Michel / Dahlmann / Hacke | Willy Brandts Amerikabild und -politik 1933–1992 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 564 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 210 mm

Reihe: Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte.

Michel / Dahlmann / Hacke Willy Brandts Amerikabild und -politik 1933–1992

E-Book, Deutsch, 564 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 210 mm

Reihe: Internationale Beziehungen. Theorie und Geschichte.

ISBN: 978-3-86234-126-9
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Many of Willy Brandt’s contemporaries regarded him as a kind of Americanized politician who could win over both peers and counterparts with his “Kennedy smile.” As a young socialist, Brandt had displayed a certain skepticism toward the United States; but in the “Frontier Town” of Berlin, his confidence in America’s protective power grew stronger. He felt a congenial affinity to John F. Kennedy, though later as Chancellor of the Federal Republic he assumed a more reserved attitude toward President Richard Nixon. With regard to issues such as the Vietnam War and Ostpolitik, the military dependence of Germany on the United States and Brandt’s belief in shared values were to shape his relations with the United States during his time in office. Nevertheless, he was able to increase his scope of action toward Germany’s key partner and to preserve both national and party political interests. Following his term as Chancellor, Brandt adopted an increasingly critical position, particularly toward Ronald Reagan and NATO’s dual-track decision. Using a wide range of sources, this study systematically analyzes the reciprocal effects of Brandt’s perception of and his policy toward the United States, depicting both the breaks and continuities in his relationship with America.
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1;Inhalt;6
2;Vorwort;10
3;Einleitung;14
3.1;1. Forschungsstand;16
3.2;2. Quellenlage;19
3.3;3. Theoretischer Rahmen und Aufbau;22
4;Willy Brandt und die Vereinigten Staaten von Amerika;32
4.1;1. Skepsis und Hoffnung: Brandts Amerikabild im Exil 1933– 1947;32
4.1.1;1.1. Zwischen Bismarck und Bebel? – Herbert Frahms politisch-ideologische Ausrichtung;32
4.1.2;1.2. Die Entwicklung von Brandts Einstellung zu Demokratie und Sozialismus im Exil;36
4.1.3;1.3. Brandts Kontaktnetz im skandinavischen Exil;39
4.1.4;1.4. Erwartungen an die Großmächte im Krieg;49
4.1.5;1.5. Hoffnung auf Einheit nach dem Krieg;56
4.1.6;1.6. Brandts ambivalente Sicht auf Amerika im Exil (Zusammenfassung);32
4.2;2. Die USA als Beschützer Berlins 1947 –1957;72
4.2.1;2.1. Brandts politisch-ideologische Überzeugungen nach dem Krieg;72
4.2.2;2.2. Brandts Werdegang und sein Kontaktnetz in Berlin bis 1957 .;77
4.2.3;2.3. Die erste Berlinkrise und die Rolle der USA in der ›Frontstadt‹;89
4.2.3.1;2.3.1. Die Weststaatsgründung und die amerikanische Garantie für Berlin;90
4.2.3.2;2.3.2. Enttäuschung und Dankbarkeit nach Beendigung der Blockade;98
4.2.3.3; 2.3.3. Die Luftbrücke als ›Wiege der deutsch-amerikanischen Freundschaft‹ (Zusammenfassung) ;6
4.2.4;2.4. Brandts Einstellung zur Wiederbewaffnungsfrage;106
4.2.4.1;2.4.1. Außenseiter in der eigenen Partei?;106
