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E-Book, Deutsch, 84 Seiten

Müller Entwicklungszusammenarbeit in Burkina Faso

Chance zur nachhaltigen Bekämpfung von Armut durch Entwicklungsprojekte der Organisation Helvetas

E-Book, Deutsch, 84 Seiten

ISBN: 978-3-668-00896-0
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Entwicklungspolitik, Note: 1,3, Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Oktober 2014 kam es im westafrikanischen Burkina Faso zu der militärischen Entmachtung des bis zu diesem Zeitpunkt amtierenden Präsidenten Blaise Compaoré. Dem Umsturz ging eine geplante Verfassungsänderung voraus, welche Compaoré, bereits seit 1987 an der Macht, eine weitere fünfte Amtszeit ermöglicht hätte. Auf die geplante Verfassungsänderung folgten Großdemonstrationen in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos - die Medien berichteten davon. Ende Oktober war es dann soweit: Compaoré wurde nach jahrzehntelanger Amtszeit durch das Militär entmachtet. Im Anschluss daran wurden in Opposition und Bevölkerung Stimmen nach einem „schwarzen Frühling“, angelehnt an den Regierungsumsturz in Ägypten im Dezember 2010 und dem daraus entstandenen „arabischen Frühling“ laut. Der nach dem Regierungsumsturz entbrannte Machtkampf um die Führung des Landes ist nun mittlerweile entschieden: Medienberichten zufolge, stellt sich die Armee des Landes hinter den Offizier Isaac Zida, welcher nun die Führung der Übergangsregierung bis zu den Neuwahlen übernehmen soll. Zwar wurde durch die Armee der Bevölkerung bereits eine schnelle Ansetzung von Neuwahlen angekündigt , dennoch bleibt abzuwarten, ob der zugesicherte „friedliche, demokratische Übergang“ tatsächlich stattfindet und in welche Richtung sich Burkina Faso v.a. im Hinblick auf wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Faktoren entwickeln wird. Die aktuellsten Informationen stammen ungefähr aus der Zeit Oktober/November 2014. Selbst das Auswärtige Amt hat derzeit keine näheren Informationen über die weitere Entwicklung in Burkina Faso.
Burkina Faso gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Im Human Development Index 2014 war der Staat, welcher seit seiner Unabhängigkeitserklärung von der französischen Kolonialmacht im August 1960 u. a. verschwenderische Staatspräsidenten, Militärregimes und Grenzkriege mit benachbarten Staaten zu verkraften hatte, auf Position 181 von insgesamt 187 Ländern mit einem Wert von 0,388 gelistet. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik Deutschland wurde im gleichen Index auf Position 6 mit einem Wert von 0,911 gelistet . Die Aussagekraft dieser Werte soll im späteren Verlauf noch erörtert werden, aber schon jetzt sollte auffallen, dass im Entwicklungsstand der beiden Länder wohl ein signifikanter Unterschied bestehen muss. Über die Hälfte der Bevölkerung Burkina Fasos lebt unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar pro Tag. [...]
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Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einführung in die Thematik
1.1. Problemstellung
1.2. Vorgehensweise
2. Theoretische Fundierung und Hintergründe zur Entwicklungszusammenarbeit
2.1. Das Begriffstrio der Entwicklungspolitik
2.2. Institutionen und Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit
3. Armut – Definition, Ursachen, Ausprägungen und Lösungsansätze
3.1. Armut – eine von kulturellen Wertvorstellungen abhängige Thematik
3.2. Wirtschaftliche Armut als Armutsdefinition der westlichen Welt
3.2.1. Das Armutsverständnis der Institutionen der EZ
3.2.2. Kritik am wirtschaftlichen Armutsverständnis
3.3. Ursachen und Ausprägungen von Armut
3.3.1. Ursachen der Armut für Länder bzw. Ländergruppen
3.3.2. Auswirkungen der Armut
3.4. Lösungsansätze zur nachhaltigen Bekämpfung von Armut
3.4.1. Der Aspekt der Nachhaltigkeit in der Armutsbekämpfung
3.4.2. Entwicklungspolitik
3.4.3. Unternehmerische Ansätze
4. Praxisbeispiel – Entwicklungsprojekte von HELVETAS
4.1. Historie, Struktur, Leitbild und Zielsetzung von HELVETAS
4.2. Projekte in Burkina Faso
4.2.1. Bio-Landbau und Fairer Handel in Zusammenarbeit mit hessnatur
4.2.2. Erschließungsstraßen und Infrastruktur
4.2.3. Grundausbildung und berufliche Bildung
4.3. Bewertung der Projekte
5. Fazit
Literaturverzeichnis


