelia im Schatten ihrer schönen Schwester Bethany und trifft eine folgenschwere Entscheidung, als sich beide in denselben Mann verlieben. Doch Bethany schreckt vor nichts zurück, um das zu bekommen, was sie will. Eine mehrere Generationen umfassende Familiengeschichte voller Intrigen, Geheimnisse, Leid, Hoffnungen, Sehnsüchte und Liebe erwartet die Leserinnen in diesem Buch. Zeit des Mutes: Zwei starke Frauen, zwei unterschiedliche Schicksale, ein gemeinsamer Kampf Emma, eine rebellische junge Frau aus gutem Hause, wird im Jahr 1913 nach England geschickt, um Manieren zu lernen und einen passenden Ehemann zu finden. Doch ihre Ehe mit dem jungen Lord Percival wird schnell zur Qual. Auf der Suche nach einem Ausweg trifft sie auf Lucy, eine ehemalige Dienstmagd, die für die Frauenrechtlerin Lady Eleanor Ingham arbeitet. Gemeinsam kämpfen sie für das Wahlrecht der Frauen und setzen sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit zur Wehr. Mit viel Einfühlungsvermögen und historischer Genauigkeit entführt Christiane Lind ihre Leserinnen in eine Zeit voller gesellschaftlicher Umbrüche und zeigt, wie Mut und Entschlossenheit auch in schwierigen Zeiten zum Erfolg führen können.
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Kapitel 1
Ponta do Pargo, Madeira, Frühling 1929 Die blauen Stunden. Das sanfte Licht der Dämmerung, bevor der Tag begann. Amelia erhob sich mühsam aus dem Bett und tapste auf bloßen Füßen zum Fenster. Mit einem Lächeln begrüßte sie den Morgen. Nur wenig Grün breitete sich vor ihren Augen aus; überwiegend Gras und ein paar Kakteen, die typisch für die Insel waren, wuchsen auf dem Hochplateau. Sie betrachtete das tiefe Blau des Meeres und das sanftere Blau des Himmels, das vom Weiß einzelner zarter Wolken durchzogen war. Ihr Blick fiel auf den rot-weißen Leuchtturm, der über den steil abfallenden Klippen aufragte und sie an ihr Zuhause erinnerte. Amelia schauderte, was nicht der Morgenkühle geschuldet war, sondern dem Gedanken an ihre Familie. Ihre Mutter und ihre Schwester sollten gestern auf der Insel angekommen sein, wo sie sich standesgemäß eine Suite im Reid’s Palace genommen hatten. Einen Tag Aufschub hatte sie gehabt. Heute würde Amelia es nicht mehr vermeiden können, ihnen gegenüberzutreten. Mit einem Seufzen wandte sie sich vom Fenster ab. Mit vorsichtigen Schritten schlurfte sie in die Küche, um sich einen Tee zuzubereiten. Ihre Schwester würde sicher spotten, dass Amelia nicht einmal eine Köchin oder eine Zofe in ihrem Exil auf Madeira Gesellschaft leisteten. Die Begegnung würde auf einen Streit hinauslaufen. Einen Wortwechsel, wie sie ihn seit den Tagen ihrer Kindheit führten. Immer hatte die Jüngere haben wollen, was der Älteren lieb und teuer war. Jedes Mal hatte sie gewonnen. Nur dieses Mal würde Amelia nicht nachgeben, würde sich nicht dem Diktat von Familie und Konventionen beugen. Mehr als die Bosheit ihrer Schwester fürchtete sie die Kühle ihrer Mutter. Niemals würde diese so weit die Contenance verlieren, dass sie im Streit laut würde. Niemals von den Regeln des Anstands abweichen, die so stark in ihr verankert waren. Auf dem Gesicht von Lady Norah würde Amelia jedoch ablesen können, welche Enttäuschung sie, die älteste Tochter, für sie war. Niemals hatte Amelia ihr etwas recht machen können, und schon als Kind hatte sie sich gefragt, warum ihre Mutter sie ablehnte. Möglicherweise, weil Lady Norah nicht ihre richtige Mutter war. Amelia schüttelte den Kopf, um die dunklen Gedanken zu vertreiben. Es täte ihrem Kind nicht gut, wenn ihre Stimmung bereits in der blauen Stunde so düster war. Mit einer dampfenden Tasse Tee in der Hand setzte sie sich an den Sekretär und öffnete die Schublade. Voller Bewunderung strich sie über die Intarsien, mit denen ein wahrer Meister