Macha-Krau / Schrey-Dern | Emanzipationsgeschichte der Logopädie in Deutschland | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 316 Seiten

Macha-Krau / Schrey-Dern Emanzipationsgeschichte der Logopädie in Deutschland

Wie wir's wurden - wer wir sind

E-Book, Deutsch, 316 Seiten

ISBN: 978-3-8248-9927-2
Verlag: Schulz-Kirchner
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die vorliegende Publikation beschreibt die Geschichte der Logopädie in Deutschland, wie sie sich aus den Anfängen in der Antike über die Neuzeit und die Moderne bis in die Gegenwart entwickelt hat.
Seit über zweitausend Jahren beschäftigen sich Menschen mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen. Zunächst beschrieben historische Persönlichkeiten, die selbst betroffen waren, ihre Probleme und ihre Versuche, sie zu beheben. Therapeutische Ansätze werden erst im 18. Jahrhundert mit Beginn der Aufklärung erkennbar. In Europa entstehen die ersten karitativen Einrichtungen. Aber auch der medizinische Fortschritt beflügelt das Interesse an Sprach- und Sprechstörungen, insbesondere an der Redeflussstörung Stottern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickeln sich bereits erste sprachtherapeutische Konzepte und auf der Agenda therapeutisch interessierter Mediziner und Taubstummenlehrer steht die Versorgung sprachgestörter Patienten. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die Logopädie förmlich auf. Neben sprachtherapeutischen entstehen auch stimmtherapeutische Konzepte. Erste Kliniken und Ambulanzen werden gegründet und internationale Beziehungen aufgebaut - erste Schritte der Logopädie auf dem Weg zu einer Professionalisierung. In Deutschland kommt diese Entwicklung durch den Nationalsozialismus abrupt zum Stillstand. Die Folgen des Dritten Reiches und das damit verbundene unermessliche Leid für Menschen mit einer Sprach- und Sprechstörung, die Vertreibung und Ermordung von jüdischen Therapeut*innen und Ärzt*innen beeinflussen die Logopädie bis heute.
Nach dem 2. Weltkrieg vollzieht sich der Neubeginn in der BRD und der DDR systembedingt sehr unterschiedlich. In der BRD wird ein "medizinischer Hilfsberuf" etabliert, für den 1980 ein Berufsgesetz mit Berufsfachschulstatus verabschiedet wird. In der DDR gibt es unterschiedliche hochschulisch qualifizierte Berufe, die auf Augenhöhe mit Medizinern zusammenarbeiten. Die Wende 1990 hatte eine berufliche Abwertung der in der DDR ausgebildeten Therapeut*innen zur Folge, die bis heute anhält, da auch im Jahre 2021 das Logopädengesetz von 1980 immer noch Geltung hat.
Seit Beginn der 1970er-Jahre hat die Berufsgruppe in der BRD die eigene Professionalisierung konsequent vorangetrieben, unterstützt wurde sie dabei auch durch den 1964 gegründeten Berufsverband ZVL/dbl. Die Forderung nach einer hochschulischen Ausbildung für Logopäd*innen, die bereits 1976, noch vor Inkrafttreten des LogopG, seitens der Berufsgruppe artikuliert wurde, ist auch im Jahre 2021 immer noch aktuell. Allem politischen Widerstand zum Trotz hat sich heute eine eigenständige Logopädie etabliert, die sich in unterschiedlichen Berufsbiografien widerspiegelt. In diesen Zeitzeugnissen wird aber auch die Emanzipation eines Frauenberufs deutlich.
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1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Vorwort;10
3;Danksagung;14
4;Gruß an die Leser*innen;16
5;1 Sprach-, Sprech- und Stimmtherapie in der Antike;18
5.1;1.1 Grundsteinlegung: Die Vorläufer der Sprach-, Sprech- undStimmstörungen in alten Hochkulturen;18
5.1.1;1.1.1 Ägypter und Altinder;19
5.1.2;1.1.2 Das antike Griechenland;20
5.1.3;1.1.3 Rhetorik und Stimmbildung;22
5.1.4;1.1.4 Corpus Hippocraticum;23
5.1.5;1.1.5 Die Pathologie der Sprache und des Sprechens;24
5.1.6;1.1.6 Der griechische Philosoph Aristoteles;24
5.2;1.2 Das Römische Reich;32
5.3;1.3 Die Bibel;36
5.4;Literatur;38
6;2 Sprach-, Sprech- und Stimmtherapie im Mittelalterbis zur Frühen Neuzeit (ca. 6. bis 18. Jahrhundert);40
6.1;2.1 Erste Operationen;40
6.2;2.2 Die Renaissance: Neues Wissen beeinflusst Sprache, Sprechen undStimme;42
6.2.1;2.2.1 Anatomische Erkenntnisse;44
6.2.2;2.2.2 Ärzte entdecken Sprachstörungen;44
6.2.3;2.2.3 Die experimentierfreudige Zeit;46
6.3;Literatur;48
7;3 Aufgeklärt: Neue Erkenntnisse für die Sprach-, SprechundStimmheilkunde;48
7.1;3.1 Grundlagen der modernen Sprachheilkunde;48
7.2;3.2 Samuel Heinicke gründet eine Taubstummenanstalt;50
7.3;3.3 Anna Catharina Elisabeth Heinicke: Eine Frau setzt sich durch;52
