Müller / Zitouni | Dieter Müller - Meine zwei Leben | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Müller / Zitouni Dieter Müller - Meine zwei Leben

Was mir das Schicksal genommen und der Fußball gegeben hat. Nominiert für das Fußballbuch des Jahres 2020

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-8419-0715-8
Verlag: Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Dieter Müller ist eine Legende. Ein Fußball-Star in den 70er- und 80er-Jahren, Torschützenkönig in der Bundesliga und der Nationalmannschaft, er hält mit sechs Toren in einem Spiel einen Rekord für die Ewigkeit. Dabei meinte es das Leben nicht immer gut mit dem Offenbacher, der u.a. für den 1.FC Köln und den VfB Stuttgart auf Torejagd ging. Eine schwierige Kindheit und Jugend, familiäre Probleme, später eine Kette von Schicksalsschlägen. Sein erst 16jähriger Sohn stirbt an einem Gehirntumor, Müller selbst fällt nach einem Herzinfarkt in ein schweres Koma. Der Fußball, dem er auch nach seiner Karriere eng verbunden bleibt, ist da ein Glücksfall, hilft ihm, immer wieder ins Leben zurückzukehren. Der Sport hat sicher auch an Anteil an Müllers vielleicht größter Leistung: Trotz aller Rückschläge blickt er bis heute optimistisch und positiv nach vorne, begegnet seinen Mitmenschen voller Empathie und Sensibilität. Dieter Müller hat eigentlich mehr mitgemacht, als in ein einziges Leben passt. Wie gut, dass es dieses Buch gibt, in dem er davon erzählen kann.

