Maxton / Urner / Austen | Globaler Klimanotstand | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Maxton / Urner / Austen Globaler Klimanotstand

Warum unser demokratisches System an seine Grenzen stößt

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-8312-7041-5
Verlag: Komplett-Media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Das Leitprinzip für Notstandsgesetze muss sein, dass diese den fortschreitenden Klimawandel aufhalten. Dafür sind wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche notwendig, die mit erheblichen Risiken verbunden sind. Doch wir müssen sie eingehen – denn schlimmer wird es sein, nicht zu handeln. Freiheit darf nicht durch das Fehlen von Regulierung definiert werden, sondern indem diejenigen eingeschränkt werden, die unverantwortlich handeln.
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Zielgruppe


Menschen, die nicht davor zurückschrecken, auch alternative und kontroverse Lösungen zu diskutieren#Politisch aktive Menschen in der friday-Bewegung

Weitere Infos & Material


Teil 2 –
Woran liegt es, dass sich nichts ändert?
Warum hat die Menschheit immer noch nicht ausreichend auf diese existenzielle Krise reagiert? Es gibt jede Menge Zahlen, Daten und Berichte, die erklären, was da passiert. Unzählige Warnungen haben uns die Dringlichkeit vor Augen geführt. Zahllose Bücher, Dokumentarfilme und Artikel schildern in nachdrücklichen Worten und Bildern, was los ist. Die menschlichen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels werden inzwischen immer deutlicher sichtbar. Und dennoch: Trotz der Investitionen in erneuerbare Energien, vieler internationaler Konferenzen und immer mehr Demonstrationen auf den Straßen nimmt die Erderwärmung immer mehr an Fahrt auf. Einer der Gründe dafür, dass die Menschheit noch nicht das Nötige getan hat, ist ihre Unsicherheit: Was genau soll sie denn tun? Widersprüchliche Empfehlungen der Politik, verbunden mit Zweifel und Skepsis, wie sie von emsigen Klimaleugnern gestreut werden, haben Verwirrung gestiftet. Ein weiterer Grund ist die Angst vor den Folgen von Veränderungen. Es liegt in der Natur des Menschen, große gesellschaftliche Veränderungen zu scheuen. In Fragen des Klimawandels befürchten viele – zu Recht –, dass die Veränderungen, die erforderlich sind, um die Erderwärmung zu bremsen, ihren Lebensstandard beeinträchtigen werden. Viele ziehen es auch vor, die Warnungen zu ignorieren, weil der Klimawandel sie persönlich noch nicht betroffen hat. Andere fühlen sich machtlos. Die Herausforderung ist einfach zu groß, um sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Doch keiner dieser Gründe ist eine ausreichende Erklärung dafür, warum die Menschheit so zaudert. Es ist der menschlichen Natur zu eigen, auf Gefahr zu reagieren, und die Menschheit hat in der Vergangenheit oftmals schon Ängste vor großen Veränderungen überwunden, sogar dann, wenn dies mit gesellschaftlichem Chaos einherging. Sonst hätte es in der Geschichte der Menschheit keine Revolutionen gegeben. Der vielleicht wichtigste Grund für das Ausbleiben ausreichender Reaktionen ist der, dass die meisten Menschen – insbesondere die meisten regierenden Politiker – dazu gebracht worden sind, an Weltanschauungen zu glauben, die radikale Veränderungen blockieren. Das vorherrschende Glaubenssystem ist es, das Veränderungen verhindert, viel mehr noch als jeglicher Mangel an Verständnis für das, was derzeit mit der Erde passiert, oder jegliche Angst vor den Folgen von Veränderungen. Menschen sehen die Welt nicht immer auf die gleiche Weise. Verschiedene Generationen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was ihnen als wahr erscheint und was ihnen wichtig ist. Bis vor wenigen Jahrhunderten hatte die Religion im Großteil der Welt den größten Einfluss auf unser Denken. Die Glaubensanschauungen der Kirche, verbunden mit der Weisheit früherer Philosophen und Herrscher, sowie das Wissen, die Ängste und der Aberglaube früherer Generationen formten das Bild, das die meisten Menschen von der Welt hatten. Viele Jahrhunderte hindurch glaubten die meisten Europäer, dass Gott die Erde erschaffen habe, dass Kaiser und Könige Herrscher von Gottes Gnaden seien und dass die Erde eine Scheibe sei. Zwar hat jeder Mensch seine eigene Vorstellung davon, was er oder sie persönlich für wahr und wichtig hält, doch gibt es auch immer eine vorherrschende kollektive Überzeugung, eine kulturell bedingte Weltanschauung in der Gruppe. Wie diese Gruppen die Welt sehen, ist jedoch nicht immer richtig, und diese kollektiven Vorstellungen können Gesellschaften mitunter dazu verleiten, Dinge zu tun, die sie nicht tun sollten. Kriege zu führen, zum Beispiel. Der übermächtige Glaube an irrige Anschauungen
