Lotich / Wirth | Poetisches Kleeblatt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 700 Seiten

Lotich / Wirth Poetisches Kleeblatt

Aus einer Gedichtsammlung von 1670

E-Book, Deutsch, 700 Seiten

ISBN: 978-3-7568-4894-2
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Jacob Lotich, 1617 im livländischen Riga geboren und 1691 im märkischen Fürstenwalde gestorben, schreibt in seiner Gedichtsammlung von 1670, die hier in einer Auswahl neu vorgelegt wird, vom Denken und Fühlen von Deutschen, die nach dem Dreißigjährigen Krieg an den Wiederaufbau gingen. Zu diesem protestantischen Kulturspiegel auf etwa 120 Seiten liefert eine Studie von Herausgeber Stefan Wirth auf etwa 440 Seiten Fakten zu Orten, Menschen und Ereignissen, denen der Bürgermeister und Dichter in seinem langen Leben begegnete. Deutlich wird der Anteil des Bürgertums nicht nur der Residenz am Aufstieg Brandenburg-Preußens unter dem Großen Kurfürsten. Die Darstellung wird abgerundet durch einen Anhang mit weiteren Gelegenheitsgedichten von Jacob Lotich und mit einer Übersicht zu den Denkmälern im Fürstenwalder Dom aus der Zeit um 1710.

