Mann / Bernsmeier | Lektüreschlüssel. Thomas Mann: Buddenbrooks | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 96 Seiten

Reihe: Reclam Lektüreschlüssel

Mann / Bernsmeier Lektüreschlüssel. Thomas Mann: Buddenbrooks

Reclam Lektüreschlüssel

E-Book, Deutsch, 96 Seiten

Reihe: Reclam Lektüreschlüssel

ISBN: 978-3-15-950449-0
Verlag: Reclam Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Lektüreschlüssel erschließt Thomas Manns 'Buddenbrooks'. Um eine Interpretation als Zentrum gruppieren sich 10 wichtige Verständniszugänge: * Erstinformation zum Werk * Inhaltsangabe * Personen (Konstellationen) * Werk-Aufbau (Strukturskizze) * Wortkommentar * Interpretation * Autor und Zeit * Rezeption * 'Checkliste' zur Verständniskontrolle * Lektüretipps mit Filmempfehlungen

Helmut Bernsmeier ist promovierter und habilitierter Deutschlehrer sowie Studien- und Schulleiter im Ruhestand. Zu Thomas Mann: Thomas Mann (6.6.1875 Lübeck - 12.8.1955 Zürich), 'Chronist der Dekadenz' und jüngerer Bruder des Schriftstellers Heinrich Mann, ist der bedeutendste Vertreter des deutschsprachigen bürgerlichen Romans vom 'Fin de Siècle' bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Mann entscheidet sich für die Laufbahn als Schriftsteller, nachdem die Firma des verstorbenen Vaters, eines Senators und Kaufmanns, liquidiert wird und der junge Thomas Mann ein Volontariat bei einem Versicherungsunternehmen abgebrochen hat. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ins Exil getrieben, lebt Mann in der Schweiz, seit dem 'Anschluss' Österreichs an Deutschland 1938 in den USA. 1952 zieht er nach Zürich, wo er drei Jahre später stirbt. Einen großen Einfluss auf Manns Gesamtwerk kann der nihilistischen Philosophie Friedrich Nietzsches zugeschrieben werden, in deren Spannungsfelder ?Musik und Rausch? sowie ?Krankheit und Niedergang? sich Thomas Manns Erzählkunst entfaltet. Bereits in seinem Erstling 'Die Buddenbrooks', für den er 1929 den Literaturnobelpreis erhält, schildert Mann den Verfall einer großbürgerlichen Familie. In seinen Novellen wie 'Tonio Kröger', 'Der Tod in Venedig' oder 'Tristan' sowie in seinen Romanen 'Der Zauberberg' oder 'Doktor Faustus' formuliert Mann einen aus Nietzsches Lehren abgeleiteten Gegensatz von leidendem Künstler und vitalem Bürgertum aus, der als Prinzip der Künstlerproblematik bekannt ist.
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Weitere Infos & Material


1;1. Erstinformation zum Werk;6
2;2. Inhalt;7
3;3. Personen;24
4;4. Werkaufbau;39
5;5. Wort- und Sacherläuterungen;48
6;6. Interpretation;58
7;7. Autor und Zeit;72
8;8. Rezeption;82
9;9. Checkliste;90
10;10. Lektüretipps;93
11;Anmerkungen;95

1. Erstinformationen zum Werk
2. Inhalt
3. Personen
4. Werkaufbau
5. Sprache und Stil 6. Interpretation
7. Autor und Zeit
8. Rezeption
9. Checkliste zur Verständniskontrolle
10. Lektüretipps mit Filmempfehlungen


