Lloyd | Söldnerfluch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

Lloyd Söldnerfluch

Roman

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

ISBN: 978-3-641-21212-4
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Er nennt sich Luchs. Er kennt nur ein Leben, nämlich das Soldatenleben. Luchs schlägt sich schon seit Jahren als Söldner durch, und das eigentlich mehr schlecht als recht. Doch dann muss er für seine neuesten Auftraggeber ein Mädchen retten - und das hat zu allem Unglück auch noch eine magische Begabung. Und wird vom mächtigsten Ritterorden gesucht. Also genau das, was Luchs gerade noch gebraucht hat. Aber leider hat Luchs ein verflucht gutes Herz - und eine verdammt gute Waffe ...

Tom Lloyd wurde 1979 in Berkshire geboren. Nach einem Studium der Politikwissenschaften und Internationalen Beziehungen in Southampton hat er für diverse Verlage und Literaturagenturen gearbeitet. Seine große Fantasy-Saga der 'Sturmkämpfer' wurde weltweit und in Großbritannien hymnisch gefeierten. Tom LLoyd lebt in Oxford.
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Erstes Zwischenspiel Jetzt Für eine Dame in Not war sie an viel mehr Stellen mit dem Blut von jemand anderem bedeckt, als Luchs es erwartet hatte. Und sie war nackt. Vollkommen nackt. »Also?«, fragte sie. Luchs starrte sie noch ein wenig länger an. Schließlich kamen seine Worte als ein verlegenes Gemurmel hervor. »Äh …, wir sind gekommen, um dich zu retten, Miss.« »Ihr müsst warten«, fuhr sie die Truppe der Söldner an, die in der Tür standen. »Puh.« Luchs versuchte noch ein paar Worte zu sagen, aber irgendetwas in seinem Kopf hatte in dem Augenblick die Arbeit eingestellt, in dem sie die Tür geöffnet hatte, und seine Zunge schien den ganzen Mund auszufüllen. Der betörende Duft von Vanille und Nachtjasmin vernebelte seine Gedanken. Der abgebrühte Veteran Varain neben ihm klang ganz so, als müsste er ersticken, während der stille Riese Reft so wortlos blieb wie immer. Damit wurde es zu Safirs Aufgabe, sich daran zu erinnern, wie man Worte korrekt gebrauchte, und sogar der ehemalige Adlige zögerte, bevor er sich tief verneigte. »Wir stehen zu Befehl, Mylady.« Dies rief ein schmales Lächeln bei ihr hervor. »Ich bin froh, dass wenigstens einer von euch schon einmal eine Frau gesehen hat.« Safir neigte den Kopf und hüstelte höflich. »Ah, Mylady …« »Ja?« »Euer … äh … Freund«, sagte er und zeigte an ihr vorbei. »Er hat ein Messer gefunden.« Nachdem es Luchs endlich gelungen war, den Blick von der Frau abzuwenden, bemerkte er einen halb angekleideten Mann mit blondem Haar und gemeißelten Gesichtszügen, der benommen durch den Raum hinter ihr stapfte. Blut tropfte aus seiner gebrochenen Nase auf sein einstmals feines weißes Wams, und seine Seidenstrümpfe waren zerfetzt und hingen herunter. Als der Mann die Hose hochzuziehen versuchte, die ihm bis zu den Knöcheln heruntergerutscht war, zerriss er sie nur noch mehr, denn er blieb mit dem einen Fuß in ihr hängen. Nicht weit entfernt lag auf dem Boden ein smaragdfarbenes Seidenunterhemd. Der Geruch von Branntwein verriet Luchs, dass der Mann wohl ins Zimmer gestolpert sein musste und ihr die Kleidung vom Leib gerissen hatte, nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte. Eine gebrochene Nase war gewiss ein gerechter Preis dafür. Schließlich gelang es dem Mann, seine Hose über die Knie zu ziehen, und dann schlurfte er vorwärts und schwenkte einen Dolch mit goldenem Griff in die Richtung der Neuankömmlinge. Sein langes, eingeöltes Haar klebte an der einen Seite seines Gesichts, und er bewegte die geschwollenen und blutenden Lippen in dem Versuch, nach Hilfe zu rufen. »Oh, bitte.