Lutkat / Schultze | Märchen von Füchsen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Lutkat / Schultze Märchen von Füchsen

Zum Erzählen und Vorlesen

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-86826-342-8
Verlag: Königsfurt-Urania Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Fuchs ist ein wahrhaft märchenhaftes Tier, das in den Volkserzählungen eine große Vielfalt an Funktionen und Bedeutungen übernehmen kann. Dass er in den unterschiedlichsten Kulturen in Geschichten vorkommt, liegt sicher auch daran, dass er als reales Tier weltweit verbreitet ist. Man findet ihn als Wüstenfuchs in den heißesten und als Polarfuchs in den kältesten Zonen. In Märchen und Fabeln ist er häufig schlau und listig, aber manchmal wird er auch überlistet. In den Zaubermärchen ist er geradezu ein magisches Tier und es gibt ihn als zauberkundigen und geheimnisvollen Wegbegleiter der Menschen.
Alle diese Eigenschaften des Fuchses werden in dieser Sammlung von internationalen Märchen spannend und vielfältig vorgestellt.
Die Herausgeber: Sabine Lutkat hat Erziehungswissenschaften, Germanistik und Psychologie studiert. Sie arbeitet freiberuflich in der Erwachsenenbildung mit Vorträgen und Seminaren zu Märchenthemen, als Märchenerzählerin sowie als Reiseleiterin in Irland. Seit 2004 ist sie Präsidiumsmitglied der Europäischen Märchengesellschaft e.V. (EMG), seit 2012 deren Präsidentin.
Wolfgang Schultze ist leidenschaftlicher Sammler von Märchen- und Sagenbüchern (Füchse liegen ihm dabei besonders am Herzen), Mitherausgeber mehrerer regionaler Sagenbücher und war lange Jahre der Schatzmeister der Europäischen Märchengesellschaft.
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Vorwort
Der Fuchs – ein ganz besonderes Tier! Die meisten Lesenden aus unserem Sprachraum werden wohl zuerst an seine Listigkeit und Schläue denken, eine seiner Eigenschaften, für die der Fuchs in den Märchen der Welt bekannt ist. Er überlistet, aber – erstaunlicherweise – wird er auch überlistet. Doch der Fuchs ist viel mehr als ein nur listiges, er ist geradezu ein magisches Tier, vor allem in den Zaubermärchen. Neben den in Füchse verzauberten Menschen gibt es jede Menge Füchse als Wegbegleiter der Märchenheldinnen und -helden, ohne die das Märchenglück schwerlich zu erreichen wäre. Zauberkundig und geheimnisvoll erscheinen diese Füchse. Am mysteriösesten sind die Füchse wohl im fernöstlichen Raum. Vor allem in China und Japan gibt es Füchse, die sich nach Belieben in Menschen verwandeln können, und nicht immer gelingt es, sie als Fuchsmenschen zu erkennen. Die Bandbreite reicht von strafenden Füchsen über hilfreiche Füchse bis hin zu gefährlichen Füchsen, die dem Menschen seine Lebenskraft rauben. Der Fuchs entpuppt sich als ein wahrlich märchenhaftes Tier, das in den Volkserzählungen eine große Vielfalt an Funktionen und Bedeutungen übernehmen kann. Den Fuchs als reales Tier gibt es weltweit. Man findet ihn als Wüstenfuchs (Fenek) in den heißesten und als Polarfuchs in den kältesten Zonen. Literarisch begleitet uns der listige Fuchs durch die Fabeln von Aesop und erscheint bei vielen anderen Fabeldichtern. Goethe hat den schlauen Fuchs mit seiner Dichtung »Reineke Fuchs« weltweit bekannt gemacht. In der neueren Dichtung hat Saint-Exupéry mit seinem Werk »Der kleine Prinz« dem Fuchs ein besonderes Denkmal gesetzt. Der Fuchs darin weiß: »Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.