3. Personen
Johann Buddenbrook (der Ältere) ist Großkaufmann in der Hansestadt Lübeck und besitzt einen Getreidehandel. Ihm verdankt die Familie Buddenbrook ihren Reichtum, hatte er es doch als Getreidehändler und Lieferant des preußischen Heeres zu enormem Wohlstand gebracht. In erster Ehe war er verheiratet mit der von ihm sehr geliebten Josephine, die aber bei der Geburt des Sohnes Gotthold starb, weshalb der Vater seinen ältesten Sohn als den »ruchlosen Zerstörer seines Glückes« ansah (55). Seine zweite Frau Antoinette, geborene Duchamps, ehelichte er aus Vernunftgründen. Ihren Sohn ließen sie auf den Vornamen des Vaters taufen, er wird aber Jean genannt. Als die Romanhandlung im Jahr 1835 einsetzt, ist Johann Buddenbrook senior siebzig Jahre alt. Mit seiner Selbstbewusst- und Aufgeklärtheit ist er ein typischer Vertreter des Großbürgertums im späten 18. Jahrhundert, ein talentierter und dynamischer Kaufmann, dem alles, was er nicht durch Vernunft erfassen und erklären kann, fremd ist. Deshalb sieht er die Religiosität im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern als eine Äußerlichkeit an. Obwohl Johann oft französische Floskeln als Einsprengsel verwendet, ist seine Sprache geprägt vom niederdeutschen und hochdeutschen Idiom. Napoleon und der bürgerlich-konstitutionellen Juli-Monarchie in Frankreich gilt seine politische Sympathie. Aber trotz seines fortschrittlichen und demokratischen Denkens bleibt seine Innenwelt vom konservativen Patriziertum geprägt. Bevor er siebenundsiebzigjährig 1842 stirbt, legte er die Firma in die Hände von Jean. Dieses patriarchalische Familienoberhaupt ähnelt dem Urgroßvater des Autors, Johann Siegmund Mann (1761–1848), der seinem Sohn den Leitspruch der Familie weiter gab: »Mein Sohn, arbeite gerne am Tage, aber mache auch nur solche Geschäfte, daß wir die Nächte ruhig schlafen können.«1 Diese Maxime greift der Autor als Motiv in Buddenbrooks auf. Antoinette Buddenbrook, geb. Duchamps, die zweite Frau von Johann Buddenbrook dem Älteren, stammt aus einer Hamburger Familie. Sie stirbt ebenso wie ihr Mann im Jahr 1842. Johann Buddenbrook jun. (genannt Jean) ist Johanns und Antoinettes Sohn aus zweiter Ehe. Als Kaufmann erbt er die Getreidefirma seines Vaters. Sein Tätigkeitsfeld erstreckt sich auch auf das Gebiet der Politik: In der Freien Hansestadt Lübeck bekleidet Jean das Amt eines Konsuls. Jeans Geburtsjahr lässt sich aus dem Roman nicht genau entnehmen, um Ostern 1842 ist er Mitte vierzig. Er altert früh und stirbt im September des Jahres 1855. »Er hatte die ein wenig tief liegenden, blauen und aufmerksamen Augen seiner Vaters« (9), seine Gesichtszüge sind ernst, seine Religiosität ist geprägt vom strengen Puritanismus, was sich besonders in seiner Sparsamkeit und der Maxime zeigt, das Individuum habe sich allgemeinen Pflichten unterzuordnen. Selbst bezeichnet er sich als einen christlichen Menschen, »als Mensch von religiösem Empfinden« (27). Dass sich dieser nüchterne Geschäftsmann von Äußerlichkeiten blenden lässt, zeigt sich bei der Auswahl des Schwiegersohnes Grünlich für die Tochter Tony. Hierbei wird deutlich, dass persönliche Bedürfnisse für ihn keine Rolle spielen, weshalb er die Empfindungen der Tochter zugunsten materieller Erwägungen nicht beachtet. Nach dem Scheitern von Tonys Ehe bereut er seinen Schritt zwar aufrichtig, ist sich aber gleichwohl keiner Schuld bewusst (216). Bei seiner Heirat mit Elisabeth Kröger (genannt Bethsy), standen geschäftliche Interessen im Vordergrund, winkte der Firma doch eine »stattliche Mitgift«. Jean verehrt dennoch seine Frau Bethsy »als die ihm von Gott vertraute Gefährtin« (54). Nach dem Tod des Ehemanns verstärkt sich bei der Witwe ihr religiöses Empfinden. Tischgebete waren im Haus Buddenbrook immer schon üblich gewesen, aber die alternde Frau setzt die Sitte durch, morgens und abends mit der Familie und den Dienstboten einen Bibelabschnitt zu lesen sowie Pastoren und Missionare zu »gottgefälligen Gesprächen« (241) ins Haus einzuladen. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor: Thomas, Antonie, genannt Tony, Christian und Clara. Thomas Buddenbrook, ältester Sohn von Johann Buddenbrook junior, ist die eigentliche Hauptfigur des Romans. Er wird bereits zu Beginn des Romans als Neunjähriger mit seinen jüngeren Geschwistern Tony und Christian und dem Hinweis vorgestellt, er habe keine schönen Zähne, ähnele aber »in den Augen und der Gesichtsform stark seinem Großvater« (16). Ein Freund der Familie fällt am Anfang des Romans das treffende Urteil, der Knabe solle ohne Zweifel Kaufmann werden. Im Vergleich zum Bruder Christian, den man als launenhaft und als »Tausendsassa« bezeichnet (15), legt Thomas ein angenehmes Benehmen an den Tag. Mit seinem herzlichen Lachen zeigt er Sympathie und eine erfrischende Munterkeit. Zwei Seiten seines Charakters bilden einen unlösbaren Zwiespalt: Einerseits repräsentiert Thomas nach außen als engagierter und intelligenter Geschäftsmann die Firma und als vernunftbetonte Politikerpersönlichkeit – Thomas Buddenbrook wird Senator – die Hansestadt Lübeck, andererseits wachsen sich mangelndes Selbstvertrauen und eine Depression aus, die in seinem Inneren zu einem von Kraftlosigkeit geprägten Erschöpfungszustand führen. Gegen Ende seines Lebens treiben ihn Zweifel und Bedenken, die ihn daran hindern, seine bürgerliche Existenz mit seiner psychischen Beschaffenheit in Übereinstimmung zu bringen. In seinen letzten Jahren leidet der Konsul an Erschöpfungserscheinungen und reizbarer Nervosität. Prekär entwickelt sich auch das Verhältnis zu seiner Frau Gerda und dem geliebten Sohn Hanno. So leidet er unter Eifersuchtsgefühlen, als er wahrnimmt, wie vertraulich Gerda mit einem Leutnant in seinem Hause musiziert. Die Erwartungen, die er in seinen Sohn setzt, vermag dieser nicht zu erfüllen, was eine zunehmende Entfremdung zur Folge hat. Thomas nimmt in späteren Jahren immer deutlicher die Rolle eines Schauspielers ein, der in der Öffentlichkeit sein Ansehen durch das Tragen einer Charaktermaske aufrecht zu halten weiß. Er legt deshalb übersteigerten Wert auf sein Äußeres, während seine Kraft nachlässt und seine Seele leidet. Trotz innerer Verödung versucht Thomas den äußeren Schein von Entschlossenheit aufrechtzuerhalten und seine Hinfälligkeit zu verbergen. Gegen Ende des Romans wird der Leser mit Thomas’ inneren Erlebnissen konfrontiert. Sein metaphysisches Bedürfnis angesichts der sich entwickelnden Todesgedanken und seine Suche nach Tröstung verstärken sich immer mehr und führen zur intensiven Lektüre eines philosophischen Textes, der ihn sehr ergreift. Aus der hier thematisierten Auseinandersetzung mit dem Tod als Befreiung entwickelt sich bei Thomas jedoch eine starke Lebensbejahung: »Ich werde leben!«, und er schwört »sich einen teuren Eid, dies ungeheure Glück niemals fahren zu lassen«, obwohl ihm sogleich die Unausführbarkeit dieses Vorsatzes bewusst wird (659). Von seiner Entschlusskraft bleibt am Ende nichts übrig. Nach einer misslungenen Zahnbehandlung bricht er später auf einer verschmutzten Straße zusammen. Auf dem Höhepunkt seiner politischen Laufbahn stirbt der Senator Thomas Buddenbrook kurz darauf im Alter von neunundvierzig Jahren an den Folgen einer Zahnentzündung. Für die Figur des Thomas Buddenbrook stand dem Autor der eigene Vater als Vorbild vor Augen. So zeigt Thomas große Ähnlichkeiten mit Thomas Johannes Heinrich Mann, der im Alter von dreiundzwanzig Jahren die väterliche Getreidefirma übernahm und in Lübeck ebenfalls eine erfolgreiche politische Laufbahn einschlug. Nach seiner Wahl in die Bürgerschaft und den Senat der Stadt bekleidete der Vater, wie auch die literarische Figur, als geschätzter und populärer Politiker den angesehenen und einflussreichen Posten des stellvertretenden Bürgermeisters. Mit seiner Gattin Julia da Silva Bruhns hatte Thomas Johannes Heinrich Mann drei Söhne, Heinrich, Thomas und Viktor, sowie die beiden Töchter Julia und Carla. Vor seinem Tod im Jahr 1891 legte er wie auch die Romanfigur Thomas Buddenbrook im Testament die Liquidation des traditionsreichen Betriebs fest. Christian Buddenbrook, zweiter Sohn von Johann Buddenbrook jun. und Bruder von Thomas, wird 1828 geboren. Christian wird schon zu Beginn des Romans als »Tausendsassa« bezeichnet, als sprachgewandt, witzig und »brillant veranlagt« (15). Seine Schwäche für das Theater sowie sein Hang zu einem unbürgerlichen Leben sind schon früh ausgeprägt. Ihm gelingt es aber nicht, vollends in den Bereich des Künstlertums hinüberzuwechseln. Mit seinem spielerischen und parodistischen Talent bleibt er als Künstler ein Dilettant, der zur Selbstbeobachtung und Hypochondrie...


