Lisiak | Theatertexte, Hörspiele, Szenen, Dramolette Teil 3 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Lisiak Theatertexte, Hörspiele, Szenen, Dramolette Teil 3

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-7562-6479-7
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Leiser, hintersinniger, gelegentlich auch offenkundiger Humor durchzieht fast alle die hier vorliegenden Texte aus dem dramatischen Genre der Autorin Joanna Lisiak: Theaterstücke, Dramolette, Szenen, Sketche sowie Hörspiele. Oft entlarvenden Charakters reichen die Texte von amüsierenden Parodien bis hin zu ad absurdum geführten Stücken. Joanna Lisiak bricht mit Klischees, indem sie diese geradezu vorführt oder bei Gelegenheit auch mal die Reaktion der Zuschauer vorwegnimmt, wenn sie diese beispielsweise subtil in die Gesprächsebenen einbaut oder die Zuschauer selber ein Stück schauen lässt, wo sie zu Zuschauer-Beobachtern von Zuschauern werden, die wiederum ihrerseits ein Theaterstück schauen. So unterhaltsam manche Texte sind, so vermögen sie stellenweise nachdenklich zu stimmen. Insbesondere, wenn das Komische einem im Hals stecken bleibt, weil man sich ertappt über etwas zu lachen, das ebenso ernst gemeint hätte sein können. Wenn also die Tragik der Komik sachte die Hand reicht. Themen wie Kommunikation, menschliche Missverständnisse oder die Unvollkommenheit des Einzelnen sind wiederkehrende und verbindende Motive der Stücke.