3. Armut – Definition, Ursachen, Ausprägungen und Lösungsansätze
  3.1. Armut – eine von kulturellen Wertvorstellungen abhängige Thematik
  Wer ist arm? Eine Frage, die wohl kaum von den derzeit schätzungsweise 7,32 Milliarden Menschen auf dieser Erde[45] einheitlich beantwortet werden könnte. Erst vor kurzem erschien in der ZEIT ONLINE ein Artikel, dass trotz des anhaltenden Aufschwungs immer mehr deutsche Bundesbürger als arm gelten. Der Verfasser des Artikels geht sogar noch weiter und meint, dass der derzeitige Boom in Deutschland nur möglich war, weil so viele in die Armut getrieben wurden.[46] Kaum vorstellbar, dass es in Deutschland „arme“ Menschen gibt, wenn man das einmal im globalen Kontext betrachtet. Aber die Auffassung von Armut liegt wohl auch im Auge des Betrachters.   Weltweit gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen, wann man als „arm“ gilt. In den westlichen Industrieländern unterliegt die Armutsdefinition einer wirtschaftlichen, quantitativen und auf den Wohlstand bzw. Lebensstandard bezogenen Auffassung. Diese Definition sowie kritische Stimmen hierzu wird im nachfolgenden Teilabschnitt noch konkreter vorgestellt. Das Ziel unserer sog. Verkehrswirtschaft ist nach Braun also das Verkaufen einzelner Leistungen auf dem Markt. Mit den erzielten Erlösen (abzgl. zu zahlender Steuern) kann man dann wiederum auf dem Markt die Güter kaufen, die benötigt werden und den eigenen Wohlstand steigern. In der Subsistenzwirtschaft zielt der Mensch darauf ab, möglichst alles, was man benötigt, selbst herzustellen und nur die Dinge extern über einen Markt zu erwerben, die eben nicht selbst produziert werden können.[47] In dieser Wirtschaft ist das Anhäufen monetärer Mittel nicht nötig und auch gar nicht sinnvoll. Auch Bennholdt-Thomsen macht darauf aufmerksam, dass bei der Subsistenzwirtschaft die Selbstversorgung ohne große Überschüsse im Vordergrund stehe, der Tauschhandel der eigenen Erzeugnisse auf lokalen Märkten zwar vorhanden ist, die Güter aber nach ihrem Gebrauchswert und nicht nach ihrem möglichen Tauschwert bemessen werden. Das Ziel ist demnach nicht das Erwirtschaften von Profit oder die Gewinnmaximierung, sondern die Sicherstellung des eigenen Lebensbedarfs.[48] Nach der Definition der wirtschaftlichen Armut würden die Menschen, die sich in einer solchen Lebens- bzw. Wirtschaftsweise befinden, unter Armut leiden, da eben nicht die ausreichende Versorgung durch materielle Güter und Dienstleistungen vorhanden ist.   Neben dieser, doch recht gegensätzlichen Wirtschaftsweise, gibt es noch andere, oft durch religiöse oder philosophische Weltanschauungen geprägte Lebensweisen, die auch als „freiwillig gewählte Armut“ bezeichnet werden könnten. In der Bibel wird durch Jesus von Nazareth, immerhin Stifter bzw. Fundament der weltweit größten Religion mit ca. 2,39 Milliarden Anhängern und damit 33,39 % der derzeitigen Weltbevölkerung[49], beispielsweise die Armut als eine der zwingenden Heilsvoraussetzung benannt:   „Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! [...] Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“[50]   Auch so gab es in der Geschichte des Christentums immer wieder das Streben einzelner Aussteiger und ganzer Gemeinschaften nach einem Leben in Armut zur Nachahmung des Lebens Jesu. Dies zunehmend, als der päpstliche Sitz und der Klerus mehr und mehr dem weltlichen Machstreben und der Anhäufung von Besitztümern verfiel. Besonders bemerkenswert ist hier die Person Franziskus von Assisi (1181 – 1226), der ein Leben in absoluter Armut pflegte, das unbedingte Armutsgebot von allen verlangte und im Jahr 12010 seine Vorstellungen dem Papst im Rom vortrug und verlangte, dass die Kirche all ihren Besitz verkaufen und unter den Armen aufteilen solle.[51]   Die gelebte Armut ist auch im Sufismus, eine eher mystisch geprägte Strömung des Islam, ein zentrales Element. Dabei wird Armut nicht am Mangel an Besitz sondern auch an einer inneren Haltung festgemacht. Die den Sufismus praktizierenden Sufis bzw. Derwische entscheiden sich teilweise in großer Zahl für ein Leben in Armut und Askese.