E-Book, Deutsch, 43 Seiten
E-Book, Deutsch, 43 Seiten
ISBN: 978-3-86341-700-0
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
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Textprobe: Kapitel 2.2, Annäherung oder Beweis: Viele Umschreibungen sind schon für Thomas' Versuche genannt worden: Handelt es sich um Wege? Um Annäherungen? Oder doch um Beweise? Wenn wir uns ansehen, was Thomas mit seinen fünf Wegen zu Gott bezwecken wollte, nämlich den Aufweis Gottes gegenüber Nichtgläubigen, dann kann es nur eine Antwort geben. Entgegen der Umschreibungen der fünf Wege als 'Annäherung' macht Thomas deutlich, dass er Gott beweisen möchte. Es handelt sich um eine demonstratio, welche geführt wird ohne auf metaphysische Hilfsmittel, wie die Bibel, zu rekurrieren. Genau das ist der entscheidende Unterschied von Thomas im Vergleich zu anderen Gottesbeweisen, die sich, wenn sie sich auf die Bibel beziehen, eines Zirkelschlusses schuldig machen. Thomas geht den Weg der Wissenschaft und folgt somit den anerkannten wissenschaftlichen Regeln, wie Verifizierbarkeit. Nach Karl Popper ist die Verifikation keine Methode die zur gewissen Erkenntnis führt (denn selbst, wenn ich bisher nur schwarze Raben gesehen habe, so könnte doch irgendwo ein weißer Rabe existieren), doch stellt es die einzige Möglichkeit dar, mit einer Theorie zu arbeiten, bis diese sich als falsch herausstellt. Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht nur legitim sich Thomas' Theorien mit modernen Methoden zu nähern, sondern wir werden geradezu aufgefordert. Sein Beweis ist nämlich so lange gültig, bis ihn jemand ad absurdum führt. 2.3, Die Rezipienten: Welche Rezipienten hatte Thomas im Sinne als er die 'Summa contra Gentiles' niederschrieb? An wen wollte Thomas seine Beweise gerichtet sehen? Sollten sie wirklich die Gentiles überzeugen? Und wenn ja, wer waren diese Gentiles? Nun war der starke Atheismus zu jener Zeit nicht so verbreitet wie in der Moderne. Unter dem Begriff 'Heiden' lassen sich jedoch auch die große Anzahl der Andersgläubigen subsummieren. Diese sind Muslime, Juden oder generell Häretiker. In den Beweisen wird folglich nicht nur um die Evidenz eines Gottes überhaupt gerungen, sondern auch, dass es nur einen Wahren gibt. Auf diese Weise richtet sich Thomas gegen die Manichäer. Das Wort 'Gentiles' wird im Werk nur selten gebraucht. So könnte die Interpretation der Bekehrung der Ungläubigen als 'Legende des Mittelalters' abgetan werden. Einen anderen Zweck könnte die Summe als 'Lehr- und Lernbuch für Dominikanermissionare' erfüllt haben: Eine Auflistung von Gedanken zum systematischen Erlernen des Glaubens. Und gleichwohl sollen die Gottesbeweise nicht nur andere überzeugen, sondern die Objektivierung und Bestätigung der eigenen Gedanken festigen, wie bereits erörtert wurde.