der Tischlerkunst das Schreibmöbel verziert hatte. Neben den Stunden, die sie mit Malen und Zeichnen verbrachte, war ihr die morgendliche Zeit am Sekretär die liebste. Die Zeit, in der sie Briefe an ihr Kind schrieb. Jeden Tag einen. Dreißig waren es inzwischen, die in der Schublade darauf warteten, dass ihr Kind geboren wurde und dass sie ihm die Briefe eines Tages vorlesen konnte. Jeden Morgen folgte Amelia diesem Ritual. Sie nahm einen Bogen blassblaues Papier aus der Kassette und strich ihn glatt. Vorsichtig schraubte sie die Kappe vom Füllfederhalter, säuberte die Feder mit einem spitzenumsäumten Taschentuch und nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie die silberne Spitze aufs Papier setzte. Mein liebes Kind, begann sie und hielt inne. Heute Nacht hatte sie von ihm geträumt und war sich nun sicher. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht und ihre rechte Hand, die, die den Füllfederhalter nicht hielt, legte sich auf ihren gerundeten Bauch. Sie strich die drei Worte aus und schrieb weiter. Meine liebe Tochter, Erneut hielt sie inne. Nein, sie würde einen Brief an ihr Kind nicht damit beginnen, dass sie die Anrede ausstrich. Schließlich sollte ihre Tochter die Briefe später auch einmal selbst lesen. Mit einem Seufzer nahm Amelia das Blatt und zerriss es. Sie hievte sich vom Stuhl und ging zum Fenster, lehnte sich hinaus, öffnete die Hand und beobachtete, wie der Morgenwind das Papier davontrug. Vielleicht bis zum Meer, das die Klippen umtoste. An windigen Tagen meinte Amelia, die Brandung zu hören. Ihr Blick folgte den Schnipseln, die wie zarte Blüten über das karge Gras des Hochlands flatterten. Dann ermahnte sie sich zur Eile. Ihr blieb nicht viel Zeit, den Brief zu beenden. Meine liebe Tochter, ich weiß, dass Du ein Mädchen wirst, weil ich mir so sehr ein Mädchen wünsche. Ich habe bereits einen Namen für Dich. Seit dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ich schwanger bin, habe ich den Namen gehegt und gepflegt und mit mir getragen. Tante Mabel und meine wenigen Freunde auf der Insel haben auf mich eingeredet, dass ich auch einen Namen für einen Jungen aussuchen sollte. Nein, nein, ich will Dir die Wahrheit sagen, auch wenn sie schmerzt. Selbst meine Freunde haben auf mich eingeredet, dass ich Dich unbenannt lassen, dass ich Dich vergessen soll. »Wenn Du dem Kind einen Namen gibst, wirst Du es nicht weggeben wollen«, haben sie gesagt. Selbst wenn Du namenlos bliebest, würde ich um Dich kämpfen. Das wusste ich vom ersten Augenblick an. Dich und mich kann nichts trennen. Meine Familie wird versuchen, Dich mir wegzunehmen. In ihren Augen bist Du ein Missgeschick, schlimmer noch: ein Ärgernis, das sie vergessen möchten, wenn sie es schon nicht ungeschehen machen können. Doch glaub ihnen nicht, meine geliebte Kleine. Für mich bist Du der Sonnenschein, der meine tägliche Düsternis erhellt. Mir ist es egal, was sie sagen; egal, ob es sich nicht gehört; egal, dass ich nie einen angemessenen Ehemann finden werde. Für Dich nehme ich alles in Kauf. Eine Zukunft mit Dir kann nur golden werden, auch wenn ich hier allein mit Dir leben werde. Es bedrückt mich nicht, dass ich nie mehr zur guten Gesellschaft gehören kann. Zu jenen, die nur dem Schein nachjagen und alle Gefühle hinter Konventionen versperren. Auf sie kann ich verzichten, wenn ich Dich nur bei mir habe. Gemeinsam mit Dir werde ich nie einsam sein. Ich zähle die Tage, bis ich Dich endlich in die Arme schließen kann. Ich freue mich schon darauf, gemeinsam mit Dir die Sonnenuntergänge am Leuchtturm zu erleben. Zu beobachten, wie sich die Felsen in unglaublichen Rottönen färben, die mein Pinsel niemals einfangen kann, obwohl ich es jeden Tag aufs Neue versuche. Den verschiedenen Jahreszeiten beizuwohnen, die