[52]   Natürlich betrifft die, durch religiöse oder philosophische Weltanschauungen, freiwillig gewählte Armut nur einen marginalen Teil der Bevölkerung. Jedoch ist die erwähnte Subsistenzwirtschaft durchaus als interessantes Gegenstück zu unserer westlichen Wirtschaftsweise zu verstehen und spielt in der praktischen Umsetzung Entwicklungszusammenarbeit zum Verständnis der Lebensweisen zahlreicher indigener Gemeinschaften eine wichtige Rolle. Wie die westlichen Industrieländer und damit auch Deutschland und die Schweiz Armut grundsätzlich verstehen, welche Sichtweisen damit auch die Institutionen und Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit haben und welche konkrete Kritik an dieser Sichtweise von verschiedenen Seiten geübt wird, soll nun im nächsten Teilabschnitt erörtert werden.   3.2. Wirtschaftliche Armut als Armutsdefinition der westlichen Welt
  Nach dem westlichen Verständnis definiert sich die Armut vor allem aus einem wirtschaftlichen, materiellen und auf Wohlstand bezogenen Verständnis. Möchte man dieses Phänomen genauer erläutern, weisen viele Autoren, darunter auch Klasen, daraufhin hin, dass Armut viele Aspekte des Lebens berühre, diese nicht ausschließlich am Einkommen festzumachen sei und man zu Beginn zwischen relativer und absoluter Armut unterscheiden müsse. Nach Klasen kann z. B. in reichen Ländern eine relative Armut herrschen, obwohl in diesen Ländern die wichtigsten Grundbedürfnisse durch Sozialsysteme befriedigt werden. Man kann also relativ arm sein, wenn im Vergleich zur übrigen Gesellschaft eines Landes eine Unterversorgung an materiellen und immateriellen Gütern besteht. Da in dieser Arbeit jedoch die Armutsproblematik in den Entwicklungsländern Hauptthema ist, bedarf es einer Auseinandersetzung mit dem Begriff der „absoluten Armut“. Dieser Begriff wurde 1973 durch den damaligen Präsident der Weltbankgruppe, Robert Strange McNamara anlässlich seiner Rede auf der Jahresversammlung der Weltbank in Nairobi eingeführt:   „Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben kämpfen, das unsere, durch intellektuelle Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte, Vorstellungskraft übersteigt.“[53]   Die durch die Weltbank ursprünglich festgelegte Armutsgrenze von 1,08 US-Dollar (gemessen in Kaufkraftparität zum damaligen Basisjahr 1993) wurde 2008 auf 1,25 US-Dollar angehoben. Menschen die also weniger als 1,25 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben leben unterhalb der absoluten Armutsgrenze und gelten als „arm“. Wie die verschiedenen EZ-Institutionen Armut verstehen soll nun im Folgenden vorgestellt werden.   3.2.1. Das Armutsverständnis der Institutionen der EZ
  Wie bereits erläutert orientieren sich die vorgestellten Institutionen der EZ maßgeblich an den UN-Millenniumsentwicklungszielen, die eine Bekämpfung von extremer Armut und Hunger miteinschließen und der Wert von 1,25 US-Dollar pro Tag als Orientierungsgröße dient. Wie konkret Armut verstanden wird zeigt die folgende Tabelle und deren Erläuterung:   Abb. 5 – Wechselbeziehungen zwischen den Dimensionen von Armut und Wohlergehen   Quelle: OECD, Die DAC-Leitlinien, S. 45     [54]     [55][56]   [57][58][59][60]   [61][62]   [63]   Alle genannten Institutionen bzw. Organisationen verweisen direkt bzw. indirekt auf die Millenniumsentwicklungsziele und orientieren sich damit grundsätzlich an der, durch die Weltbank festgelegte, absolute Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar (unter Berücksichtigung der Kaufkraftparität). Darüber hinaus haben die Organisationen ein mehr oder weniger erweitertes Bild von Armut. Während die Weltbank als monetäres Institut sich vornehmlich auf die Einkommensseite der Armen konzentriert, ist das Phänomen der Armut nach Auffassung des BMZ, des DAC oder der Alliance Sud ein mehrdimensionales Problem und muss dementsprechend von unterschiedlichen Seiten bearbeitet werden.   Bevor die Ursachen und konkreten Ausprägungen von Armut näher untersucht werden, sollen jedoch ein paar ausgewählte Stimmen zu Wort kommen, die das wirtschaftliche, vornehmlich auf materiellen Wohlstand bezogene Armutsverständnis insbesondere in ihrer Methodischen und politischen Herangehensweise kritisieren. Dabei spielt der Begriff „globalisierter Eurozentrismus“ eine...


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