Marwitz | Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 478 Seiten

Marwitz Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie

Grundlagen und Praxis

E-Book, Deutsch, 478 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2480-4
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Durchführung zieloffener verhaltenstherapeutischer Gruppen, bei denen die individuellen Anliegen der Gruppenteilnehmer im Vordergrund stehen, erfordert den Einsatz ganz unterschiedlicher Methoden, was aufseiten des Gruppenleiters ein hohes Maß an Flexibilität und Kompetenz voraussetzt. Dieses Buch gibt Psychotherapeuten einen Leitfaden für die Arbeit in zieloffenen Gruppen im stationären und ambulanten Setting an die Hand.
Das Buch stellt zunächst empirische Befunde zur Effektivität gruppentherapeutischer Verfahren dar. Ausführlich wird dabei auf die Bedeutung der Gruppendynamik, therapeutischer Wirkfaktoren sowie auf das Verhalten und die Einflussmöglichkeiten des Gruppenleiters eingegangen. Anhand von konkreten Handlungsanweisungen und Fallbeispielen wird anschließend praxisorientiert das für die Leitung zieloffener Gruppen erforderliche Wissen aufgezeigt. Dabei geht es u.?a. um die adäquate Zusammenstellung von Gruppen, um die Förderung einer konstruktiven Kommunikation zwischen den Gruppenteilnehmern, um den gezielten Einsatz strukturierter Aktivitäten sowie um die Arbeit mit einem Fokuspatienten mithilfe unterschiedlicher psychotherapeutischer Methoden. Weiterhin wird auf den Umgang mit schwierigen Therapiesituationen, z.?B. bei Konflikten innerhalb der Gruppe oder bei einem Therapieabbruch, eingegangen.
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Zielgruppe


Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psychologen, Psychologische Berater, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Verhaltenstherapeutische Gruppentherapie;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;9
2;Einführung;15
3;1Wirksamkeit von Gruppentherapie;23
3.1;1.1Die Effektivität gruppentherapeutischer Behandlung;23
3.2;1.2Die Effektivität von Einzel- und Gruppenpsychotherapie im Vergleich;25
3.3;1.3Gruppenpsychotherapie als Komponente eines multimodalen Therapieprogrammes;29
3.4;1.4Die Effektivität unterschiedlicher Formen von Gruppenpsychotherapie;30
3.5;1.5Unerwünschte Nebenwirkungen;32
3.6;1.6Zusammenfassung und Konsequenzen für die Praxis;35
4;2Die Magie der Gruppe: Wirkfaktoren der Gruppenpsychotherapie;37
4.1;2.1Das Konzept der therapeutischen (Wirk-)faktoren;37
4.2;2.2Effekte von Gruppentherapie;38
4.3;2.3Die Bedeutung formaler Veränderungstheorien;41
4.4;2.4Die Bedeutung von Kleingruppenprozessen;43
4.5;2.5Der Gruppenleiter;79
4.6;2.6Patientenmerkmale;95
4.7;2.7Struktur und Setting;101
5;3Gruppentherapeutische Verfahren;119
5.1;3.1Merkmale unterschiedlicher Gruppentherapie­verfahren;119
5.2;3.2Zwei unterschiedliche „Therapiewelten“;123
5.3;3.3Verhaltenstherapeutische Gruppen;136
5.4;3.4Lernen in Gruppen;148
6;4Die Durchführung zieloffener Gruppen;153
6.1;4.1Anliegenbezogene verhaltenstherapeutische Gruppentherapie (AVG);153
6.2;4.2Struktur und Ablauf der AVG;154
6.3;4.3Die Wissens- und Fertigkeitenpyramide des Gruppentherapeuten;163
7;5Schaffen günstiger Ausgangsbedingungen;171
7.1;5.1Der „Eingangsbereich“;171
7.2;5.2Die erste Ebene: Theoretische und praktische Fertigkeiten der Prozesssteuerung;180
8;6Die zweite Ebene: Vorgegebene Themenbearbeitung;255
8.1;6.1Indikation und Durchführung strukturierter Aktivitäten – Aufgaben, Übungen und Interaktionsspiele;255
8.2;6.2Der Einsatz strukturierter Aktivitäten in der Anfangsphase der AVG;266
8.3;6.3Weitere strukturierte Aufgaben und Interaktionsspiele für die AVG;283
9;7Die dritte Ebene: Die Arbeit mit einem Fokuspatienten;309
9.1;7.1Der Ablauf einer Sitzung und die Formulierung von Anliegen;310
9.2;7.2Durchführung der Orientierungsrunde und Sammeln von Anliegen;310
9.3;7.3Die Auswahl des Fokuspatienten;314
9.4;7.4Die Bearbeitung von Anliegen;316
10;8Spezifische Methoden für die Problembearbeitung;333
10.1;8.1Verhaltenstherapeutische Methoden in der AVG;338
10.2;8.2Systemaufstellungen;363
10.3;8.3Methoden, die die Gruppe als sozialen Mikrokosmos definieren;387
10.4;8.4Abschiedsrituale in halboffenen Gruppen;408
10.5;8.5Die Auswahl der Methode;412
11;9Der Umgang mit schwierigen Gruppen­situationen;417
11.1;9.1Die Gruppenmitglieder bringen keine Themen ein;419
11.2;9.2Ein Patient reagiert mit intensivem Emotionsausdruck;422
11.3;9.3Der Gruppentherapeut wird kritisiert;432
11.4;9.4Konflikte zwischen den Gruppenmitgliedern;441
11.5;9.5Ein Patient bricht die Therapie ab oder kann diese nicht beenden;449
12;10Einige Anmerkungen zum Abschluss;457
13;Literatur;461
14;Sachregister;473


