Maximini / Pilster / Sasse | in_between 2021 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Maximini / Pilster / Sasse in_between 2021

Konferenzband

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-7557-2527-5
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



in_between ist eine Plattform für den Austausch über Führung und Zusammenarbeit von morgen. Die erste gleichnamige Konferenz fand am 19./20. Mai 2021 in einem virtuellen Format statt. Mehr als 40 Speaker:innen und 120 Teilnehmer:innen nahmen an dem Event teil. Der Konferenzband zur in_between 2021 richtet sich an alle, die sich für zukünftige Führung und Zusammenarbeit interessieren. Mit einer Auswahl von Beiträgen zum Nachlesen und einem Vorwort von Wolf Lotter bietet er Impulse und Inspiration zu den Handlungsfeldern Dazwischen, Zusammenhänge und Balance.

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Zwischen Baum und Borke
Die Transformationssafari für Fortgeschrittene
Wann immer ich in Bewerbungsgesprächen gefragt wurde, was der rote Faden meines Lebenslaufs sei, musste ich antworten: Veränderung. Ich habe mir vor kurzem den Spaß gemacht und habe zusammengezählt, an wie vielen Orten ich schon gewohnt habe, das heißt an wie viele Adressen man mir schon Post geschickt hat. Es waren 14 Postadressen in 37 Jahren. Im Schnitt bin ich also alle 2,8 Jahre umgezogen. Zwischen den beiden geografisch entferntesten Punkten meines Lebens liegen 1.800 km, kurzzeitige Auslandseinsätze während meiner Berufslaufbahn nicht mitgezählt. Mich im Raum und auch zwischen verschiedenen physischen und gedanklichen Räumen zu bewegen, macht mir Freude und hält mich gelenkig und geschmeidig im Kopf. Ich finde es spannend, neue Räume zu entdecken, wenn auch nicht immer einfach oder wenig anstrengend. Immerhin wollte ich als Kind ganz dringend Astronautin werden und die unentdeckten Weiten des Alls erkunden. Was daraus geworden ist, beziehungsweise warum das nichts geworden ist: das ist eine Geschichte für einen anderen Anlass. Bevor wir uns aber zu neuen Ufern aufmachen, um neue Räume zu entdecken, hält zunächst ein eher schmerzender Schritt Einzug: Wir brechen auf und trennen uns von Bestehendem. Das ist kein leichter Schritt, von dem 10-Meter-Brett des Lebens in das unbekannte Wasser zu springen und oftmals nicht genau zu wissen, wie tief nun das Becken ist, auf das man kopfüber rast. Und in diesem Punkt, als man schon abgesprungen ist, aber noch nicht angekommen, da fühlen wir uns häufig etwas mulmig. Denn es ist schon sehr undurchsichtig, wenn das Alte nicht mehr oder schon losgelassen ist – das Neue jedoch noch nicht griffbereit oder noch nicht richtig bekannt ist. Genau diesen Zustand nenne ich „das Dazwischen“. Das Dazwischen fühlt sich an wie zwischen Tür und Angel, wie zwischen Baum und Borke, wie die Dämmerung zwischen Nacht und Tag, wie der Moment zwischen dem Einatmen und dem Ausatmen. Für viele von uns fühlt sich das ganz schön atemlos an, oder zumindest schwer verständlich. Was soll denn schon zwischen Baum und Borke außer Borkenkäfern an Interessantem zu finden sein? Und zwischen Tür und Angel liegt meist ein relativ lapidarer Türsturz. Da geht man durch. Das reicht doch. Und doch finde ich genau diesen Zustand wahnsinnig interessant für Transformationsprozesse. Genauso, wie Atem zu holen, den Körper mit Sauerstoff versorgt und die Muskulatur auf ihre Arbeit vorbereitet, kann auch das Dazwischen eine „Kraft spendende“ Phase in Transformationsprozessen sein. Häufig jedoch fühlt sich diese Zeit eher wie die Ruhe vor dem Sturm denn wie eine Energietankstelle an. Warum das so ist und wie wir Kraft und Inspiration im Dazwischen tanken können, statt uns in unheilvollen Gedanken an anstehende Veränderungen zu ergehen, darum soll es mir hier gehen. Was ist denn dieses Dazwischen? Kann man das irgendwie fangen? Kann man das greifen? Kann man das fühlen? Dieses Wartezimmer des Lebens, in dem wir gefühlt alle gerade stecken? Und kann man vielleicht sogar was Gutes damit machen? Können wir das Dazwischen nutzen, um daran zu wachsen? Die Antwort ist ja! Und wie immer ist das Kleingedruckte noch etwas ausgefuchster. Apropos: ausgefuchst. Am besten lässt sich das Dazwischen als eine Landschaft begreifen, die wir immer mal wieder in unserem Leben besuchen. In dieser Landschaft leben einige Tiere, die uns die Safari durch Dazwischen-Land mal leichter, mal schwerer machen. Und damit es vollständig verwirrend wird: das Dazwischen liegt in uns, in der Art wie wir mit Wandel und Übergängen in unserem Leben umgehen. Die Tiere, um die es geht, sind unsere inneren Verarbeitungsmechanismen. Und die Safari, von der ich eben sprach, ist unsere Reise zur Selbsterkundung und Selbstreflexion in Veränderung. Wenn wir sehr viel Glück haben, begegnen wir auf unserer Dazwischen-Safari, dem Erzähltier, das so gerne Geschichten schreibt und erzählt. Vielleicht treffen wir sogar das gerne faulenzende Gewohnheitstier. Und wenn wir sehr, sehr