Luinstra | Lebendigkeit entfesseln | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Reihe: Dein Business

Luinstra Lebendigkeit entfesseln

Acht Prinzipien für ein neues Arbeiten in Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft

E-Book, Deutsch, 264 Seiten

Reihe: Dein Business

ISBN: 978-3-96740-038-0
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Alle reden von New Work, Agilität und Digitalisierung. Doch was bleibt von all diesen Ansätzen übrig, wenn der Scrum-Workshop zu Ende ist? Oft holt der Unternehmensalltag die gerade noch auf Teamwork und Innovation gestimmten Teilnehmer schneller ein als sie New Work buchstabieren können: Abteilungen, Hierarchien und die mit ihnen verbundenen Rituale stehen echter Zusammenarbeit im Weg. Wuchernde Regeln und Vorschriften, feste Prozesse und Anreizsysteme transportieren nicht den Geist von Inspiration, Kreativität und Kollaboration, sondern programmieren stattdessen unser Verhalten auf Konformität. Das lässt keine lebendige Entwicklung im Unternehmen zu.

Dabei bereitet erst Lebendigkeit den Boden für Selbstorganisation in den Unternehmen, aber auch in unserer Gesellschaft im Ganzen. Und wo Selbstorganisation ermöglicht wird, gibt es auch Entwicklung und Fortschritt in einem evolutionären Verständnis. Es ist an der Zeit, etwas völlig Neues zu schaffen: eine neue Neue Arbeit. Eine, die Freiheit, Selbstständigkeit und Verantwortung genauso berücksichtigt wie Teilhabe an der Gesellschaft, Solidarität sowie soziale und ökologische Folgen. Menschen wollen spüren, dass sie zu etwas Relevantem beitragen – im Unternehmen und in der Gesellschaft.

Silke Luinstra beobachtet, wie wenig Lebendigkeit in unseren Organisationen spürbar ist. Aber sie weiß aus Ihrer Arbeit heraus auch: Die Lebendigkeit ist oft vorhanden, ihre Entfesselung ist möglich. In ihrem Buch stellt die Autorin acht Prinzipien vor, die Lebendigkeit zurück in die Organisationen bringen, und erläutert sie an zahlreichen Beispielen aus der Unternehmenspraxis: von Sinn entfalten über Selbstorganisation organisieren und selber denken und machen bis hin zu Entwicklung neu denken. Dabei verschweigt Silke Luinstra nicht, dass Lebendigkeit uns auch einiges abverlangt, u.a. die Bereitschaft, eigenes Denken und Handeln zu hinterfragen, und den Mut, Veränderungen anzustoßen. So ist Lebendigkeit immer auch eine Zumutung.

Ein kluges Business-Buch über die Zukunft des Arbeitens und über die Entwicklung von Organisationen, das Widersprüche "lebendig" macht und echte Transformation ermöglicht.
Luinstra Lebendigkeit entfesseln jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