Es sind diese irrigen Anschauungen, die die Menschheit daran hindern, auf den Klimawandel zu reagieren. Am meisten hinderlich ist dabei jene Auffassung, dass kurzfristige persönliche Vorteile wichtiger seien als die langfristigen Bedürfnisse der Natur und der Menschheit. Die Vorstellungen, die das heutige Denken dominieren, sind nicht mehr von Religionen bestimmt. Sie werden von zahlreichen verschiedenen Quellen geprägt. Eine davon ist die Volkswirtschaftslehre (Ökonomie). Es sind die Ideen und Anschauungen von Ökonomen – Wirtschaftstheoretikern –, die weitgehend bestimmen, was die Menschheit heute für wahr und wichtig hält und wie Menschen mit der Natur umgehen. Die Volkswirtschaftslehre hat auch einen starken Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung und bestimmt viele individuelle Verhaltensregeln. Diese Anschauungen sind es, die sinnvolle Maßnahmen zur Eindämmung des voranschreitenden Klimawandels nahezu unmöglich gemacht haben. Die Wirtschaftslehre ist keine Naturwissenschaft, auch wenn manche Experten sich das wünschen würden. Sie ist ein Glaubenssystem, eher wie eine Religion, aber ohne die philosophischen Grundpfeiler. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaften gibt es in der Wirtschaftslehre keine beweisbaren Konzepte oder Theorien. Wenn ein Chemiker Wasserstoff und Sauerstoff in den richtigen Mengenverhältnissen mischt, entsteht Wasser. Wenn er den Vorgang wiederholt, entsteht noch mehr Wasser. Wirtschaft funktioniert so aber nicht. Es gibt keine fixen Ursachen und Wirkungen, und es gibt kein Richtig oder Falsch. Die Wirtschaftslehre ist bloß eine Ansammlung von Überzeugungen und Anschauungen, die mit der Zeit übernommen wurden. Doch so, wie die meisten Menschen früher alles glaubten, was in der Bibel stand, glauben die meisten Menschen heute an viele Ideen der modernen Wirtschaftslehre. Dieser Ideenlehre liegen drei Hauptgedanken zugrunde: 1. Der Markt soll möglichst wenig reguliert werden
Der zentrale Glaube der modernen Volkswirtschaftslehre beruht darauf, dass »der Markt« möglichst wenig reguliert werden sollte. Dies wird gewissermaßen als gesunder Menschenverstand dargestellt, als etwas, das sowohl offensichtlich als auch naturgegeben ist. Dabei ist der Markt in Wirklichkeit nur ein anderes Wort für »Handel«. Ein Markt ist da, wo Menschen etwas kaufen und verkaufen, und so wie in jedem gesellschaftlichen Austausch gibt es nichts, was die Akteure dazu zwingt, sich ehrlich und fair zu verhalten. So liefert denn auch die Geschichte der Menschheit unzählige Beispiele für skrupellose Händler und unethische Geschäftsaktivitäten. Dennoch sagen die Ökonomen, dass minimale Regulierung besser sei, da dies eine raschere soziale Entwicklung fördere. Sie argumentieren, dass jegliche Regulierung des Marktes am besten der »unsichtbaren Hand« überlassen werden sollte – ein aus dem Kontext genommenes Zitat des im 18. Jahrhundert lebenden Moralphilosophen und Historikers Adam Smith (der kein Ökonom war). Mit der »unsichtbaren Hand« bezog sich Smith jedoch nicht darauf, wie Handel funktioniert. Er bezog sich darauf, was er als das natürliche menschliche Bestreben sah, anderen zu helfen. In Fragen des Handels befürwortete er Regulierungen. Dennoch behaupten moderne Ökonomen, dass ein minimal regulierter Handel für alle das Beste sei. Dafür gibt es jedoch kaum Beweise. Nichts lässt darauf schließen, dass irgendeine überirdische Kraft den Prozess des Kaufens und Verkaufens steuert und die Interessen der Gesellschaft schützt. Hingegen gibt es jede Menge Anhaltspunkte, die das Gegenteil nahelegen. Es gibt zahllose Beispiele für Händler, die die Märkte zu ihrem persönlichen Vorteil manipulieren. Tatsächlich ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass die von diesen Ökonomen propagierte Idee der »unsichtbaren Hand« oftmals vielmehr eine »unethische unsichtbare Hand« ist. Wie sonst lässt sich erklären, wie es zum Diesel-Emissions-Skandal kam, wie verantwortungslose Banken in den frühen 2000ern Kredite vergaben, und dass Technologiefirmen personenbezogene Daten verkauft haben, um damit Gewinne einzustreichen? 2. Wirtschaftswachstum führt zu besseren Lebensstandards
Der Glaube, dass Wirtschaftswachstum zu steigendem Wohlstand führt, ist generell ebenfalls unrichtig. In den letzten 20 Jahren hat die Welt zwar eine der stärksten Wachstumsphasen der Geschichte erlebt, gleichzeitig ist aber die soziale Ungleichheit gestiegen, und die Lebensstandards sind in vielen Ländern gesunken. Nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichneten viele Länder ein starkes Wirtschaftswachstum und steigende Lebensstandards. Diese Beobachtung hat viele moderne Ökonomen – bekannt auch als »neoliberale« Ökonomen – zur Postulierung von Ursache und Wirkung veranlasst. Sie sagen, dass das Wachstum zur Verbesserung der Lebensstandards geführt hat. Mit dieser Aussage schüren sie die Vorstellung, dass der Staat bloß Wirtschaftswachstum fördern müsse, und schon würden die Lebensstandards steigen. Doch der Anstieg der Lebensstandards zwischen den frühen 1950er- und späten 1970er-Jahren war nicht bloß das Ergebnis von Wirtschaftswachstum. Wachstum war vielmehr eine unvermeidbare Begleiterscheinung des Wiederaufbaus, den die Länder nach den Kriegsjahren leisteten. Die verbesserten Lebensstandards waren weitgehend dem Staat zu verdanken, der die gesellschaftliche Entwicklung durch Verbesserungen des Gesundheitswesens, der Infrastruktur und der sozialen Wohlfahrt lenkte. Der direkte Zusammenhang zwischen Wachstum und steigendem Wohlstand ist daher weitaus nicht so gegeben, wie moderne Ökonomen dies gern darstellen, und es wäre schlichtweg falsch zu sagen, dass das eine automatisch zum anderen führt. Dies wird in Zukunft deutlicher zu beobachten sein. In den kommenden Jahrzehnten werden Städte von den Küsten landeinwärts verlegt werden müssen, es werden Armeen benötigt werden, um...


