Lotich / Wirth | Die Stadt Fürstenwalde | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 715 Seiten

Lotich / Wirth Die Stadt Fürstenwalde

Ein Ruhm-Gedicht von 1679. Herausgegeben und mit einer Studie von Stefan Wirth

E-Book, Deutsch, 715 Seiten

ISBN: 978-3-7460-4940-3
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Jacob Lotich, 1617 in Riga geboren, wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg in Fürstenwalde ansässig, wo er 1691 starb. Hervorgetreten ist der Kantorensohn nicht nur als langjähriger Bürgermeister der Spreestadt im Land Lebus. Sein Ruhm-Gedicht auf seine zweite Heimat füllt 64 von insgesamt 80 Seiten der Buchausgabe von 1679, die hier übertragen in moderne Rundschriften und begleitet von Erklärungen neu vorgelegt wird. In seinen Versen hat der Livländer das farbige Bild einer Stadt in der Mark unter dem Großen Kurfürsten hinterlassen - mit Neuem Graben und Tabakspfeifen, noch ohne Kaffee und Hugenotten. Die anschließende Studie von Herausgeber Stefan Wirth liefert vor dem Hintergrund dieses Zeitdokuments auf gut 400 Seiten historische, wirtschaftliche und kulturelle Fakten jener Wiederaufbauzeit. Geschichte und Geschicke von Stadt Fürstenwalde im 17. Jahrhundert werden dargestellt nach Krieg und Kriegsfolgen, nach Recht, Steuern, Wirtschaft und Umwelt, nach Gemeindeordnung, Kirche, Schule und nach den Chancen für ihre Bürger im werdenden brandenburgisch-preußischen Staat. Anhänge mit weiteren Zeitzeugnissen und einer Personalübersicht runden die Darstellung ab. Und zusammengeführt wird der baltische und der märkische Abschnitt im Leben von Jacob Lotich zu einem bemerkenswerten deutschen Lebenslauf in einem schwer geprüften Jahrhundert. "Ich schliesse mein Gedicht/ und bleibe bey den Worten/ Daß mir gefall allhier der Ort vor allen Orten; Sag auch/ das Fürstenwald/ (diß glaube du nur frey) Recht eine schöne Stadt von schönen Städten sey." (Jacob Lotich)

