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E-Book, Deutsch, Band 2457, 127 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Moosbauer Die Varusschlacht

E-Book, Deutsch, Band 2457, 127 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-69331-1
Verlag: C.H.Beck
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Im Jahre 9 n.Chr. werden drei römische Legionen unter dem Feldherrn Publius Quinctilius Varus in einen von germanischen Stämmen gelegten Hinterhalt gelockt und vollständig aufgerieben - ein schwerer Schlag für das Imperium Romanum und seine Expansionsbestrebungen in Germanien. Dieser Band bietet einen kompetenten Überblick über Vorgeschichte und Verlauf der Varuskatastrophe sowie über die schriftlichen und archäologischen Zeugnisse, die von diesem historisch folgenreichen Ereignis künden.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;2
3;Zum Buch;3
4;Über den Autor;3
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;1. Vorwort;7
8;2. Die römische Rheinarmee: Legionäre und Auxiliare;9
9;3. Die Germanen;17
10;4. Der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen;22
11;5. Erste gesicherte Militäranlagen am Rhein;25
12;6. Der Alpenfeldzug;30
13;7. Das rechtsrheinische Germanien: Erste Offensiven und erste Militäranlagen;33
14;8. Verstärkte römische Präsenz in Germanien;44
15;9. Ein aufgegebenes Unternehmen;59
16;10. Erste Schritte auf dem Weg zur römischen Provinz;62
17;11. Die Varusschlacht;70
18;12. Die Ausgrabungen von Kalkriese;76
19;13. Reaktionen auf die Varusniederlage und die Zeit der Feldzüge des Germanicus;99
20;14. Römische Funde in Germanien;109
21;15. Ausblick;111
22;16. Zur Rezeption der Varusschlacht;113
23;Anhang;116


2. Die römische Rheinarmee: Legionäre und Auxiliare
Zur Zeit von Kaiser Augustus umfaßte das römische Heer 28 Legionen: Sie waren die Kernverbände der römischen Militärmacht. Ihre Angehörigen rekrutierten sich allein aus römischen Bürgern, deren Dienstzeiten, Besoldung und Entlassungsbedingungen seit augusteischer Zeit rechtlich geregelt waren. Der Dienst im Heer bot gute Verdienstmöglichkeiten und die Chance auf sozialen Aufstieg. Deshalb finden sich in den Legionen häufig Bewohner solcher Gebiete, die noch nicht vor allzu langer Zeit das römische Bürgerrecht verliehen bekommen hatten. In den germanischen Heeren lassen sich etwa neben Bürgern aus Oberitalien auch solche aus Gallien und Hispanien aufgrund ihrer Grabinschriften identifizieren. Die Rheinarmee, über die Varus verfügen konnte, bestand aus fünf Legionen. Nach der Niederlage des Varus stockte Tiberius dieses Heer auf acht Legionen auf und teilte das Oberkommando der Rheinarmee in zwei gleichgestellte Befehlsgewalten über jeweils ein Vierlegionenheer. Der Legat des niedergermanischen Heeresbezirkes (exercitus Germanicus inferior) residierte zuerst in Vetera/Xanten, später in Colonia Claudia Ara Agrippinensium/Köln. Der Legat des obergermanischen Heeresbezirkes (exercitus Germanicus superior) hatte seinen Sitz in Mogontiacum/Mainz. Mit Aulus Caecina (Niedergermanien) und C. Silius (Obergermanien) kennen wir die ersten Legaten dieser beiden Heeresbezirke. In Köln-Alteburg war ferner seit der Zeit des Kaisers Tiberius eine römische Rheinflotte stationiert, deren Lager mittels umfangreicher Grabungen archäologisch erforscht werden konnte. Die Sollstärke einer Legion betrug zwischen 5000 und 6000 Soldaten. Sie war untergliedert in zehn cohortes (Kohorten) und vier turmae (Reitereinheiten). Die Reiterei, vier turmae von jeweils 30 Mann, übernahm vor allem Kurier- und Überwachungsdienste. Die Kohorten umfaßten jeweils rund 500 Mann schwere Infanterie. In der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die 1. Kohorte