Dieter Müller, geboren 1954 in Offenbach, spielte unter anderem für Kickers Offenbach, den 1. FC Köln, den VfB Stuttgart und Girondins Bordeaux. Bis heute ist er einer der erfolgreichsten Torschützen der Bundesliga. Nach seiner aktiven Karriere war er viele Jahre Präsident und Manager bei Kickers Offenbach. Heute betreibt Dieter Müller eine Fußballschule in Hessen.
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Widmayer und die Reise nach Aschgabad
Das Stadion am Bieberer Berg: Für jeden halbwegs fußballbegeisterten Jungen in Offenbach, und das waren zu meiner Jugendzeit eigentlich alle, übte die Spielstätte des OFC eine besondere Anziehungskraft aus. Wenn die beiden großen Flutlichtmasten an einem Freitagabend oben auf dem Berg über der Stadt erstrahlten, war das ein Festtag. Die Abendspiele in Offenbach waren bei den anderen Teams gefürchtet, so manche bereits verloren geglaubte Partie wurde hier mit der frenetischen Unterstützung der Fans noch gedreht. Die Ränge stiegen direkt vom Spielfeldrand auf. Es gab keinen Auslauf, geschweige denn eine Tartanbahn. Zwischen Tribüne und Spielfeld lagen tatsächlich nur wenige Meter. Das sorgte für diese ganz spezielle Stimmung. Man war so dicht am Geschehen, dass man die verbalen Auseinandersetzungen der Akteure mitbekam. Und wenn man wie ich einmal erlebt hatte, wie das ganze Stadion „Hermann, Hermann“ skandierte, vergaß man das nie mehr. Hermann Nuber, der Kickers-Spieler, war in den 60er-Jahren auch mein Idol. Später sollte ich unter ihm hin und wieder bei den Amateuren trainieren. Aber noch war es nicht so weit. Ich war gerade erst in die B-Jugend des Klubs gewechselt. Direkt hinter der Gegengeraden lagen die Hartplätze, auf denen die Jugendteams trainierten und spielten. Wenn wir gegen die verhasste Mannschaft aus der Nachbarstadt Frankfurt, die Eintracht, antraten, kamen aber auch schon mal 800, 900 Zuschauer. Nach den Jahren in Götzenhain genoss ich diese Kulisse und trug das Wappen des OFC mit Stolz auf der Brust. Ich hatte ein ziemlich gutes Jahr in der B-Jugend. Mein Trainer Uwe Peterson vertraute mir und förderte mich, wo es ging. Er war für mich so etwas wie die erste Vaterfigur im Fußball. Später arbeitete er viele Jahre in meiner Fußballschule. Regelmäßig stand ich unter ihm in der Startelf, und ebenso regelmäßig schoss ich meine Tore. Er empfahl dem Verein, mich als jüngeren A-Jugendlichen direkt in die A1 zu übernehmen, wo Kurt Schreiner, eine Offenbacher Legende, Trainer war. Im Juni 1970, ich war 16, schloss ich zudem meine Mittlere Reife ab, ab August sollte ich die Handelsschule in Frankfurt besuchen. Die Dinge kamen also voran. Auch für unsere Profi-Mannschaft, die nach dem direkten Abstieg aus der Bundesliga 1969 ein Jahr später wieder die Chance zum Aufstieg hatte. Am 24. Juni 1970, einem Sonntag, am vorletzten Spieltag in der Aufstiegsrunde zur Fußballbundesliga, spielte Offenbach zu Hause gegen den FK Pirmasens. Eine unglaubliche Spannung lag in der Luft. Schon am Mittag strömten Tausende Kickers-Fans hoch zum Bieberer Berg. Das Stadion war mit 30 000 Zuschauern restlos ausverkauft. Die ganze Stadt fieberte mit, ich natürlich auch. Es war schließlich ein Unterschied, ob man für einen Bundesligisten oder einen Regionalligisten auflief. Die Stimmung war großartig, aber die Bedeutung des Spieles und der Druck schienen die Kickers um die Stützpfeiler Egon Schmitt, „Pille“ Gecks, Helmut Kremers, Roland Weida und Walter Bechtold zu lähmen. Ein Sieg musste her. Bei einer Niederlage hätten der VfL Bochum oder Hertha Zehlendorf vorbeiziehen können. Wir führten 1:0, doch dann fiel das 1:1 der Pfälzer, und es wurde still im Rund. Aber da war ja noch der Schiedsrichter. Walter Eschweiler, der die Partie pfiff, meinte es gut mit dem OFC. Kurz vor der Pause gab er uns einen mehr als schmeichelhaften Elfmeter, dann erkannte er einen Einwurf, der über den Torwart hinweg direkt im Pirmasenser Tor landete, trotz heftigster Proteste zum 3:1 an, und zu guter Letzt zeigte er Pirmasens auch noch eine völlig übertriebene Rote Karte. Am Ende gewannen wir 4:1. Trainer Tschik Cajkovski, den ich später beim 1. FC Köln kennenlernen sollte, hüpfte wie wild auf dem Platz herum. In Offenbach wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Mein erstes Jahr in der A-Jugend des OFC Der OFC war also zurück in der Ersten Liga, ich rückte ins A1-Team, Kurt Schreiner wurde mein Trainer. Schreiner war Teil der Mannschaft gewesen, die 1949 und 1955 zweimal die Oberligameisterschaft gewonnen und danach jeweils knapp die Deutsche Meisterschaft verpasst hatte. In Offenbach trainierte er nach seiner aktiven Laufbahn die Amateure und die Jugendteams. Ihm gehörten in Offenbach mehrere Kinosäle, zum Beispiel auch das Atlantik, das ich gerne besuchte. Er war aber nicht nur ein guter Geschäftsmann, sondern hatte auch als Trainer seine Meriten. Im April 1968 war er für den gefeuerten Kurt Baluses auf der Trainerbank eingesprungen und hatte als Interimstrainer den OFC zum ersten Mal in die Bundesliga geführt. Das begründete seinen Heldenstatus