Lochran | PALADERO - Die Reiter des Donners | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Lochran PALADERO - Die Reiter des Donners

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-641-19922-7
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



'Jurassic Park' trifft 'Game of Thrones'
Joss träumt schon immer davon, ein Paladero zu werden, ein Reiter des Donnerreichs. Diesen Titel zu erlangen, erfordert Mut, Kraft und die Bereitschaft, das eigene Leben zu riskieren. Gemeinsam mit drei Mitstreitern macht Joss sich mit seinem treuen Raptor Azof auf den Weg durch das Donnerreich, um sich zahlreichen Mutproben zu stellen. Nur wer die seltenen Eier einer bisher unbezwingbaren Donnerechse unversehrt zurück nach Turmstadt bringt, hat es verdient, die Ausbildung zum Paladero anzutreten. Doch es warten nicht nur menschliche Gefahren auf die vier Gefährten ...

Steven Lochran hat schon während seiner Kindheit Geschichten geschrieben. An der University of Technology in Queensland hat er einen Bachelorabschluss in Kreativem Schreiben gemacht und anschließend als Filmkritiker und -vorführer sowie als DJ gearbeitet. Mittlerweile ist er Vollzeitautor und lebt mit seiner Frau, seinem kleinen Sohn und zwei Katzen in Melbourne.
Lochran PALADERO - Die Reiter des Donners jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


