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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 224 Seiten

Reihe: Benny Griessel Romane

Meyer Die Amerikanerin

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 6, 224 Seiten

Reihe: Benny Griessel Romane

ISBN: 978-3-8412-1475-1
Verlag: Aufbau Digital
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Bennie Griessel und die geheimnisvolle Frau. Bennie Griessel hegt eigentlich Heiratspläne, doch dann wartet ein neuer Fall auf ihn: Am Sir Lowry's Pass in der Nähe von Kapstadt wird die Leiche einer nackten weißen Frau entdeckt. Todesursache war ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf. Griessel findet heraus, dass die Tote Amerikanerin und Kunstexpertin und auf der Suche nach dem kostbaren Gemälde eines Rembrandt-Schülers war, welches offenbar nach Südafrika geschmuggelt worden ist. Deon Meyer mit einer raffinierten Kriminalstory, die bis in die Zeit Rembrandts führt.

Deon Meyer wurde 1958 in Paarl, Südafrika geboren. Seine Romane wurden bisher in 27 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Stellenbosch, in der Nähe von Kapstadt.Im Aufbau Taschenbuch Verlag liegen seine Thriller 'Tod vor Morgengrauen', 'Der traurige Polizist', 'Das Herz des Jägers', 'Der Atem des Jägers', 'Weißer Schatten', 'Dreizehn Stunden', 'Rote Spur', 'Sieben Tage', 'Cobra', 'Icarus', 'Fever', 'Die Amerikanerin' und 'Beute' sowie der Storyband 'Schwarz. Weiß. Tot' vor. Zuletzt erschien bei Rütten & Loening »Todsünde«.
Mehr zum Autor unter www.deonmeyer.com
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Drei
Am Mittwoch, dem 17. Mai, kurz nach dem Morgenmeeting der Einheit für Schwer- und Gewaltverbrechen, der Valke – amtlich bekannt als das Direktorat für Schwerverbrechen –, durchquerte Kaptein Bennie Griessel den langen Korridor zum Büro seines Kollegen Vaughn Cupido. Er hatte wichtige Neuigkeiten. Und er musste ihn um einen Gefallen bitten. Aber es würde nicht einfach werden; er kannte Vaughn. Sie arbeiteten seit knapp einem Jahrzehnt zusammen, Tag für Tag. Er klopfte an den Türrahmen und trat ein. Cupido musterte ihn und bemerkte: »Bald kann man dir das Vaterunser durch die Rippen pusten.« Denn Griessel hatte acht Kilo abgenommen, seitdem er – wieder – aufgehört hatte zu trinken und regelmäßig Rennrad fuhr. Griessel reagierte nicht. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Alle nehmen ab, nur ich werde dick«, klagte Cupido. Das stimmte nicht ganz. Nur Griessel und Majorin Mbali Kaleni, ihre Vorgesetzte, hatten an Gewicht verloren. Aber Cupido fühlte sich unbehaglich, denn Desiree Coetzee, die neue Frau in seinem Leben, kochte gut, und Vaughn aß oft bei ihr, teils um sein Revier zu markieren, teils weil er ihre Kochkunst ehrlich schätzte. »Ich will Alexa einen Heiratsantrag machen.« »Jissis!« Griessel hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Er störte sich nicht daran. »Ich muss einen Ring kaufen, Vaughn, und brauche dabei deinen Rat.« »Noch mal langsam zum Mitschreiben«, erwiderte Cupido. »Du hast dir schon mit deiner ersten Ehe die Finger verbrannt.« Griessel nickte. »Und du bist Alkoholiker.« »Hundertsiebenundvierzig Tage trocken.« »Und Alexa ist ebenfalls ein Alki.« »Siebenhundertdreiundsechzig Tage trocken.« »Sie ist eine reiche Frau, du nur ein Polizei-Captain, den die Filmschule seines Sohnes praktisch in den Ruin getrieben hat.« Wieder nickte Griessel. »Sie ist eine ehemals berühmte Sängerin, du bist ein verkrachter Hobbymusiker, der am Wochenende Bass in einer Opa-Coverband spielt.« »Opa? Moment! Wir sind Männer im besten Alter!« »Und trotzdem willst du um ihre Hand anhalten, und wahrscheinlich wirst du mir gegenüber behaupten, du machst es deswegen, weil ihr euch liebt.« »Stimmt.« »Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?« »Habe ich.