Lisiak | Theatertexte, Hörspiele, Szenen, Dramolette Teil 1 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 204 Seiten

Lisiak Theatertexte, Hörspiele, Szenen, Dramolette Teil 1

E-Book, Deutsch, 204 Seiten

ISBN: 978-3-7562-6477-3
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Leiser, hintersinniger, gelegentlich auch offenkundiger Humor durchzieht fast alle die hier vorliegenden Texte aus dem dramatischen Genre der Autorin Joanna Lisiak: Theaterstücke, Dramolette, Szenen, Sketche sowie Hörspiele. Oft entlarvenden Charakters reichen die Texte von amüsierenden Parodien bis hin zu ad absurdum geführten Stücken. Joanna Lisiak bricht mit Klischees, indem sie diese geradezu vorführt oder bei Gelegenheit auch mal die Reaktion der Zuschauer vorwegnimmt, wenn sie diese beispielsweise subtil in die Gesprächsebenen einbaut oder die Zuschauer selber ein Stück schauen lässt, wo sie zu Zuschauer-Beobachtern von Zuschauern werden, die wiederum ihrerseits ein Theaterstück schauen. So unterhaltsam manche Texte sind, so vermögen sie stellenweise nachdenklich zu stimmen. Insbesondere, wenn das Komische einem im Hals stecken bleibt, weil man sich ertappt über etwas zu lachen, das ebenso ernst gemeint hätte sein können. Wenn also die Tragik der Komik sachte die Hand reicht. Themen wie Kommunikation, menschliche Missverständnisse oder die Unvollkommenheit des Einzelnen sind wiederkehrende und verbindende Motive der Stücke.