« Ein viel zitierter Satz. Die weltweite Verbreitung im Zusammenhang mit den Lebensgewohnheiten des Fuchses führte dazu, dass dem Fuchs in vielen Regionen menschliche und zauberwirksame Fähigkeiten angedichtet wurden, ganz abgesehen davon, dass er auch, märchentypisch, die menschliche Sprache beherrscht und menschengemäß handelt. Besonders ausgeprägt zeigt sich der verwandlungsfähige Fuchs mit zahlreichen märchentypischen Erzählungen in fernöstlichen Regionen. Hier fand dieses Motiv ebenso Eingang in die klassische Literatur. Zur Verehrung der Füchse wurden früher kleine Tempel auf den Feldern errichtet. Die Wertschätzung des Fuchses als Begleiter der Gottheit Inari führte in Japan zum Schutz dieses Tieres. So lebten die Füchse sicher im Tempelbereich, teils in großer Zahl unter den Tempeln. »Fuchskrankheit« war bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine medizinisch anerkannte Krankheit im fernen Osten, die behandelt wurde. Bei der Fuchskrankheit wurde davon ausgegangen, dass jemand von einem Fuchs besessen sei. Für Anzeichen hielt man, dass sich das Gesicht fuchsähnlich veränderte, dass Schaum vor dem Mund auftrat, aber auch dass jemand plötzlich Fähigkeiten hatte, die er oder sie vorher nicht besaß, wie beispielsweise lesen und schreiben können oder eine andere Sprache beherrschen. »Fuchsberichte« galten im fernen Osten nicht als phantastische Erzählungen, sondern schilderten wirkliche, geglaubte Begebenheiten. In unserem Kulturkreis hat der Fuchs in den Volkserzählungen zwar weniger die Beziehung zur göttlichen Welt als in Fernost, doch darum ist er nicht weniger geheimnisvoll und oft genug gilt er als ein der Anderswelt zugeordnetes Wesen. Hans-Jörg Uther schreibt in der Enzyklopädie des Märchens: »Unterliegt das Bild des Fuchses besonders in Fabel und Tiermärchen extremen Schwankungen in der Wertigkeit, läßt sich eine solche Feststellung kaum für das Zaubermärchen treffen. Hier begegnet der Fuchs vor allem in der Rolle eines dankbaren (hilfreichen) Tieres, und es wird sich nicht leicht ein Tier finden lassen, das ihm an Zahl der Erwähnungen gleichkommt. Dabei spielt der geographische oder historische Fundort des Märchens keine entscheidende Rolle.« (siehe »Verwendete und weiterführende Literatur«: EM Uther, Sp. 468) Unsere Sammlung der Fuchsmärchen beginnen wir in der Welt der Tiere. Die Tiermärchen aus unterschiedlichen Ländern der Welt bieten ein breites Spektrum: Es reicht von ätiologischen Erzählungen (Geschichte des Rotfuchses) über Geschichten freundschaftlicher Beziehungen zwischen Fuchs und anderen Tieren (Der Fuchs und der Sperling, Der Bär, der Wolf, der Fuchs und der Hase auf dem Mediascher Margreti-Jahrmarkt) bis hin zu denen mit der Frage der Wahl eines Liebsten oder einer Liebsten für den Fuchs oder die Füchsin (Die Hochzeit der Frau Füchsin, Wie Meister Reineke sich eine Frau verschaffte). Dass der Fuchs sich mit List Vorteile verschafft, klingt hier bereits an (Füchsleins Triumph, Der Fuchs und der Löwe) wie auch seine zauberischen Fähigkeiten (Der Wettstreit zwischen Dachs und Fuchs). Im nächsten Kapitel geht es um die hilfreichen Füchse in den Märchen. Niemand weiß, woher sie plötzlich auftauchen; sie sind einfach da und helfen ungefragt. Der hilfreiche Fuchs in Vom Conte Piro ist die sizilianische Variante vom »gestiefelten Kater«. Neben dieser Fassung gibt es zahlreiche andere Füchse als Helfer wie in Ösküs-ool und das Füchslein. Obwohl das gleiche Motiv, liest sich diese Erzählung viel ursprünglicher und durchaus fremdartig und hat sich etwas Mythisches erhalten. Weitere Varianten Grimm’scher