Jacob Lotich, 1617 in Riga geboren, wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg in Fürstenwalde ansässig, wo er 1691 starb. Hervorgetreten ist der Kantorensohn nicht nur als langjähriger Bürgermeister der Spreestadt im Land Lebus, sondern auch als Dichter.
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I. Zu=Schrifft.
[V] HochgeEhrete/ Großgönstige Herren: EHer könte Mich einer fragen/ War= umb nicht/ als warumb diesen der Stadt Fürstenwalde Poetischen Entwurff meinen hochzuEhrenden Herren ich zugeschrieben hätte. Sol ich Uhrsachen sagen? Oder wil man meine Antreibunge wissen? Dieselbe darff ich gar nicht erdichten; Darff nicht einige aus dem Gehirne hervor suchen/ noch aus der Lufft ergreiffen: Sie finden sich sel= ber ein. In meinen Löblichen und hochgeEhreten Herren allen Dreyen finde ich eine recht anreitzende Affection/ oder habende Zuneigung zu dieser Stadt. Solche ih= re wolgemeinete Zuneigung quillet in einem jeden beson= ders/ aus einer besonderen Liebe hervor.      Sehe ich/ 1. auff den Chur=Fürstl. Brandenb. Raht/ Leib= und Reise=Medicum, den Herrn Doctor Menzeln/ so ist ja derselbe in dieser Stadt gebohren und erzogen. Er hat [VI]
hat allhier zu seiner damals künfftigen/ itzo gegenwärtigen und der Weltbekanten Hochgelahrheit/ tieffen Erfahren= heit/ uñ HochEdlem Ansehen/ die allerersten Stuffen in unserer Fürstenwaldischen alt=berühmten Schulen betreten. Die angebohrne/ und von erster Kindheit ein= gepflantzete Liebe/ wird für sich selber Ihn erinnern/ die= ses Fürstenwalde als seine eigene Vater= und Mutter= Stadt zu erkennen/ zu benennen und zu beehren. Hie= rocles spricht: Patria est velut alter quidam DEUS, & Primus Maximusque Parens; quocirca qui Nomen ei imposuit à re ipsâ non temerè Patriam nominavit; vocabulo quidem à Patre de- ducto, pronunciato tamen fœmininâ terminatione, ut ex utroque Parente mixtum esset. Atque hæc ratio insinuat, Patriam unam (ex Æquo) veluti utrumque Parentem colendum esse, Stob. serm. 37.[1] Dieses nun also vorgestellet: sage mir einer/ wem doch/ wolte oder solte ich eigentlicher die Beschreibung der Stadt zueignen? Sol es nicht eben derselbe seyn/ und zwar von Rechtes wegen/ welchem sie gleichsam von Na= tur sich selber zueigen hingiebet? Patria Urbs, sag der be= kante Author, Amore ipso se mihi dedidit; Cur ego me illi non dedam? dedi me; dedidi: Namque Patriæ ego me debeo, ut illa se mihi.[2] Hierbey lasse ich es auff des HochEdlen Herrn Doctor Menzels Person beruhen. Stelle [VII]
     Stelle ich/ 2. den WolEdlen Herrn Schwanen= bergern/ der löblichen Stadt Franckfuhrt wolverdiene= ten CämmerHerrn/ Mir vor Augen/ so muß auch dersel= be bekennen/ daß die Stadt Fürstenwalde Ihm nicht minder bekand/ als selbst die Stadt Franckfurt Ihn ken= net. Von grüner und blühender J[u]gend an/ ist Er nicht anders gewohnet allhier zu seyn/ als wie dort. Er hat/ wie Ihm selbest noch wol bewust/ ein grosses Stück seines besten Lebens auch dieses Ortes zugebracht; wel= che verlauffene alte schöne Zeit in seinem Gedächtniß ein= gewurtzelt bleiben/ und bey Ihm gleichsam leben wird/ weil Er lebet. Dann/ die Gedancken der verwichenen Dingen sind nicht nur eine Belustigung des Gemüh= tes/ sondern auch ein glimmender Zunder der unver= loschenen Liebe des Guten/ das verlauffen.      So bezeuget auch Herr Schwanenberger seine noch habende besondere Liebe und Behäglichkeit zu dieser Stadt/ in dem Er die Franckfurtische Casta= linnen[3] in ihren Würden und Respect gelassen/ und seine wolgezeugete EhePflantzen in unsere weitberühmte Schule zur Adelichen Erziehung hieher versetzet; indem Er Dieselbe einen allhiesigen hochgelahrten Menippus[4] und trefflichen Philetas[5] übergeben und anvertrauet hat. Was ist dieses anders/ als eine alte nicht verrusterte Liebe zu hiesiger Stadt [VIII] Stadt/ und ihren wolgeschickten Leuten? Diese Ge= wogenheit ist eine uhrsprüngliche Vrsache/ die M[i]ch be= wogen/ meine Fürstenwaldische Stadt=Be= schreibung dem Herrn Schwanenbergern ab= sonderlich eigen zumachen/ mehr noch/ weil/ daß solches ein nicht unangenehmes Freundstück Ihm seyn würde/ ich gäntzlich vor gewiß erachtet.        