zur Doppelkohorte mit ca. 1000 Soldaten vergrößert. Eine Kohorte bestand aus sechs Centurien, von denen jeweils zwei zu einem Manipel zusammengefaßt waren. Eine centuria umfaßte wiederum zehn Zeltgemeinschaften (contubernia) aus je acht Fußsoldaten. Insgesamt betrug die Sollstärke der Centurie also etwa 80 Mann. Die Soldaten einer Zeltgemeinschaft verfügten über ein Lederzelt, eine Handmühle und ein Maultier zum Tragen des Gepäcks. Für dieses Maultier war ein mulio zuständig, der nicht zur kämpfenden Truppe gehörte. Befehligt wurde eine Centurie vom centurio, dessen Stellvertreter der optio war. Der centurio verfügte über ein eigenes Tragetier, vielleicht ein Reitpferd, ein eigenes Zelt, einen Burschen und vermutlich einen Sekretär (librarius). Zu jedem Manipel gehörten darüber hinaus ein signifer (Feldzeichenträger), ein cornicen (Hornbläser) und ein tubicen (Trompeter). Über die einfachen Soldaten hinaus umfaßte eine centuria also auch die Dienstgrade und nicht kämpfendes Personal. Man muß für eine centuria deshalb mit rund 20 weiteren zugehörigen Personen rechnen. Hinzu kommen nach Junkelmann etwa 13 Tragetiere und vielleicht ein Reittier. Eine centuria führte vermutlich auch ein leichtes Torsionsgeschütz mit sich; da aus Kalkriese größere Geschoßspitzen vorliegen, möchte man ein solches auch schon für augusteische Zeit annehmen. Der aus zwei Centurien bestehende Manipel wurde vom ranghöheren der beiden Centurionen kommandiert. Den Oberbefehl über die Legion hatte ein aus dem Senatorenstand stammender legatus legionis inne, dessen Stellvertreter ein ebenfalls senatorischer Militärtribun (tribunus laticlavius) und ein Lagerpräfekt (praefectus castrorum) aus dem Ritterstand waren. Den Stab einer Legion bildeten fünf Militärtribunen aus dem Ritterstand (tribuni augusticlavii); sie konnten vexillationes (Abteilungen) einer Legion leiten. Die Legionsführung verfügte zusätzlich über rund 200 Chargen, das heißt Unteroffiziere und Soldaten, die etwa mit Verwaltungs-, Polizei-, Bau-, handwerklichen, technischen und medizinischen Aufgaben beschäftigt waren. Für den umfangreichen Troß der Legionsführung war darüber hinaus eine große Anzahl von Maultiertreibern und weiteren Personals notwendig. Die römischen Legionssoldaten waren mit der kurzärmeligen, bis zu den Knien reichenden Tunika und dem sagum (Militärmantel), einem an einer Seite mit Fransen besetzten, großen, rechteckigen Wolltuch, bekleidet. Die Auxiliarsoldaten, insbesondere die Reiter, trugen dagegen häufig Kniehosen; ihre Tunika war aus diesem Grund dann wesentlich kürzer geschnitten. Als Schuhwerk dienten spezielle Sandalen, die caligae. Die dicken, aus mehreren Lederlagen bestehenden Sohlen dieser Sandalen waren mit einer Vielzahl von Eisennägeln (ca. 80 bis 90 pro Sandale) beschlagen. Die oberste Sohle war zugleich das aus einem einzigen Stück geschnittene Oberleder mit einer Vielzahl von Laschen, mit Hilfe derer die Sandalen mit einem langen Riemen zusammengeschnürt werden konnten. Bei Kälte umwickelte man die nackten Unterschenkel mit tibialia, einer Art Gamaschen. Über der Tunika trugen die Soldaten ein Kettenhemd (lorica hamata), einen Schuppenpanzer (lorica squamata) oder einen Schienenpanzer (lorica segmentata). Sogenannte Muskelpanzer aus Bronze blieben den höheren Offizieren vorbehalten. Der Schienenpanzer, der insbesondere von Legionären verwendet wurde, bestand aus einem System von raffiniert ineinander geschobenen eisernen Platten und Schienen, die durch eingenietete Riemen und Scharniere beweglich miteinander verbunden wurden. Auf der Vorderseite konnte der Schienenpanzer zum Anlegen auseinandergeklappt werden; zum Verschließen waren an beiden vorderen Hälften Ösen aufgenietet, die