Jacob Lotich, 1617 im livländischen Riga geboren, wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg in Fürstenwalde im Kurfürstentum Brandenburg ansässig, wo er 1691 starb. Hervorgetreten ist der Kantorensohn nicht nur als langjähriger Bürgermeister der Spreestadt im Land Lebus, sondern auch als Dichter in der Nachfolge von Martin Opitz und Paul Fleming.
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Zueignungs = Schrifft. Wol = Edle/ Veste/ Hochweise/ Hochgelehrte: Wie auch Hoch = Ehrn = veste/ Groß = Achtbare / Wolweise und Wolgelahrte/ Sonders Hochgeehrte Herren/ und Hochgünstige Freunde. WAs Cato, Tullius, Seneca1 und mehr Weltweise Heyden de mutuis officiis, non offutiis, von der gegen ein = ander wolgemeynten Willfährig = keit/ hin und her in ihren Büchern rathsam erinnern/ ist in Bewustschafft/ daß solches auch in Heiliger Schrifft uns heilsam gelehret werde. In der Übung haben wir ein schönes Exempel an Syrach/2 der seine Arbeit nicht für sich allein/ sondern allen zum Dienste wil gethan haben/ wann er im 33. Cap. 18. v. schreibet: Schauet/ wie ich nicht für mich gearbeitet habe/ sondern für alle/ die gerne lernen wolten: Da er denn mehr auf andere/ als auf sich siehet. Diesem Vorgange Syrachs ist man nachzufolgen schuldigst: als aus dessen Exempel wir erlernen/ und uns anzuschicken haben/ daß ein jedweder sein ihm von Gott ver = liehenes Pfund/ wie hoch oder geringe es geacht= tet sey/ nicht heimlich halten/ sondern anwen = den/ seinem Nechsten nützen/ und die Welt da = mit bedienen solle. Denn es heißt: Non nobis nati sumus, sed aliis.3 Im widrigen: Wer nie = manden nach Vermögen dienen/ noch bewill = fahren wil/ der machet sich keiner Bedienung noch Bewillfahrung bewürdiget/ und wirbet ihm4 keinen grossen Dank/ wann er auch der Weiseste und Gelährteste wäre. Dahero Ovidius5 seinen Kunstgenossen einen Fürwurf und Verweiß giebet/ in diesen Versen: Tu licet & Thamiram superes, atque Orphea cantu, Non erit ignotce gratia magna Lyroe.6 Denn/ bei Winkel = Verhölung einer Kunst/ gleichet sich des Menschen Wissen und sein Ver = stand einem verborgenen Schatze/ der vergra = ben liget/ nach dem Spruche Sirachs im 20. Cap. und redet der Poete Persius wolmeynend denen eigennützigen Künstlern zu/ hält ihr Al = les für Nichts/ wo sie ihre Wissenschafft andern nicht auch wissen lassen/ in dem er spricht: Scire tuum nihil est, nisi te scire hoc sciat alter.7 Weil demnach jüngst=verwichener Zeit/ auch neulich von berühmten Leuten aus Riga/ Königsberg/ Leipzig/ Berlin/ Frankfurt/ und andern Orten ich briefflich belanget worden/ daß meine Poetische Schrifften ingesampt/ zu ihrem Gefallen/ durch den Druck außfertigen möchte: Habe auf ihr Gutachten endlich hier = innen mich bereden lassen/ daß zwar nicht alle/ doch eine ziemliche Menge meiner Gedichten zusammen gesuchet/ und selbige/ unordentlich ligende in eine Ordnung Dreyer Musen ab = getheilet/ damit das Werk nicht unbequem den Namen eines Poetischen Kleeblates beybe = halten könte. Der Name aber ist schlecht und geringe. Denn/ was ist geringer und gemeiner/ als ein Kleeblat? Es wird mit Füssen getreten; von wenigen wenig/ von vielen nichtes geach = tet. Doch hat es seinen Nutzen/ und kan unter andern einem unvernünftigen Thiere seine gu = te Speise geben: Also dieses Poetische Klee = blat kan auch einem vernünftigen Thiere/ dem Menschen/ eine Belustigung seines Gemüthes/ ja seiner Seelen (so zu reden) eine Nahrung beybringen. So hat auch ein Kleeblat die Art/ daß es ordentlich nur aus dreyen Blätterlein bestehet/ welche Zahl eine Vollkommenheit und ein Geheimniß der Natur in sich hält: Dieses Poetische Kleeblat gleicher Gestalt bestehet in Dreyen Musen/8 in welchem mancher wird fin = den/ was er nicht gesuchet/ und suchen/ was er nicht findet: Als in der Uranie von dem Ge = heimniß der Menschwerdung GOttes; In der Polymnia von einem Brunnen/ der Wein/ an stat Wassers/ gegäben; In der Euterpe von der eingepflantzeten keuschen Liebe; Von der verstäubeten Knochen Aufferstehung/ und sonst mehr Poetische Verfassunge/ von Sachen/ die ohne Geheimniß nicht sind/ zu befinden. Je = doch/ weil dieses Kleeblat zum grössesten Theil nur diejenigen Erfindungen oder Gedichte in sich begreiffet/ die in der Blühte meiner grü = nenden Jugend entworffen/ und die wenigsten/ welche in reiffsinnigen Jahren darzu gewach = sen/ nur hin und her fast sparsam untermischet sind/ kan das Buch mit einem einfältigen Na = men und unansehnlichem Titul seine Zufrie = denheit wol haben. So ist auch die Weise/ grossen Titul kleinen Büchern vorzusetzen/ nur ein Zünder der Verleumbdung/ und eine rechte Speise der Neider/ die ohne das in ei = ner vergoldeten Nüsse leichtlich einen faulen Kern finden können. Und/ der guten Gönner Menge kan ihm niemand verheissen/ weil nur wenigen zu gefallen möglich/ vielen zu gefallen mißlich/ allen zu gefallen gar unmöglich ist. Es bleibet wol dabey: Neque Jupiter omnibus idem.9 Denn/ die Urtheilsfasser alle/ sind nicht eines Sinnes/ nach der gemeinen Sage: Quot capita, tot sensus.10 Daher auch das folgende Distichon allen Büchern ein wahres Prognosticon stel = let/ daß es heißt: Pro captu Lectoris habent sua Fata Li belli; Sive bono geniti sidere, sive malo:11 Welches Prognosticon mir/ nebst andern Bü = cher = Schreibern/ muß gar fein gefallen lassen. Daß aber bey Druckfleissiger Außfertigung Einem Hochweisen Rathe der Stadt Frank = furt/ dieses schlechte/12 was es ist/ öffentlich anzu= sinnen oder einzuwiedmen berathsamet und be = schlossen: Ist nicht nur geschehen/ den alten Ge = brauch also beyzubehalten: sondern es haben auch unterschiedene Ursachen hierzu mich an = gereitzet. Erstlich: Habe Noth = bedächtlich mich be = mühen müssen/ eine abgesehene Zuneigung hierdurch zu fahen/ oder zu empfangen/ auf daß meiner Hochgeehrten Herren ihre Huld und Ge = wogenheit ich diesem Poetischen Kleeblate/ als einen sichern Schatten/ vorschützen könte/ wider die ungesicherten einschiessenden Strah = len der hitzigen Verleumbdung/ von der auch niemals was schönes verschonet/ auch die Frey = heit selbst nicht befreyet verblieben. Zum Andern: Daß durch den weitberühm= ten Namen der löblichen Stadt Frankfurt/ meine unbekandte Musen der gelahrten Nach = welt bekandt machen wollen. Drittens: Daß meine Hochgeehrte Herren/ besondere Mecoenaten der freyen Künste/ unter diesen der edlen Poesie in der Ferne außgeruffen sind/ daß Sie ihren wolbestallten Schulen/ zu Fortpflantzung der Gelahrtheit/ allen hoch = preißlichen Ampts = Fleis anwenden/ und ihre Stadt auch mit einer Churfl. hochberühmten Academie vor andern Städten herfür leuchtet. Vierdtens: Weil ein Theil des Rathes der sinnenreichen Poesie/ dermassen und also erfah = ren/ daß auch selbst der Neid ihre angenehme Schrifften belieben muß; Derohalben ich nicht lange mich zu bedenken gehabt/ Ihrem hochge = lahrten Urtheil meine Poetische Arbeit willigst zu unterwerffen. Fünftens: Ruhen bey mir die Wolthaten noch im frischen Andenken/ wie jener Zeit/ als in verpflichteten Krieges=Diensten die löbliche Stadt mir/ und ich Ihr erstens bekandt wor = den/ die Herren des Rathes/ durch Stücke gros = ser Freundschafft/ auch theils nach der Zeit/ mich dergestalt Ihnen verbunden gemacht/ daß itzo nicht fürbey gekunt/ nur den Fürsatz zu einiger Verabgeltung aufzuweisen; Falls die Schwel = len der Undankbarkeit zu betreten nicht wolte angesehen werden. Die jenige aber/ die nach verseligten Al = ten mir neuforschlich/ und meiner so gar nicht kundig sind/ haben zum Sechsten gewiß zu schliessen/ daß durch diese Poetische Schrifften/ in Ihre Bekantschafft mich einzuwerben/ mir eine Zulässige Gelegenheit genommen/ oder sel = ber gemachet habe. Wie nun des Zweifels geohniget bin/ daß meine Hochgeehrte Herren/ auch ausser meiner Darweisung (die in einer Vorrede hätte wol = len verweitern) der hochlöblichen und welt = dienlichen Poeterey ihre Wichtigkeiten mit wolbeschärffeten Sinnen erwegen und überle = gen/ auch zwischen Reimen = Zwingern und rech = ten Poeten einen sattgiltigen Unterscheid ma = chen werden: Gestaltsam Sie selber (wie oben berühret) der ächten und rechtgiltigen Poete = rey grundkündig sind/ von welcher edelen Kunst ich/ nicht weniger den kleinesten Schatten/ als den grössesten Liebhaber mich schätze und benenne: Also lebe und getröste ich mich auch der stark = ge = fasseten Zuversicht/ Sie werden diese Zueige = nung meines Poetischen Kleeblats Ihnen al = lerseits angenehm/ beliebig und gefällig seyn lassen. Wormit meinen Hochgeehreten Her = ren ich dieses Büchlein/ welches in grösserem Drucke/ mit häuffig vermehreten Gedichten/ nach Gelegenheit (Geliebt es GOtt) heraus kommen solle/ gäntzlich zuschreibe/ und also in Dero Schutz und Schirm dienstlichst überge = be: Zugleich Ihrer zugeneigeten Wolmey = nung/ und wolgemeyneten Zuneigung mich empfehle; auch (mittels Göttlicher Obacht Einschliessung) bis am Beschluß meines Le = bens verharre/ zu aller Begebenheit Erfode = rung Meiner Hochgeehreten Herren Bereitsamster Diener Fürstenwalde/ den 24. Junii, Anno 1 670. JACOBUS LOTICHIUS 1 Cato – Matcus Porcius Cato d. Ä. (234-149 v. u. 2.), konservativer röm. Staatsmann...


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