« Cupido sah ihn an. Ein Schauer durchlief ihn, und er schüttelte kaum merklich den Kopf. Dann stand er auf. »Cool. Lass uns gehen. Wo kaufen wir den Ring? Bei Sterns? Oder American Swiss?« »Bei Mohammed Faizal.« »Verstehe. Du willst also bei deinem Heiratsantrag auf Nummer sicher gehen, indem du Hehlerware kaufst.« Dann, im Hinausgehen, fragte er: »Love Lips? Gibt’s den noch?« »Ja, er hat jetzt eine Pfandleihe in Goodwood.« »Saß er nicht vorher in Maitland?« *** Cupido schwieg, während sie auf dem Voortrekkerweg durch Bellville und dann Parow fuhren, wo Griessel aufgewachsen war. Bennie blickte hinaus auf die endlose Reihe von Gebrauchtwagenhändlern, die wie Neophyten um Platz kämpften, und er dachte: Nichts hat sich verändert in den letzten zwanzig Jahren. Und doch: Parow sah besser aus als noch vor einem Jahrzehnt, sauberer, ordentlicher, wirtschaftlich aktiver und lebendig. Merkwürdig, dass man glaubte, ein Ort ginge unter, wenn man nicht mehr da war, um darüber zu wachen. »Wie ist das eigentlich, Benna?«, fragte Cupido plötzlich. »Was?« »Das Eheleben.« Er schlug seinen philosophischen Ton an, der bedeutete, dass er es ernst meinte. Griessel durfte jetzt keine Witze machen. »Ehrlich gesagt bin ich da kein Experte, Vaughn. Ich war doch erst einmal verheiratet und davon nur die ersten sieben Jahre nüchtern.« »Aber wie war es denn so? In den nüchternen Jahren?« Griessel dachte nach und sagte dann: »Es war schön. Es war … Mein Gott, Vaughn, ich habe geheiratet, da war ich vierundzwanzig, und in diesem Alter ist alles schön, man sieht das Unheil noch nicht kommen …« »Das macht mir echt Angst«, unkte Cupido. »Jedes Mal, wenn Desiree irgendetwas sagt, was man als eine Anspielung auf eine langfristige Beziehung oder sogar aufs Heiraten verstehen könnte, kriege ich einen Knoten im Bauch. Jissis, Benna, ich bin jetzt schon so lange Single, was soll ich nur machen? Und dann der Kleine. Wie soll man der Vater für das Kind eines anderen sein? Denn so was sucht er, das spüre ich, er sucht einen Vater oder zumindest eine Vaterfigur.« Es herrschte nachdenkliche Stille. Bis Cupido sagte: »Ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber warum jetzt? Wenn die Beziehung nicht kaputt ist, warum willst du sie jetzt mit einer Ehe kitten?« »Weil es Alexa glücklich machen wird.« »Und dich?« »Wenn sie glücklich ist, bin ich es auch.« »Das ist also Liebe?« Griessel zuckte nur mit den Schultern. *** Mohammed »Love Lips« Faizals neues Pfandleihhaus befand sich an der Ecke zwischen der Alice- und der Voortrekkerstraat in Goodwood. In großen schwarzen Lettern auf hellgelbem Grund stand »Cashcade«. Sie parkten gegenüber und stiegen aus. »Der ist zu clever für seinen eigenen Laden«, bemerkte Cupido, als sie die Voortrekker überquerten. »Kein normaler Pfandleihkunde wird auch nur die geringste Ahnung haben, dass das ein Wortspiel sein soll.« Auf dem Bürgersteig waren gebrauchte Stühle ausgestellt, und gleich hinter der Tür stand eine dichte Reihe Fahrräder. Im Geschäft selbst herrschte Halbdunkel, da sich Möbel übereinander bis zum Dach türmten und jeder verfügbare Winkel mit Hausrat, Küchenutensilien, Zubehör und Werkzeug vollgestopft war. Faizal und sein Gehilfe waren ganz hinten im Geschäft mit dem Versuch beschäftigt, einen Tisch unter einem Möbelstapel hervorzuzerren. Er erkannte Griessel wieder, sagte: »Wie geht’s, Bennie«, und verzog die dicken Lippen zu einem Lächeln. »Bin gleich da«, fuhr er mit einem Wink zum Tresen an der westlichen Wand fort. »Okay«, sagte Griessel und ging mit Cupido zum Tresen. Vaughn blieb vor einer Reihe alter 8-mm-Filmprojektoren und Kameras stehen. »Unglaublich, wie sich alles verändert«, seufzte er. »Mein Dadda hatte so einen. Und heutzutage kann man mit jedem x-beliebigen Handy bessere Filme drehen. Von der Spitzentechnik zur Antiquität in einer halben Generation …« Dann