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Mohr Anders ermittelt - Mord beim ESC

Kriminalroman

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ISBN: 978-3-89656-648-5
Verlag: Querverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz



Ein schwieriger Fall für den Hamburger Kommissar Anders Lövgren: Er ermittelt vor der Kulisse der größten Unterhaltungsshow der Welt, dem Eurovision Song Contest (ESC). Es gilt die höchste Sicherheitsstufe für die drei Shows, die in der Hansestadt produziert werden: zwei Semifinals und das große Finale am Samstag. Während der ersten Live-Sendung passiert das Unfassbare: Auf der Bühne explodiert ein Sprengsatz. Die Moderatorin der Show kommt dabei ums Leben. War es ein Unfall? Ein Attentat? Getreu dem Motto 'The show must go on' läuft der ganze Wettbewerb weiter. Kommissar Andres Lövgren findet schnell heraus, dass der Anschlag nicht dem tatsächlichen Opfer gegolten hat, sondern dem schwedischen Superstar Lissi Sander. Die Sängerin entgeht weiteren Anschlägen nur knapp; für sie besteht höchste Lebensgefahr. Alles läuft auf einen großen Showdown während des Finales am Samstagabend hinaus, das 200 Millionen Menschen live vor dem Fernseher verfolgen.

Thomas Mohr arbeitet als Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk. Er studierte Geschichte, Journalistik und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg. Schon vor seinem Magisterabschluss schrieb er für verschiedene Zeitungen und wechselte dann Anfang der 90er Jahre zu dem Radiosender NDR 2, für den er bis heute tätig ist. Die Schützen ist der erste Roman des 45-jährigen Hamburgers.
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Kapitel 1
Der Blick auf die Uhr machte Anders schlechte Laune. Er war spät dran. Das ärgerte ihn. Ungeduldig schaute er aus dem Fenster. Doch er sah nur die schwarze Wand des U-Bahn-Schachtes. Noch war keine Station in Sicht. Anders bemerkte nur einen Schmierfilm unbestimmbarer Konsistenz auf der Scheibe, in der sich sein genervter Gesichtsausdruck spiegelte. Normalerweise versuchte Anders öffentliche Verkehrsmittel zu meiden. Er bevorzugte das vertraute Innere seines geliebten Oldtimers. Doch heute Nachmittag musste es unkompliziert und schnell gehen. Deswegen hatte er seinen knapp anderthalb Tonnen schweren Mercedes, Baujahr 1975, in der Garage hinter seinem Wohnhaus stehen lassen. Dort war er besser aufgehoben als mitten in der City. Beim nächsten Halt musste er aussteigen. Eine Frauenstimme kündigte die Umsteigemöglichkeiten bei der Station Rathaus in deutscher und englischer Sprache an. Wenn er sich sehr beeilte, würde sich seine Verspätung im Rahmen halten. Aber warum sollte er sich überhaupt so unter Druck setzen? Immerhin war er gerufen worden. Kurzfristig. Ohne Vorwarnung. Er stand auf, um sich eine gute Position zum Aussteigen zu verschaffen. Eine Gruppe von fünf Männern, die sich lautstark auf Spanisch unterhielten, versperrte ihm den Weg zur Tür. Alle trugen knallenge Jeans und weiße T-Shirts mit der spanischen Flagge auf der Brust. Anders räusperte sich hörbar, sodass die Männer verstummten und spontan eine Schneise bildeten, durch die er zur Tür gelangen konnte. „Caramba!“, rief einer der Männer und musterte ihn anerkennend von oben bis unten. „¡Hola, guapo!