vorsichtig sind, dann könnten wir einen Blick auf das sehr scheue Überlebenstier erhaschen. Lasst uns also in das Safari-Mobil einsteigen und den Reiseführer mit der Karte zum Dazwischen-Land zücken und diesem ominösen Landstrich mal richtig auf die Pelle rücken. In der Anthropologie nennt man dieses „Zwischen-Land“ auch den liminalen Raum. Der Ethnologe Victor Turner hat diesen Begriff maßgeblich geprägt. Er beschreibt damit einen Schwellenzustand, in dem ich mich als Individuum oder wir uns als Gruppe, Familie, Gesellschaft befinden, nachdem wir uns von etwas Existierendem gelöst haben, wie zum Beispiel von der Welt vor CORONA. Das heißt: das Alte ist nicht mehr so richtig gültig, aber in einem „Neuen Normal“ sind wir auch noch nicht richtig angekommen. Übergänge und Zwischenphasen sind nicht neu. Der Zustand des Dazwischen ist so wie die Menschheitsgeschichte. Seitdem es uns Menschen gibt, gibt es ein Dazwischen, in dem und durch das wir uns bewegen: immer zwischen etwas und etwas anderem. Wir als Menschen und auch Gesellschaften pflegen bestimmte klassische Übergänge im Leben seit Menschengedenken mit Ritualen zu begleiten und zu akzentuieren, seien das religiöse Sakramente, sei das die Geburt des ersten Kindes, sei es die Einschulung, der Schulabschluss, die Eheschließung. Und all diese ritualisierten Übergänge finden wir in unseren Fotoalben: oftmals über Generationen hinweg festgehalten und bewahrt, auch wenn wir gar nicht mehr wissen, wer uns aus diesen Fotos genau entgegensieht. Warum brauchen wir diese ritualisierten Übergänge in Zwischenphasen und Transformation? Trennung vom Alten ist schwer. Das Neue ist noch nicht da und zum Teil nicht sichtbar. So brauchen wir etwas, was wir als Menschen gemeinsam, als Ritual beschließen, um uns klarzumachen: hier ist ein Übergang. Hier ist eine Schwelle. Wir sind Passanten, nicht „Stehanten“ Wir passieren den Dazwischen-Raum in einen anderen neuen Zukunftsraum. Das Wichtige dabei ist: Übergangsräume haben selbst keine Handlung, sie befördern jedoch die Handlung und eine Weiterentwicklung des Geschehens. Dabei geben uns Zwischenräume, insbesondere wenn sie von ritualisierten Übergängen begleitet werden, gleichzeitig einen klaren Rahmen für die Schwelle der Veränderung, als auch für die notwendige Kontinuität des Gesamtfadens des Entwicklungsprozesses, der über die einzelne Transformationsphase hinausgeht. Da passiert also zuweilen gar nicht so viel Aktion in so einem Übergang. Der Raum selbst trägt nicht das Motto: „hier ist die Action-Bühne“. Vielmehr ist seine Funktion eher das „Um zu“. Zwischenräume und Zwischenphasen sind im wahrsten Sinne des Wortes Übergänge. Wir gehen von einem Hier und Heute über in ein Anderswo und Anderswann. Der Zwischenraum bringt uns dabei von Punkt A nach Punkt B. Er hat selbst nicht die Funktion, dass in diesem Zeitrahmen eine Handlung passiert, sondern die Funktion, dass er uns in ein anderes befördert. Man kann ihn sich gerne auch als Förderband, Rolltreppe, Bus, Zug vorstellen. Alles, was ohne Start und Destination keinen wirklichen Sinn hätte, außer für Liebhaber. Treppenhäuser und Aufzüge sind ganz klassische physische liminale Räume. Ganz wenige von uns würden auf die Idee kommen, in einem Aufzug zu wohnen oder unser Bett in einem Treppenhaus oder auf einen Parkplatz zu stellen. Diese Treppenhäuser und Aufzüge haben an und für sich eine befördernde Funktion innerhalb eines Raumkonzeptes. Selten haben sie eine alleinstehende Funktion ohne das Gebäude, in dem sie Menschen von A nach B befördern. Wenn ich ein Treppenhaus einfach so unkommentiert in eine Wüste stelle, würde ich hinlaufen und mich wundern, warum es existiert und welche Funktion es haben mag. Zulässig wäre definitiv die Frage: Ist das Kunst? Und auf diese würde ich persönlich recht schnell kommen, wenn ich die utilitaristische Funktion eines Gegenstands nicht erkennen oder mir erschließen kann. Wenn Zwischenräume ihre Funktion verlieren, also ein Leuchtturm außer Betrieb geht oder ein Einkaufszentrum aufgegeben wird und brach liegt, passiert oft etwas Spannendes. Diese verlorenen Orte werden von einem Gefühl von Traurigkeit, Wehmut, von Verlust und häufig auch von einer brüllenden Einsamkeit durchzogen. Die Natur erobert sie zum Teil als Lebensraum und überwuchert ehemals ordentliches Menschgemachtes mit chaotischem, organischem Wachstum. Neue Schönheit und neue Funktion entsteht. Das heißt, diese Zwischenräume sind und waren nicht Orte des Verweilens, sondern Förderbänder des Durchgangs, bei denen wir das Ziel oder den finalen Zustand zuweilen zu Beginn des Durchgangs noch gar nicht erkennen können. Wenn wir beispielsweise mit dem Aufzug in den zehnten Stock fahren, wissen wir womöglich vor dem Aussteigen gar nicht, wie das da genau aussieht, insbesondere wenn wir noch nie im zehnten Stock dieses Gebäudes waren. Das lässt sich wahnsinnig gut auf die Zukunft als Zielzustand...


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