blickten sich beide um, als die Eingangstür verdunkelt wurde. Ein junger Mann stand davor; er trug einen großen, flachen, viereckigen Gegenstand, sah erstaunt die beiden Ermittler an, suchte mit dem Blick nach Faizal und sah dann wieder sie an. Er wirkte nervös, und dann traf ihn die Erkenntnis: Da standen zwei Polizisten. Griessel und Cupido kannten diese verängstigte Reaktion schon, seitdem sie Constables im Streifendienst gewesen waren – die Körpersprache eines in flagranti Ertappten. Es folgte ein Moment, in dem sich keiner bewegte. Jäger und Beute standen einander gegenüber und schätzten sich ab, bevor die Jagd begann. Cupido reagierte als Erster. Er sagte: »Hi!«, und ging auf den Mann zu. Dieser ließ den großen, flachen, viereckigen Gegenstand fallen, so dass er schief an der Tür lehnte, sprang zurück und rannte los. »Hey!«, schrie Cupido laut und folgte ihm. Cupido in seinem anthrazitfarbenen Anzug (»Mit nur einem Hauch weißer Nadelstreifen, Retroklassik, Pappi. Ein echtes Schnäppchen, ich habe einen Kumpel, der bei Rex Truform arbeitet …«), Cupido in seiner postrebellischen Phase. Nachdem er noch vor ein paar Monaten durch übertrieben lässige Klamotten gegen Majorin Mbali Kalenis Kleiderordnung protestiert hatte, war er jetzt wieder ganz der alte Playboy. Griessel rannte zur Tür und sah den jungen Mann entgegen dem Verkehr die Voortrekker entlangsprinten in Richtung Stadt. Vaughn Cupido versuchte wacker, ihn mit seinen paar zusätzlichen Kilos, seinem schicken Anzug und den spitzen Schuhen einzuholen, aber der Verdächtige war jung und schnell. Bennie wusste, dass er ein noch langsamerer Läufer war als sein Kollege. Er beobachtete, wie Cupido auf den Mittelstreifen springen musste, um nicht angefahren zu werden. Griessel dachte nicht nach. Er zerrte ein Silverback-Mountainbike aus dem Knäuel an der Tür, sprang darauf und trat in die Pedale. Er raste über die Kreuzung an der Alicestraat. Ein VW Golf mit Breitreifen hupte laut. Griessel schwenkte auf den linken Fahrstreifen. Die Gänge des Fahrrads ließen sich glatt und mühelos wechseln. Seine offene Jacke (braun, längst unmodern, zehn Jahre alt) flatterte im Wind. Er holte erst Cupido ein und passierte ihn an der Gouldborn-Kreuzung. Vaughn keuchte laut, und Griessel rief ihm zu: »Ich kriege ihn!«, und gab noch mehr Gas. Er spürte, wie leicht sich das Rad fuhr, er spürte, wie gut in Form er war. Gott sei Dank war diese Sache nicht vor sechs Monaten passiert. Er sah, wie der Flüchtige unten an der Fitzroystraat nach links verschwand. Er sah den Leeukop in der Ferne, perfekt eingerahmt von den Gebäuden links und rechts von der Voortrekker. Achtzehn Jahre lang hatte er in Parow gewohnt und konnte sich nicht daran erinnern, den Leeukop so malerisch von dieser Seite aus gesehen zu haben. Seltsame Gedanken huschten ihm durch den Kopf. Zuletzt war er als Schuljunge mit einem Fahrrad die...


Meyer, Deon

Deon Meyer wurde 1958 in Paarl, Südafrika geboren. Seine Romane wurden bisher in 27 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Stellenbosch, in der Nähe von Kapstadt.

Im Aufbau Taschenbuch Verlag liegen seine Thriller „Tod vor Morgengrauen“, „Der traurige Polizist“, „Das Herz des Jägers“, „Der Atem des Jägers“, „Weißer Schatten“, „Dreizehn Stunden“, „Rote Spur“, „Sieben Tage“, „Cobra“, „Icarus“, „Fever“, „Die Amerikanerin“ und „Beute“ sowie der Storyband „Schwarz. Weiß. Tot“ vor. Zuletzt erschien bei Rütten & Loening »Todsünde«.

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Schäfer, Stefanie
Stefanie Schäfer studierte Dolmetschen und Übersetzen an den Universitäten Heidelberg und Köln. Für herausragende übersetzerische Leistungen wurde sie mit dem Hieronymusring ausgezeichnet. Sie hat bereits mehrere Bücher von Deon Meyer übersetzt und lebt in Köln.


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