4.2.4.2;2.4.2. Brandts Präferenz für einen Verteidigungsbeitrag im atlantischen Rahmen;112
4.2.4.3;2.4.3. Die USA als Freund und Sicherheitsgarant (Zusammenfassung);120
4.3;3. Enttäuschte Hoffnungen und neue Impulse: Die USA und die zweite Berlinkrise 1958 –1963/64;123
4.3.1;3.1. Brandts Kontaktnetz und USA-Reisen als Teil einer PR-Kampagne für Berlin und die SPD?;123
4.3.2;3.2. Ein ›deutscher Kennedy‹? – Politischer Stil und ideelle Ausrichtung;152
4.3.3;3.3. Die Mauerkrise als Wendepunkt?;167
4.3.4;3.4. Über die Krise zum Gleichklang von Brandts und Kennedys Politik (Zusammenfassung);200
4.4;4. Zwischen neuem Selbstbewußtsein und bleibender Abhängigkeit: Brandt und die USA 1964– 1974;204
4.4.1;4.1. ›Mehr Demokratie wagen‹: Brandts politische Einstellung;204
4.4.2;4.2. Die Ausweitung von Brandts Kontaktnetz und seine USA-Reisen;208
4.4.3;4.3. Der Vietnamkrieg als Loyalitätstest;243
4.4.3.1;4.3.1. Der Vietnamkrieg in der Optik des Ost-West-Konflikts;243
4.4.3.2;4.3.2. Brandt und die Antikriegsbewegung;267
4.4.3.3;4.3.3. Brandts Position zum Vietnamkrieg als Spiegel der Haltung der westdeutschen Gesellschaft (Zusammenfassung);280
4.4.4;4.4. Die westpolitische Einbettung der Ostpolitik;284
4.4.4.1;4.4.1. Brandts ostpolitische Konzeption und die Ostpolitik der Bundesrepublik bis Herbst 1969;284
4.4.4.2;4.4.2. Die Ostverträge und das Berlinabkommen;296
4.4.4.3;4.4.3. Die Ausweitung des deutschen Handlungsspielraums in der Westpolitik durch die Ostpolitik (Zusammenfassung);341
4.4.5;4.5. Die USA und die Einigung Westeuropas;345
4.4.5.1;4.5.1. Kissingers ›Jahr Europas‹;345
4.4.5.2;4.5.2. Der Nahostkrieg, die Währungskrise und die europäische Identität;370
4.4.5.3;4.5.3. Die gescheiterte Emanzipation Westeuropas von Amerika (Zusammenfassung) ;394
4.5;5. Kontinuität und Wandel in Brandts Amerikabild als elder statesman 1975 –1992;398
4.5.1;5.1. Brandts politische Einstellung und sein weiterer Werdegang .;398
4.5.2;5.2. Brandts Kontaktnetz und seine USA-Reisen;408
4.5.3;5.3. Die Überlagerung des Ost-West-Konflikts durch den Nord-Süd-Konflikt;428
4.5.3.1;5.3.1. Brandts entwicklungspolitisches Konzept;428
4.5.3.2;5.3.2. Brandt und die amerikanische Lateinamerikapolitik;440
4.5.3.3;5.3.3. Unterschiedliche weltpolitische Einordnung des Nord-Süd-Konflikts (Zusammenfassung);452
4.5.4;5.4. Bündnistreue und alternative sicherheitspolitische Strategien .;455
4.5.4.1;5.4.1. Zwischen Staats- und Parteiräson: Brandts schwieriges Verhältnis zum Nato-Doppelbeschluß;455
4.5.4.2;5.4.2. Aussöhnung mit dem Bündnispartner über die deutsche Einheit;494
4.5.4.3;5.4.3. Entfernung und Neuannäherung: Brandts problematisches Verhältnis zum amerikanischen Bündnispartner (Zusammenfassung);504
5;Schlußbetrachtung;510
5.1;1. Amerika in der Sicht des sozialistisch geprägten Brandt;510
5.2;2. Amerika als Hort freiheitlich-demokratischer Werte;513
5.3;3. Amerika als unverzichtbarer Sicherheitsgarant;515
5.4;4. Willy Brandt – ›Kein Wanderer zwischen den Welten‹;518
6;Abkürzungsverzeichnis;524
7;Quellen- und Literaturverzeichnis;528
7.1;1. Unveröffentlichte Quellen;528
7.2;2. Zeitzeugengespräche;530
7.3;3. Veröffentlichte Quellen und Sekundärliteratur;531
7.4;4. Zeitschriften, Zeitungen und Pressedienste;561
8;Personenverzeichnis ;562