in Offenbach. In erster Linie war Schreiner aber ein hervorragender Jugendtrainer, mit Jugendlichen konnte er sehr gut umgehen. Er nahm sich Zeit, hatte sich viele meiner B-Jugend-Spiele angesehen und mir zahlreiche Tipps gegeben. Er war immer positiv, freundlich und konnte motivieren. Ich mochte seine Art sehr. Aber im Sommer 1970 brach sich der neue Coach der ersten Mannschaft, Aki Schmidt, Nachfolger von Tschik Cajkovski, das Bein und fiel als Trainer aus. Schreiner musste für acht Wochen einspringen. Da die letzten vier Pokalrunden der Saison 1969/70 aufgrund der WM in Mexiko in den Juli und August verlegt worden waren, durfte Schreiner den OFC in drei Spielen ins Pokalfinale nach Hannover führen. Offenbach gewann mit Schreiner auf der Bank gegen Dortmund, sensationell in Frankfurt und auch gegen Nürnberg im Halbfinale – alles innerhalb weniger Wochen. Am 29. August stieg schließlich das Finale gegen den scheinbar übermächtigen 1. FC Köln in Hannover. Dort saß erstmals der neue Coach Schmidt auf der Bank. Offenbach gewann überraschend 2:1 und holte das erste und bisher einzige Mal in der Geschichte den DFB-Pokal auf die südliche Seite des Mains. Ich sah das Spiel in Götzenhain im Fernsehen. Unvergessen, wie Torwart Karl-Heinz Volz kurz vor Schluss den Elfmeter von Werner Biskup hielt. Ich hüpfte auf der Couch herum wie ein Irrwisch. Den Triumphzug der Mannschaft um Kapitän Egon Schmitt durch die Offenbacher Innenstadt in Cabrios am nächsten Tag wurde von Zigtausenden gefeiert. Auch mein Stiefvater und ich fuhren in die Stadt, um den Spielern zuzujubeln. Damals ahnte ich nicht, dass ich den Pokal sieben Jahre später selbst in den Händen halten würde. Das erste Jahr in der A-Jugend war alles in allem nicht einfach. Die körperlichen Anforderungen waren weitaus höher, ich hatte keinen Stammplatz. Zum Team gehörten unter anderem Erich und Heinz Traser, die Zwillinge aus Wixhausen bei Darmstadt, die mich auf dem Weg zu den Spielen öfters abholten, beide spätere Bundesligaprofis, und der talentierte Rainer Blechschmidt. Vorne drin hatte ich mit dem etwas älteren Walter Krause, der in der Jugendnationalmannschaft spielte, einen starken Konkurrenten. Aber die Konkurrenz spornte mich an, ich lernte, mich durchzubeißen, und Schreiner war ein guter Trainer, der mir viel beibrachte. Er legte sehr viel Wert auf die Schusstechnik und korrigierte uns fortwährend. Wir schossen so viel im Training, dass uns die Füße wehtaten. Schon damals hatte ich, obwohl ich nicht ganz so groß war, ein gutes Kopfballspiel. Schreiner war aber nicht zufrieden: „Du kannst das besser“, sagte er. Er schickte mich an das Kopfballpendel neben dem Platz. Die jungen Spieler von heute kennen das kaum noch, dabei sollte es eigentlich Standard sein: ein Pfosten, ein Ball und eine Leine. Ich musste fast nach jedem Training nach draußen ans Pendel. Kein Tor, kein Netz, keine Flanke, nur dieses Ballpendel, das immer wieder hin- und herschwang. Anfangs war ich beleidigt, wenn ich draußen Zusatzschichten absolvieren sollte. Mit den Wochen wurde mein Kopfball aber immer fester und präziser. Vor allem bekam ich dadurch ein gutes Timing, was mir in späteren Profijahren unglaublich weiterhalf. Zu ahnen, wo der Ball runterfällt, um ihn dann ins Tor einzunicken, ist ja das Kerngeschäft eines Torjägers, und das lernte ich in Offenbach neben dem Hartplatz. Unter der Woche fuhr ich meist direkt von der Handelsschule in Frankfurt nach Offenbach, wo mich dann mein Stiefvater abholte, um mich nach Götzenhain zu bringen. Er kam auch schon mal früher, schaute beim Training zu und versuchte, so oft wie möglich bei den Spielen dabei zu sein. Nun ging es ja nicht mehr gegen Langen oder Egelsbach, sondern wir spielten gegen Darmstadt 98, Eintracht Frankfurt oder den FSV Frankfurt. Wir wurden Hessenmeister, mussten uns aber bei der Süddeutschen Meisterschaft dem 1. FC Nürnberg geschlagen geben. Für ein Jahr sollte dies das letzte Spiel sein, das wir mit der A-Jugend verloren. Wir hatten eine richtig starke Mannschaft. Gleichzeitig erschütterte der Bundesliga-Skandal 1971 die deutsche Fußballwelt. OFC-Präsident Horst-Gregorio Canellas, den man regelmäßig am Bieberer Berg sah, hatte mit heimlich aufgenommenen Tonaufnahmen von Bestechungsversuchen den Skandal losgetreten, der den Fußball zwischen Kiel und München für Jahre belastete. Offenbach war wieder abgestiegen, doch dieses Mal hatte das eine Menge mit bestochenen Spielern und Schmiergeldzahlungen zu tun, wie die langwierigen Ermittlungen ergaben. Außer Offenbach waren Schalke 04, Bielefeld, Hertha BSC, der MSV Duisburg, VfB Stuttgart, der 1. FC Köln, Rot-Weiß Oberhausen und Eintracht Braunschweig in die Schiebereien verwickelt. Am Ende wurden 52 Spieler verurteilt. Canellas trat noch am selben Tag, an dem er die Tonbandaufnahmen publik gemacht hatte, vom Amt des Kickers-Präsidenten zurück. Er wurde außerdem im selben Sommer vom DFB lebenslang gesperrt (weil er zum Schein auf Bestechungsangebote eingegangen war), 1976 aber begnadigt. Hans-Leo Böhm wurde 1971 sein Nachfolger als...