Helmut Bernsmeier ist promovierter und habilitierter Deutschlehrer sowie Studien- und Schulleiter im Ruhestand.

Zu Thomas Mann:
Thomas Mann (6.6.1875 Lübeck – 12.8.1955 Zürich), "Chronist der Dekadenz" und jüngerer Bruder des Schriftstellers Heinrich Mann, ist der bedeutendste Vertreter des deutschsprachigen bürgerlichen Romans vom "Fin de Siècle" bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Mann entscheidet sich für die Laufbahn als Schriftsteller, nachdem die Firma des verstorbenen Vaters, eines Senators und Kaufmanns, liquidiert wird und der junge Thomas Mann ein Volontariat bei einem Versicherungsunternehmen abgebrochen hat. Durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ins Exil getrieben, lebt Mann in der Schweiz, seit dem "Anschluss" Österreichs an Deutschland 1938 in den USA. 1952 zieht er nach Zürich, wo er drei Jahre später stirbt.
Einen großen Einfluss auf Manns Gesamtwerk kann der nihilistischen Philosophie Friedrich Nietzsches zugeschrieben werden, in deren Spannungsfelder ›Musik und Rausch‹ sowie ›Krankheit und Niedergang‹ sich Thomas Manns Erzählkunst entfaltet. Bereits in seinem Erstling "Die Buddenbrooks", für den er 1929 den Literaturnobelpreis erhält, schildert Mann den Verfall einer großbürgerlichen Familie. In seinen Novellen wie "Tonio Kröger", "Der Tod in Venedig" oder "Tristan" sowie in seinen Romanen "Der Zauberberg" oder "Doktor Faustus" formuliert Mann einen aus Nietzsches Lehren abgeleiteten Gegensatz von leidendem Künstler und vitalem Bürgertum aus, der als Prinzip der Künstlerproblematik bekannt ist.


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