Lind | Weihnachtspunsch und Weihnachtskater | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Lind Weihnachtspunsch und Weihnachtskater

Katzengeschichten zum Fest

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-7394-7207-2
Verlag: via tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Auch bei den Samtpfoten weihnachtet es sehr: Ob etwa die Tierheimkater Max Kleinpfote und Moritz Fleck so kurz vor Heiligabend noch ein neues Zuhause finden werden? Dem Witwer Gottfried läuft beim Tannenbaumkauf ein Kätzchen zu, und plötzlich bekommt das Weihnachtsfest für ihn einen neuen Sinn. Und nicht zuletzt lernt Petra wegen ihres gefräßigen Katers beim Tierarzt einen nicht minder verfressenen Dackel kennen – und dessen sympathisches Herrchen. In sieben Geschichten erzählt Christiane Lind, wie Katzen und Kater ihren Beitrag zu einem gelungenen Weihnachtsfest leisten. Katzengeschichten zur Weihnachtszeit - besinnlich, berührend, bezaubernd.
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Alle Jahre wieder schmückte Frau Buchecker den Garten mit ihrer Weihnachtsdekoration. Sie zog die Lichterketten aus der grünen Schachtel, die sie in Schleifen um die Äste der Nordmanntanne am Gartentor wickelte. Sie staubte den kniehohen Weihnachtsmann ab und setzte ihn auf den Schlitten, der von vier Rentieren gezogen wurde. Vorher prüfte sie, ob die Nase des ersten Rentiers in unregelmäßigen Abständen rot aufblinkte. Abschließend verteilte sie Gartenzwerge in Weihnachtsmannkostümen zwischen den Beeten und baute im Schutz des Schuppens eine wetterfeste Krippe auf. Nachdem der Garten ihrem Anspruch genügte, widmete sie sich dem Haus. In die Fenster stellte sie abwechselnd Lichterbögen und weihnachtliche Leuchtfiguren. Nur das große Wohnzimmerfenster dekorierte sie mit bunten Fensterbildern, damit kein Lichterblinken abends beim Fernsehen störte. Zum guten Schluss wickelte Frau Buchecker eine weiße Leuchtgirlande um den großen Ficus Benjamini im Wohnzimmer. »Liebling, findest du nicht, dass wir schon genug Beleuchtung haben?«, merkte ihr Mann Stefan zaghaft an. »Denk an die Stromkosten.« »Nur noch diese Lichterkette – dann reicht’s. Und nun rauf mit dir auf die Leiter!«, antwortete Frau Buchecker. »Schau dir nur an, was die Nachbarn aufgefahren haben.« Obwohl Herr Buchecker den Kopf schüttelte, stieg er ohne weiteren Protest auf die Trittleiter und hängte die Girlande über den Nagel, den er vor zwei Jahren extra für diesen Zweck eingeschlagen hatte. Am Heiligen Abend betrachtete Frau Buchecker ihr Werk und sah, dass es gut war. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Nicht so grellbunt wie bei den Nachbarn zur Linken, deren Gartendekoration sie an einen Jahrmarkt erinnerte. Aber auch nicht so unweihnachtlich wie bei den Nachbarn zur Rechten, die nur einen schlichten Leuchtstern an die Haustür gehängt hatten. Nur etwas Kunstschnee fehlte noch auf den Blautannen, dann wäre die weihnachtliche Stimmung perfekt. Mit kundiger Hand verteilte Frau Buchecker die weißen Flocken. Wenn das Wetter nicht mitspielte, musste sie eben selbst für weihnachtliche Stimmung sorgen. »Perfekt.