Märchen sind: Der auf die Probe gestellte Königssohn zu Der goldene Vogel und Der Fischersohn zu Das Meerhäschen. Überaus hilfreich für die Märchenheldin oder den -helden sind die Füchse in den beiden folgenden Märchen dieses Kapitels. In Das räudige Füchslein taucht der Fuchs aus dem Nichts auf und ist nicht nur hilfreich, listig und klug, sondern birgt in seinem Leib auch noch einen magischen Gegenstand. Ebenso vermag der Fuchs in Von der Schlange, die Feuer speit weit mehr als ein normaler Fuchs. Im Märchen Die Fuchsfrau ist die Füchsin zwar überaus hilfreich, dennoch wird ihr ambivalenter Charakter deutlich. Mit den Kapiteln »Der listige Fuchs« und »Der überlistete Fuchs« greifen wir die Eigenschaft auf, die dem Fuchs häufig als Erste zugesprochen wird: die List. Er überlistet im großen Stil alle anderen, sei es nun der Bär (Der Fuchs und der Bär), der Wolf (Vom Wolf, der Füchsin und dem Honigtopfe) oder der Mensch (Der vom Fuchse verhexte Säufer, Der Krieg des Wolfes und des Fuchses). Das Kapitel »Der überlistete Fuchs« wurde absichtlich kurz gehalten, um den positiven Seiten des Fuchses mehr Raum zu lassen. Gemeinsam ist diesen Märchen die Auszeichnung des Gegenübers, dass es ausgerechnet ein so listiges Tier wie den Fuchs überlisten kann. Das gilt besonders für die kleinen Tiere wie Rabe (Die Wildente, der Fuchs und der Rabe) und Henne (Die kleine, rote Henne). Wenn der Mensch den Fuchs hereinlegt, bleibt die Sympathie oft bei den Füchsen (Schlecht belohnte Wohltat, Die genarrten Füchse, Der Fuchs und ein junger Tempelschüler). Das Kapitel »Der dankbare Fuchs« lässt Fuchs oder Füchsin als ein überaus ehrenhaftes Tier erscheinen. Dieser Aspekt findet sich vor allem in den fernöstlichen Märchen. Dabei vergelten die Füchse eine Wohltat bis ins Extrem: Sie leben in Menschengestalt mit dem Mann, bis die rechte Braut auftaucht (Der weiße Fuchs). Sie zeigen sich für Rettung aus Gefangenschaft erkenntlich (Der Fuchs und der gutherzige Beamte). Sie sind im Gegensatz zum Menschen wirklich dankbar (Schlange und Fuchs vergelten eine Wohltat). Sie werden zum besten Freund und Familienmitglied (Der Trinkgefährte) oder leben eine Weile als Partnerin ihres Retters (Prinz Yaschima und seine Gattin). Sie opfern sich für das Leben ihres Retters selbst auf (Die dankbaren Füchse) und sogar ein als gefährlich erscheinendes Fuchsmädchen kennt die Dankbarkeit (Das lachende Mädchen). Der Fuchs hat hier durchaus Vorbildcharakter für edles menschliches Verhalten. Das schönste und zauberhafteste Kapitel, in dem der Fuchs als magisches Wesen noch deutlicher wird als zuvor, steht mit märchenhaftem Achtergewicht fast am Schluss: »Der gestaltwandelnde Fuchs«. Vor allen Dingen die fernöstlichen, sich in Menschen verwandelnde Füchse, meistens Füchsinnen, finden sich hier. Betörend, schön, magisch begabt, manchmal für den Menschen gefährlich – Fuchsgeister, Geisterfüchse sind es, und nur schwer sind sie greifbar. Diese für den östlichen asiatischen Raum so typischen Fuchsgestalten haben dort ebenso Eingang in die Hochliteratur gefunden, und die in den Märchen dieses Kapitels auftauchenden Motive sind seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. So haben wir...


Sabine Lutkat hat Erziehungswissenschaften, Germanistik und Psychologie studiert, ist in der Erwachsenenbildung und als Märchenerzählerin tätig sowie als Reiseleiterin in Irland. Seit 2012 ist sie Präsidentin der Europäischen Märchengesellschaft.


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