5. Kontinuität und Wandel in Brandts Amerikabild als elder statesman 1975–1992 (S. 397-398)

5.1. Brandts politische Einstellung und sein weiterer Werdegang

»Ist der von Sachzwängen des täglichen Regierens befreite elder statesman vielleicht der unverfälschte, souveräne, wahre Willy Brandt? Der Mann, der keiner Rolle mehr genügen, keine Maske mehr tragen, keinen innenpolitischen Erwartungen mehr entsprechen muß und wieder in großen Zusammenhängen denken und leben kann?« Diese Frage stellt sich Brandt-Biograph Peter Merseburger zu Recht, da sich nach Brandts Rücktritt als Bundeskanzler nicht nur sein Betätigungsfeld änderte, sondern er auch auf weltanschauliche Positionen rekurrierte, die in derNachkriegszeit mehr und mehr in den Hintergrund getreten waren.

Zunächst erklärt sich Brandts globalere Blickrichtung durch seine neuen Aufgaben, die ihm seit 1976 als Präsidenten der Sozialistischen Internationale und seit 1977 als Vorsitzendem der unabhängigen ›Nord-Süd-Kommission‹ zukamen. Die SI war seit ihrer Neubegründung nach dem Zweiten Weltkrieg zwar eine antikolonialistische und antikapitalistische Organisation, die jedoch auch entschieden antikommunistisch auftrat und die westliche Allianz uneingeschränkt unterstützte sowie aufWesteuropa konzentriert war. Brandt richtete allerdings nun seinen Blick nach Süden und nahm Kontakt zu Parteien der sogenannten ›Dritten Welt‹ auf. Ermuntert werden sollten vor allem Parteien blockfreier Staaten, sich dem demokratischen Sozialismus als bündnisfreier Alternative zwischen Kapitalismus und Kommunismus anzuschließen. Dabei wurde zwar der Grundsatz verfolgt, keine kommunistischen Parteien aufzunehmen, jedoch war die Zuordnung zur demokratisch-sozialistischen Parteienfamilie nicht immer ganz eindeutig. Damit öffnete sich die SI auch für dierevolutionären Befreiungsbewegungen, welche hauptsächlich in Lateinamerika und im südlichen Afrika an Macht gewannen. Trotz fortbestehender Dominanz der europäischen sozialdemokratischen Parteien – vor allem der SPD und der schwedischen SAP – gewann die SI dadurch ein internationales Gewicht wie nie zuvor.

Eusebio Mujal-Leûn und Ann-Sofie Nilsson stellen fest, daß die SI ab 1976 durch eine »aktive sozialistische Neutralitätspolitik zwischen den Machtblöcken der Supermächte« eine moralische Beurteilung der beiden antagonistischen Ideologien vermied und sich vom atlantischen Bündnis wegbewegte; dies habe einen latenten Antiamerikanismus impliziert und den Antikommunismus heruntergespielt. Auch sind sie der Ansicht, Brandt habe als Vorsitzender der SI unumstrittene Autorität genossen: »Seine Identifikation mit der SI ging so weit, daß es sowohl ihm als auch anderen manchmal schwer zu fallen schien, Person und Amt zu trennen. Die zahllosen Kommuniqu¤s und Erklärungen, die Brandt im Namen der Internationale abgegeben hat, oft auch ohne ausdrückliches Mandat der Organisation oder ihrer Exekutivorgane, sind hierfür ein deutlicher Ausdruck.« Es ist daher zu prüfen, ob die SI wirklich eine Haltung der Äquidistanz mit antiamerikanischem Drall einnahm und diese von Brandt auch in seiner Funktion als Vorsitzender der ›Nord-Süd-Kommission‹ und als SPDParteivorsitzender mitgetragen wurde.

In zahlreichen Reden setzte sich Brandt mit dem Verhältnis von Kapitalismus, Kommunismus und demokratischen Sozialismus auseinander und ließ diese Erwägungen auch in offizielle Verlautbarungen der SI einfließen. So stellte er soziale Demokratie immer als Alternative zwischen den Ideologien dar, vermied aber meist den Begriff des ›dritten Weges‹: »Es ist meine Überzeugung, daß die Menschheit weder durch menschenfeindlichen Kapitalismus noch durch freiheitstötenden Kommunismus, daß dieWelt weder durch Extreme von links noch durch Extreme von rechts ihre zukünftige Gestaltung finden kann, sondern einen Weg des Ausgleichs, einen Weg der Vernunft, einen Weg der Achtung vor dem Einzelnen braucht.«


Dahlmann, Dittmar
Dittmar Dahlmann war bis März 2015 Professor für Osteuropäische Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Hillgruber, Christian
Prof. Dr. Christian Hillgruber hat seit 2002 einen Lehrstuhls für Öffentliches Recht an der Universität Bonn inne. Seine Schwerpunkte liegen im Staatsrecht, Völkerrecht, dem institutionelles Europarecht und der Rechts- und Staatsphilosophie.

Hacke, Christian
Dr. Christian Hacke ist Professor für Politik und Zeitgeschichte an der Universität Bonn.

Hildebrand, Klaus
Dr. Klaus Hildebrand ist emeritierter Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Bonn.

Michel, Judith
Dr. Judith Michel ist seit 2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn.

Scholtyseck, Joachim
Prof. Dr. Joachim Scholtyseck lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bonn.

Dr. Judith Michel ist seit 2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn.


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