« Sie schoss ein Erinnerungsfoto, rieb sich mit den Händen über die Oberarme und eilte die Treppe hinauf. Auch wenn kein Schnee lag, war es empfindlich kalt geworden. Im Haus zündete sie die Teelichter auf den Lichterbögen an, wischte über die Fensterbilder und warf einen prüfenden Blick auf die Krippe und den Christbaum. Alles wirkte perfekt wie jedes Jahr. Und doch schien etwas zu fehlen ... Wie es die Tradition verlangte, gingen Frau Buchecker und ihr Mann in die Kirche. Ihr Sohn weigerte sich standhaft, sie zu begleiten – wie schon in den vergangenen vier Jahren. Nach dem Gottesdienst setzte sich die Familie an den großen Esszimmertisch und speiste, wie es die Tradition verlangte, Kartoffelsalat und Würstchen. Herr Buchecker legte eine CD mit weihnachtlichen Liedern auf, während Frau Buchecker die vier roten Kerzen auf dem Adventskranz anzündete. Und nach dem Essen fand, wie es die Tradition verlangte, die Bescherung statt. »Danke«, sagte ihr Sohn, als Frau Buchecker ihm den Umschlag mit Geld überreichte. »Frohe Weihnachten.« »Frohe Weihnachten, Liebes.« Herr Buchecker überreichte seiner Frau ein professionell verpacktes und mit einer goldenen Schleife und einem Engelchen versehenes Präsent. Und ein zweites, auf dem der Werbeaufdruck der Buchhandlung prangte. »Dankeschön. Auch dir frohe Weihnachten.« Frau Buchecker holte die Krawatte in dem geschmackvollen dunkelroten Kästchen und das Sachbuch - Nummer 18 auf der aktuellen Bestsellerliste - unter dem Weihnachtsbaum hervor. »Wenn es dir nicht gefällt, habe ich die Quittung aufgehoben. Nach den Feiertagen kannst du es umtauschen.« Sie setzten sich, packten die Geschenke aus und jeder bedankte sich ein weiteres Mal. Frau Buchecker wartete noch einen Moment, bevor sie das Geschenkpapier aufsammelte. Die guten Bögen strich sie glatt, faltete sie und verstaute sie in einer Schublade. Die zerrissenen Verpackungen legte sie zum Altpapier neben die Kellertreppe. Herr Buchecker holte sich die Zeitung, die er noch nicht gelesen hatte, und blätterte sie eilig durch. Ihr Sohn suchte auf den bunten Tellern nach Marzipankartoffeln und aß alle auf. Frau Buchecker setzte sich aus Sofa und legte die Beine hoch. »Schau mal.« Herr Buchecker hielt seiner Ehefrau die Zeitung hin. »Ein Bericht aus dem Tierheim. Zwei Kater namens Max und Moritz suchen ein Zuhause.« »Wie jedes Jahr. Beinahe eine Weihnachtstradition«, antwortete sie, während sie nach ihrer Lesebrille suchte. »Die hoffen wohl auf Spenden zur Weihnachtszeit.« »Der arme Kerl hier hat wirklich ein trauriges Schicksal gehabt.« Herr Buchecker tippte mit dem Finger auf ein Schwarz-Weiß-Bild von einem dicklichen grauen Kater, der griesgrämig in die Kamera starrte. »Vielleicht sollten wir …?« »Ach, mein Lieber, bitte keine Katze.« Seufzend legte Frau Buchecker die Lesebrille zurück auf den Tisch. »Die machen nur Schmutz. Außerdem bringen sie tote Mäuse ins Haus. Und sie fangen Singvögel.« »Ich hab’ mir immer ein Haustier gewünscht«, mischte sich ihr Sohn ein, der die ganze Zeit Nachrichten auf seinem Smartphone geschrieben hatte. »Ein Hund wär mir zwar lieber, aber eine Katze ist besser als nichts. Gib mal, bitte.« Er streckte die Hand nach der Zeitung aus. »Du wohnst aber nicht mehr lange hier«, erwiderte Frau Buchecker kopfschüttelnd. Warum hatte ihr Mann bloß davon anfangen müssen? »Willst du die Katze etwa mit zum Studieren nehmen?« Ihr Sohn brummelte etwas, dann tippte er weiter auf sein Handy ein. »Schalt bitte den Fernseher ein. Ich möchte die Weihnachtsansprache hören«, sagte Herr Buchecker. Damit war das Thema Haustiere wieder vom Tisch. Den gesamten ersten Weihnachtstag verbrachte Frau Buchecker in der Küche. Zwar gab es nur ein leichtes Mittagessen, doch das Abendessen erforderte ihre gesamte Zeit und Kochkunst – wie jedes Jahr. Kurz nach sechs versammelte sich die Familie zum Weihnachtsmahl. Sieben Gänge tischte Frau Buchecker ihren Lieben auf. Vom Krabbencocktail über den Gänsebraten bis zur Mousse au Chocolat war ihr alles wunderbar gelungen. Nach einer gesprächslosen Viertelstunde erinnerten nur noch Saucen- und Rotkohlflecken auf der Tischdecke an die Pracht. »Möchte jemand einen Espresso?