3. Den Edlen Herrn Müllern belangend/ so ist ja auch Dessen liebreiche Gewogenheit gegen der Stadt und ihren Einwohnern nicht minder zu loben/ als seine eigene Person und angenehme Freundschafft hoch und viel zu rühmen. Seinen nach Berlin und Hamburg ha= benden Handlungen; seinen in mehren Städten meh= ren Verkehrungen/ bietet diese dienliche und bequeme Stadt ihre stets willfährige Hand; Hierzu giebet Er de= nen Gemühtern der Einwohner unumbgängliche Anlaß: Reiset nicht vorbey; hält stille; kehret ein; Logimentiret nicht nur nächtlich; Lentzet; Sommert; Herbstet; und Wintert/ abwechßlich bey uns; ist auch denen Ge= ringsten und Wenigsten nicht weniger bekant als beliebet; bezeuget denen meisten am meisten sich wolthätig; Er er= weiset vielen viel angenehmes; Thut allen alles Gutes; und welches vor allen von vielen am meisten gerühmet wird/ [IX] wird/ so bewill= und bewohlfäret Er in seiner ausländischen Abwesenheit diese Stadt offt mehr/ als mancher mit seiner einheimischen Anwesenheit. Kurtz die Redens=Länge zu begreiffen: Herr Müller waltet und gebahret/ als wäre Er dorten zu Hamburg und Berlin daheim/ und all= hier in Fürstenwalde zu Hause. Er machet diese sonst freye und unverbundene Stadt durch mancherley Gut= thaten Ihm fast verbunden. Ist demnach des Herrn Müllers sein Ansehen und sein Wolverhalten würdig und wehrt/ daß auch unter andern hohen Gönnern Ihme diese Stadt von mir gantz/ und ihrer Wohlfahrt ein Theil zugeschrieben werde.        Mit diesen vorgethanen Erweisungen/ hochge= Ehrte Herren/ habe ich vermeinentlich gnugsam dar= gethan/ warumb ich nicht vorbey gekunt/ Ihnen meine Zu=Schrifft zu vereygenen/ [u]nd als ein ewi= ges Denckmahl gegen der Nachwelt/ ihren itzt lebendigen Händen zu übergeben. Meine Schuldigkeit aber/ warumb ich dieses thun sollen/ geben die bewehrete Sprüch= und Wahr=Wörter mir zu überlegen: Was wol wird angeleget/ ist unverlohren; Freundschafft er= hält Freundschafft; Die eine Hand wäschet die andere. Ihre unverborgene Gunst/ und unserm Fürstenwalde ge= B                                                            wid= [X] widmete Liebe lehret Tullius[6] anderweit auch zu erlernen und zu erkennen/ woher sie eine rechte Gegen=Liebe und Wieder=Gunst gewinnen pflege; Er saget:* Vehementer Amor multitudinis movetur ipsâ Fama; & opinio- ne Liberalitatis; Beneficentiæ; Fidei; Justitiæ; Omniumque earumVirtutum, quæ pertinent ad Mansuetudinem morum ac facilitatem: Etenim id ipsum, quod Honestum Decorumque di- cimus, animos omnium naturâ, & specie suæ commovet. das ist: Die Liebe wird über die massen verursachet/ und regig gemachet durch Vielheit des selbst guten Gerüchts/ und durch Uberlegung einer Freygebigkeit; Wohlthätigkeit; Auffrichtigkeit; Gebührligkeit; und durch Einbildung aller deren Tugenden/ welche zu sanfftmütigen Sitten und Freundlichkeit gehörig seyn: Denn eben dasselbe/ was wir nennen Ehrbar seyn/ und was uns in unserem Thun/ in unserm Wesen/ in unserm Ampte/ in unseren Geberden/ wohl anstehet/ das beweget von Natur mit ihrer schönen Zierligkeit/ und zierlichen Schönheit/ die Hertzen und die Gemühter aller Menschen zur Liebe.        Nun darumb/ hochgeEhrte Herren/ Ihre ob= erzehlete welt=bekante Tugenden; Ihre voraus ge= spürete Wolgewogenheit zu dieser Stadt haben auch mich be= * Marc. Tull. Cic. in Libr. de Officiis. [XI] bewogen/ und meine Schuldigkeit angetrieben/ daß Ihre Schwellen ich dreiste betreten/ zu ihrer Sonnen=klaren Gunst herein gehen/ und dieses mein Poetisches Werck Ihnen übergeben sollen; und alles solches zu einem wahren Zeichen meines Ihnen zugethanen und dienstfertigen Ge= mühtes. Zwar hätte mich diesem/ was es ist/ vielen an= deren gefällig zu seyn/ Mich bemühen können: Meiner Thalien[7] aber gefiel es/ vor vielen nur wenigen/ und vor allen nur allein Meinen HochzuEhrenden Herren/ als Ihren besten Patronen/ zu gefallen/ Dieselbe mit ih= rer und Meiner Feder zu beehren und hiermit zu bedienen. Bitte demnach schließlich/ meine besagte Thalia nebst Mir/ in unser eingebildeten Versicherung/ mit hochgön= stiger Hand/ mit liebgeneigeten Augen/ und mit wohl= willendem Hertzen als Eigene auff= und anzunehmen. Dafür bin ich/ so lange ich bin...


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