Die vorliegenden Texte entstanden in den Jahren 2003 bis 2016.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vor dem Hintergrund
6 Bilder oder 6 Ton-Sequenzen
Das offene Stück „Vor dem Hintergrund“ kann als Hörspiel oder als Dramolett verstanden werden. Variante als Hörspiel: Die „Hintergrundgeräusche“ ertönen jeweils in derselben Lautstärke wie die beiden Darsteller A und B, so als würde es sich beim Hintergrundgeräusch um einen dritten Darsteller handeln. Deshalb wird nachstehend das Hintergrundgeräusch als C benannt. Technische Anweisung für die Aufnahme: C ertönt crescendo, ist während der Gesprächsfetzen von A und B gleich laut und verschwindet wieder decrescendo aus dem Tonbild. Variante als Dramolett: Die vorhin erwähnten „Hintergrundgeräusche“ erscheinen hier jeweils im Vordergrund der Bühne und werden nachstehend als D benannt, A und B befinden sich etwas weiter hinten. Wenn D im Vordergrund laut ist oder am aktivsten, sind auch A und B hörbar und aktiv. Die Dialoge und Nebengeräusche verlaufen wild, aber aufeinanderfolgend. (D.h. Wenn A spricht, macht D Hintergrundgeräusch, antwortet C, macht D Hintergrundgeräusch usw.). D ist jeweils ohne vorgegebenen Text und fügt sich somit „musikalisch“ nach seinem eigenen Gefühl in den Dialog ein. A und B sitzen oder stehen nebeneinander. Der Regie ist absolute Freiheit gelassen, was A und B treiben, es muss eine Beschäftigung sein, die draussen stattfinden kann. Bis zum Ertönen von C bzw. Erscheinen von D drücken sich A und B pantomimisch aus oder sind passiv. A und B können auch auf einer Bank sitzen und als übertriebenes Element während ihrer Dialoge und der Auftritte von D aufstehen. 1. C: Geräusch eines ratternden Mopeds crescendo ins Tonbild kommend. D: Eine Frau kommt mit einem Kinderwagen angefahren. Im Kinderwagen Babygeschrei. Frau versucht das Kind zu beruhigen. A: Das kann nicht wahr sein! B: Ich kann nichts dafür. A: Das glaube ich einfach nicht. B: Ich kann nichts dafür. A: Das kann nicht Dein Ernst sein! B: Ja. Ich weiss. A: Das nützt nichts. Das ist zu spät jetzt. B: Vielleicht ist es nicht zu spät. A: Und wenn doch? B: Dann haben wir ein Problem. A: Wir haben nicht ein Problem. B: Doch. A: Ja. Vielleicht. Aber sag nicht immer Problem. Das ist so. B: Es ist aber ein Problem. A: Ich weiss. Aber damit kommen wir nicht weiter. B: Wir kommen nicht weiter. Das ist so. A: Aber überleg doch. Es muss doch auch anders irgendwie… B: Vergiss es. A: Könntest du nicht vielleicht fragen, du weißt schon. Oder dich erkundigen. B: Nein. A: Warum nicht. Das hast du doch schon gemacht für… ich weiss nicht... Früher… B: Das ist heute anders. A: Aber du kannst ja mal fragen. B: Es geht heute nicht mehr. Es hat sich verändert. A: Ja, aber wenn du es nicht mal versuchst. Das musst du doch erst klären. B: Es gibt nichts zu klären. A: Es gibt nichts zu klären? B: Nein. A: Das glaube ich nicht. B: Es ist aber so. A: Vielleicht ist es aber auch anders. Du weißt es nicht. B: Doch. A: Du musst doch erst versuchen, bevor du mir das sagst. B: Ich weiss es geht nicht und basta. A: Ich kann das so nicht akzeptieren. B: Du musst aber. A: Ich kann nicht. Ich bin anders. Ich hoffe bis zuletzt. B: Hoff so viel du willst. Es ist ja eh zu spät. A: Das sieht so aus. Aber vielleicht ist es am Ende doch irgendwie durch Glück, Zauberei. B: Glück, Zauberei. Ja. A: Wer weiss es schon? Vielleicht eben doch. B: Glück, Zauberei? A: Ja. Vielleicht haben wir mehr Glück als du jetzt meinst. B: Vergiss es. A: Ich kann nicht. C: Geräusch eines ratternden Mopeds decrescendo aus dem Tonbild gehend. D: Frau mit Kinderwagen ab. 2. C: Geräusch einer Kinderschar crescendo ins Bild kommen. D: Mehre Kinder rennen, jagen sich, fallen um, lachen, werfen Pfeile, ziehen sich an den Haaren, schlagen sich, schreien, lachen, rufen etc. B: Wie stellst du dir das jetzt vor. A: Ich weiss es nicht! Ich weiss es einfach nicht! B: Und ich? A: Ich kann nichts dafür! B: Weißt du wie ich jetzt dastehe? A: Was soll ich tun, ich weiss es nicht. B: Ich bin ruiniert. A: Ruiniert. Ich bin am Ende. B: Ja, das kannst du laut sagen. A: Es wäre nicht so schlimm, wenn es nicht jetzt wäre. B: Ja. Wenn wenn. A: Du bist aber nicht sarkastisch jetzt oder? B: Nein. Ach, was weiss ich. A: Einen Monat vorher und es wäre möglicherweise noch zu retten. B: Ja. Aber es ist jetzt passiert. A: Dann hätte man das eine oder andere noch danach richten können. B: Ich habe auch nicht damit gerechnet. A: Das nützt mir jetzt auch nichts. B: Mir nützt das auch nichts. A: Was nützt dir denn was? Was denn? B: Was weiss ich. A: Ja und was weiss ich schon? B: Ich bin ruiniert. A: Ich bin auch ruiniert. B: Warum muss das mir passieren? Warum immer mir? A: Ach, jetzt tu nicht so als würdest du hier mehr leiden als ich. B: Immer ist etwas. Nie ist Ruhe. Nie ist gut. A: Das stimmt doch nicht. Es war immer gut. Bis jetzt eben. B: Findest du? A: Ja. B: Und was war deiner Meinung so gut? A: Alles. B: Ja. Vor allem der März. Und dann Juni. Und der Herbst war so beschissen wie schon lange nicht mehr. Und du sagst hier fröhlich alles ist gut. A: Nein. Das sage ich nicht so. B: Ach ja, und letztes Jahr? Das war natürlich auch eine tolle Sache, damals. Ja? A: Jetzt komm nicht vom Hundertsten ins Tausendstel. B: Ich zähle nur auf. Auch damals, in Italien, Dolce Vita und eben doch nicht, he? Weißt du noch? A: Ich finde du lenkst ab. B: Ich resümiere. Ich resümiere vor mich hin. A: Ich finde so schlimm war es nie. B: Ach...


Lisiak, Joanna
Joanna Lisiak wurde in Polen geboren. Sie kam 1981 in die Schweiz, wo sie mit 10 Jahren Deutsch lernte. Seit 2000 sind 29 eigenständige Bücher von ihr erschienen (Anthologien nicht mitgerechnet). Ihr Werk umfasst Lyrik, Kurz- und Kürzestprosa, Theaterstücke und Dramolette, Hörspiele und Essays. Lisiaks Publikationen wurden vom Präsidialdepartement der Stadt Zürich, vom Aargauer Kuratorium und vom Migros Kulturprozent unterstützt.


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