“, sagte der Zweite und klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter, als er ihn passierte. Der Spanier zog die Hand schnell weg, als Anders ihm einen bösen Blick zuwarf. Anders wusste, wie er auf Frauen und Männer wirkte. Er war groß, blond und breit. Je nach Blickwinkel wurde seine kraftvolle Erscheinung für attraktiv oder einschüchternd gehalten. Anders genoss beides. Heute hatte er eine eng geschnittene, recht kurze, braune Lederjacke angezogen, die seine breiten Schultern betonte. Drunter trug er ein leicht zerknittertes, dunkelblaues Hemd. Dazu blaue Jeans und braune Lederschuhe. Anders war gerade einmal zweiunddreißig Jahre alt und vor Kurzem als jüngster Polizist der Stadt zum Hauptkommissar befördert worden. Als die U-Bahn am Hamburger Rathaus hielt, öffnete Anders die Tür. Beim Aussteigen schubsten ihn die Spanier ungeduldig von hinten. Offenbar waren auch sie in Eile. Auf der Plattform blieb Anders stehen und baute sich mit seinen 1,93 Meter vor den Dränglern auf, setzte einen ernsten Blick auf und blickte böse auf die deutlich kleineren Spanier herab. „Immer locker bleiben!“, brummte er mit gespielter Ernsthaftigkeit und deutete auf seine Polizeimarke, die er mit einem Augenzwinkern ein Stück weit aus seiner Hosentasche zog. Als die irritierten Spanier endlich begriffen, was sie sahen, war Anders schon lächelnd weitergezogen und hörte in seinem Rücken hysterisches Gekreische. Der bärtige Wortführer der Gruppe rief ihm „Arrest me – please!“ hinterher. Der quadratische Platz vor dem Rathaus war mit Gattern abgesperrt. Anders bahnte sich seinen Weg durch die Menschenmassen, die sich vor den Absperrungen drängten. Bei den meisten handelte es sich um einheimische Schaulustige. Für Anfang Mai war es erfreulich warm. Einige Passanten machten es sich spontan bequem, um neugierig das Spektakel zu verfolgen, das sich auf dem Rathausmarkt ankündigte. Noch war der rote Teppich, der ins Rathaus führte, menschenleer. Mitarbeiter des örtlichen Fernsehsenders testeten einen sehr beweglichen Kran, auf dem eine Kamera montiert war. Anders suchte nach Auffälligkeiten und bemerkte, dass an der rechten Seite des Platzes in der Nähe des Antikriegsdenkmals eine Hundertschaft seiner uniformierten Kollegen eine kleine Gruppe von Demonstranten abschirmte. Auf dem Weg dorthin erkannte er, dass es sich bei den Demonstranten um Araber handelte. Die bärtigen Männer trugen traditionelle Gewänder, schrien wütend Parolen und hielten Banner in die Luft, die mit arabischen Buchstaben bemalt waren. Unwillkürlich musterte Anders jeden einzelnen. Dann klopfte er einem Polizisten auf die Schulter, zeigte seinen Ausweis und fragte nach dem Grund der Demonstration. Der Angesprochene zog ahnungslos die Schultern hoch und sagte: „Weeß ick nich. Muss ick och nich wissen.“ Offenbar waren sogar Bereitschaftszüge aus Berlin angefordert worden. Die Gelassenheit des Kollegen deutete darauf hin, dass er noch nicht von der neuen Lage in Kenntnis gesetzt worden war. Die Araber bemerkten gar nicht, dass sich ihretwegen auch eine Gegendemonstration gebildet hatte. Denn vor den Polizisten und den abgeschirmten Demonstranten hielten drei ältere Herren in farblosen Funktionsjacken selbstgemalte Plakate in die Luft und warfen böse Blicke in Richtung der dunkelhäutigen Männer. „Haut ab!“, schrien sie. Ihre Transparente waren mit ausländerfeindlichen Parolen beschmiert und trugen das Logo einer rechtsextremen Partei. Die mobile Leitstelle der Polizei lag im Innenhof des Rathauses. Umgeben von den prächtigen Fassaden im Stil der italienischen Renaissance hatten die Beamten vom Hof aus zwar keinen direkten Blick auf das Geschehen vor dem Rathaus, jedoch unmittelbaren Zugriff gleichermaßen auf die Kameraüberwachung des Rathauses wie auf die Bilder des TV-Teams, das seinen Ü-Wagen gleich nebenan aufgestellt hatte. Am Nummernschild erkannte Anders auf Anhieb den schwarzen Lieferwagen der Einsatzleitung. Er klopfte gegen die Tür, öffnete sie und stieg die drei Stufen hinauf. Der Wagen war so groß wie ein geräumiges Wohnmobil. Die ganze Seitenwand des Transporters war vollgestopft mit Technik: Rechner, Funkgeräte, Pulte mit Knöpfen und Reglern. In dem Raum roch es nach abgestandenem Kaffee. Ohne den Neuankömmling zu beachten, verfolgten drei Beamte konzentriert die Bilder, die auf insgesamt vier Monitoren gezeigt wurden: der Rathausmarkt aus allen Perspektiven. Man konnte erkennen, dass sich die Freiflächen rechts und links des roten Teppichs mit Personen füllten. „Ach, wen haben wir denn da – endlich!