KAPITEL ZWEI Mit eisernem Willen Zuvor … Sur Wallace ging es wieder schlecht. Er hatte nicht die Pocken oder Fieber oder einen gebrochenen Knochen. Diese Übelkeit hatte er sich selbst eingebrockt. Es war die Art von Unwohlsein, die man auf dem Boden einer Flasche fand. Eine, wie sie leer neben dem alten Paladero stand, der schnarchend auf dem Zeltboden lag. Armer Edgar, dachte Joss. Er stieß Sur Wallace mit der Stiefelspitze an. Was für eine Verschwendung. Der Paladero schnaubte und schlug nach der Störung, aber darüber hinaus regte er sich nicht. Nicht zum ersten Mal schätzte Joss sich glücklich, dass er nicht der Knappe dieses kaputten Kerls sein musste. Sur Veritas hatte zweifellos ihre Fehler, aber sich vor ihren Pflichten zu drücken gehörte nicht dazu. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, ertönte Sur Veritas’ Stimme vor dem Zelt. »Josiah? Bist du da drin?« Der Zelteingang öffnete sich und sie blickte hinein. Ihr gutes Auge funkelte wie eine Speerspitze. Beim Anblick von Sur Wallace wurde die Speerspitze noch schärfer. »Was für ein Trauerspiel geht denn hier vor sich?« Sie betrat das Zelt. Sie trug die leichte marineblaue Rüstung, in die Joss ihr früher am Tag hineingeholfen hatte. Darunter befand sich ein Wams aus Plateosaurusleder. An ihrem Gürtel hingen zwei Klingen. Die längere war ihr Liedschwert, das alle echten Paladeros trugen, und das sowohl als Waffe wie auch als Werkzeug zum Treiben von Donnerechsen benutzt wurde. Nur ein einziger Paladero trug jedoch auch die Heldenklinge, das zeremonielle Schwert, das man dem Sieger des Spießrutenlaufs verlieh. Diesen Paladero nannte man den Hüter der Klinge und Sur Veritas bekleidete diesen Rang seit nunmehr sechs Jahren in Folge. Joss fragte sich, ob sie der Gedanke daran, ihren Titel verteidigen zu müssen, nervös machte. Falls dem so war, ließ sie es sich nicht anmerken. Tatsächlich sah sie in ihrer funkelnden Rüstung, die Hand fest um den Griff ihres Liedschwertes gelegt, wild und zum Kampf bereit aus. Im Gegensatz zu Sur Wallace. Edgar war nicht dazu in der Lage gewesen, ihm mehr als eine Hose und die stählerne Halsberge anzulegen, die ihn jetzt wie einen Anker nach unten zog. »Sturmhut! Schön, Euch zu sehen!« Wallace schaffte es, trotz der schweren Lider zu strahlen. »Legt etwas … uff … legt doch etwas von Eurer Last ab.« Der alte Paladero wälzte sich auf die Knie, um aufzustehen, aber die Anstrengung war zu groß. Sur Wallace rollte wie eine Schildkröte auf den Rücken und fing an zu schnarchen. Sur Veritas legte die Stirn in Falten, sodass ihre Augenklappe sich bewegte. Sie wandte sich an Joss. »Wo ist sein Knappe?« »Edgar holt Kaffee. Ich würde sagen, ich helfe dem guten Sur mit dem Rest seiner Rüstung. Ihr braucht mich ja nicht mehr, wie ich sehe.« »Diese Rüstung wird dem ›guten Sur‹ heute nichts mehr nützen, das ist so klar wie ein rauchloser Himmel«, höhnte Sur Veritas und stieß Wallace ebenfalls mit der Stahlspitze ihres Stiefels an. Dieses Mal zuckte Wallace nicht einmal. »Du musst zu den Kampfrichtern laufen und ihnen mitteilen, dass Sur Wallace krank ist und seinen Platz im Spießrutenlauf aufgeben muss.« Sie spuckte auf den Teppich und schob sich rückwärts aus dem Zelt. Joss folgte ihr; er hielt noch immer Sur Wallaces Brustharnisch in den Händen. Draußen wartete Sur Veritas’ Raptor Levina. Sie war ein prächtiges Geschöpf mit violetten Schuppen, purpurnen Federn, grünen Augen und kleinen gelben Reißzähnen. Das Tier war beinahe doppelt so groß wie Joss, wirkte aber noch größer, da es gerade die Nase in die Höhe streckte und witterte. »Aber wenn Sur Wallace seinen Platz aufgibt, riskiert er, sämtliche Sponsoren zu verlieren«, sagte Joss, der hinter Sur Veritas hereilte. »Die unglückliche Konsequenz seiner heutigen Handlungen«, erwiderte sie, ohne auch nur etwas langsamer zu werden. »Aber was ist mit seinem Knappen?«, wollte Joss wissen. Er hoffte, ihr begreiflich machen zu können, wie ungerecht das alles war. »Edgar …« Sur Veritas schnaubte. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Sur Wallaces Probleme sind Sur Wallaces Probleme. Verstanden?«, fauchte sie und Joss schwieg. Sur Veritas führte keine Unterhaltungen fort, wenn sie der Meinung war, dass alles gesagt war. Da war der Versuch Erfolg versprechender, einen Pterosaurier mit einem Schmetterlingsnetz einzufangen. »Geh jetzt, Josiah.« Sie stieg in den Sattel. »Wir sehen uns, wenn heute der Sieger gekürt wird.« »Viel Glück«, murmelte Joss. Auch wenn sie nicht auf ihn hörte, war er doch noch immer ihr Knappe. Er musste ihr das wünschen. »Glück?« Sie schnaubte. »Glück ist Mist. Ich mache mein eigenes.« Sie zog an den Zügeln und trieb dann den Raptor zum Galopp an, während die Menschenmenge vor dem Stadion ihr den Weg frei machte. »Möge Euch der Schlafende König seine Gunst erweisen, Sur Veritas!