« Die Frau seufzte, ging in das Zimmer zurück und beachtete die Klinge, die Safir ihr darreichte, nicht weiter. Stattdessen nahm sie einen Kerzenleuchter von einem Beistelltisch und schlug mit einer heftigen Rückhand zu. Sie erwischte den Adligen am Handgelenk, und Luchs hörte, wie unter dem Aufprall etwas zerbrach. Während die Klinge aus dem Griff des Mannes fiel, rammte sie ihm das Knie in den Magen. Der Stoß warf ihn gegen den reich verzierten Bettpfosten und nahm ihm die nötige Luft, um einen weiteren Hilferuf auszustoßen. »Lady Racke«, rief Anatin hinter Luchs. »Wir hinken ein wenig hinter unserem Zeitplan zurück. Könnten wir das hier bitte rasch beenden?« Luchs warf einen Blick zurück auf den Kommandanten der Männer. Der grauhaarige Mann schien nicht im Mindesten überrascht zu sein, dass ihr angeblich fünfzehnjähriges Entführungsopfer in Wirklichkeit eine muskulöse Veteranin von etwa dreißig Lenzen war. Der Glanz des Schweißes auf ihrer Haut hob ihre zahlreichen Narben nur noch stärker hervor. Und es schien ihn auch gar nicht zu erstaunen, dass sie gerade einem bewaffneten Adligen den Atem aus dem Leib prügelte. Ihr langes Haar war tiefrot und vor ihren gegenwärtigen Anstrengungen noch sorgsam frisiert gewesen, während ihre Fingernägel passend zu ihren blutigen Fingerknöcheln lackiert waren. Obwohl sie nackt war, stand sie stolz und aufrecht da. Sie bewegte sich mit zielgerichteter Geschmeidigkeit und beachtete die Söldner kaum, die sie wie lüsterne kleine Jungen anstarrten. Luchs bemerkte, dass er die Luft angehalten – und sie beobachtet – hatte. Und nun atmete er heftig aus. »Lady Racke?« Die Frau lachte. »Das klingt gut.« Sie schlug dem Adligen noch einmal gegen die schon gebrochene Nase, sodass er rücklings auf das Bett fiel und jammerte. »Du«, befahl die Frau und zeigte auf Luchs. »Kleider sind in der Schublade dort, Stiefel im Schrank.« Luchs blinzelte sie verständnislos an. Nachdem ihm Anatin einen Schlag gegen den Kopf versetzt hatte, steckte er sein Schwert zurück in die Scheide, zog den Kopf ein und murmelte. »Kleider, ja, in Ordnung.« »Guter Junge.« »Wer bei der kältesten Schwärze ist er denn?«, fügte Luchs hinzu, während er die Schublade aufzog, ein Seidenkleid beiseite warf und nach etwas Praktischerem suchte. Zwei Kurzschwerter lagen unter einem einfachen Hemd und einer Hose. Er holte alles heraus und warf es auf einen Stuhl. Dann schüttelte er den Kopf, als wollte er das Bild der Lady Racke, das sich in ihn eingebrannt hatte, vertreiben. Er fachte seine Wut an, um sich von dem Aufruhr in seinem Magen abzulenken. »Dieses Sonnenscheinchen?«, fragte Lady Racke und hob den schlaffen Kopf des Mannes an. »Hast du wirklich keine Ahnung?« »Ich weiß nur, dass wir die ganze Zeit belogen worden sind«, sagte Luchs. »Das da unten waren richtige Soldaten, und dies hier ist nicht das Haus irgendeines kleinen Adligen, der kein ›Nein‹ gelten lässt.« Racke ließ den Mann los und zog sich Hemd und Hose an. »Ihr seid Söldner«, meinte sie. »Ihr tut, was man euch sagt, und dafür werdet ihr bezahlt.« »Luchs«, sagte Anatin in warnendem Tonfall, »ausgerechnet du hast nicht das Recht, jetzt plötzlich pingelig zu werden.« Luchs schenkte dem Kommandanten einen gleichmütigen Blick. »Ich habe mich zu einer Rettungsaktion verpflichtet, aber nicht zu einem Mordanschlag. Diese Sache scheint viel gefährlicher zu sein, als wir dachten. Hast du deinen Leuten eigentlich gesagt, worum es in Wirklichkeit geht?