Zitouni, Mounir
Mounir Zitouni, 1970 in Leipzig geboren, ist Business-Coach, Autor und Medienberater. 14 Jahre lang arbeitete er für den kicker als Reporter. Zuvor verdiente der Deutsch-Tunesier, der auch für die tunesische U-21 auflief, sein Geld als Fußballer, unter anderem beim SV Wehen, FSV Frankfurt und Anfang des Jahrtausends für die Offenbacher Kickers. Sein Präsident dort hieß Dieter Müller. Mit ihm lieferte sich der eisenharte Verteidiger in den Trainingsspielchen rasanteste Duelle.

Müller, Dieter
Dieter Müller, geboren 1954 in Offenbach, spielte unter anderem für Kickers Offenbach, den 1. FC Köln, den VfB Stuttgart und Girondins Bordeaux. Bis heute ist er einer der erfolgreichsten Torschützen der Bundesliga. Nach seiner aktiven Karriere war er viele Jahre Präsident und Manager bei Kickers Offenbach. Heute betreibt Dieter Müller eine Fußballschule in Hessen.

Dieter Müller, geboren 1954 in Offenbach, spielte unter anderem für Kickers Offenbach, den 1. FC Köln, den VfB Stuttgart und Girondins Bordeaux. Bis heute ist er einer der erfolgreichsten Torschützen der Bundesliga. Nach seiner aktiven Karriere war er viele Jahre Präsident und Manager bei Kickers Offenbach. Heute betreibt Dieter Müller eine Fußballschule in Hessen.
Mounir Zitouni, 1970 in Leipzig geboren, ist Business-Coach, Autor und Medienberater. 14 Jahre lang arbeitete er für den kicker als Reporter. Zuvor verdiente der Deutsch-Tunesier, der auch für die tunesische U-21 auflief, sein Geld als Fußballer, unter anderem beim SV Wehen, FSV Frankfurt und Anfang des Jahrtausends für die Offenbacher Kickers. Sein Präsident dort hieß Dieter Müller. Mit ihm lieferte sich der eisenharte Verteidiger in den Trainingsspielchen rasanteste Duelle.


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