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Fesseln in Schulen
30 erwachsene Menschen sitzen auf viel zu kleinen Stühlen an deutlich zu niedrigen Tischen. Wo sind wir? Richtig, in einer Grundschule, und es ist Elternabend. An einen denke ich besonders zurück: Meine Tochter war gerade eingeschult worden, es begann das zweite Halbjahr der ersten Klasse. Ihr Klassenlehrer erläuterte uns Eltern, weshalb er keine Arbeitsblätter einsetzt, auf denen die Kinder Lückentexte ergänzen und Aufgaben abarbeiten sollten. Er erklärte dies, indem er aus dem Hamburgischen Schulgesetz zitierte. In §2 (2) heißt es dort: »Unterricht und Erziehung sind auf die Entfaltung der geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten sowie die Stärkung der Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler auszurichten. Sie sind so zu gestalten, dass sie die Selbstständigkeit, Urteilsfähigkeit, Kooperations-, Kommunikations- und Konfliktfähigkeit sowie die Fähigkeit, verantwortlich Entscheidungen zu treffen, stärken.« Ich weiß noch, wie ich damals dachte: »Wow, so was steht im Gesetz?« Das war ja eine glasklare Vision für das »Wofür«, das »Was« und das »Wie« des Lernens, in der für Gegenwart und Zukunft sehr zentrale Kompetenzen vorkamen. Das sah der Klassenlehrer auch so und lehnte daher »Arbeitsblattpädagogik«, wie er es nannte, ab. Damit würden Aufgabenerfüller sozialisiert, davon stünde aber weder etwas im Gesetz noch würde er seine Aufgabe als Lehrer so verstehen, noch denken, dass diese Kompetenz in unserer heutigen Welt von zentraler Bedeutung wäre. Er wollte, dass die Kinder am und vom echten Leben lernen. Potenzialentfaltung und Individualität sollten im Vordergrund stehen und weniger die Erfüllung von Zielen, die andere gesetzt, und die Abarbeitung von Aufgaben, die andere vorgegeben hatten. Klingt gut? Das fanden offenbar nicht alle anwesenden Eltern. Nachdem der Lehrer seine Ausführungen beendet hatte, flogen gleich mehrere Hände hoch. Zuerst meldete sich ein Vater zu Wort. »Wir hatten auch Arbeitsblätter und haben Aufgaben erledigt. Und überhaupt: Was soll daran schlecht sein, wenn Kinder tun, was man ihnen sagt?« »Richtig«, ergänzte eine Mutter, »das hat uns offenbar auch nicht geschadet. Schauen wir uns doch hier um, aus den meisten ist dem Anschein nach etwas geworden – mit Arbeitsblättern.« Das stimmt, die meisten von uns haben ihren Weg gemacht, und doch bin ich mir nicht so sicher, ob es wirklich nicht geschadet hat. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass nicht wenige heute erwachsene Menschen Blessuren aus ihrer Schulzeit davongetragen haben, meistens unbewusst. Nehmen Sie nur den weit verbreiteten Glaubenssatz, nur etwas wert zu sein, wenn man etwas leistet, oder die Erfahrungen von Scham, wenn man an die Tafel musste und es nicht draufhatte, die bis heute bei Präsentationen vor Gruppen nachwirken. Auch der »Funktioniermodus«, in dem viele von uns in ihren Organisationen – und leider auch sehr oft außerhalb – leben, ist in der Schule bereits gespurt worden. Schon in der Grundschule arbeiten die Kinder Listen ab, füllen Arbeitsblätter aus und lernen nach vorgegebenen Plänen, häufig im Gleichschritt. Wer schnell begreift, ist gelangweilt, wer länger braucht, hoffnungslos überfordert. Individueller Blick auf Anstrengung und Fortschritt? Oft Fehlanzeige. Es kommt darauf an, der Beste oder die Beste zu sein. Schwache bleiben draußen, Fehler werden rot angestrichen und Fünfen verteilt. Die unausgesprochene Botschaft: »Tu, was dir aufgetragen wurde – und das möglichst perfekt.« Der heimliche Lehrplan
Unbewusst tragen wir Eltern und auch die Lehrer mit ihren eigenen Schulerfahrungen aus der Vergangenheit zur Schule von heute bei. Eine mindestens ebenso große Rolle spielen aber die Erlebnisse in den Unternehmen und Organisationen, in denen die Mütter und Väter tätig sind. Nur allzu oft sind diese Erfahrungen geprägt von gefesselter Lebendigkeit, wie wir im vorherigen Kapitel gesehen haben. Wer aber immer wieder bestimmte Erfahrungen macht, entwickelt daraus eine bestimmte innere Haltung. Sie prägt Wahrnehmungen, Bewertungen und Entscheidungen. Somit wundert es mich nicht, wenn Eltern Arbeitsblätter und Strafarbeiten fordern – sie haben diese Mechanismen an vielen Stellen erlebt. Ebenso wie hierarchisches Denken, Konkurrenz, Standards, Kontrolle und Regelkonformität – alles Elemente, die den heimlichen Lehrplan von Schulen noch heute prägen. Sie meinen, ich übertreibe? Ich wünschte, Sie hätten recht, aber angesichts so mancher Erlebnisse in den Schulen meiner Kinder und vieler Gespräche mit Eltern befürchte ich, dass meine Beschreibungen nicht überzogen sind. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Tag, als mein Sohn bedrückt aus der Schule kam – am dritten Tag in der Vorschule. Dass die Schuleuphorie so schnell vorbei sein würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Was war passiert? Die Lehrerin hatte eingeführt, dass die Kinder morgens nach Betreten des Klassenraums zu ihr nach vorne kommen und ihr die Hand geben sollten. »Mama, muss ich das machen?«, fragte mein Sohn. »Ich finde das doof.« Hierarchisches Denken, Konkurrenz, Standards, Kontrolle und Regelkonformität – prägen den heimlichen Lehrplan in den Schulen. Nun werden Sie vielleicht sagen, eine freundliche Begrüßung, noch dazu mit einem Händedruck, ist doch etwas sehr Schönes. An sich schon, da bin ich ganz bei Ihnen. Gleichzeitig gab es da offenbar etwas, was bei meinem damals fünfjährigen Sohn das diffuse Gefühl auslöste, dass irgendetwas nicht stimmte. Er fühlte sich sehr unwohl. Es wurde ein längeres Gespräch zwischen Mutter und Sohn, in dessen Verlauf deutlich wurde, dass es in der Tat nicht um die Geste des Händeschüttelns an sich ging. Sondern darum, wie diese Begrüßung von der Lehrerin inszeniert worden war. Mit seinen fünf Jahren brachte es mein Sohn damals ziemlich direkt auf den Punkt: »Die ist doch keine Königin, die auf dem Thron sitzt.« Er fühlte sich durch die Art der Inszenierung klein – und erniedrigt. Dieses Erlebnis hat mir sehr zu denken gegeben. Da wird aus einer an sich schönen und gut gemeinten eine abwertende und erniedrigende Geste. Aus etwas, was ich gerne tue, nämlich jemanden begrüßen, wird eine Verpflichtung. Ich dramatisiere? Es kann schon sein, dass ich an dieser Stelle – ebenso wie offenbar mein Sohn – besonders empfindlich bin. Für mich zeigt diese Geschichte, wie fein und subtil der heimliche Lehrplan wirkt. Wenig später sollte ich einen weiteren Akt im Theaterstück »Heimlicher Lehrplan« erleben, der noch tiefgreifender war: Meine Tochter hatte, wie einige ihrer Mitschüler auch, eine Strafarbeit aufbekommen, weil sie trotz wiederholter Aufforderungen des Klassenlehrers herumliegende Sachen im Klassenraum nicht aufgeräumt hatte. Ich schaute sie mit großen Augen an, als sie mir davon erzählte. Sie sollte allen Ernstes die Hausordnung der Schule abschreiben, weil sie ein Bild aus dem Kunstunterricht nicht weggeräumt hatte? Eine Strafarbeit? Und so etwas kam auch noch von einem jungen, modernen und beliebten Lehrer? Ich verstand die Welt nicht mehr. Als Kind der 1970er-Jahre habe ich in meiner Schulzeit durchaus noch Ausläufer der »Schwarzen Pädagogik« erlebt, aber ich dachte, das sei nun wirklich vorbei. Ich irrte. Wie sehr, dass stellte ich anlässlich des kurz nach dieser Episode stattfindenden Elternabends fest. Das Thema »Strafarbeit« kam zur Sprache, darum hatten offenbar mehrere Eltern – und anderem ich – gebeten. Was ich dann an diesem Septemberabend zu hören bekam, irritierte mich zutiefst. Viele der anderen Eltern freuten sich über die Strafarbeit. »Endlich mal Disziplin!«, war der Tenor der Diskussion, und funktioniert hatte es schließlich auch, der Klassenraum sah am Elternabend picobello aus. Keine Frage, das stimmte. Meistens ist das auch so, dass Strafen – wie auch Belohnungen – den gewünschten Effekt haben, zumindest für eine gewisse Zeit. Doch weshalb ist das so? Belohnungen und Bestrafungen aktivieren Emotionen, das können Neurowissenschaftler inzwischen anhand von Aufnahmen des Gehirns nachweisen. Und wann immer Emotionen im Spiel sind, lernen wir etwas. In diesem Falle, wie wir am besten Belohnungen einheimsen und Bestrafungen vermeiden. In den seltensten Fällen führen solche Anreize aber dazu, dass die Lust steigt, sein Wissen und Können einzubringen und weiter zu entwickeln. Oder die Lust, den Klassenraum aufzuräumen. Ebenso wenig findet eine Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen anderer statt. Dem Lehrer ging es vermutlich um Ordnung im Raum, eine freundliche Lernatmosphäre und vielleicht auch um eine gewisse Anerkennung seines Wunsches und seiner Person. Doch wie finden er und die Kinder einen Weg, seine Bedürfnisse zu erfüllen – und gleichzeitig die der Kinder einzubeziehen? Durch eine...