« Racke machte einen Schritt auf ihn zu. Obwohl sie unbewaffnet und betörend schön war, lag eine Drohung in ihrem Gebaren, die ihn nervös werden ließ. »Ihr wisst genug«, sagte sie mit fester Stimme. »Bringt mich aus diesem Haus und eskortiert mich aus der Stadt.« Ohne Vorwarnung erschien auf ihrem Gesicht ein verwirrendes Lächeln, das wie Sonnenstrahlen wirkte, wenn sie durch die Wolken brechen. »Und jetzt sei ein Süßer und hol mein Gepäck und meine Stiefel. Wir machen uns sofort auf den Weg.« »Sie hat recht, Luchs«, sagte Safir und betrat das Zimmer, sodass Teschen, der Befehlshaber von Luchs’ Einheit, einen Blick hineinwerfen konnte. Sowohl der dunkelhäutige Safir als auch der helle Teschen waren Ritter und schienen keineswegs beunruhigt von dem, was sie sahen. »Ich kann die einzelnen Teile zu einem Bild zusammenfügen, aber jetzt ist nicht die Zeit dazu. Wir reiten erst aus der Stadt, und später können wir uns dann mit Beschuldigungen bewerfen wie … wütende Affen.« Luchs holte die Stiefel und das Gepäck aus dem Schrank, auf den Racke gezeigt hatte. Dann sah er zu dem verprügelten Mann auf dem Bett hinüber, während Racke sich weiter anzog. Er hatte eine olivfarbene Haut und blaue Augen; gewiss war er ein Asann-Kaufmannsprinz. Nun, da sich Luchs eingehender umschaute, erkannte er, dass dies hier keineswegs die Residenz eines Adligen war. Eher war es das elegante Zuhause einer Kaufmannsgeliebten – wenn auch einer ungewöhnlich reichen. Welches könnten die schlimmsten Schwierigkeiten sein, in denen wir jetzt stecken? Luchs ließ die Schultern hängen. »Er ist der Princip des Rates der Geprüften, oder?« »Nicht mehr lange«, gab Racke düster zurück und schnürte sich die Stiefel. Sobald sie damit fertig war, stand sie auf und gürtete ihre Kurzschwerter um. »Fertig, Anatin?« Der Kommandant nickte Teschen zu und zeigte mit dem Daumen auf den Korridor hinter sich. »Wir sollten uns beeilen, falls es noch mehr Wächter gibt.« »Die wird es nicht geben«, warf Racke ein. »Er kommt immer nur mit einer Handvoll, aber es werden Patrouillen auf den Straßen sein.« »Also sind wir still und leise«, erwiderte Anatin. »Teschen, wirf einen Blick auf die Straße.« »Leise? Sicher«, sagte Racke mit einem schwachen Lächeln. »Komm, du kraftloser kleiner Mistkerl.« Sie packte den Princip der Geprüften – den Herrscher des gesamten Stadtstaates Grasiel – an seinem blutverschmierten Hemd und zerrte ihn in eine aufrechte Position. Der Mann wimmerte und schniefte und konnte sein eigenes Gewicht kaum tragen, aber Racke war schließlich eine kräftige Frau und packte ihn mit festem Griff. »Ja, wir sollten still und leise sein.« Racke schenkte den Söldnern ein wildes Grinsen und stand ruckartig auf. Mit offenem Mund sah Luchs zu, wie sie den Princip zu dem mittleren der Fenster mit den rautenförmigen Scheiben zerrte und ihn mit einem Grunzen der Anstrengung durch das geschlossene Fenster schleuderte. Das Glas explodierte in die Nachtluft hinein – und er flog hindurch. Während er noch hilflos mit den Armen ruderte, fand er seine Stimme wieder. Er fiel, und der Widerhall seiner Schreie endete mit einem ekelhaft dumpfen Knall, der von der Straße unter...


Lloyd, Tom
Tom Lloyd wurde 1979 in Berkshire geboren. Nach einem Studium der Politikwissenschaften und Internationalen Beziehungen in Southampton hat er für diverse Verlage und Literaturagenturen gearbeitet. Seine große Fantasy-Saga der "Sturmkämpfer" wurde weltweit und in Großbritannien hymnisch gefeierten. Tom LLoyd lebt in Oxford.


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