7.4;3.4 Stammeln und Stottern werden getrennt beschrieben;54
7.5;3.5 Die medizinischen Therapien;56
7.5.1;3.5.1 Operation des Stotterns und ihre Folgen;56
7.5.2;3.5.2 Elektroschocks und Prothesen;56
7.6;3.6 Didaktische Therapien;58
7.7;3.7 Beginn der Aphasiologie;62
7.8;Literatur;64
8;4 Der Aufbruch: Die Logopädie schlägt Wurzeln(ca. 1830-1930);66
8.1;4.1 Sprachtherapeutische Konzeptbildungen entstehen;68
8.1.1;4.1.1 Das methodisch geordnete Übungsverfahren nachAlbert Gutzmann;70
8.1.2;4.1.2 Die Einrichtung der Stotterheilkurse;72
8.1.3;4.1.3 Die Ausbildung der Therapeuten;74
8.1.4;4.1.4 Die Frühbehandlung;74
8.2;4.2 Versorgung sprachgestörter Menschen;76
8.2.1;4.2.1 Der Beginn der Institutionalisierung;76
8.2.2;4.2.2 Die Berliner und die Wiener Schule;78
8.2.3;4.2.3 Die Logopädin Ernestine Freud gibt Einblicke in ihre Ausbildung;84
8.3;4.3 Stimmtherapeutische Konzeptbildungen entstehen;86
8.3.1;4.3.1 Anfänge der Stimmtherapie;86
8.3.2;4.3.2 Anatomie und Physiologie der Stimme;86
8.3.3;4.3.3 Einfluss der Gesangspädagogik und Sprechstimmbildung;88
8.3.4;4.3.4 Einfluss der Reformpädagogik auf die Stimmbildung;93
8.3.5;4.3.5 Die Phonetik beeinflusst die Stimm- und Sprachheilkunde;98
8.4;4.4 Die Logopädie erhält ihren Namen;100
8.5;Literatur;102
9;5 Logopädie im Nationalsozialismus;107
9.1;5.1 Der Sozialdarwinismus – Wegbereiter einer Vernichtungskampagne;107
9.2;5.2 Gesetzgebung im Dritten Reich;110
9.3;5.3 Zwangssterilisationen;114
9.3.1;5.3.1 Zwangssterilisationen bei Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten;114
9.3.2;5.3.2 Zwangssterilisationen bei Sprach- und Sprechstörungen;114
9.4;5.4 Der Weg zur Euthanasie;126
9.5;5.5 Die Vertreibung und Ermordung jüdischer Ärzt*innen undTherapeut*innen;128
9.6;5.6 Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Entwicklung derLogopädie und Sprachheilpädagogik;130
9.7;Literatur;132
10;6 Der Neuanfang :Logopädie in der Bundesrepublik Deutschlandund in der Deutschen Demokratischen Republik;134
10.1;6.1 Der Aufbau in der Bundesrepublik;134
10.1.1;6.1.1 Vorläufer der logopädischen Ausbildung;136
10.1.2;6.1.2 Die Gründung der ersten Lehranstalt;140
10.1.3;6.1.3 Die Verberuflichung der Logopädie;144
10.2;6.2 Der Aufbau des Sprachheilwesens in der DDR;152
10.2.1;6.2.1 Antifaschistisch-demokratische Schulreform und die Ausbildung von Sonderpädagogen;152
10.2.2;6.2.2 Die sonderpädagogischen Beratungsstellen;154
10.2.3;6.2.3 Das Gesetz über das einheitliche Bildungssystem;154
10.2.4;6.2.4 Früherkennung, Früherfassung und Frühbehandlung;156
10.2.5;6.2.5 Gesellschaftlich-ideologische Forderungen an Sprachheilpädagogen;156
10.2.6;6.2.6 Die wissenschaftliche Entwicklung;158
10.3;6.3 Die Wende: Ihre Folgen für die Logopädie;162
10.3.1;6.3.1 Anerkennung der Berufsabschlüsse;162
10.3.2;6.3.2 Berufstätigkeit und Versorgungslage;164
10.3.3;6.3.3 Die Wende im Spiegel von Zeitzeug*innen;168
10.4;Literatur;180
11;7 Vom Hilfsberuf zur Profession;182
11.1;7.1 Tätigkeit als Heilhilfsberuf in der BRD;184
11.2;7.2 Logopäd*in „Gesundheitsberuf – Gesundheitsfachberuf – Heilberuf“?;188
11.3;7.3 Der Weg zur Professionalisierung;196
11.3.1;7.3.1 Systematisierung des Wissens;196
11.3.2;7.3.2 Autonomie, Selbstverwaltung, Interessenvertretung;218
11.3.3;7.3.3 Verbindlicher Ethikkode;220
11.3.4;7.3.4 Hochschulausbildung;226
11.3.5;7.3.5 Hohes Berufsprestige und hohes Einkommen;246
11.3.6;7.3.6 Forschung;250
11.4;Literatur;256
12;8 Professionelles Selbstverständnis und berufliche IdentitätVersuch einer Standortbestimmung;264
12.1;8.1 Logopädisches Selbstverständnis und berufliche Identität;264
12.2;8.2 Professionelles Selbstverständnis im Spiegel von Berufsbiografien;268
12.2.1;8.2.1 Persönlichkeiten mit Einfluss auf die eigene Berufsbiografie;270
12.2.2;8.2.2 Persönlichkeiten mit Einfluss auf die Professionsentwicklung;288
12.3;8.3 Luise Springer – Eine Ausnahmelogopädin;294
12.4;Literatur;296
13;Anhang;298
13.1;Abkürzungsverzeichnis;300
13.2;Abbildungsverzeichnis;304
13.3;Teilstrukturierte Interviews;310
13.4;Personenregister;312
14;EXKURS 1: Die Bedeutung von Stimme und Stimmbildung für das Theater;28
15;EXKURS 2: Das Ambulatorium fürStimm- und Sprachkrankean der Charité;80
16;EXKURS 3: Den Opfern ein Gesicht geben;120
17;EXKURS 4: Behandlergruppen im Bereich Logopädie/Sprachtherapie;190
18;EXKURS 5: Vom ZVL zum dbl: Etappender Professionalisierung desVerbandes;210
19;EXKURS 6: CPLOL (Comité Permanent deLiaison des Orthophonistes/Logopèdes): Vive l'Europe! –Long live Europe!;222
20;EXKURS 7: Berufsgesetz;231


