E-Book, Deutsch, 168 Seiten
ISBN: 978-3-7562-6479-7
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Die vorliegenden Texte entstanden in den Jahren 2003 bis 2016.
Autoren/Hrsg.
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Vor dem Hintergrund
6 Bilder oder 6 Ton-Sequenzen
Das offene Stück „Vor dem Hintergrund“ kann als Hörspiel oder als Dramolett verstanden werden. Variante als Hörspiel: Die „Hintergrundgeräusche“ ertönen jeweils in derselben Lautstärke wie die beiden Darsteller A und B, so als würde es sich beim Hintergrundgeräusch um einen dritten Darsteller handeln. Deshalb wird nachstehend das Hintergrundgeräusch als C benannt. Technische Anweisung für die Aufnahme: C ertönt crescendo, ist während der Gesprächsfetzen von A und B gleich laut und verschwindet wieder decrescendo aus dem Tonbild. Variante als Dramolett: Die vorhin erwähnten „Hintergrundgeräusche“ erscheinen hier jeweils im Vordergrund der Bühne und werden nachstehend als D benannt, A und B befinden sich etwas weiter hinten. Wenn D im Vordergrund laut ist oder am aktivsten, sind auch A und B hörbar und aktiv. Die Dialoge und Nebengeräusche verlaufen wild, aber aufeinanderfolgend. (D.h. Wenn A spricht, macht D Hintergrundgeräusch, antwortet C, macht D Hintergrundgeräusch usw.). D ist jeweils ohne vorgegebenen Text und fügt sich somit „musikalisch“ nach seinem eigenen Gefühl in den Dialog ein. A und B sitzen oder stehen nebeneinander. Der Regie ist absolute Freiheit gelassen, was A und B treiben, es muss eine Beschäftigung sein, die draussen stattfinden kann. Bis zum Ertönen von C bzw. Erscheinen von D drücken sich A und B pantomimisch aus oder sind passiv. A und B können auch auf einer Bank sitzen und als übertriebenes Element während ihrer Dialoge und der Auftritte von D aufstehen. 1. C: Geräusch eines ratternden Mopeds crescendo ins Tonbild kommend. D: Eine Frau kommt mit einem Kinderwagen angefahren. Im Kinderwagen Babygeschrei. Frau versucht das Kind zu beruhigen. A: Das kann nicht wahr sein! B: Ich kann nichts dafür. A: Das glaube ich einfach nicht. B: Ich kann nichts dafür. A: Das kann nicht Dein Ernst sein! B: Ja. Ich weiss. A: Das nützt nichts. Das ist zu spät jetzt. B: Vielleicht ist es nicht zu spät. A: Und wenn doch? B: Dann haben wir ein Problem. A: Wir haben nicht ein Problem. B: Doch. A: Ja. Vielleicht. Aber sag nicht immer Problem. Das ist so. B: Es ist aber ein Problem. A: Ich weiss. Aber damit kommen wir nicht weiter. B: Wir kommen nicht weiter. Das ist so. A: Aber überleg doch. Es muss doch auch anders irgendwie… B: Vergiss es. A: Könntest du nicht vielleicht fragen, du weißt schon. Oder dich erkundigen. B: Nein. A: Warum nicht. Das hast du doch schon gemacht für… ich weiss nicht... Früher… B: Das ist heute anders. A: Aber du kannst ja mal fragen. B: Es geht heute nicht mehr. Es hat sich verändert. A: Ja, aber wenn du es nicht mal versuchst. Das musst du doch erst klären. B: Es gibt nichts zu klären. A: Es gibt nichts zu klären? B: Nein. A: Das glaube ich nicht. B: Es ist aber so. A: Vielleicht ist es aber auch anders. Du weißt es nicht. B: Doch. A: Du musst doch erst versuchen, bevor du mir das sagst. B: Ich weiss es geht nicht und basta. A: Ich kann das so nicht akzeptieren. B: Du musst aber. A: Ich kann nicht. Ich bin anders. Ich hoffe bis zuletzt. B: Hoff so viel du willst. Es ist ja eh zu spät. A: Das sieht so aus. Aber vielleicht ist es am Ende doch irgendwie durch Glück, Zauberei. B: Glück, Zauberei. Ja. A: Wer weiss es schon? Vielleicht eben doch. B: Glück, Zauberei? A: Ja. Vielleicht haben wir mehr Glück als du jetzt meinst. B: Vergiss es. A: Ich kann nicht. C: Geräusch eines ratternden Mopeds decrescendo aus dem Tonbild gehend. D: Frau mit Kinderwagen ab. 2. C: Geräusch einer Kinderschar crescendo ins Bild kommen. D: Mehre Kinder rennen, jagen sich, fallen um, lachen, werfen Pfeile, ziehen sich an den Haaren, schlagen sich, schreien, lachen, rufen etc. B: Wie stellst du dir das jetzt vor. A: Ich weiss es nicht! Ich weiss es einfach nicht! B: Und ich? A: Ich kann nichts dafür! B: Weißt du wie ich jetzt dastehe? A: Was soll ich tun, ich weiss es nicht. B: Ich bin ruiniert. A: Ruiniert. Ich bin am Ende. B: Ja, das kannst du laut sagen. A: Es wäre nicht so schlimm, wenn es nicht jetzt wäre. B: Ja. Wenn wenn. A: Du bist aber nicht sarkastisch jetzt oder? B: Nein. Ach, was weiss ich. A: Einen Monat vorher und es wäre möglicherweise noch zu retten. B: Ja. Aber es ist jetzt passiert. A: Dann hätte man das eine oder andere noch danach richten können. B: Ich habe auch nicht damit gerechnet. A: Das nützt mir jetzt auch nichts. B: Mir nützt das auch nichts. A: Was nützt dir denn was? Was denn? B: Was weiss ich. A: Ja und was weiss ich schon? B: Ich bin ruiniert. A: Ich bin auch ruiniert. B: Warum muss das mir passieren? Warum immer mir? A: Ach, jetzt tu nicht so als würdest du hier mehr leiden als ich. B: Immer ist etwas. Nie ist Ruhe. Nie ist gut. A: Das stimmt doch nicht. Es war immer gut. Bis jetzt eben. B: Findest du? A: Ja. B: Und was war deiner Meinung so gut? A: Alles. B: Ja. Vor allem der März. Und dann Juni. Und der Herbst war so beschissen wie schon lange nicht mehr. Und du sagst hier fröhlich alles ist gut. A: Nein. Das sage ich nicht so. B: Ach ja, und letztes Jahr? Das war natürlich auch eine tolle Sache, damals. Ja? A: Jetzt komm nicht vom Hundertsten ins Tausendstel. B: Ich zähle nur auf. Auch damals, in Italien, Dolce Vita und eben doch nicht, he? Weißt du noch? A: Ich finde du lenkst ab. B: Ich resümiere. Ich resümiere vor mich hin. A: Ich finde so schlimm war es nie. B: Ach...