«, fragte Frau Buchecker, nachdem sie das Geschirr abgeräumt hatte. »Oder etwas Weihnachtspunsch?« »Nee, danke. Bin verabredet.« Ihr Sohn sprang auf. »War superlecker, aber ganz schön viel. Tschüß! Wartet nicht auf mich.« »Soll ich dir helfen, Schatz?«, fragte Herr Buchecker wie jedes Jahr und gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Nein, lass gut sein.« Frau Buchecker nickte ihm zu, wie jedes Jahr. »Das schaffe ich schon.« Mit leichten Schritten ging sie in die Küche, während sie hörte, wie ihr Mann den Fernseher im Wohnzimmer anstellte. Sie lächelte. Es würde nicht lange dauern, bis er eingeschlafen war. Wie jedes Jahr. Frau Buchecker spritzte etwas Spülmittel in den Gänsebräter und ließ heißes Wasser hineinlaufen. Anschließend öffnete sie die Spülmaschine und räumte Teller, Besteck und Gläser hinein, nachdem sie alles kurz vorgespült hatte. Mit Hilfe eines Topfkratzers beseitigte sie die Fettreste aus dem Bräter und ließ ihn abtropfen. Während der Arbeit wanderten ihre Gedanken. Warum nur war sie dieses Weihnachten so unzufrieden? Das Essen war ihr ausnehmend gut gelungen, die Geschenke dienten der Zufriedenheit aller, aber in diesem Jahr wollte die richtige Weihnachtsstimmung nicht aufkommen … Aus dem Wohnzimmer ertönten der Fernseher und das leise Schnarchen ihres Mannes. Frau Buchecker trocknete den Bräter ab, bevor sie ihn in die hinterste Ecke des Küchenschranks stellte, wo er ein weiteres Jahr auf seinen Einsatz warten würde. Sie schaute aus dem Küchenfenster. Endlich. Nun hatte es doch noch begonnen zu schneien. Nachdem sie die Reste des Festessens in das Eisfach geräumt hatte, setzte sich Frau Buchecker einen Moment auf die Außentreppe. Die Pracht der Gartendekoration kam durch den Schnee bezaubernd zur Geltung. Auch dieses Jahr überstrahlte der Lichterglanz ihres Baums den aller anderen. Aber trotzdem … Tränen stiegen ihr in die Augen. Rasch blinzelte die Traurigkeit weg und erhob sich, um in die Wärme des Hauses zurückzugehen. »Was suchst du?« fragte eine Stimme scheinbar aus dem Nichts. »Warum heulst du?« Überrascht hielt sie inne. »Ich heule nicht. Ich weine nur ein bisschen«, antwortete Frau Buchecker. Suchend sah sie sich um. Hatte es einen der Nachbarn ebenfalls in den ersten Schnee hinausgezogen? Den Witwer von nebenan etwa, der seit dem Tod seiner Frau kaum noch mit anderen Menschen sprach? Doch sie entdeckte nur einen dicken grauen Kater, den jemand in ein Weihnachtsmannkostüm gezwängt hatte. Er beknabberte eines der vier Nikolausstiefelchen, in denen seine Pfoten steckten. »Miez, Miez, Miez«, lockte sie das Tier an, das ihr vage bekannt vorkam. »Na, du siehst ja niedlich aus.« »Dämlich trifft es wohl eher!«, schnaubte der Kater und schüttelte die Pfote, an der das Stiefelchen schlenkerte. »Ganz zu schweigen davon, dass ‚Miez’ kaum die passende Anrede für mich ist.« »Warst du das?« Ungläubig starrte Frau Buchecker den Graugetigerten an. Als Kind hatte sie geglaubt, dass Tiere an Weihnachten...


Christiane Lind hat sich immer schon Geschichten ausgedacht, die sie ihren Freundinnen erzählte, aber nur selten zu Papier brachte. Erst zur Jahrtausendwende erinnerte sie sich daran und ist seitdem dem Schreibvirus verfallen. Sie teilt in Kassel eine Wohnung mit unzähligen und ungezählten Büchern, einem Ehemann und vier Katern. Die Samtpfoten erwarten von Christiane, dass mindestens eine Katze in ihren Geschichten vorkommt, was inzwischen ihr Markenzeichen ist.


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