auf diesem Juwel im Meer überirdisch schön erscheinen. Fast über Nacht hat eine Blütenpracht eingesetzt, die der gepflegte Garten meiner Familie niemals erreichen wird. Ich liebe das Blau der Jacarandabäume, das beinahe lilafarben leuchtet. Seit Tagen male ich und male und male alle Pflanzen, die mir João, ein Junge aus dem Dorf, jeden Morgen vorbeibringt. Ich bedauere jede Minute, die ich für Essen und Schlafen vergeuden muss. Ich könnte stundenlang von den Blumen schwärmen, die ich auf meinen langen Spaziergängen entdeckt habe. Obwohl ich mich wuchtig fühle und mir das Laufen von Tag zu Tag schwerer fällt, zieht mich die Schönheit der Inselwelt hinaus. Die Dorfbewohner haben sich an meinen Anblick gewöhnt und schütteln längst nicht mehr den Kopf, wenn ich an ihnen vorbeistapfe. Den Bauch vorgestreckt, die Staffelei auf dem Rücken. Inzwischen nennen sie mich die Blumenmalerin. Erst gestern hat mich João, der wohl ein wenig verliebt in mich ist, zu einer versteckten Stelle in den Felsen geführt. Vor Dankbarkeit habe ich ihn umarmt. Diese Farbenpracht, die mir entgegenfunkelte, ließ mich alles vergessen. Ich werde Dir das Bild zeigen, in Erinnerung an einen der glücklichsten Tage hier auf der Insel. Graue Felswände, vor denen Ginster in einem leuchtenden Gelb erstrahlte – fast zu früh für die Jahreszeit. Und als ob ein begnadeter Künstler seinen Farbtopf ausgeschüttet hätte, erblühte mittendrin der Natternkopf, der erste Vorbote des Frühlings. Was für ein bedrohlicher Name für die fragilen violetten Blüten. Ich nenne ihn lieber den Stolz Madeiras, so tauften ihn die Menschen hier. Meine geliebte Tochter, ich hoffe, dass Du meine Liebe zu den Blumen und der Malerei erben wirst. Ich kann es kaum erwarten, gemeinsam mit Dir die Insel zu erkunden. Hier will ich bleiben und leben. Tristyans Manor soll für mich nur eine Erinnerung an eine dunkle Zeit sein. Eine Zeit, die wir beide hinter uns lassen. Obwohl ich meinen Vater vermissen werde. Vor meinem Fenster wächst eine Strelitzie, die Blume, die unserem Gärtner auf Tristyans Manor so viel Unbehagen bereitete, weil das Klima in Cornwall nicht das richtige für sie war. Ihren Beinamen Paradiesvogelblume hat sie wahrlich verdient. Denn genauso sieht sie aus: Als hätte ein ungewöhnlicher Vogel mit schimmerndem blauem und orangefarbenem Gefieder sich für eine kurze Rast auf dem schlichten Grün niedergelassen. Meine Tochter, Du merkst, ich schweife ab. Lieber schreibe ich Dir von Blumen und Bäumen als von meiner Familie, die ich heute erwarte. Wie freundlich von ihnen, wirst Du denken, dass sie mir in der schweren Stunde der Geburt beistehen wollen. Aber Du irrst. Sie wollen mir nicht helfen. Sie wollen, dass ich mich ihren Wünschen beuge, und hoffen, dass ich zu erschöpft sein werde, mich gegen sie zu wehren. Ein Klopfen an der Tür schreckte Amelia auf. War es bereits so spät? Hastig legte sie den Füllfederhalter zur Seite und rief: »Ich bin gleich da.« Sie pustete auf das Papier, bevor sie es eilig in einer verborgenen Schublade des Sekretärs versteckte. Das Lächeln wich einer besorgten Miene, und sie knetete die Unterlippe mit den Zähnen. Ein letzter Blick suchte nach verräterischen Spuren im Zimmer, bevor sie sich zur Tür wandte. Sie war sich ihrer Entscheidung sicher....


Christiane Lind hat sich immer schon Geschichten ausgedacht, die sie ihren Freundinnen erzählte. Erst zur Jahrtausendwende brachte sie ihre Ideen zu Papier und ist seitdem dem Schreibvirus verfallen. In ihren Romanen begibt sich Christiane am liebsten auf die Spur von Familien und deren Geheimnissen. Sie lebt in Ahnatal bei Kassel mit unzähligen und ungezählten Büchern, einem Ehemann sowie einem mutigen Kater und einer schüchternen Katze.


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