Die vorliegenden Texte entstanden in den Jahren 2003 bis 2016.
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Das Blutdruckmessgerät
Banales Stück in einem Akt
Personen: zwei Ehepaare, Tochter Ehepaar 1, Tony und Marie: Tony sportlich, kluge Erscheinung, Brillenträger, ruhiges Auftreten. Marie extravaganter Kleidungsstil, Raucherin, sitzt am Anfang des Stücks mit Gesichtsmaske. Ehepaar 2, Paul und Anna: Paul leicht übergewichtig, Hawaii-Hemd, Lackschuhe. Anna: hübsch, ruhig und zurückhaltend. Lisa: Tochter von Tony und Marie; jugendlich, frech Allgemein: Alle erwachsenen Personen sind um die 40 Jahre alt. Marie und Anna sitzen im Wohnzimmer von Tony und Marie. In der Mitte des Raumes stehen offene Koffer und Taschen von Tony und Marie. Überall liegen und hängen Kleider, Fotoapparate und Badeutensilien sind verstreut. Im Hintergrund die gepackten Koffer und Taschen von Paul und Anna. Die Ehefrauen Anna und Marie trinken Kaffee, knabbern Gebäck. Die zwei Paare sitzen auf Sesseln und Sofas. Tony packt kleine Sachen in ein Necessaire oder sortiert Papiere, bindet Zeitungen etc. Paul sitzt, trinkt und diskutiert. Marie ist die ganze Zeit mit sich selbst beschäftigt: Gesichtsmaske entfernen, Nägel lackieren, Augenbrauen zupfen, schminken. Zwischendurch täuscht sie vor einzupacken, verwirft die Arbeit sogleich wieder. Anne hilft beim Packen, giesst Getränke nach, ordnet Gläser auf dem Tisch usw. Marie kniet auf dem Boden und packt eine Tasche ein. Anna sitzt auf einem Sessel und trinkt Kaffee. Paul ist mit dem Rücken zum Publikum. Er studiert Tonys und Maries Hausbar. MARIE: So. Diese Tasche wäre reisefertig. TONY (kommt herein, trägt feierlich sein Blutdruckmessgerät): Schatz, das muss bitte auch noch rein. MARIE: Du bringst mein ganzes Konzept durcheinander! PAUL (ohne sich umzudrehen): Du und Konzepte? Das ist ja ganz was Neues. MARIE: Kannst du es nicht ausnahmsweise dalassen? TONY: Nein. MARIE: Immer dieses sperrige Ding. TONY: Das alte war sperrig. Dieses ist völlig handlich. PAUL (dreht sich um und kommt mit Whisky und zwei Gläsern zum Sofa, setzt sich): Was ist denn DAS für ein Ding? TONY: Kennst du das etwa nicht? MARIE: Sag, du hast das noch nie gesehen!? PAUL: Ich glaube schon, aber es irritiert mich.... TONY: Was irritiert dich? PAUL: Was um Gottes Willen willst du damit, frage ich mich! TONY: Was ist das für eine Frage... PAUL: Ist das ein neuer Tick von dir? TONY: Nein. Ich messe meinen Blutdruck schon seit Jahren. PAUL: Das solltest du besser nicht tun. TONY: Warum nicht? Ich kontrolliere mich nicht ungerne. PAUL: TONY: Es ist doch eine delikate Angelegenheit... Delikat? Was soll daran delikat sein? PAUL: Noch nie davon gehört, dass das Messen trügerisch sein kann!? Zum Beispiel. Nach einer Aufregung. Da ist der Bluthochdruck höher und entspricht nicht unbedingt demjenigen, der dein wirklicher wäre. TONY: Was erzählst du mir da? Meinst du, ich wüsste das etwa nicht selber? MARIE: Es gibt nichts, was er nicht kann, nicht wahr? PAUL: Man sollte das Messen den Ärzten überlassen. TONY: Quatsch. Ich renne doch nicht wegen einer solchen Lappalie jedes Mal zum Arzt! PAUL: Dann betreibst du diese... Arbeit nicht gerade seriös. TONY: Das würde ich nicht behaupten. PAUL: Aber ab und zu selber messen, bringt doch mehr Verwirrung als Klarheit!? TONY: Blödsinn. Wer erzählt denn so was? PAUL: Doch, doch. du kannst dir nie sicher sein, ob du es auch richtig machst. ANNA: Was denn? PAUL: Na, ob er es fachgerecht misst. ANNA: Ach so. TONY: Was heisst hier richtig machen? Selbstverständlich mache ich es richtig. MARIE: Es gibt nichts, was er nicht richtig macht. PAUL: Hast du zum Beispiel gewusst, dass man das Messen in verschiedenen Phasen betreiben soll, um überhaupt deinen Durchschnitt errechnen zu können? Obwohl, nebenbei bemerkt, dieser nie ganz genau sein kann. TONY: Deshalb nehme ich dieses Teil hier ja mit. Damit ich mich jeden Tag im Urlaub kontrollieren kann. MARIE: Als, ob’s nichts Gescheiteres zu tun gäbe... ANNA: Ach, lass ihm doch seinen Spass. TONY: Was heisst hier Spass? Es ist mir recht ernst damit. ANNA: Jedem das Seine. MARIE: Genauso ist es. PAUL: Ich habe auch nichts anderes behauptet. ANNA: Sei doch nicht gleich aufgebracht, Schatz! TONY: Das ist er ja gar nicht. Wir diskutieren hier ganz ruhig. MARIE: Das ist nicht zu überhören. Und wer packt den Kram hier ein? TONY: Wir haben doch noch den ganzen Nachmittag vor uns. MARIE: Ich möchte auch gerne so gemütlich sitzen wie du... TONY (macht ihr Platz auf dem Sofa): Komm doch und trink erst einen. ANNE (kramt die Flug-Tickets aus Tasche): Der Flug geht in drei Stunden. In spätestens zwei Stunden sollten wir los. MARIE: Ich komme einfach nicht vorwärts! Es ist noch so viel zu tun... (Marie setzt sich, beginnt ruhig die Gesichtsmaske abzuwischen. Anna schenkt ihr Kaffee ein.) TONY: Ruh dich aus. Ich packe zu Ende. MARIE: Das sieht dir ähnlich! TONY: Ja, aber das tue ohnehin ICH jedes Mal, Schatz. Oder etwa du? ANNA: Du bist beneidenswert einen solchen Mann zu haben. PAUL: Was soll das jetzt wieder heissen? Bin ich etwa niemand? ANNA: Du würdest wohl nie für mich meine Strümpfe und Röcke einpacken. Würdest du etwa? PAUL: Was soll ich machen? du kannst es halt besser als ich. ANNA: Ach so ist das. PAUL: Ausserdem ist immer schon gepackt. Dafür kümmere ich mich immer um die Tickets, um die Pässe und solche Dinge... ANNA: Allerdings. Und wer kauft die Tickets und wer verlängert die Ausweise? PAUL: Sei doch nicht so gemein zu mir, Schnuckerchen. Einen Tag vor unseren so lang schon ersehnten Ferien... MARIE: Also ich überlasse den Papierkram sowieso ihm. Ich wüsste gar nicht, wo die Pässe wären, sollte ich mich eines Tages entscheiden, kurzfristig in den Süden abzuhauen. ANNA: Sag du willst abhauen! TONY: Aber alle Dokumente sind doch seit Jahren in der Schublade in der Schlafzimmer-Kommode. MARIE: Ich lerne es wohl nie. (beginnt ihre Fingernägel zu feilen) ANNA: Noch besser wäre es, wenn wir schon in einer Stunde losfahren. Man weiss ja nie. Der Verkehr und was so alles... PAUL: Wie stellst du dir das vor? Mit diesem Gerät in den Ferien!? TONY: Ich...


Lisiak, Joanna
Joanna Lisiak wurde in Polen geboren. Sie kam 1981 in die Schweiz, wo sie mit 10 Jahren Deutsch lernte. Seit 2000 sind 29 eigenständige Bücher von ihr erschienen (Anthologien nicht mitgerechnet). Ihr Werk umfasst Lyrik, Kurz- und Kürzestprosa, Theaterstücke und Dramolette, Hörspiele und Essays. Lisiaks Publikationen wurden vom Präsidialdepartement der Stadt Zürich, vom Aargauer Kuratorium und vom Migros Kulturprozent unterstützt.


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