Silke Luinstra, Jahrgang 1970, studierte Kauffrau, macht Filme, schreibt, redet und moderiert – immer dort, wo in Wirtschaft und Gesellschaft neue Entwicklungen wachsen, die Kraft und Inspiration brauchen. Sie ist Unternehmerin und Gründerin der Initiative AUGENHÖHE, einer lebendigen Community mutiger Pioniere, die in ihren Organisationen Veränderung wagen. Silke ist Norddeutsche mit Leib und Seele und lebt – wie kann es anders sein – in Hamburg. Sie liebt lebendige Städte, kreatives Design und gute Schokolade.
Silke ist Impulsgeberin und Anstifterin. Ihre Geschichten und Thesen öffnen Augen und Geist, ihre Reden inspirieren und ermutigen. Sie redet Klartext ohne zu verletzen. Sie richtet den Blick auf das Positive, ohne die Augen vor Herausforderungen zu verschließen.
Dabei ist klar: Es reicht weder, die Strukturen in Unternehmen zu verändern oder neue Organisationsmodelle einzuführen noch reicht es, das Verhalten der Mitarbeiter und Führungskräfte zu entwickeln. Beides gleichzeitig tut es auch noch nicht, das Geheimnis des Erfolges liegt in dem Wechselspiel dieser Faktoren, davon ist Silke fest überzeugt.
In ihrem ersten Buch verarbeitet sie ihre Erfahrungen der letzten zehn Jahre im Umgang mit innovativen Organisationen und den Menschen, die dort wirken.


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