Schrey-Dern, Dietlinde
Dietlinde Schrey-Dern studierte Romanistik und Erziehungswissenschaften an der RWTH Aachen, absolvierte das 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium, arbeitete als Assistentin im Fachbereich Romanistik an der GHS Paderborn und als wissenschaftl. Mitarbeiterin am Landesinstitut für Lehrerfort- und Weiterbildung des Landes NRW. Seit 1986 ist sie staatl. anerk. Logopädin. Von 1987 bis 2007 arbeitete sie als Lehrlogopädin an der Lehranstalt für Logopädie des UK Aachen in den Fachbereichen Laryngektomie und Kindersprache sowie als Dozentin für Pädagogik, Psycholinguistik und Linguistik mit Schwerpunkt Morphologie-Syntax. Sie war Lehrbeauftragte im Studiengang Lehr- und Forschungslogopädie der RWTH Aachen und Dozentin an der FH Joanneum Graz sowie Referentin für Sprachförderung in der dbl-Geschäftsstelle. Seit 1992 ist sie Mitherausgeberin die Fachbuchreihe "Forum Logopädie" beim Thieme Verlag.
Seit 1988 hat sie zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten für den Deutschen Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) wahrgenommen: Delegierte des dbl beim CPLOL, von 1993-2005 Vorstandsmitglied im CPLOL (Vizepräsidentin, Präsidentin); Mitarbeit in den dbl-Gremien, AG Europa/BKIB und AG Fachhochschule; dbl-Vorstandsmitglied: Beisitz Europa (1992-1996), Vizepräsidentin (1996-1997); Präsidentin (1997-2001; 2014-2017); Leitlinienbeauftragte des dbl im Bereich Sprachentwicklungsstörungen bei der AWMF. Im Januar 2016 initiierte sie die Gründung des Arbeitskreises (AK) Berufsgesetz, deren Sprecherin sie seit 2018 ist.

Macha-Krau, Heidrum
Heidrun Macha-Krau studierte Rehabilitationspädagogik und Kommunikationswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist staatl. anerk. Logopädin und Diplom-Pädagogin und promovierte an der Universität Bielefeld im Fach Pädagogik. Seit 1976 arbeitet sie als niedergelassene Logopädin in einer Gemeinschaftspraxis. Im Fachbereich Klinische Linguistik der Universität Bielefeld ist sie seit vielen Jahren als Lehrbeauftragte tätig. Von 1991 bis 1995 war sie Mitglied im Vorstand des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl) und anschließend Arbeitsgruppenleiterin im dbl für die AG Fachhochschule. Heidrun Macha-Krau ist Autorin mehrerer Veröffentlichungen zur Geschichte der Logopädie, der Frauenarbeit und Professionalisierung.


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