1 Wirksamkeit von Gruppentherapie (S. 21-22)

1.1 Die Effektivität gruppentherapeutischer Behandlung

Handelt es sich bei der Gruppentherapie um ein effektives Behandlungsverfahren zur Therapie psychischer Störungen? Angesichts der mächtigen Dynamik, die Gruppen entfalten können, ist man geneigt, diese Frage intuitiv mit Ja zu beantworten. Dennoch stellt sich die Frage: Effektiv im Vergleich mit was? Im Vergleich zu einer Wartezeit vor Beginn der Therapie? Einer Wartelistenkontrollgruppe oder einer aktiven Kontrollgruppe? In Bezug auf Einzeltherapie? Bezogen auf eine Symptomreduktion, der sozialen Anpassungsfähigkeit oder dem Klima und der Produktivität der Gruppenarbeit?

Die ersten Überblicksarbeiten zu dieser Thematik wurden in den 1940er Jahren publiziert. Allerdings lieferten sie kaum klare Aussagen, da es den wenigen damals vorliegenden Primärstudien sowohl an konzeptueller Klarheit (z. B. Was macht Gruppentherapie überhaupt aus?) und methodische Qualität mangelte (vgl. Fuhriman & Burlingame, 1994). Erst in den 1960er Jahren lagen ausreichend gruppentherapeutische Studien vor, sodass aussagekräftigere Literaturreviews möglich wurden. Eine häufig zitierte und methodisch sorgfältig angelegte Überblicksarbeit ist beispielweise diejenige von Mann (1966), der zu einer positiven Einschätzung hinsichtlich der Effektivität von Gruppentherapie gelangt: Unabhängig von dem angewandten gruppentherapeutischen Verfahren und den verwendeten Messinstrumenten sprechen annähernd 45 % der in den Primärarbeiten angegeben statistischen Vergleiche für die Wirksamkeit gruppentherapeutischer Verfahren.

Durch Verbesserung der methodischen Standards und der Etablierung von randomisiert- kontrollierten Therapiestudien als Goldstandard sowie der Zunahme von durchgeführten Studien konnten diese dann ab den 1980er Jahren in Form von Metaanalysen zusammengefasst und durch die Berechnung von Effektstärken in ihrer Wirksamkeit bewertet werden. Inzwischen wurden mehr als zwei Dutzend Metaanalysen veröffentlicht, welche die Wirksamkeit von Gruppenpsychotherapien klar bestätigen. Dabei liegen die ermittelten Effektstärken (berechnet über den Vergleich von Therapie- zu Kontrollgruppe) in einer Größenordnung von .70 bis .90 (vgl. auch Tab. 1) und gleichen damit denjenigen, die im Zusammenhang mit der generellen Effektivität von Psychotherapie veröffentlicht wurden (z. B. Smith, Glass & Miller, 1980; Lambert, 2013). Auch Grawe, Donati und Bernauer (1994) kommen in ihrer methodisch anspruchsvollen Arbeit zur Effektivität von Psychotherapie zu einer vergleichbaren Einschätzung: „In einer großen Anzahl der von uns analysierten Therapiestudien wurden die Therapien in Gruppen durchgeführt, auch wenn es überhaupt nicht um die Behandlung zwischenmenschlicher Probleme ging. Die Therapieeffekte waren in der Regel mindestens gleich gut wie bei der Behandlung im Einzelsetting“ (Grawe et al., 1994, S.?706). Fuhriman und Burlingame (1994) kamen in ihrem Literaturüberblick aus dem gleichen Jahr zu einer ähnlichen Schlussfolgerung: : „… the general conclusion to be drawn from some 700 studies that span the past two decades is that group format consistently produced positve effects with diverse disorders and treatment models“ (S.?15).

Während bis in die 1980er Jahre hinein die meisten der untersuchten Gruppen störungsübergreifend konzipiert waren („transdiagnostisch“; vgl. Sipos & Schweiger, 2013), hat sich der Fokus der Gruppentherapieforschung seit den 1990er Jahren auf störungsspezifische Gruppen verlagert. Dies ist unter anderem auch auf die Notwendigkeit zurückzuführen, ökonomische und dabei zugleich möglichst effiziente Therapieverfahren zu entwickeln (Dies, 1994). In den letzten zwei Jahrzehnten wurden entsprechend eine ganze Reihe von Metaanalysen durchgeführt, die sich (auch) auf die gruppentherapeutische Behandlung spezifischer Störungsbilder beziehen (z. B. für Depression: McDermut, Miller & Brown, 2001; für Panikstörungen: Sánchez-Meca, Rosa-Alcázar, Marin-Martinez & Gómez-Consea, 2010; für Essstörungen: Vocks et al., 2010).


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