«, rief ein dicker Zuschauer, als sie vorbeiritt. »Ich habe mein Geld auf Euch gesetzt, Hüterin der Klinge! Enttäuscht mich nicht!«, rief ein anderer. »Sturmhut! Zeigt es ihnen!« Joss blickte ihr hinterher. Sein Magen verkrampfte sich, als er hinter sich eilige Schritte hörte, die durch den Schlamm platschten. Er drehte sich um. Es war Edgar, sein Knappenkamerad, der die Kapuze hochgeschlagen hatte, um seine pinkfarbene Haut vor der Sonne zu schützen. In der Hand hielt er ein silbernes Gefäß. »Ich habe den Kaffee!«, keuchte er. Sein Atem pfiff durch das abgebrochene Stück eines Schneidezahns. »Das war doch hoffentlich nicht Sur Veritas, oder? Hat sie Sur Wallace gesehen?« »Ich fürchte schon«, erwiderte Joss zu Edgars deutlich sichtbarer Bestürzung. »Er hat es endlich geschafft. Wallace hat zum letzten Mal mit dem Feuer gespielt und wir können nichts daran ändern. Es tut mir leid, Edgar.« »Verdammter Mist!«, fluchte der junge Knappe und wollte die Kaffeekanne wegwerfen, doch er besann sich eines Besseren. »Wäre ich doch nur früher aufgewacht, hätte ich …« »Hättest du was? Ihn vor sich selbst retten können?« »Nein. Ja. Ich weiß es nicht. Ich hätte irgendetwas tun können.« Entmutigt ließ Edgar die Schultern hängen. Obwohl Joss Edgar nun schon fast ein ganzes Jahr lang kannte, hatte er ihn noch nie so verloren gesehen. In dieser Zeit hatte sich der Junge so fähig wie gutherzig erwiesen. Joss wollte sich gar nicht erst ausmalen, was möglicherweise aus ihm wurde, wenn Sur Wallace heute nicht zu dem Wettstreit antrat. Schließlich arbeitete er selbst nun seit fünf Jahren auf der Rundschild-Ranch – lange genug, um sich zum Paladero zu qualifizieren, hätte er nur das richtige Alter gehabt. In dieser Zeit hatte er ein halbes Dutzend Knappen erlebt, die Sur Wallaces Fehler hatten ausbaden müssen. Nicht einer von ihnen war geblieben, und das alles war so ungerecht, dass er einen Entschluss fasste, den er mit eisernem Willen auszuführen gedachte. »Du hast doch noch mit keinem der Schiedsrichter über Sur Wallace gesprochen, oder?« Eine tollkühne Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an. »Nein. Warum?« Edgar sah ihn verwirrt an. Joss fuhr auf dem Stiefelabsatz herum und eilte auf das Versorgungszelt zu, das er und die anderen Knappen am ersten Morgen des Turniers drei Tage zuvor aufgebaut hatten. Das Zelt zeigte die roten und silbernen Streifen der Rundschild-Ranch und wäre wirklich beeindruckend gewesen, hätte man es nicht zwischen die beiden gewaltigen Zelte von Haus Zadkille gequetscht. Joss eilte an den schwarzen und purpurnen Bannern von Zadkille vorbei und vergewisserte sich, dass niemand in seine Richtung sah, bevor er in das Zelt schlüpfte. »Was tust du da?«, zischte Edgar, der hinter ihm her gestolpert war. »Ohne Erlaubnis eines Paladeros dürfen wir nicht hier rein, das weißt du genau.« »Die schlechten Entscheidungen eines Paladeros haben dich erst in deine missliche Lage gebracht. Und das ist nicht richtig«, erwiderte Joss. Er stemmte Sur Wallaces Brustharnisch auf eine Kommode, bevor er einen verzierten Schlüssel aus der Tasche holte. »Das ist doch wohl nicht …! Das hast du nicht getan! Joss, wie bist du an den Schlüssel für das Waffenlager rangekommen?« »Sur Veritas gab ihn mir beim Aufbau. Ich habe ihn behalten. Du solltest besser nicht so viele Fragen stellen, Edgar«, erwiderte Joss, während er zu den verschlossenen Schränken ging, in denen die Ausrüstung der Rundschild-Ranch verstaut war. »Falls das hier nicht klappt, wird man dir viele Fragen stellen. Und du wirst keine davon beantworten wollen.« »Warum? Was hast du vor?« Joss fuhr mit dem Finger über das Schloss des größten Schranks. »Um dieses Desaster zu verhindern, muss Sur Wallace nur den Spießrutenlauf reiten. Er muss nicht gewinnen. Er muss einfach nur auftauchen, herumreiten und seine Sponsoren glücklich machen. Und genau das wird er auch tun.« »Das bedeutet doch nicht, was ich glaube, dass es … oder?« Als Joss nicht antwortete, fügte Edgar hinzu: »Das kannst du nicht machen. Falls hier jemand dafür den Hals hinhält, dann ich.« »Nicht böse sein, Edgar, aber dafür fehlt dir die nötige Größe.« »Ich bin nur zwei Jahre jünger als du!« »Und fast einen Fuß kleiner«, sagte Joss so sanft er konnte. »Vertrau mir. Wenn das hier klappen soll, dann muss ich das machen.« »Aber … warum?«, fragte Edgar. »Gut, wir sind befreundet. Tatsächlich bist du vermutlich...


Lochran, Steven
Steven Lochran hat schon während seiner Kindheit Geschichten geschrieben. An der University of Technology in Queensland hat er einen Bachelorabschluss in Kreativem Schreiben gemacht und anschließend als Filmkritiker und -vorführer sowie als DJ gearbeitet. Mittlerweile ist er Vollzeitautor und lebt mit seiner Frau, seinem kleinen Sohn und zwei Katzen in Melbourne.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.