durch Riemchen miteinander verbunden wurden. Die Schulterklappen wurden beim Anlegen mittels Scharnieren nach hinten gelegt; aufgenietete Riemen und Schnallen dienten zur Befestigung. Nicht auf die Legionstruppen zu begrenzen sind die Schuppenpanzer, die aus schmalrechteckigen, seitlich gelochten Eisen- oder Bronzeschuppen bestanden, welche auf einer Stoffoder Lederunterlage mit Draht befestigt waren. Die Schuppen überlappten sich vertikal und horizontal, wodurch eine wirkungsvolle Panzerung entstand. Ebenfalls von allen Truppenteilen getragen wurde das bis kurz oberhalb der Knie reichende, aus einem Geflecht von Eisenringen bestehende Kettenhemd, das man sich wie einen Pullover überstreifen konnte. Der Halsausschnitt war daher relativ weit; zum besseren Schutz der deshalb freiliegenden Partien war am Rücken ein mit Leder unterfüttertes U-förmiges Stück Kettenpanzer befestigt, dessen Enden über die Schultern gelegt werden konnten. In einigen Fällen reichten die Schulterstücke sogar bis über die Oberarme. Die Enden der Schulterstücke wurden auf der Brust mittels zweier Haken zusammengehalten. Dazu trugen die Soldaten ein oder zwei mit Bronzeplättchen beschlagene Ledergürtel (cingula), die mit einer Schließe geschlossen werden konnten. An den beiden über Kreuz getragenen cingula befanden sich das Schwert meist auf der rechten und der Dolch auf der linken Seite. Zur Aufhängung der Dolchscheide besaßen die frühen Militärgürtel Knopfschließen. Trug man nur ein cingulum mit dem Dolch, war das Schwert an einem Schulterriemen befestigt. Für Kalkriese sind bereits Beschläge von Lederstreifen belegt, die vom Gürtel herabhingen und wohl am ehesten dem eigenen Prestige dienten. Der Helm bestand aus einer eisernen, wegen des Tragekomforts unterfütterten Kalotte, an der die Wangenklappen an Scharnieren beweglich angebracht waren. In augusteischer Zeit treten vor allem drei Helmtypen auf: Der Typ Hagenau, ein aus Bronze gefertigter Infanteriehelm, steht ganz in italo-etruskischer Tradition. An der halbkugeligen Helmkalotte war vorne eine Stirnleiste angebracht und hinten ein Nackenschutz waagrecht angesetzt. Auf dem Scheitel diente ein aufgesetzter Knauf zur Befestigung des Helmbusches. Helme vom Typ Hagenau wurden zumeist von Legionären verwendet. Eiserne Helme vom Typ Weisenau trugen dagegen wohl anfangs Auxiliare; bald darauf wurden sie dann in den Legionen übernommen. Bei diesem Helmtyp befanden sich auf der Stirnseite der Kalotte stilisierte Augenbrauen, die Ohröffnungen waren weit ausgeschnitten und der Nackenschutz war schräg nach unten angesetzt. Auf dem Scheitel der Kalotte befand sich eine Tülle zur Aufnahme des Helmbuschträgers. Als dritter Helmtyp begegnet im augusteischen Heer der Gesichtshelm. Es handelte sich dabei zu dieser Zeit um teils mit Silberblech überzogene eiserne Masken, die durch Scharniere mit den Helmkalotten verbunden waren. Gesichtshelme kamen bei der Reiterei und bei Feldzeichenträgern zum Einsatz. Zu den Schutzwaffen zählen ferner die Schilde; in augusteischer Zeit waren dies bei den Legionen insbesondere stumpfovale, im Querschnitt gewölbte Typen, die aus mit Leder überzogenem Holz hergestellt waren. In der Mitte besaß der Schild einen...


Günther Moosbauer ist ein vielfach ausgewiesener Spezialist auf dem Forschungsfeld der Varusschlacht. Er war als Professor für Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität Osnabrück wissenschaftlich-archäologischer Verantwortlicher für das Projekt 'Archäologische Erforschungder Zeugnisse spätaugusteischer Militäroperationenim Engpaß von Kalkriese bei Bramsche, Lkr. Osnabrück'. Heute leitet er das Gäubodenmuseum in Straubing.


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