“, begrüßte ihn eine ihm bestens bekannte weibliche Stimme. Aus dem Führerhaus des Wagens trat eine schlanke Frau mit dunklen, mittellangen Haaren. Sie war mit zwei goldenen Sternen auf den Schulterklappen ihrer dunkelblauen Uniform die Person mit dem höchsten Dienstgrad in dem Wagen. Die Chefin schaute noch einmal provozierend auf ihre Uhr, um anzudeuten, dass sie bereits lange wartete. Mit Gabriela Donkovic hatte Anders schon an vielen Stationen seiner Karriere zusammengearbeitet. Mittlerweile vertrauten beide einander bedingungslos. Dabei hatten sie einen schlechten Start gehabt. Bei Anders’ erster Station, im Drogendezernat, hatte sie ihn aufgrund seiner Furchtlosigkeit für einen Schläger gehalten, der die Polizei als Tarnung nutzt, um sich mit anderen Männern zu prügeln. Er hatte sie seinerseits wegen ihres Geschlechts unterschätzt. Erst nachdem beide gemeinsam in einer heiklen Mission einen korrupten Vorgesetzten enttarnt hatten, nahmen sie einander ernst. „Schatz, was willst du von mir?“, fragte Anders und ignorierte die Anspielung auf seine Pünktlichkeit. Er setzte sich auf einen Stuhl und streckte gelassen seine langen Beine aus. „Ich hatte doch explizit gesagt, dass ich nichts mit diesem Eurovisionskram zu tun haben will. Solange kein Mord passiert.“ Anders arbeitete seit seiner letzten Beförderung in der Mordkommission. „Anders, wir sprechen hier über eine Terrorwarnung. Ich brauche dich.“ Anders merkte, dass Gabriela gerade nicht nach Scherzen zumute war. „Worum geht es genau?“, wollte er schließlich ohne ironischen Unterton wissen. „Die Informationen stammen von einem ausländischen Geheimdienst. Es sind neue Erkenntnisse. Wir gehen jetzt von einer erhöhten Bedrohungslage aus.“ „Was soll das heißen?“, fragte Anders. „Tja, wenn ich das wüsste!“, Gabriela zuckte ratlos mit den Schultern. „Ein Einsatzkommando ist auf dem Weg. Der Einsatzleiter wird mir hier ein Briefing geben. Wir haben den Auftrag, bis dahin alles im Blick zu behalten und verdächtige Entwicklungen zu beobachten.“ „Okay!“, Anders nickte. „Wie gefährlich ist es?“ „Schwer zu sagen. Unsere Dienste hatten bislang keine Hinweise auf eine terroristische Gefahr. Das war die Grundlage unserer Planung. Terror war hier generell noch überhaupt kein Thema. Jetzt stehen wir aber vor einer vollkommen neuen Situation. Ich muss erst mit dem Leiter des Sondereinsatzkommandos sprechen, um eine neue Gefahreneinschätzung zu machen.“ „Alles klar! Was ist mein Job dabei?“ „Du wirst schnell sehen, der Empfang im Rathaus ist nicht so gesichert wie der Veranstaltungsort am Messegelände. Wir haben die Anziehungskraft dieser Veranstaltung offensichtlich unterschätzt. Es handelt sich schließlich nur um einen Willkommensempfang des Bürgermeisters. Außerdem wurde die Veranstaltung wegen eines Staatsbesuchs kurzfristig von Sonntag auf Montag verschoben, was uns die Arbeit auch nicht gerade erleichtert. Alle vierzig Teilnehmer des Eurovision Song Contest werden erwartet. Das Sicherheitskonzept sieht nur recht lasche Personenkontrollen für die Zuschauer am roten Teppich vor. Das heißt, es gibt Sichtkontrollen, aber keine Scanner oder Sicherheitsschleusen.“ „Ach, du Scheiße!“ Damit hatte Anders offenbar nicht gerechnet. „Wenn ich richtig gelesen habe, handelt es sich um die größte TV-Show der Welt. War doch klar, dass da viel los ist. Was sagt denn das Sicherheitskonzept? Dein...


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