Maxton, Graeme
Graeme Maxton ist Ökonom, ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome und erfolgreicher Buchautor. Seine scharfe Kritik am modernen ökonomischen Denken veröffentlichte er bereits in den Bestsellern Change, Ein Prozent ist genug und Die Wachstumslüge. Der gebürtige Schotte lebt heute in Taiwan.

Urner, Maren
Die Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Maren Urner ist Mitgründerin von Perspective Daily, dem ersten werbefreien Online-Magazin für Konstruktiven Journalismus. Seit Oktober 2019 ist sie Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln. Ihr erstes Buch Schluss mit dem täglichen Weltuntergang wurde innerhalb kürzester Zeit zum SPIEGEL-Bestseller.

Austen, Felix
Der Physiker Felix Austen schreibt bei Perspective Daily zu den Themen Klima, Landwirtschaft, Energie und Umwelt. Er widmet sich in seinen Artikeln maßgeblich der Frage: Was können Wissenschaft, Politik und Gesellschaft tun, damit alle auf der Welt, mit der Welt und von der Welt gut leben können und begibt sich auf die Suche nach dem heiligen Gral der Nachhaltigkeit!

Graeme Maxton ist Ökonom, ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome und erfolgreicher Buchautor. Seine scharfe Kritik am modernen ökonomischen Denken veröffentlichte er bereits in den Bestsellern Change, Ein Prozent ist genug und Die Wachstumslüge. Der gebürtige Schotte lebt heute in Taiwan.

Die Neurowissenschaftlerin Dr. Maren Urner ist Mitbegründerin von Perspective Daily, dem ersten werbefreien Online-Magazin für konstruktiven Journalismus. Seit April 2019 ist sie Dozentin für
Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln. Ihr erstes Buch Schluss mit dem täglichen Weltuntergang wurde innerhalb kürzester Zeit zum Spiegel Bestseller.

Der Physiker Felix Austen schreibt bei Perspective Daily zu den Themen Klima, Landwirtschaft, Energie und Umwelt. Er widmet sich in seinen Artikeln maßgeblich der Frage: Was können Wissenschaft, Politik und Gesellschaft tun, damit alle auf der Welt, mit der Welt und von der Welt gut leben können und begibt sich auf die Suche nach dem heiligen Gral der Nachhaltigkeit!


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